Bohlens Marktwert im freien Fall


Letzten Samstag habe ich ein Buch gekauft. Ich gestehe: Der Preis gab den Ausschlag. Nur 1.00 statt 20.00 €, und das für einen – na gut: zwei Jahre alten – Bestseller, 2. korrigierte Auflage, gebunden und mit Schutzumschlag. Wer kann daran vorbeigehen? Tatsächlich habe ich sogar darin gelesen. Drum weiß ich, wie der Autor den Preisverfall bewerten würde ...


»Also, da schlendere ich so durch Eppendorf und entdecke vor Wohlthat einen Riesenstapel von meinem Buch ›Hinter den Kulissen‹. Hey, denke ich, da sind wohl beim Verlag ein paar Paletten im Lager wieder aufgetaucht. Seit Monaten erzählt mir Randomhouse, das Buch sei vergriffen und eine Taschenbuchausgabe lohnt sich nicht. Da denke ich ganz anders drüber.

Als ich näher an den Laden ’rantrete, fällt mein Blick auf das Preisschild: ›Früher 20.00, jetzt 1,00 Euro‹ steht da. Ich glaube, ich kollabiere gleich. Wisst ihr, was das bedeutet? Da will mich jemand fertig machen, euer Dieter soll getötet werden ... Ich weiß noch nicht, wer dahinter steckt, aber das krieg ich raus. Mit einer Ray-Ban auf der Nase und der Base-Cap tief im Gesicht schlendere ich in den Laden und kaufe mein eigenes Buch für einen läppischen Euro ... das tut richtig weh.
Bei Ebay wurden für die unzensierte Erstauflage über 200 Euro geboten. Ein echtes Sammlerstück. Und jetzt verschleudern sie mein Werk für 1 Euro ... Das soll nichts anderes heißen als: ›Euer Dieter ist nichts mehr wert!‹ Ich nenne so was Rufmord. Das ist mir in meiner ganzen Karriere noch nicht passiert. Das gefloppte Blue-System-Album von 1989 haben wir mit drei LKWs zum Recycling gefahren. Kein Hirni ist damals auf die Idee gekommen, es für 2 Mark in den deutschen Fußgängerzonen zu verscherbeln.

Ich habe natürlich sofort bei Randomhouse angerufen. Hartmut war gleich dran. Ich war megamäßig geladen, so dass der mich erst mal 20 Minuten beruhigen musste. Dann erzählt mir Hartmut, dass sie rund 20.000 angegammelte Restauflage über der Republik abgeworfen haben. Alle für 1 Euro, weil es ›Mängelexemplare‹ gewesen wären. Ich sag: ›Hartmut, das Exemplar hier in meiner Hand ist so neu wie der BMW, den ich gestern bei meinem Händler in Tötensen abgeholt habe. Da gibt es keine Mängel. Aber ich glaube, bei euch mangelt es an etwas: an Respekt vor eurem Megaseller-Autor. Ich hab’ euch in den letzten 3 Jahren einen zweistelligen Millionenumsatz beschert. Zum Dank macht ihr mich jetzt lächerlich mit dieser Sonderaktion.‹ Dann knipste ich ihn aus dem Funk und kaufte bei Wohlthat für 50 Euro den ganzen Stapel Bücher auf.«

Demnächst mehr in Dieter Bohlens 3. Buch »Mein Weg aus der Krise«



Ausverkauf 2005: Dieter Bohlens »Hinter den Kulissen«, erschienen im Oktober 2003



Schmerzhafter Preisverfall: nicht gut fürs Image

Herausgegeben: Fr - September 9, 2005 at 10:48 vorm.         |


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