Für das Staatsfernsehen der DDR entwickelte Axel Bertram in den 1980ern eine Schrift, die neben hervorragender Bildschirmlesbarkeit auch das Erscheinungsbild des Senders prägen sollte. Gründliche Recherche, Prüfung sowie eine großangelegte Reihe von Experimenten mit den besonderen Display Bedingungen des 625-Zeilen-Bildschirms führten zu drei Feststellungen:
- Serif-Buchstabenformen sind leichter zu erkennen als monolineare, serifenlose Schriften.
- Serifen stabilisieren und verdeutlichen die Buchstabenformen für die Bewegung entlang der Textzeile. Kompakte Serifenformen sind am besten geeignet.
- Wechselnder Strichkontrast bewirkt eine bessere Unterscheidung zwischen den Buchstaben.
Für die besondere Schriftumgebung – den TV-Bildschirm – führten Bertrams Gestaltungsentscheidungen zur bestmöglichen Lesbarkeit für das Medium
Bertram entwarf offene, sehr funktionelle Buchstabenformen. Er definierte den Duktus der Fernseh-Schrift durch moderate Kontraste und einer beispiellosen Serif-Form.
FF Videtur transformiert die ursprüngliche Schriftidee auf die Höhe der Zeit. Angeregt durch den Leiter des FontFont-Type-Departments, Andreas Frohloff, schufen Bertram und Frohloff gemeinsam aus der TV-Videtur eine moderne Satzschrift. Die Extremerfahrungen der Achtziger werden genutzt, um die wachsenden Anforderungen gegenwärtiger Ausgabegeräte und Medien zu erfüllen. So meistert die Schrift sowohl hohe Auflösungen als auch komplizierte Darstellungsbedingungen im analogen und digitalen Einsatz mit Bravour.
Befreit von den technischen Restriktionen des prädigitalen Entwerfens, wurden unter Beibehaltung der besten Eigenschaften der früheren Form alle Buchstaben neu gezeichnet und sowohl die vertikalen Proportionen als auch die Form der Serifen, bis hin zum Kontrast des Wechselzuges behutsam weiter entwickelt.
Humanistischen Grundformen prägen FF Videtur. Gepaart mit einer sachlichen Ausstrahlung und einer gewissen Strenge, besitzt sie dennoch eine warme Anmutung – basierend auf einem maßvollen Strichstärkenwechsel, deutlich differenzierten, offenen Buchstabenformen und relativ kurzen, keilförmig wie sanft gerundeten Serifen. Gestaltungsmerkmale, die einen homogenen Zeilen-Rhythmus ermöglichen.
Der zurückhaltende Strichkontrast und die offenen, klar differenzierten Buchstabenformen mit relativ kurzen und abgerundet-keilförmigen Serifen verleiht FF Videtur einen homogenen Rhythmus in der Zeilendarstellung
FF Videtur erscheint in den vier Grundschnitten
Light,
Regular,
Medium und
Bold. Sie unterstützt die Latein-basierten europäischen Sprachen. Neben
Lining- und Mediäval- Ziffern, mit sowohl proportionalem als auch tabellarischem Abstand, enthält der Zeichenumfang von 568 Glyphen, auch Bruchzahlen und wissenschaftliche Formel-Zeichen. Eine Reihe von Pfeilen, Symbolen und Ornamenten sorgt für Grafik-Unterstützung. Während die Schnitte
Light und
Regular die typischen Formen der Schrift repräsentieren, dienen die fetteren Schnitte
Medium und
Bold der Auszeichnung. Sie erweitern durch die notwendig wie maßvolle Abwandlung der Grundformen, die Anwendungsbreite der Familie. Eine Übersicht enthält das
FF-Videtur-Info-PDF (13 Seiten, 139 KB)
FF Videtur: OT, OT Pro | Offc, Offc Pro | Web, Web Pro |
Schnitt ab 39 Euro, Paket ab 75 Euro
Zu den Entwerfern:
Axel Bertram wurde in 1936 in Dresden geboren. Er studierte an der Hochschule für angewandte Kunst, Berlin-Weißensee. 1960 wirkte er an der Gründung der »Gruppe 4« Kunstwerkstatt mit und arbeitet als freier Grafiker in Berlin für Verlage und kulturelle Werbemittel. Ab 1972 wirkte er als Dozent für Schrift und Grafikdesign an der Hochschule für angewandte Kunst, Berlin-Weißensee, seit 1977 als Professor. 2004 erschien sein Buch »Das wohltemperierte Alphabet«. Mit seinem vielgestaltigen künstlerischen und publizistischen Werk gehört Axel Bertram zu den einflussreichsten deutschen Gestaltern der Nachkriegszeit. Seine Arbeiten werden im
Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek bewahrt. Gerade erschienen:
»Grafisches Gestalten in fünf Jahrzehnten«, eine umfangreiche Werkschau über Axel Bertrams Schaffen.
Andreas Frohloff wurde 1956 in Berlin geboren. Er ist Leiter der Schriften-Abteilung von FontShop International, verantwortlich für die Produktion der FontFonts. Er ist Kalligraph und Schriftengestalter und leitet seit vielen Jahren Kalligrafie-Workshops, zum Beispiel bei den TYPO-Konferenzen. Frohloff ist Lehrbeauftragter an verschiedenen Bildungeseinrichtungen. Seine Ausbildung umfasst Schildermalerei und Grafikdesign sowie spezielle Studien in Typografie und Erziehungswissenschaften.
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