Diplomarbeit: Musik-Artwork statt Filzstift


Mit MP3 wurde die Musik-CD zum Auslaufmodell. Sie dient meist nur noch als Transport-Medium vom Händler zum Schreibtisch. Am Computer wird die Musik dann für iPod, Memory-Stick oder DVD-Player in handliche Digitalformate konvertiert. Das Original wandert samt Booklet ins Regal. Weg ist sie, die Gedächtnisstütze, die Hintergrundinformation, der Text, die schöne Gestaltung. Eine bemerkenswerte Diplomarbeit (Love Your Music) des Bielefelder Studenten Klaus Bremers beleuchtet den veränderten Musikkonsum und die visuellen Begleiterscheinungen. Weiterlesen ...


Aus der Diplomarbeit: »Das Ersthören eines neuen Albums war eine Zeremonie. Die komplette Laufzeit wurde voll und ganz dem neuen Werk gewidmet. Die Musik wurde bis auf den letzten Ton aufgesogen, die Texte der Band auswendig gelernt. War die CD in eine Papp-Verpackung gehüllt, erwischte man sich dabei, wie man mit der Hand über die Pappoberfläche strich, die sich haptisch vom Bilderdruckpapier des Booklets abhob. Die CD stellte auch als Gegenstand einen Wert dar. Sie war ein Kult-Objekt, und manch einer war auf die CD-Sammlung seines Freundes neidisch.
Das Cover war eine weitere sinnliche Erfahrungsebene. Im Kopf verknüpfte sich die Musik mit der Covergestaltung und dem Albumtitel. Jeder erinnert sich, was auf dem Nirvana-Album abgebildet ist, auf dem Smells Like Teen Spirit der erste Song ist. Die
Covergestaltung stellte neben den Songs ein zusätzliches Statement dar. Mal provokant, mal ironisch, mal angepasst. Durch das Cover wurde dem Album eine weitere Sinnebene hinzugefügt. Zu Musik und Gesang (Text) gesellte sich das Bild und im Idealfall eine haptisch interessante CD-Hülle. Auf vier Ebenen lernte man das Werk des Künstlers zu schätzen. Zugegeben, dies ist immer noch sehr abstrakt, verglichen mit einem Konzertbesuch in der ersten Reihe, aber dennoch schien es zu helfen, die Personen hinter dem Werk zu erkennen und zu verstehen.«



In der Diplomarbeit Love Your Music (FH Bielefeld; Prof. Helmut M. Schmitt-Siegel und Prof. Dr. Martin Roman Deppner) nähert sich Klaus Bremers dem Thema von der Design-Seite. Er nimmt Musikfernsehen, Radio, illegale und legale Musikangebote und MP3-Player unter die Lupe. Das Ergebnis ist erschreckend: Unsere Musik hat ihr visuelles Bild eingebüßt.
Doch noch ist nichts verloren. Bremers entwirft neue Modelle, um digitale Musik auch optisch wieder ins Blickfeld zu rücken: von der Typografie, über animierte Songtexte und einem extended CD-Cover bis hin zur DVD-Single.

Die 50-seitige Diplomarbeit von Klaus Bremers als PDF (7,2 MB)
Die Diplomarbeit als Bildschirm-Präsentation (PDF downloaden, 6,7 MB)

Herausgegeben: Mi - Oktober 12, 2005 at 09:01 nachm.         |


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