Exklusiv: Interview mit einem großen Unbekannten

Auf meinem Schreibtisch liegt ein Schatz, druck­frisch, eine Design-Monographie, erschienen in einem inter­na­tio­nalen Verlag. Das Buch stellt das Lebenswerk eines fast unbe­kannten Illustrators vor, der ohne Übertreibung als ein Pionier der Informationsgrafik bezeichnet werden kann.

Der große Unbekannte studierte in Berlin, musste Deutschland in den 30er Jahren verlassen. Sein Biograph ermög­lichte mir das nach­fol­gende fiktive Gespräch. Es verrät mehr über das Wirken dieses Mannes … viel­leicht sogar so viel, dass der ein oder andere Fontblog-Leser seinen Namen errät. Wenn ja, bitte als Kommentar unter diesem Beitrag hinter­lassen und eine von 3 Monographien dieser großen Person gewinnen. Mehr dazu am Ende dieses Beitrags.

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Fontblog: Ursprünglich haben Sie in Berlin Medizin studiert. Wie kam es, dass Sie ein welt­weit gefei­erter Autor für popu­lär­wis­sen­schaft­liche Bücher wurden?

Unbekannter: Ich habe mich schon immer für das univer­selle Leben inter­es­siert. Neben dem Studium der Medizin unter­nahm ich auch Untersuchungen zu natur- und geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Fragen. Irgendwann entdeckte ich meine Ader für das Schreiben, verfasste während des Studiums erste Zeitungsartikel und gab mit einem laien­ver­ständ­li­chen Buch über die Galaxie mein Autorendebüt. Meine Volksaufklärung traf anschei­nend den Nerv der Zeit, auch über die Grenzen Deutschlands hinaus.

Das war vor 95 Jahren. Und es folgten noch viele weitere Publikationen mit unter­schied­li­chen Themen … sogar ein Sex-Buch haben Sie herausgegeben.

Richtig. Es erschien in verschie­denen Sprachen und war sehr gefragt. Nach Hitlers Machtergreifung wendete sich jedoch das Blatt: ein Jude, der auch noch über das Geschlechtsleben schreibt – das muss verboten werden! 1938 haben die Nazis alle meine Bücher auf den Index gesetzt, deswegen waren bis zuletzt auch nur wenige Informationen über mich erhalten.

Auffallend sind die Illustrationen in Ihren Büchern, mit denen Sie kompli­zierte Zusammenhänge auf einfache Weise erläu­tern. Allein in Ihrem fünf­bän­digen Hauptwerk finden sich über eintau­send Abbildungen, wunder­bare Beispiele für infor­ma­tive Grafiken. Wie sind sie entstanden?

In Berlin beschäf­tigte ich mehrere Zeichner. Später waren auch Ateliers in New York und in Kopenhagen für mich tätig. Ich gab die inhalt­li­chen Ideen und grobe Skizzen vor, die Illustratoren setzten das dann um. Meine dama­lige Tätigkeit würde man heute wohl als Kreativdirektion bezeichnen. Statt auf Wirklichkeitstreue habe ich dabei eher auf Analogien gesetzt, um die Phänomene unseres Lebens vergleich­barer und verständ­li­cher zu machen. Zum Beispiel stellte ich den mensch­li­chen Körper wie eine Fabrik dar, in der viele Arbeiter die Prozesse am Laufen halten.

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Solche Mensch-Maschine-Analogien sind häufig in Ihren Publikationen zu finden, von der indus­tri­elle Moderne waren Sie offen­sicht­lich stark beein­flusst. Beim Sundance Film Festival 2007 oder auch im Musiksender MTV Brasil konnte man Trailer junger Designer sehen, die von Ihrer Bildsprache inspi­riert sind. Ein Designer in Norwich hat Ihr berühmtes Industriekörper-Motiv als bewegte Installation umgesetzt.

Dass meine Arbeit in so ferner Zukunft noch auf Interesse stoßen würde, daran habe ich in den zwan­ziger, drei­ßiger Jahren nicht im Traum gedacht.

Bald wird das Interesse weiter wachsen: In diesen Tagen – und damit 41 Jahre nach Ihrem Tod – erscheint nun die erste Monographie über Ihr Leben und Werk. Was sagen Sie dazu?

Als ich das erfuhr, bin ich fast von der Wolke gefallen! Eine Berliner Autorin und ein Wiesbadener Designer haben ein wunder­bares Buch geschaffen. In inter­na­tio­nalen Archiven fanden sie Puzzleteile meiner Biografie, die sie in ihrer Publikation zu einem Ganzen zusam­men­fügten. Sie spürten sogar den Brief von Albert Einstein auf, der mir damals das Leben rettete: Dank seiner Hilfe konnte ich 1940 aus Europa entkommen. Unter den 260 Abbildungen sind sogar Reproduktionen von Originalvorlagen dabei – ich dachte, die gäbe es schon längst nicht mehr! 

Mein 85-jähriger Sohn in Brooklyn hat die Nachforschung der beiden mit privaten Dokumenten und Erzählungen unter­stützt. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Das Buch wurde zwei­spra­chig deutsch und englisch heraus­ge­geben, was eigent­lich ganz gut meinen bewegten Lebensverlauf auf beiden Seiten des Atlantiks wider­spie­gelt. Ich bin mit dem Buch hoch­zu­frieden und verspüre Genugtuung, dass die Kulturzensur der Nazis nun ein Ende findet!

Herzlichen Dank für dieses Gespräch!

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Übrigens wird das groß­ar­tige Werk des (noch unbe­kannten) Infodesign-Pioniers im kommenden Jahr auf der TYPO 2010 – von seinen Biografen – vorgestellt.

Bis morgen Mittag, 12:00 Uhr verlost Fontblog drei Exemplare der soeben erschie­nenen Monographie, zu der auch ein großes Faltposter gehört. Dazu schalte ich die Kommentare im Fontblog auf Moderation, das heißt unter diesem Beitrag erscheinen – wenn über­haupt – bis morgen nur falsche Antworten :)


51 Kommentare

  1. Markus Slawik

    Der Infodesign-Pionier ist Fritz Kahn. Die Autoren sind Uta von Debschitz und Thilo von Debschitz. Ein tolles Werk, ich durfte schon darin schmökern.

  2. Nico

    Das müsste Fritz Kahn sein. Interessant, dass gerade Mediziner offen­sicht­lich früh und viel­leicht „nebenbei“ die Kreuzung von Statistik und Grafik voll­zogen haben. John Snow mit seiner Cholera-Grafik war ja sogar noch (fast) ein Jahrhundert früher dran.

  3. wb

    Es handelt sich um Fritz Kahn.

    Der Hinweis auf den Industriepalast Mensch macht die Frage aller­dings googlebar.

  4. Konrad

    Es kann sich nur um Fritz Kahn und seine Menschenmaschinen handeln.

  5. Christoph

    Fritz Kahn ist die Antwort.
    Ihr habt die Menschmaschine doch auch schon zitiert, wenn ich mich recht entsinne?

  6. Markus Paul

    Hi, es war Fritz Kahn.

  7. Paul

    Vielleicht schon zu spät, aber der Herr heißt Dr. Fritz Kahn.

    Viele Grüße, Paul

  8. Christian

    Der Herr heißt Fritz Kahn … und ich hoffe jetzt mal, dass ich zu den 3 glück­li­chen Gewinnern gehöre. ;)

  9. StefanB

    Das müsste die Monographie über Fritz Kahn sein.

  10. Steffen

    Puuh, ich musste lange googeln. Ergebnis: Fritz Kahn!

  11. eva

    ich denke das kann nur fritz kahn sein, oder? ein buch über ihn wäre was ganz tolles ;-) ich liebe seine illustrationen.

  12. Felix

    Wenn ich mich nicht täusche ist der gesuchte Fritz Kahn?

  13. Moritz Profitlich

    Hallo,

    der gesuchte Grafker ist Fritz Kahn (1888 – 1668). Ein mehr­bän­diges Werk von ihm heißt „Das Leben des Menschen“; aus ihm stammt auch das besagte Plakat „Der Mensch als Industriepalast“.

    Und nun hoffe ich auf etwas Glück und ein Buch, beste Grüße!
    Moritz Profitlich

  14. dntel

    Die Illustrationen sind bekannt, den Namen mußte auch ich erst recher­chieren: Fritz Kahn!!!

  15. Paul Lederer

    The one and only: Fritz Kahn!

  16. Thomas Massow

    Fritz Kahn

  17. lisa

    Heinrich Eduard Jacob?

  18. Yoram Blumenberg

    Fritz Kahn (* 29. September 1888 in Halle; † 14. Januar 1968 in Lugano). Im 2. Absatz: Fritz Kahn

  19. flxb

    Ich glaube das Interview wurde mit Fritz Kahn geführt, dessen Monografie von Thilo von Debschitz und seiner Schwester Uta von Debschitz geschrieben/zusammengetragen wurde.

  20. Armin 3rd

    Fritz Kahn

  21. Andre

    Albert Koch

  22. Phillip Kortlang

    Fritz Kahn, der Hinweis auf den Industriepalast und die Ähnlichkeit zum Bratenduft waren die Hinweise, die den Groschen springen liessen.

  23. Simon

    Tatsächlich erstaun­lich schwierig zu ergoogeln.

    Es war Fritz Kahn.

    Letztlich erfolg­reich war ich mit der Suche nach „fünf­bän­diges werk populär -humboldt“, welches einen Google-Books-Link auf ein Werk „Hirnströme: eine Kulturgeschichte der Elektroenzephalographie“ brachte, welches unter anderem auch Illustrationen beschrieb, die sehr gut zu dem „Interview“ hier passen. Die Illustrationen selber waren zwar nicht sichtbar, aber die Bildunterschriften enthielten den Namen.

    Vielen Dank für die nette Schnitzeljagd :)

    Viele Grüße,
    Simon

  24. Andreas Pfeifle

    Ich setze auf Fritz Kahn, 1888-1968!
    Stiimts?

    Viele Grüße aus Hessen,
    Andreas

  25. Wolfgang Dünkler

    A. Schmitson

  26. cee.

    Karl Georg Koch

  27. Seb

    Albert Koch würde ich auch tippen

  28. Andreas

    Wilhelm Conrad Röntgen?

  29. Philipp

    Fritz Kahn

  30. Kobv OG Pöchlarn

    und wann erscheinen die rich­tigen Antworten ?

  31. Alessio Leonardi

    Es handelt sich um F. K., aber das Buch habe ich schon und der Name verrate ich nicht :-)
    Wer Morgen nicht das Glück haben sollte, das Buch zu gewinnen, soll es auf jedem Fall bestellen: F.K. ist für mich so wichtig wie Otto Neurath, wenn auch etwa weniger rationell.

  32. Amos

    Richard Koch

  33. nora

    Fritz Kahn

  34. kolja

    albert koch!

  35. Anja Kaiser

    Könnte es Fritz Kahn sein?

  36. Simon Wehr

    Ich denke, das müsste Fritz Kahn sein, der hier zu uns spricht.
    Das Buch hätte ich natür­lich gerne in meinen Händen!

  37. Jürgen Siebert

    und wann erscheinen die rich­tigen Antworten?

    Um 12:00 Uhr, also in wenigen Minuten.

  38. Stefan

    Fritz Kahn!

  39. Dirk

    Fritz Kahn

  40. Dirk

    zu spät … :-(

  41. burnd

    Sonja Steiner-Welz

  42. Jürgen Siebert

    SOOOOOO … EINSENDESCHLUSS. Die rich­tige Lösung lautet: Fritz Kahn. Gleich gebe ich die Gewinner des Buches bekannt. Es gab 38 rich­tige Antworten. Toll!

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