Neue FontShop-Kampagne


Wenn ein Song im Radio läuft, bekommen Komponist und Texter Tantiemen. Wenn Deine Schrift auf einem SPIEGEL-Titel erscheint oder ein Bestseller damit gesetzt wird, bekommst Du nichts. Das ist ungerecht, aber rechtsmäßig: Die Darbietung und Vervielfältigung von Schriftsatz ist abgabenfrei. Nicht legal ist die Benutzung unlizenzierter Schriften im Designbüro. Dies ärgert Schriftentwerfer und auch FontShop. Mehr zum Thema ...


Beispiel Harry Potter und der Orden des Phönix (Band 5), britische Ausgabe: Leser im Königreich äußerten sich empört über den schlechten Druck, die Bindung und die verwendete Schrift. Die Type der US-Ausgabe sei größer, kräftiger und klarer (»larger, fuller, and clearer«). Kein Wunder, denn das Buch war in einer modernen Fassung der Buchschrift Garamond gesetzt, und zwar in der Adobe Garamond, 1989 gezeichnet und digitalisiert von Robert Slimbach. Sie ist perfekt abgestimmt auf moderne Druckverfahren, zum Beispiel Rollen-Offset. Die UK-Ausgabe bediente sich einer zu leichten und schwer lesbaren Garamond, deren Proportionen auf Vorlagen für den Bleisatz basierten.



Dank Robert Slimbach haben die US-Leser ihren Harry Potter schneller verschlungen als die Briten: Die Augen ermüdeten weniger rasch, das Lesetempo war höher aufgrund der schneller zu erfassenden Wörter. Leider wird Slimbachs Beitrag zum Genuss des Romans kaum honoriert. Während die Autorin Joanne K. Rowling, die Illustratorin Mary GrandPré, die Druckerei, der Papierhersteller, der Buchhändler pro verkauftem Buch ihren Anteil erhalten, geht der Schriftentwerfer leer aus. Allein die Setzerei, die den Text des Romans erfasst und umbrochen hat, zahlte (hoffentlich) eine Nutzungslizenz für die Adobe-Garamond-Familie. Ob sie mit der Schrift einen Bestseller oder eine Visitenkarte gestaltet, hat auf den Lizenzpreis genauso wenig Einfluss wie die wiederholte Verwendung der Schrift, denn einmal lizenzieren heißt: für alles und so oft man will verwenden dürfen. Schön für die Schriftbenutzer, weniger schön für die Schriftentwerfer.
Richtig angeschmiert sind die Schriftkünstler, wenn die Benutzer ihrer Fonts die erforderliche Nutzungslizenzen schlicht ignorieren, sprich: mit einer Raubkopie arbeiten oder die kommerziellen Fonts wie Freeware kopieren und weitergeben. FontShop-Gründer Erik Spiekermann kann ein Lied davon singen. Seit 30 Jahren entwirft er Schriften, denen er überall auf der Welt begegnet: FF Meta, ITC Officina, FF Info und FF Unit. Komischerweise fließen die Tantiemen für die »Bestseller« immer spärlicher. Jüngst fragte er einen befreundeten Designer, ob er denn seine Schrift, die der Drucksache den letzten Schliff gab, auch lizenziert habe. Die Antwort: »Vergessen ... hole ich nach«.



FontShop-Gründer Erik Spiekermann ist Schriftschöpfer und Schriftbenutzer. Er hat für vieles Verständnis, aber Kollegen zu beklauen findet er »unter aller Kanone«. (Foto: Fontblog)

»Ich kann ja verstehen, wenn ein Kollege den ein oder anderen Font ›ausprobiert›, der ›irgendwie› den Weg auf seine Festplatte gefunden hat.« bemerkt Spiekermann augenzwinkernd. So was passiere, er stehe selbst mit beiden Beinen in der Berufspraxis. In dem Augenblick jedoch, wo mit einer Schrift ein kommerzielles Projekt produziert werde – egal ob für eine internationale Marke oder den Bäcker nebenan – sei eine Lizenz fällig. »In diesem Fall berechnet der Kollege Geld für seine Leistung, die meine Leistung enthält. Doch etwas weiter zu verkaufen, das man selbst nicht legal erworben hat, ist kein Kavaliersdelikt sondern Diebstahl.«

Schriftlizenzen kosten nicht die Welt. Eine neue FontShop-Anzeigenkampagne widmet sich dieser frohen Botschaft. Jeder Designer sollte mit einer legalen Schriftlizenz seine Jobs gestalten. Ein komplettes Designbüro (oder ein Großunternehmen) sauber mit Schriftlizenzen auszustatten, kostet nur einen Bruchteil der Lizenzen für Anwendungssoftware (vgl. Rechenbeispiel am Ende dieses Beitrags).
Eine Multilizenz ist für die Schriftentwerfer der bescheidene Ersatz für die nicht vorhandene GEMA. Wenn die Darbietung und Vervielfältigung gedruckter Schriften schon abgabenfrei ist, dann sollten große Setzereien, Designbüros und Unternehmen, in denen viele Menschen mit einer Schrift arbeiten, diese wenigstens für alle Arbeitsplätze lizenzieren.

Die neue FontShop-Anzeige zum Thema Schriftlizenzen:



Aktuelle FontShop-Anzeige zum Thema Multilizenzen, soeben erschienen in PAGE 10/2005 (Agentur: Studio Adhoc)


Ausschnitt FontShop-Anzeige, Beispielrechnung:



Vergrößerter Auszug FontShop-Anzeige: So preiswert sind Multilizenzen für Schriften

Herausgegeben: Mo - September 5, 2005 at 11:03 vorm.         |


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