FAQ zum Monotype-FontShop-Deal [Update]
(wird ständig aktualisiert und ergänzt)
Was ist FontShop?
FontShop (später: FontShop AG) wurde 1989 von Joan und Erik Spiekermann als weltweit erstes Versandhaus für Schriften in Berlin gegründet. Zwei Jahre später starteten Joan, Erik und Neville Brody die international ausgerichtete FontShop International GmbH (FSI) und hoben die bis heute erfolgreiche FontFont-Schriftenbibliothek aus der Taufe. In den 1990er Jahren wurde das FontShop-Netzwerk mit Filialen u. a. in Kanada, Österreich, Benelux und in den USA ausgebaut.
Außer mit der eigenen Font-Bibliothek erwarb sich die FontShop-Gruppe weltweites Ansehen durch wegweisenden Publikationen (z.B. FUSE, Druk, …), dem unabhängigen Nachschlagwewerk FontBook (heute eine iOS-App), den internationalen TYPO-Konferenzen und diversen digitalen Plattformen (FontStruct, fontfont.com, etc).
Wer ist Monotype?
Ursprünglich war Monotype der Name für eine Setzmaschine, die 1897 vom amerikanischen Ingenieur Tolbert Lanston erfunden wurde. Die Lanston Monotype Machine Company wurde nach mehreren Aus- und Umgründungen 1998 von Agfa/Compugraphic übernommen. Ein Jahr später folgte die Auslagerung der Schriften-Sparte in die neu gegründete Agfa Monotype. 2004 wurde Agfa Monotype an die Beteiligungsfirma TA Associates verkauft und in Monotype Imaging, Inc. umbenannt. 2007 ging Monotype unter dem Kürzel TYPE in die Börse (NASDAQ Global Market Exchange). Zum Monotype-Portfolio gehören heute u. a. die Schriftbibliotheken von Linotype, Bitstream, ITC und Ascender, die E-Commerce-Sites fonts.com, myfonts.com und linotype.com, sowie diverse Tools für Schriftbenutzer, zum Beispiel FontExplorer, Skyfonts und Typecast.
Warum hat Monotype FontShop übernommen?
Als börsennotiertes Unternehmen ist Monotypes Bestreben, ein international marktführender Anbieter für Schriften, sowie den damit verbundenen Technologien und dem Know-how zu werden. Monotypes Anspruch ist, für Designer und Unternehmen die schriftliche Kommunikation und Markenintegrität komfortabel und qualitätsvoll zu gestalten, unabhängig von Geräten, Plattformen oder Sprachen.
Mit FontShop und den FontFonts gewinnt Monotype erstmals eine Schriftbibliothek, die sich ausschließlich dem zeitgenössischen Schriftdesign widmet und jede Menge »moderne Klassiker« enthält, wie FF DIN, FF Dax, FF Scala, FF Meta und viele andere. Da sich FontShop seit seiner Gründung unter dem Motto »Von Designern für Designer« stets an kreative Kundengruppen gewandt hat, erschließt die Übernahme für Monotype Anwenderkreise, die das bisher auf Unternehmen un Marken fokussierte Profil ergänzen. Damit eng verbunden ist die Übernahme entsprechend geschulter Vertriebsmitarbeiter, Marketingkanäle und -Tools. Auch die in den USA und in Europa etablierte TYPO-Konferenz ergänzt die bestehenden Event wie Brand Perfect und Pencil to Pixel.
Was hat FontShop von dem Deal?
Als vergleichsweise junges und keines Schriftenhaus wird FontShop von der jahrzehntelangen Marktdurchdringung Monotypes profitieren, vor allem auch im Großkunden-Geschäft. Die finanzielle Stärke Monotypes hilft zudem, eigene Entwicklungen mit der gewünschten Qualität fortzusetzen, zum Beispiel next.fontshop.com oder die FontBook-App. Vor diesem Hintergrund kann sich auch die erfolgreich TYPO-Konferenz weiter entwickeln.
Was haben die Kunden von dem Zusammenschluss?
Schriften verschiedener Hersteller wachsen noch dichter und mit einer größeren Format-Bandbreite (.otf, .woff, .eot, …) unter einem E-Commerce-Dach zusammen, so dass sie sich einfacher vergleichen, testen und lizenzieren lassen. Parallel dazu versuchen die besten Leute aus beiden Unternehmen den Service zu verbessern, sowohl im Bereich E-Commerce, als auch im Telefon- und Großkundengeschäft. Schließlich soll über Blogs, Social-Media und Events das Wissen über Schrift und Typografie noch leichter zugänglich werden.
Warum spielen Erik Spiekermanns FontFonts eine Sonderrolle?
Die seit der Gründung von FontFont üblichen designerfreundlichen Verträge enthalten Urheberrechts- und Ausstiegsklauseln, die den Schriftenwerfern große Freiheit gewähren. Dies schränkt den Herausgeber der Schriften allerdings bei bestimmten Lizenz- und OEM-Geschäften ein. Da sich Monotype auf diesem Gebiet für die Bestseller von Erik Spiekermann maximale Handlungsfreiheit wünscht, wurde für diese das »schöpferische Eigentum« (intellectual property) mit erworben. Gleichwohl bleiben die Schriften von Erik Spiekermann Bestandteil der FontFont-Bibliothek, so wie alle anderen FontFonts auch.
Wird sich Erik Spiekermann aus dem Font-Business zurückziehen?
Ganz im Gegenteil. Erik Spiekermann zieht sich zwar aus dem Tagesgeschäft seines Designbüros EdenSpiekermann zurück, wird sich aber in Zukunft verstärkt in der eigenen Galeriewerkstatt seiner Leidenschaft Typografie und Druck widmen. Er bleibt aktives Mitglied des FontFont-Typeboard, wird die TYPO Berlin 2015 moderieren und für Monotype als Berater zur Verfügung stehen.
Wird die Marke FontShop sterben?
Nein, sie besteht weiter und wird weiter entwickelt, so wie FontFont, FontBook, TYPO und andere erfolgreiche »gelb-schwarze Marken«.
Bleibt Berlin als Standort erhalten?
Ja. Monotype erachtet den Standort Berlin als »strategisch wertvoll« für das Deutschland- und das Europageschäft.
Was geschieht mir FontShop Benelux und FontShop Österreich?
Beide gehen ihren Geschäften nach wie bisher.
Werden die TYPO-Konferenzen fortgesetzt?
Ja, die TYPO San Francisco findet vom 30. April bis zum 1. Mai statt, die TYPO Berlin vom 21. bis zum 23. Mai. Beide Konferenzen werden von denselben Teams organisiert wie bisher, teils mit Verstärkung. Der Character der TYPO-Konferenzen bleibt erhalten: “Design, Culture, Society and a little bit of kerning”.
Schade, dass die FontFont-Bibliothek keine unabhängige Foundry mehr ist.
Die FontFont-Bibliothek ist so abhängig oder unabhängig wie bisher. Mehr dazu in diesem Beitrag: Warum FontFont so »independent« wie nie ist
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