✪ FF Bau Office Basic Set, nur 95,– € statt 129,– €
Die Schrift FF Bau ist eine von Christian Schwartz werkgetreu digitalisierte Scheltersche Grotesk, die Max Miedinger 1957 als Inspiration für Helvetica diente. Die Familie schloss eine Lücke im weltweiten Schriftangebot. Obwohl nahezu alle Erfolgsschriften der Bleisatzära in den Fundus des Computersatzes Eingang gefunden hatten, lag die »Mutter aller Sans-Serifs« lange nicht digital vor. Die Leipziger Schriftgießerei Schelter & Giesecke veröffentlichte sie um 1880, eine linear konstruierte, wegweisende Serifenlose. Mehr über FF Bau plus viele Abbildungen in diesem ausführlichen Fontblog-Beitrag vom 12. September 2005: Mutter Sans und ihre Kinder.
Schelter Grotesk sieht aus wie eine gefällige Spielart der Akzidenz Grotesk, mit Doppeldecker-g, kleiner Mittellänge und schmaleren Zeichen. Ein wahres Arbeitstier, ohne Wenn und Aber einsetzbar für den Mengensatz, der jahrhundertelang von Serifenschriften dominiert wurde. Im Bauhaus kam sie laufend zum Einsatz, weil deren Setzerei noch üppig mit Schelter-Blei bestückt war. Auch der große Typograf Jan Tschichold verwendete sie gern.
Als Stern der Woche bieten wir FF Bau im universellen TrueType-Format an (Office-Font), in der klassischen Ausstattung Normal, Italic, Bold und Bold Italic, stilverknüpft und mit guter Ausstattung (zum Beispiel hochgestellte und tiefgestellte Ziffern komplett, viele Brüche, Ligaturen, 4 Pfeile u. v. m.). Das Paket FF Bau Offc Basic in dieser Woche nur 95,– € statt 129 €. Hier downloaden …
19 Kommentare
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Robert
Mag die Schrift, aber irgendwie sieht sie billig aus, vielleicht mag es an „Ostdeutsche Eisenwerke“ liegen. Keine Ahnung.
Liebe Grüsse,
Robert
Augenschnee
Ist es nicht ein ganz klein bißchen peinlich, wenn ein Schriftenhändler Dresden mit langem ſ in seine Schriftprobe setzt?
Jürgen Siebert
Ach Gottchen ja, die heiligen Frakturschriftregeln … ist mir kein bisschen peinlich.
Oliver Adam
Ich glaube, ich bin blind. Wo finde ich dieses falsch gesetzte »Dresden«? Wird das denn nicht mit langem ſ in der Mitte gesetzt??!
Jürgen Siebert
Nicht verzweifeln, Oliver … das falsch gesetzte Dresden heißt jetzt »Knospen«.
Aus der Rubrik unnötiges Wissen: Laut Wikipedia wird bei einem Silbenauslaut-s (ohne dass ein [Teil-]Wortschluss vorliegen muss; z. B. kosmiſch, brüskieren) ein rundes s gesetzt. Wörtlich heißt es weiter: »… häufig tritt dieser Fall auch in Eigennamen auf: Oswald, Dresden, Schleswig, Osnabrück.«
Joshua K.
Es gab damals halt ziemlich viele Ausnahmen. Viele Namensschreibungen sind entstanden, als die Verteilung von ſ und s noch nicht so gefestigt war. In Namen konnten sich diese Schreibungen dann halten. So wurde Dresden in grauer Vorzeit mit s, aber auch mit ſ geschrieben. Die Form mit s hat sich durchgesetzt.
Die Rechtschreibreform hat ja auch vor Namen nicht halt gemacht (Rußland : Russland). Die damaligen Ausnahmeregeln (Maske, brüsk, Dresden usw.) kann man deshalb in meinen Augen getrost zu den Akten legen, einen Sinn sehe ich darin nämlich nicht. Die Schreibung „Dreſden“ ist deshalb nach heutigem Verständnis nicht unbedingt falsch. Es ist halt nicht die traditionelle Rechtschreibung.
Florian
Eine der besten Schriften die ihr im Angebot habt, werde ich mir demnächst bestimmt zulegen.
Hab gestern bemerkt das ihr die ja auch als webfont habt, sehr interessant. :)
Indra
Warum demnächst, Florian, warum nicht diese Woche?
Jürgen Siebert
Mein Dank geht an Joshua K. für die lehrreichen Erläuterungen. Damit können wir alle mehr anfangen als mit dem Seitenhieb von Augenschnee (# 2).
R::bert
… mag sie auch.
Augenschnee
Lieber Joshua K., Rechtschreibung ist immer traditionelle Schreibung. Und Tradition bildet sich durch Gebrauch und Gewohnheit, gewissermaßen Erstarrung. Das „heutige Verständnis“ ist bislang nirgends ohne Widerspruch als Abweichung oder Regelauflösung definiert, auch wenn Du es kausal aus Deiner Sichtweise ableiten möchtest.
Lieber Jürgen Siebert, es war kein Seitenhieb, sondern freundlich zugewandt zwischen die Augen gezielt. Ich wollte nur wissen, ob Du bei Wikipedia nachgucken mußt, wenn Du Frakturregeln für langes ſ auf Antiqua anwendest. Du bist mir ja ein Schrift-Experte, holla die Waldfee! Aber „wir alle“, das ist ordentlich zurückgehauen, ich tauche gleich mal wieder für ein Weilchen ab, der Schnee ruft nach mich (sehe keinen Sinn im Dativ, deshalb ist Genitiv nicht unbedingt falsch, ist halt nicht traditionell).
Ist es eigentlich sicher, daß die Mittellänge bei dieser Schrift kleiner ist als bei der AG? Ich erkenne eher kleinere Ober- und Unterlängen. Kann aber an meinen Augen liegen.
Gorillakhan
Lieber Augenkreb … äh, Augenschnee,
wie Du sicher weißt, ist das Lang-s ein heute eher ungebräuchlicher Buchstabe, auch wenn es in einigen Kreisen eine erfreuhliche (?) Renaissance erlebt. Dennoch kann man durchaus ein respektabler »Schriftexperte« sein, wenn man mit den Regeln zur Verwendung dieses Buchstabens nicht intimst vertraut. Dass Jürgen – wenn er ohnehin bereits am Computer sitzt und sich Dein Geschwurbel durchlesen muss – lieber zur Wikipedia greift, anstatt zum Bücherregal zu latschen und beispielsweise die Detailtypographie hervorzuwälzen, halte ich für durchaus legitim. Dass er überhaupt ein Nachschlagewerk verwendet, um Satzregeln zu rekapitulieren, die so seit gefühlten 65 Jahren nur noch nein Nischendasein fristen, halte ich ebensowenig für verwerflich. Genausogut könntest Du ja gleich fordern, dass »Schriftenkenner«, einen perfekten Lesesatz aus Tolkiens Tengwar-Lettern herstellen (Und ja, hierfür gibt es tatsächlich Satzregeln!). Oder einfach nur Chinesisch? Japanisch? Kannst Du das vielleicht aus dem Kopf?
Ich finde, man sollte stets vorsichtig sein, wo man die Maßstäbe für die Beurteilung anderer ansetzt, liebe Augenfee … äh …
Wenn ich schon dabei bin: Gibt’s zu dem g auch eine Alternativform?
P.S.: Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.
Florian
Ja, die FF Bau hält alternativ auch ein einstöckiges ›g‹ bereit. Daneben sind weitere Wahlformen enthalten (z.B. ›R‹ mit durchgestrecktem Bein) – allerdings fehlen diese Extraglyphen in der hier beworbenen Office-Version.
sebastian nagel
@12 danke …
Jürgen Siebert
@12 danke …
Gorillakhan
Danke, Florian. Mit ein wenig Recherche hätte ich es wohl auch gefunden. Man ist halt manchmal faul. ;)
Ich muss ehrlich gestehen, dass mir das zwei-geschossige »g« bei der Bau nicht so recht gefallen will – bei wenigen konstruierten Sans.
Eipott
„Obwohl nahezu alle Erfolgsschriften der Bleisatzära in den Fundus des Computersatzes Eingang gefunden hatten…“
Das ist ja mal wieder eine maßlose Übertreibung! Von den unzähligen phantastischen Frakturschriften (Gebrochenen), die seit Gutenberg vor 500 Jahren bis in die 1940er Jahre dominierten, hat praktisch nichts in den Computersatz Eingang gefunden. Alte Schwabacher als deutsche Schrift und Old English als englische Blackletter sind die Ausnahme. Ansonsten enthält der Fontshop-Katalog nur ein paar Kitsch-Frakturschriften moderner Zeit. Wer Frakturschriften oder Gebrochene will, der muß sich außerhalb der kommerziellen Schriftbranche umsehen, dort gibt es einige private Enthusiasten. Ansonsten ist die „Fontszene“ von Modernisten unterwandert, die ihre Idole wie Tschichold oder Miedinger und deren „Glattschriften“ anhimmeln. Kahler, kalter, toter Bauhausstil, der seine Berechtigung hat, aber nicht alles an „Kultur“ verdrängen sollte. Mir ist natürlich bewußt, daß Frakturschriften seit Hitlers Frakturverbot und dem Aberglauben, daß die Nazis Frakturschrift erfunden hätten, kommerziell uninteressant sind. Sie sollten dennoch erhalten werden und in Profiqualität verfügbar sein. Hmm, dann wird es wieder an den Satzprogrammen hapern, die deutsche Frakturschriftregeln beherrschen, was das wieder auf Word mit ein paar Scripten hinausläuft.
sebastian nagel
So sieht’s nun mal aus mit den gebrochenen Schriften … So schön sie und ihre „Tradition“ sind, es gibt in der Praxis in im 21. Jahrhundert abseits von einem Zier-Einsatz kaum mehr Anwendungen dafür.
Für den Ziereinsatz tut’s auch „mäßige Qualität“, wobei es ja nicht so ist, dass es da gar nichts gibt. Gäbe es ausreichend Bedarf und auch Aussicht auf Rückerstattung des Aufwandes, würde sich auch ein Anbieter die große Mühe antun, sowohl „Profiqualität“-Fonts als auch ein Satzprogramm anzubieten (mit dem dann vermutlich wieder niemand zufrieden ist, weil es bestimmt nicht die Satzregeln richtig unterstützt, die der jeweilige Anwender als einzig richtig erachtet …).
Und was die fast schon unüberschaubar vielen neuen humanistischen Antiquas und Serifenlosen der letzten 10 Jahre (von südländisch-lebhaft bis nordisch kühl, wenn man in geopgraphischen Klischees denken will) mit „kahlem, kaltem, totem Bauhausstil“ zu tun haben sollen, weiß ich auch nicht … und offensichtlich sind diese Schriften einfach wesentlich stärker nachgefragt als Gebrochene.
Schriftgestaltung und Typografie ist eben nicht *nur* Traditionspflege und Hingabe um Gotteslohn, sondern eine an Problemen und Lösungen orientierte Sache. Das ist ja auch das schöne dran, dass die Schriften in der Praxis verwendet werden und sich dort bewähren müssen, und nicht nur gesammelt und gepflegt werden. Wenn das das Ziel wäre, kann man auch alte Drucke sammeln und sie auf Mikrotypografie hin analysieren, und zusätzlich noch die alten Drucktechniken dazu – die kommen nämlich auch nicht wieder zurück.
Jürgen Siebert
Soeben erfahre ich, dass Wolfgang Homolas Diplomarbeit über die Scheltersche Grotesk (The ‘Breite Grotesk’ by J. G. Schelter & Giesecke) als PDF geladen werden kann … erhellende Lektüre zum Thema »billig aussehende Schrift« (Kommentar #1):
http://www.typefacedesign.org/resources/dissertation/2004/WolfgangHomola_dissertation.pdf