FF Fago Pro: der Global Font für Design und EDV

(Dieser Beitrag enthält am Ende einen Link zu einem kosten­losen Test-FontFont, der hier gezeigten FF Fago Pro Extended Medium Italic. Um das Leistungsspektrum dieses OpenType-Pro-Fonts auf dem eigenen Rechner zu entde­cken, sollten Sie die Zeilen davor zumin­dest überfliegen.)

Es gibt zwei sehr unter­schied­liche Anwendergruppen, die das OpenType-Schriftformat begrüßen: typo­gra­fi­sche Gestalter und Dokumentverarbeiter. Erstere schätzen Ligaturen, inte­grierte Kapitälchen und viele Ziffernarten. Die zweiten schätzen … noch nicht viel, denn in den letzten Jahren wurden nur wenige kommer­zi­elle OpenType-Fonts neu vorge­stellt, die im EDV-Bereich punkten können. Meist fehlen grund­le­gende Zeichen, zum Beispiel solche aus der MS-DOS- und frühen Windows-Welt.
Die Stärke von OpenType ist seine Unicode-Unterbau. Unicode ist ein »lebender« inter­na­tio­naler Standard, in dem lang­fristig für jedes sinn­tra­gende Zeichen bzw. Textelement aller Schriftkulturen ein digi­taler Code fest­ge­legt wird. Damit löst sich das Problem unter­schied­li­cher, inkom­pa­ti­bler Kodierungen – nicht nur auf verschie­denen Computersystemen sondern auch in unter­schied­li­chen Ländern oder Kulturkreisen.

Das Ende der baby­lo­ni­schen Font-Verwirrung: Bald gibt es Computerschriften, die sämt­liche Zeichen aller lebenden und ausge­stor­benen Sprachen enthalten.

Bekannte Computer-Zeichencodes umfassen einen Glyphenvorrat von entweder 128 (7 Bit) Codepositionen (zum Beispiel der ASCII-Standard) oder 256 (8 Bit) Positionen, wie zum Beispiel ISO 8859-1 (auch als Latin-1 bekannt). Nach Abzug der Steuerzeichen stehen 96 Positionen bei ASCII und maximal 224 Positionen bei den 8-Bit ISO-Zeichensätzen für Schrift- und Sonderzeichen bereit – zu wenige, um die gleich­zei­tige Darstellung vieler Sprachen im selben Text zu bewältigen.

Der Coderaum von Unicode umfasste ursprüng­lich 65.536 Zeichen und wurde mehr­fach erwei­tert. Theoretisch finden in naher Zukunft unter diesem Standard die Schriftzeichen aller lebenden und ausge­stor­benen Sprachen ihren Platz.

FF Fago Pro ist die erste OpenType-Schriftfamilie, die nicht nur für Designer, sondern auch für EDV-ler gemacht wurde. Ihr Zeichenvorrat unter­stützt 43 Code-Pages*. Das heißt nicht nur, dass man mit Fago Pro 73 Sprachen setzen kann: auch alte EDV-Datenbestände – einschließ­lich MS-DOS-Grafiken – lassen sich mit der Schrift in ein neues Computer-Zeitalter beamen. Die Betreuer von rein text­ba­sierten Datenbanken können diese mit allen seman­ti­schen Informationen in Fago lesen und in moderner Typografie darstellen.

Warum sich EDVler und Grafiker aus unter­schied­li­chen Gründen über die römi­schen Ziffern in der Fago Pro freuen.

Die römi­schen Ziffern in FF Fago Pro bestehen nicht aus einzelnen Buchstaben, sondern sind als fixe Zeichen ange­legt, die gemäß Unicode an den dafür vorge­se­henen Positionen im Font liegen. In der EDV-Praxis heißt das: Textverarbeitungen und Datenbanken erkennen sie als Zahlen (wichtig für die auto­ma­ti­sche Sortierung … man kennt das aus Microsoft Excel) und Silbentrennprogramme reißen eine XII nicht ausein­ander. Typografen freuen sich darüber, dass die römi­schen Zahlen der Fago auch als Kapitälchen abrufbar sind dass sie die gene­relle Sperrung eines Textes unbe­rührt über sich ergehen lassen.

Fago Pro kann auch Sprachen darstellen, deren Zeichen sie gar nicht enthält … und Sie können es lesen, ohne es gelernt zu haben.

Neben den 73 »echten« Sprachen, die Fago Pro unter­stützt, kann jeder Fago-Schnitt mit seinen 208 Latin-Extended-Additional-Zeichen zusätz­liche Schriftsysteme darstellen: durch Transliteration. Hierbei werden Wörter aus einer »fremden« Buchstabenschrift (zum Beispiel kyril­lisch) buch­sta­ben­ge­treu in eine andere Schriftart über­tragen (für uns »Westler« in latei­ni­sche Lettern). Dabei werden meist diakri­ti­sche Zeichen einge­setzt, also Buchstaben mit Akzenten. Im Gegensatz zur Transkription ist bei der Transliteration eine eindeu­tige Rückübertragung möglich. Das freut wiederum die Datenzauberer der EDV-Abteilung.

Natürlich ist FF Fago die ideale Corporate Schrift, vor allem für global agie­rende Unternehmen … aber darf man sie deswegen »Heuschrecken-Schrift« nennen?

Schon zu PostScript-Zeiten gehörte die FF-Fago-Familie zu den belieb­testen Unternehmensschriften. Die Gründe hierfür sind ihr neutrales, anwen­dungs­ori­en­tiertes Bauprinzip (Design: Ole Schäfer) und die große Menge an Varianten: 5 Strichstärken, Condensed, Extended … alle mit Kapitälchen und echten Kursiven. Für den Büro-Bereich wartet sie mit einer Office-Version und drei puris­ti­schen Mono-Schnitten auf. In keiner anderen Disziplin als im Corporate Design wird mehr Flexibilität von einer Schrift gefor­dert, die von der Visitenkarte bis zur Leuchtreklame perfekt funk­tio­nieren muss.

Durch die konse­quente Weiterentwicklung der FF Fago ins OpenType-Format hat sich ihr Einsatzbereich im Unternehmen noch­mals erwei­tert. Jetzt funk­tio­niert sie auch in der Dokumentenverwaltung und im EDV-Archiv. Noch nie war es einfa­cher, mit einer einzigen Unternehmensschrift – »vom Dach bis in den Keller« – ein Corporate Design zu entwickeln.

Weitere Informationen im ausführ­li­chen PDF-Dokumenten.

Mit dem Download des Fago-Testfonts wird auch ein PDF gelie­fert, das weitere tech­ni­sche Informationen zur Schrift enthält; diese gelten übri­gens für alle Fago-Pro-Fonts, nicht nur den gelie­ferten Testfont Extended Medium Italic. Man findet die unter Typografen beliebten OpenType-Features (Small Caps, Ligaturen, …) doku­men­tiert, aber auch Informationen zur Sprachunterstützung und den Codepages. Wer vorab einen Blick in das 10-seitige PDF werfen möchte, klicke einfach auf das neben abge­bil­dete Titelbild oder hier: Fago Pro Ext Med Ita Datenblatt (PDF, 200 K).

Auch die beliebte FontFontFocus-Broschüre zur FF Fago wurde komplett über­ar­beitet und um einige Seiten ergänzt. Wim Westerveld von Neon Design hat sie anläss­lich der Premiere von Fago Pro in den vergan­genen Tagen auf den neusten Stand gebracht. Neben den OpenType-rele­vanten Ergänzungen wurden die Anwendungsbeispiele der FF Fago aktua­li­siert und auch die Biografie ihres Entwerfers Ole Schäfer. Die 3,5 MB große Broschüre liegt hier zum Download bereit: FontFontFocus FF Fago.

Schließlich der Link zur Download-Seite der kosten­losen FF Fago Pro Medium Italic (Test-Font, OT). Die 350 K große Zip-Datei enthält 4 Dokumente: den Font, eine Installationsanleitung, das oben zitierte Datenblatt und ein Lizenzdokument.

Wer nicht mehr warte kann und sofort mit Fago Pro arbeiten möchte: FontShop empfiehlt den FF Fago-Pro-Grundbaustein: 10 prall gefüllte OpenType-Fonts für nur 649,– €.
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*Die von FF Fago Pro unter­stützten Code-pages:

Mac-OS:
Mac-OS Roman
Mac-OS Central Europe

IBM:
IBM-37 United States – EBCDIC (IBM-28709)
IBM-273 Germany – EBCDIC
IBM-277 Denmark, Norway – EBCDIC
IBM-278 Finland, Sweden – EBCDIC
IBM-280 Italy – EBCDIC
IBM-282
IBM-284 Spain, Latin America – EBCDIC
IBM-285 United Kingdom – EBCDIC
IBM-297 France – EBCDIC
IBM-361 International – Publishing
IBM-382 Austria, Germany – Publishing
IBM-383 Belgium – Publishing
IBM-385 Canada (French) – Publishing
IBM-386 Denmark, Norway – Publishing
IBM-387 Finland, Sweden – Publishing
IBM-388 France – Publishing
IBM-389 Italy – Publishing
IBM-391 Portugal – Publishing
IBM-392 Spain – Publishing
IBM-393 Latin America – Publishing
IBM-394 United Kingdom – Publishing
IBM-395 United States – Publishing
IBM-500 International – EBCDIC
IBM-871 Iceland – EBCDIC
IBM-1047 Open Systems – EBCDIC
IBM-921 Baltic
IBM-1112 Baltic – EBCDIC
IBM-1117 Latvia

Windows:
MS Windows 1252 Latin 1
MS Windows 1250 Eastern European
MS Windows 1254 Turkish
MS Windows 1257 Baltic

ISO:
ISO 8859-1 W EU Latin 1
ISO 8859-2 C EU Latin 2
ISO 8859-3 Tu, Malt, Gal, Esp Latin 3
ISO 8859-4 Baltic Latin 6
ISO 8859-9 W EU + Turkish Latin 5
ISO 8859-10 Scandinavian Latin 6

MS DOS:
MS DOS 775 Baltic
MS DOS 852 Latin 2
MS DOS 857 Turkish


31 Kommentare

  1. Herb G

    Genial! Das mit der Transliteration gefällt mir beson­ders [down­load…]. Wann gibt´s das für die Neue Helvetica OT und die Interstate? :-)

  2. Michael M.-H.

    Schönen Dank für diese Unicode-Promotion, die gerade recht kommt. Meinen Widerspruch zur Idee von Schriften, die »sämt­liche Zeichen … enthalten«, habe ich unter

    http://​cap​-studio​.de/​w​p​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​/​2​0​0​8​/​0​1​/​w​a​s​-​i​s​t​-​e​i​n​-​g​l​o​b​a​l​-​f​o​nt/

    fest­ge­halten.

  3. Sebastian Nagel

    Bezugnehmend auf den Link aus Kommentar Nr. 2: Das ist nur ein Widerspruch, wenn man „global fonts“ (nennen wir es besser Unicode-Schriften mit sehr großem Zeichensatz) als versuchten Ersatz für kultu­relles Denken und grafi­sches Gespür sieht.
    Unicode hat nicht den Anspruch der von ihm in diesem Artikel gefor­dert wird. Er soll auch nicht die aufwen­dige Arbeit umgehen, kultur­spe­zi­fisch zu gestalten.
    Es ist ja für den Schriftgestalter durchaus möglich, kultur­ab­hän­gige Zeichenvarianten per Opentype einzubinden.
    Und wer soll das in einem Unternehmen kontrol­lieren? Die glei­chen Leute, die das bisher auch gemacht haben. Einzig die tech­ni­sche Handhabung ist einfa­cher geworden, da nicht mehr mit diversen Fonts hantiert werden muss, um über­haupt mehrere Sprachen in ein Dokument zu bringen. Das Denken und das Gestalten kann nicht ersetzt werden.

  4. Sebastian Nagel

    Zur Fago: Schnelles Feedback ist hier kaum möglich, und wahr­schein­lich auch nicht erwünscht.
    Runterladen, ansehen, auspro­bieren, lernen… Ich freue mich und sage danke.

  5. Dieter Gust

    „Die Stärke von OpenType ist seine Unicode-Unterbau“
    endlich – kann man gar nicht genug betonen.
    Aber den aller­wich­tigsten Aspekt haben Sie vergessen:
    Der Font stellt doch die visu­elle Grundlage der Text-Kommunikation dar. Dass Sie auf römi­sche Zeichen stolz sind, aber den Begriff WGL 4 nicht erwähnen, offen­bart das Dilemma:
    „Natürlich ist FF Fago die ideale Corporate Schrift, vor allem für global agie­rende Unternehmen ..“ Als Dokumentbearbeiter muss ich heftig wider­spre­chen! Nicht einmal der euro­päi­sche Markt ist abge­deckt. Was ist mit Griechisch und Kyrillisch. Solche Kunden mit Transliteration beglücken?
    Deshalb: Wer globale Fonts vermarkten will, muss wissen:
    WGL 4 (siehe Wikipedia) = Abdeckung aller euro­päi­schen Sprachen ist das Mindeste.
    Dann muss man Antworten für den asia­ti­schen Markt bieten und z. B. wissen, dass Japan trotz Unicode eigene Fonts benö­tigt. Fehlen asia­ti­sche Zeichen stellt sich die Frage einer geeig­neten Kombination der Schrift mit asia­ti­sche Schriften.

    Die wich­tiggsten Grundlagen einer One World Communication, erfüllt der Font gerade nicht, schade!

    Viele Grüße Dieter Gust

  6. thomas

    die vorteile von OT und unicode kann man nicht oft genug betonen.

  7. Stefan Gentz

    Es ist wirk­lich mehr als erfreu­lich, dass der Themenkreis Unicode – OpenType – Global Corporate Publishing auch zu Schriftgestaltern langsam aber sicher durchdringt.

    Die FF-Fago aber als „Global Font“ zu bezeichnen, greift aber wohl doch etwas zu hoch.

    Abgedeckt werden an letzt­lich für das Global Publishing ledig­lich EU-Sprachen und Türkisch, in Windows Codepages ausgedrückt:
    MS Windows 1252 Latin 1
    MS Windows 1250 Eastern European
    MS Windows 1254 Turkish
    MS Windows 1257 Baltic

    Um als Corporate Global Font ernst genommen werden zu können, wäre aber im Mindesten doch wohl eine voll­stän­dige Abdeckung der bekannten Windows-Codepages nötig:
    MS Windows 1250 Eastern European
    MS Windows 1251 Cyrillic
    MS Windows 1252 Latin 1
    MS Windows 1253 Greek
    MS Windows 1254 Turkish
    MS Windows 1255 Hebrew
    MS Windows 1256 Arabic
    MS Windows 1257 Baltic
    MS Windows 1258 Vietnamese

    Kurz, es fehlt also eine Unterstützung für Kyrillisch (Russisch (130 Mio. Muttersprachler), Weißrussisch/Belarussisch (ca. 8 Mio.), Ukrainisch (37 Mio.), Serbisch (ca. 8 Mio.), Bulgarisch (ca. 9 Mio.)), Griechisch (ca. 12 Mio.), Hebräisch/Iwrit (ca. 5 Mio.), Arabisch (ca. 240 Mio.), Persisch (ca. 70 Mio.).
    Dass der asia­ti­sche Sprachraum komplett igno­riert wird, also CJK – Chinese (880 Millionen Muttersprachler), Japanisch (127 Mio.), Koreanisch (78 Mio), – mag ja entschuldbar oder gar sinn­voll sein (siehe Ausführungen von Michael Müller-Hillebrand in seinem Blog und Dieter Gust), sollte aber explizit erwähnt werden.
    Da wundert es dann kaum noch, dass der Font dank fehlender Glyphen wohl neben den genannten mehr als eine Milliarde CJK-Sprechern wohl auch diese Sprachen nicht zur „global commu­nity“ zählt:
    Bengalisch (ca. 215 Mio.),
    Malaiisch/Indonesisch (ca. 200 Mio. Sprecher),
    Vietnamese (ca. 75 Mio.),
    Tamilisch (70 Mio.),
    Thai (ca. 60 Millionen Muttersprachler),
    Gujarati (ca. 45 Mio.),
    Oriya (ca. 35 Mio.),
    Telugu (ca. 70 Mio.),
    Georgisch (ca. 5 Mio.),
    und so weiter und so fort.

    Die Idee der Transliteration für Kyrillisch finde ich im Übrigen „ganz nett“. Sie bringt im prak­ti­schen Unternehmenseinsatz aber wahr­schein­lich erheb­lich mehr Probleme, als Nutzen. Als Extra-Font („FF Fago Translit CYR“) wäre das wirk­lich eine nette Dreingabe gewesen, grud­sätz­lich sollte solch ein „Codepoint-Missbrauch“ in einem profes­sio­nellen Global Font aber besser unter­lassen werden.

    Das globale Dorf hat eben doch etwas mehr Stadtteile als man denkt. Wir sollten fair bleiben, den Eurozentrismus beim Ausflug ins globale Dorf zu Hause in Bielefeld oder Berlin lassen und einge­stehen, dass die Fago zwar bestimmt ein guter „Europe Font“ ist, aber ganz sicher kein „Global Font“.

    Viele Grüße,
    Stefan Gentz

  8. Jürgen

    Ich habe nicht erwartet, dass so viele Fontblog-Leser einen festen Begriff von dem Begriff »Global Font« haben (meines Wissens gibt es keine DIN-Norm dafür). Natürlich hat die Fago nicht den Anspruch – im lingu­is­ti­schen der auch wirt­schaft­li­chen Sinne – ein welt­weit funk­tio­nie­render Font zu sein … das wird sie auch nie werden, mit 5 Strichstärken und dem typo­gra­fi­schen Zauber. Ich wollte mit dem Begriff »global« – jour­na­lis­tisch und damit unprä­zise – eigent­lich den Fall von Betriebsystem-Mauern und die Rückwärtskompatibilität bis hin zur MS-DOS-Zeiten umschreiben. OK, das war wohl missverständlich. 

  9. Christoph Päper

    Ich möchte doch stark davon ausgehen, dass der Font neben ISO 8859-1 bis 4 und 9 bis 10 (Latin 1 bis 6) auch 13 bis 16 (Latin 7 bis 10) „unter­stützt“, d.h. die darin vorkom­menden Zeichen abdeckt. Dasselbe gilt für die entspre­chenden Windows-Codepages (125x), die im Gegensatz zu den ISO-Standards tatsäch­lich bis zu 224 und nicht nur 192 „druck­bare“ Zeichen enthalten könn(t)en.

    Das trans­li­te­rie­rende Mappen halte ich persön­lich für eine große Klientel für einen guten, kosten­güns­tigen Kompromiss. (Ich habe zwar keine Probleme, Kyrillisch und Griechisch zu lesen, aber damit hört mein alpha­be­ti­sches Können auch schon auf, das von vielen anderen Europäern und Amerikanern schon viel früher.) Welche Schriftsysteme werden unter­stützt und welche Standards (ISO, UNO, ALA, LOC, national …) werden dazu genutzt? (Der große Aufwand für bspw. Han -> Pinyin müsste ja nur einmal betrieben werden, wobei Ideogrammen mehrere Aussprachen haben können; Kana, das wich­tigste Silbenschriftsystem der Welt, wäre vergleichs­weise einfach und eindeutig, resul­tiert aber eben­falls oft in ange­zeigten zwei römi­schen Buchstaben.) Meines Wissens erlaubt AAT die Transliteration als Schriftfunktion- / -eigen­schaft, die der Endanwender (theo­re­tisch) an- und abwählen kann, Open Type hingegen bisher nicht (zumin­dest war Anfang des Jahres noch kein entspre­chendes Tag registriert).

    Welche Programme unter­stützen die (semi)automatische Auswahl der spezi­ellen Glyphen für römi­sche Zahlen? Oder hat der Font gar keine entspre­chende OT-Funktion imple­men­tiert, so dass sie hart­ko­diert werden müssten?

    Das Angebot an Pfeilen finde ich recht mager, dafür dass es sich relativ leicht erwei­tern ließe.

  10. Florian

    Gibste ihnen den ›kleinen‹ Finger … ;°)

    Den Begriff der ›Global Fonts‹ kannte ich bisher nur aus einem Vortrag von Peter Rosenfeld/URW++ (deren Mega-Fonts stellen vom Zeichenumfang selbst solche Großprojekte wie die FF Fago Pro in den Schatten).

  11. Michael M.-H.

    @Sebastian Nagel (#3): Ich denke wir sind einer Meinung über Fonts mit großem Zeichenumfang. Allerdings betrachte ich die Welt mit den Augen der »Dokumentverarbeiter«, und dort gibt es keine letzte Kontrolle der Gestalter, sondern die Automatismen müssen es richten.

    @Christoph Päper (#9): Der Font unter­stützt eben nur die Windows Codepages 1250/1252/1254/1257, und damit nicht einmal alle für die EU benö­tigten Zeichen. Diese Einschränkung zusammen mit dem Adjektiv »global« ist Ursache für die Diskussion.

  12. Stefan Gentz

    Im Bereich der Softwarelokalisierung und tech­ni­sche Dokumentation (also Felder mit bekann­ter­maßen großem Bedarf an der Fähigkeit zur Erzeugung multi­l­in­gualer Varianten quell­sprach­li­cher Texte (UI-Strings, Handbücher etc.)) sind die Begriffe „Global Font“, „Global XML“, „Global Document Publishing“, „Global Documents“ etc. bereits seit längerem bekannt. Im klas­si­schen Design und Druck-Umfeld bislang zwei­fels­ohne weniger.
    Das erste Vorkommen des Begriffs „Global Font“ findet sich in meinem Outlook-Index am 14.02.2002 in einer Diskussion mit einem Kunden, warum seine Type1 Helvetica in der russi­schen Übersetzung seines InDesign-Dokumentes ausge­tauscht werden muss. Der Kunde argu­men­tierte übri­gens damals, dass InDesign doch unicode­fähig sei – er war ja deswegen extra vom (damals noch nicht unicode­fä­higen) FrameMaker auf InDesign umge­stiegen. Blöd nur, wenn man dann das Thema Schriften außer Acht lässt – denn die reine Unicodefähigkeit der Authoring-Umgebung alleine nutzt ohne einen Global Font nichts. Wenn ich in InDesign eine Type1 „West“-„Helvetica“ – die eben nur 256 „Westzeichen“ hat – verwende, ist eben nix mit ppol­ni­schem oder russi­schen oder grie­chi­schem Text ohne mühse­liges Schriftaustauschen.
    Im Umkehrschluss gilt natür­lich folge­richtig das gleiche: Der schönste Global Font nützt gar nichts, wenn die entspre­chende Grafik-/Photo-/DTP-Software nicht unicode­fähig ist. Was so selbst­ver­ständ­lich klingt, ist leider noch gar nicht so lange Standard: QuarkXPress z.B. ist erst seit Version 7 (2006) unicode­fähig, FrameMaker erst seit Version 8 (2007).

    Als „Global Font“ bezeichnen wir daher seit einigen Jahren eine OpenType-Schrift, die zumin­dest WGL4 bzw. die neun Windows-Codepages voll­ständig abdeckt. Die bekann­testen „Global Fonts“ sind übri­gens wohl „Times New Roman“ und „Arial“. Als „Global Document“ (aka „World Ready“) bezeichnen folg­lich ein Dokument, dass in einer Software-Applikation verfasst wurde und weiter­ver­ar­beitet werden kann, die voll­ständig unicode­fähig ist und bei der ausschließ­lich OpenType-Schriften defi­niert sind, die über einen den gewünschten Zielsprachen entspre­chenden großen Glyphenvorrat verfügen. Im Optimalfall ist ein Global Document ein UTF-8 kodiertes XML-Dokument, dass über poten­ti­elle Renderingfähigkeiten in z.B. InDesign, FrameMaker und Webbrowser verfügt (echtes Single-Source-Publishing).

    Ohne weiteren Kommentar sei hier noch kurz auf den alten Klassiker „You are not World-Ready if…“ von Microsoft verwiesen (http://​www​.micro​soft​.com/​g​l​o​b​a​l​d​e​v​/​g​e​t​W​R​/​n​w​r​/​n​o​t​w​o​r​l​d​r​e​a​d​y​.​m​spx).

    Viele Grüße,
    Stefan Gentz

  13. thomas

    Es ist wirk­lich mehr als erfreu­lich, dass der Themenkreis Unicode – OpenType – Global Corporate Publishing auch zu Schriftgestaltern langsam aber sicher durchdringt.

    ähmm. um das mal ganz deut­lich zu sagen, der schrift­ge­stalter ist die »arme sau«, die all diese zeichen anlegen, verwalten und fach­ge­recht kodieren muss.

    macht euch mal bitte schlau, welchen aufwand zum beispiel luc(as) de groot treibt um seine schriften in sachen kerning fremd­spra­chen­taug­lich zu machen. es gibt noch den aspekt der ästhetik. den bitte ich doch nicht zu vergessen. was nutzt dem anwender eine schrift mit allen zeichen, wenn die läuft wie fünf tage dauersuff?

    mitt­ler­weile ist es sogar so, dass eine familie von der größe der fago, um beim aktu­ellen beispiel zu bleiben, incl. »aller« fremd­spra­chen fast über­haupt nicht mehr von einer einzel­person zu bewäl­tigen ist. die fago war bei ihrem erscheinen schon extrem gut ausge­baut, da war von OT und unicode noch keine rede.

    nur wenn der entwerfer, der schrift­ge­stalter ist in erster linie ein GESTALTER und kein program­mierer, auch die porgram­mier­tech­ni­schen aspekte ebenso gut beherrscht mag es funktionieren.

    es gibt ein pdf, welches sich mit der proble­matik der diakri­ti­schen zeichen beschäf­tigt, die durch die latin-bereicht abge­deckt sind. alleine die entschei­dung, wie ich jedes einzelne akzent-zeichen gestalte verlän­gert den prozess der schriftgestaltung.

    eigent­lich sollten diese fonts um einiges (!!!) teurer ange­boten werden, bei dem aufwand der dahinter steckt!!! hier sind die distri­bu­toren gefordert.

  14. Stefan Gentz

    @Thomas Junold (#13): Ich denke niemand der Leser und Kommentatoren ausge­re­chent dieses Blogs möchte hier die Arbeit des Schriftgestalters in irgend­einer Form abwerten. Dass der Aufbau eines Global Fonts mit entspre­chendem – gerne deut­lich vier­stel­ligem – Glyphenvorrat weder ein Spaziergang noch über Nacht und im Zweifelsfall auch nicht von einem Gestalter alleine reali­sierbar ist, ist glaube ich jedem klar, der schonmal selbst eine derar­tige Schrift erar­beitet hat. Und dass wir über all dem Bedarf an Glyphen für die vielen Sprachen nicht die ästhe­ti­sche Wertschöpfung und intel­lek­tu­elle Leistung des Schriftgestalters vergessen möchten, ist zumin­dest für mich voll­kommen selbst­ver­ständ­lich und eigent­lich gar nicht erwähnenswert.

    Überdies kann ich Ihnen nur beipflichten, dass ein solcher Global Font durchaus auch teurer sein darf. Bei der Nimbus Sans Global von URW++ liegt allein der Regular-Schnitt schon bei 1.950,00 EUR.
    Bitte bedenken Sie, dass wir bei dieser Thematik doch primär mit einem Kundenkreis zu tun haben, der seine Produkte eben global vertreibt und in der Regel auch über ein entspre­chendes Budget verfügt (wobei die Bereitschaft Geld für einen Font auszu­geben seit je her eher niedrig ist) – eine Firma die z.B. „nur“ in Westeuropa vetreibt, braucht keinen Global Font. Aber so wie es nach Osteuropa, Baltikum, Russland, Griechenland etc geht, wird das Thema schnell akut. Und dann kommt man für profes­sio­nelle und vor allem kosten­güns­tige Workflows eben nicht um einen Global Font herum.

    Viele Grüße,
    Stefan Gentz

  15. thomas

    so siehts aus herr gentz. hatte nur den eindruck, das das über eine tech­ni­sche sicht­weise des problems ein wenig unbe­achtet blieb.

    den preis der nimbus sans hatte ich dann auch direkt gesehen und das sah gut aus :-)

  16. Michael M.-H.

    Bei allem Verständnis für die Nöte, wenn ein Schriftgestalter sich in den Niederungen diakri­ti­scher Zeichen vorkommt wie das sprich­wört­liche Eichhörnchen (»Mühsam nährt sich…«). Man betrachte sich zur Abwechslung einmal die Helden, die zehn­tau­sende Han-Zeichen zeichnen und kodieren. Gut, da gibt es oft keine Kursive und keine Dickten-Unterschiede, also auch keine Kerning-Paare, aber schluss­end­lich bleibt doch ein gewal­tiges Stück Arbeit.

  17. thomas

    Niederungen diakri­ti­scher Zeichen

    da ist genau die haltung, die ich meine. nutzen sie google, suchen sie diese arbeit, lesen sie sie und lernen sie aus dieser arbeit, das es gewal­tige unter­schiede gibt, ob das abschluss eines akzents gerade oder rund ist.

    es ist doch völlig egal, ob sie chine­si­sche zeichen oder die akzente des östli­chen sprach­raums zeichnen, es geht um die wertschätzung.

    ich bezeichne sie ja auch nicht als seelen­losen inge­nieur, also bin ich dann auch kein eich­hörn­chen, das sich mühsam durch den winter bringen muss, damit sie ihre doku­men­ta­tionen bauen können.

  18. Ole

    Am späteren Abend möchte ich auch etwas zum Thema schreiben:

    Da Unternehmensschriften mein tägli­ches Brot sind, kenne ich alle Wünsche und auch alle Möglichkeiten in diesem Bereich, sowohl gestal­te­risch als auch tech­nisch. Ich bin glück­lich, dass wir die Schrift auf diese Ausbaustufe gehoben haben: 3 Schriftbreiten, je 5 Strichstärken, Kursive, Kapitälchen, diverse Ziffernsätze und vieles mehr in diversen latei­ni­schen Sprachräumen anbieten zu können ist ein zeit­rau­bendes Großprojekt; hier ein Dank an Andreas Eigendorf.

    Aus der tägli­chen Praxis kann ich sagen, dass der Großteil aller Kunden mit den latei­ni­schen Fremdsprachen bestens auskommt. Grundsätzlich ist ein weiterer Ausbau um grie­chisch und kyril­lisch immer wünschens­wert. Da wir für Kunden solchen Ausbauten machen und gemacht haben, kann ich den Aufwand recht gut einschätzen. Bei der Größe der FF Fago-Schriftenfamilie dauert es sicher­lich mehrere Monate, die bestimmt inves­tiert werden – so ein Projekt ist wirk­lich eine Investition – dies wird jedoch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Auch all die, die gerne Thin und Light haben möchten, müssen sich noch gedulden.

    Den Ausbau z. B. um Chinesisch würden wir sicher­lich nur auf Kundeninitiative beginnen.

    Erwähnen möchte ich noch, dass die FF Fago eine junge Schrift ist; sie ist im Jahr 2000 erschienen und deut­lich besser ausge­baut als viele «Klassiker» und FF Fago Pro hat den grössten Zeichenvorrat aller FontFonts, auch wenn es nicht auf die Grösse ankommt …

  19. thomas

    und ich vermute mal, dass du während­dessen nicht viel anderes machst ole. womit wir wieder beim geld wären. so etwas kann wirk­lich nur über einen auftrag geschehen.

  20. kiwikawa

    Danke für den kosten­losen Font! Ich wundere mich bloß, wie es geht, in einer so kleinen Datei so viele Daten, sprich Zeichen, unter­zu­kriegen. Vor allem, wenn ich mir ansehe, wie groß manche (Asia-)Fonts sind, die zu Windows gehören: 14 MByte sind keine Seltenheit, die Arial Unicode hat sogar 22 MByte!

  21. Stefan Gentz

    @kiwikawa (#20): Was wundert Sie daran? Dieser Test-Font enthält keine asia­ti­schen Zeichen. Genau genommen enthält dieser Test-Font 1.502 Glyphen.
    Die SimSun.ttc (ca. 13 MB) z.B. ist eine TrueType Collection-Datei, die aus SimSun und NSimSun besteht. Die SimSun enthält dabei insge­samt 28.762 Glyphen. Das sind gut 19 mal so viele Glyphen! Die von Ihnen ange­spro­chene „Arial Unicode MS“ bietet mit Ihren 22 MB sogar einen gigan­ti­schen Glyphenvorrat von 50.377 Glyphen – das sind mehr als 33 mal so viele Glyphen. Zudem sind die asiat­schen Glyphen größ­ten­teils erheb­lich komplexer als unsere vergleichs­weise „einfa­chen“ Glyphen – sprich es gibt wesent­lich mehr Knotenpunkte und Kurven. Bei den meisten Simplified Chinese Zeichen sind es mehr als 100 Knotenpunkte, beim Traditional Chinese oft mehr als 200 Knotenpunkte + Kurveninformationen.

  22. Dieter Gust

    Aus meiner Sicht geht die Diskussion an der Idee eines „Global Fonts“ für „global agie­rende Unternehmen vorbei“.
    Ein Unternehmen, dass z. B. seine Produkte EU-weit anbietet, muss(!) mindes­tens alle Sprachen der EU abde­cken (können). Hier geht es nicht um einen konkreten Flyer, den man aus Kostengründen viel­leicht nur in Deutsch und Englisch in der ganzen Welt verteilt.

    Wer „global agie­rende Unternehmen“ als Zielgruppe für den Font nennt, signa­li­siert doch, dass er die grund­le­genden Kommunikationsprozesse meint und nicht irgendein spezi­elles Dokument. Und dann in diesem Zusammenhang die Transliteration als Möglichkeit zu sehen, da fallen mir als Kommentar leider nur Schimpfworte ein.
    Völlig unab­hängig von der sicher­lich großen Leistung des Designers, bedeutet die genannte Positionierung des Fonts eine Irreführung der ange­spro­chenen Zielgruppe. Ein Font, der weder die grie­chi­schen noch kyril­li­schen Zeichen abdeckt, ist heut­zu­tage schlicht unbrauchbar für Unternehmen, die mit ihren Dokumenten Märkte (euro­pa­weit oder mehr) bedienen wollen.
    Das liegt an den prozess­tech­ni­schen Aufwänden, die entstehen, wenn man – und sei es zunächst nur in wenigen Sätzen (Garantiebestimmungen, oder sonst etwas) – plötz­lich doch alle Sprachen des Marktes abde­cken muss.

    Viele Grüße Dieter Gust

  23. Jens Kutílek

    Ich wundere mich bloß, wie es geht, in einer so kleinen Datei so viele Daten, sprich Zeichen, unterzukriegen.

    Das liegt u.a. am verwen­deten OpenType Compact Font Format. Dies arbeitet mit Subroutinen, was verein­facht gesagt heißt, daß z. B. das e nur einmal in der Datei enthalten ist, und dann beim Zeichnen eines ë nur zwei Subroutinen, einmal die für die Umlautpunkte und einmal die für das e, aufge­rufen werden müssen. Und das geht nicht nur mit kompletten Buchstaben, sondern auch einzelnen Kurvenabschnitten, die mehr­fach im Font auftauchen.

    Bei den Kerningdaten ist es ähnlich, hier lassen sich Buchstaben mit glei­chen (seit­li­chen) Formen in Kerningklassen zusammenfassen.

  24. Adam Twardoch

    Die FF Fago Pro-Testschrift ist sehr inter­es­sant. Der Abschnitt über die Transliteration hat mich gleich kurz in Panik versetzt, da ich dachte dass in der Schrift latei­ni­sche Buchstaben mit Sonderzeichen unter kyril­li­sche Unicodes gemappt wurden. Wohl genauso hat der Stefan Gentz verstanden, der von einem Codepoint-Missbrauch schreibt. Zum Glück ist es nicht der Fall: die Fago Pro verfügt über eine Großzahl an latei­ni­schen Sonderzeichen (an den „rich­tigen“ Unicode-Stellen), die u.a. auch für die Transliteration des kyril­li­schen benutzt werden können, aber die Schrift macht die Transliteration nicht selbst, dafür wäre entspre­chende Software nötig.

    Der Zeichenvorrat ist vorzüg­lich, es freut einen, dass z.B. auch die Unicode-Leerzeichen U+2000 bis U+200B mitge­lie­fert werden. Die Gestaltung der Sonderzeichen gefällt im Allgemeinen, obwohl ę sehr häss­lich ausge­fallen ist, Æ, Ħ und đ zu dunkel. Andere Standardfallen wie �? und ľ haben die Gestalter aber vermieden.

    Dass aber die Art und Weise, wie die OpenType-Layout-Features in der Schrift imple­men­tiert wurden, einige Texte mit „f“-Ligaturen in PDF-Dokumenten undurch­suchbar macht — das sollte die EDVler gar nicht erfreuen, vor allem dieje­nigen, die sich mit PDF/A und Datenarchivierung befassen.

    Ebenfalls falsch ist dass sich die Schrift gegen­über den OpenType-Layout-Engines als eine ausweist, die das kyril­li­sche Alphabet unter­stützt, wenn ja kein einzelnes kyril­li­sches Zeichen im Font enthalten ist.

    Wirklich löblich ist wiederum, dass die Mediävalziffern als Standardziffern defi­niert wurden (wie bei einigen Microsoft ClearType Fonts), und dass nicht nur die „lnum“ sondern auch die „case“-Feature diese duch Versalziffern ersetzt (das ist bei den Microsoft’schen Fonts nicht der Fall, was etwa in InDesign Probleme bereitet). Hier sieht man Eigis Vorliebe zum Detail und tech­ni­scher Vernunft.

    Meiner Ansicht nach greift die Bezeichnung „Global Font“ für die Fago Pro doch eher zu hoch, unter­stützt sie ja zur Zeit ledig­lich ein Alphabet. Fast klingt es so, als ob FontShop der Meinung wäre, das latei­niche Schriftsystem reicht aus, um welt­weit kommu­ni­zieren zu müssen.

    Die Schrift erfreut aber dennoch sehr. Auch wenn ich die Fago in den fetteren Schnitten nicht mag, sind die normalen und mitt­leren Schnitte eine sehr gute Alternative zu etwa Verdana. Der Zeichenvorrat ist groß­zügig ange­legt, ich hoffe aber, dass eine zweite Auflage folgt, mit Griechisch, Kyrillisch und — sehr wichtig! — mit „mark“ und „mkmk“-Features, die freien Satz von belie­bigen Akzentbuchstaben erlauben würden.

  25. Adam Twardoch

    Ps. Ich sehe, dass die Blog-Software noch weniger „global“ ist als die Fago Pro, und Zeichen außer­halbs der Westeuropäischen Zeichetabelle nicht erlaubt. Daher ein erneuter Versuch für den miss­lun­genen Absatz, diesmal mit Glyphnamen:

    Die Gestaltung der Sonderzeichen gefällt im Allgemeinen, obwohl „eogonek“ sehr häss­lich ausge­fallen ist, „AE“, „Har“ und „dcroat“ zu dunkel. Andere Standardfallen wie „dcaron“ und „lcaron“ haben die Gestalter aber (gut) vermieden.

  26. Jürgen

    Danke, Adam, für die Komplimente: Aus Deinem Munde geht das runter wie Öl ;-)

    Zum Begriff Global (mein Kommentar von oben, # 8):
    Ich habe nicht erwartet, dass so viele Fontblog-Leser einen festen Begriff von dem Begriff »Global Font« haben (meines Wissens gibt es keine DIN-Norm dafür). Natürlich hat die Fago nicht den Anspruch – im lingu­is­ti­schen der auch wirt­schaft­li­chen Sinne – ein welt­weit funk­tio­nie­render Font zu sein … das wird sie auch nie werden, mit 5 Strichstärken und dem typo­gra­fi­schen Zauber. Ich wollte mit dem Begriff »global« – jour­na­lis­tisch und damit unprä­zise – eigent­lich den Fall von Betriebsystem-Mauern und die Rückwärtskompatibilität bis hin zur MS-DOS-Zeiten umschreiben. OK, das war wohl missverständlich.

  27. Adam Twardoch

    Noch zu Thomas und Ole:

    Klar ist die Schriftentechnologie kompli­ziert. Erstellung von Computer-Fonts ist keines­wegs nur Gestaltung. Linguistisches und tech­no­lo­gi­sches Wissen ist eben­falls gefor­dert. Man bedenke aber, dass im 20. Jahrhundert Schriftgestaltung meis­tens ein kolla­bo­ra­tiver Prozess war. Die Rückkehr zum »Handwerkssystem«, in dem der einzelne Gestalter die Planung, die Gestaltung, die tech­ni­sche Herstellung und sogar den Vertrieb über­nimmt. Das ist einer­seits verständ­lich, weil ja der Gestalter gern ein größeres Stück von dem Kuchen haben will. Andererseits bin ich der Meinung, dass für die Voraussetzungen des globalen, oder selbst des EU-Marktes, dieses One-Man-Army-System nicht mehr funktioniert.

    In eigener Sache — falls was ist, Ihr wisst, wo man mich finden kann :)

    Gruss,
    Adam

  28. thomas

    adam. ich sehe da in der tat einen markt für entspre­chende firmen, das ganze ist einfach zu komplex um das alleine in ange­mes­sener zeit umzusetzen.

  29. Christoph Päper

    Latin 7 bis 10 enthalten kaum Zeichen, die nicht auch schon in einem von 1 bis 6 enthalten sind sowie in einem der genannten Windows-Zeichensätze. Darum ist es schwer vorstellbar, dass bspw. ISO 8859-15 nicht unter­stützt werden sollte, wo doch all seine Zeichen auch in Windows-1252 vorkommen. (Ich hätte auch von der Abdeckung der Unicode-Räume ausgehen können.) Werbetechnisch ist diese Angabe sehr viel inter­es­santer als irgend­welche EBCDIC-Varianten, die Liste sollte also entspre­chend ergänzt (d.h. korri­giert) werden.

  30. Ole

    Zu Adam:

    Bei mir sind die Zeiten schon lange vorbei, in denen ich alles allein gemacht habe. Sonst wäre es nicht möglich neue Schriften zu veröf­fent­li­chen und für Kunden in ange­mes­senen Zeiträumen Schriften zu zeichnen, zu über­ar­beiten und mit allen gewünschten Sprachräumen auszu­statten. Ich würde nie auf den Rat Dritter verzichten, wenn es um Sprachen geht, die ich nicht spreche und tech­no­lo­gisch verhält es sich eben­falls so. Die gestal­te­ri­sche Federführung bleibt in meiner Hand und wenn der Kuchen kleiner wird muss man eben mehr Kuchen besorgen, damit alle satt werden. So mache ich das seit Jahren ;-)

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