Fontnaepfchen 4: kreativ sein


Wenn Sie professionell gestalten, verwenden Sie nie das Wort »kreativ« für Ihre Arbeit. Warum, werde ich gleich zeigen. Der Begriff steht bei mir seit Jahren auf der schwarzen Liste. Inzwischen ist er ganz unten angekommen: Bastelstuben sind kreativ, Frisöre, Plattenleger, Stempelläden ... ja in Wiesbaden gibt es Anfang November sogar die Messe »Kreativ Welt«. Die Werbung dafür lässt ahnen, was zu erwarten ist. Weiterlesen ...


Beim Wochenendbesuch in meiner Heimatstadt traf ich auf zwei Schilder, die nur wenige Meter voneinander entfernt am Ortsausgang standen. Das eine verweist auf einen »kreativen Stempelladen« – ich wusste noch gar nicht, dass inzwischen schon Läden kreativ sein können. Gleich daneben wird die Fachmesse für die Betreiber solcher Einrichtungen angekündigt: Kreativ Welt in Wiesbaden, vom 3. bis 6. November in der Rhein-Main-Halle. In beiden Fällen entlarvt die Typografie das Anliegen, oder anders herum: sie bestätigt den Stellenwert des Wortes »kreativ«. Es ist ausgebrannt, am Ende.



Bad Camberg, Oktober 2005 (Foto: Fontblog)


Wenn Kreativität die Hobby-Welt erreicht ... (Foto: Fontblog)



Ed Benguiat sagte mal, dass sich mit der Schrift Avantgarde eigentlich nur eines richtig ansprechend schreiben ließe: das Wort Avantgarde (siehe hier ). Doch auch dies gelingt nicht immer, wie ich gestern in Berlin Steglitz lernen musste ... (Foto: Fontblog)

Herausgegeben: Mi - Oktober 12, 2005 at 08:59 vorm.         |


©