TYPO Labs erkunden die Zukunft der Schrift
Was passiert, wenn eine einzige Font-Datei den Code für eine ganze Schriftfamilie enthält? Was, wenn acht Font-Dateien gerade doppelt so viele Daten enthalten, wie heute zwei? Was, wenn ein Font seine Anpassungen ans responsive Design selbstständig kontrolliert? Das sind nur drei Szenarien einer Schriften-Zukunft, die auf parametrischem Verhalten beruht.
Code ist Alles
Font-Ingenieure auf der ganzen Welt haben begonnen, mit Stil-Achsen statt Kontroll-Punkten zu experimentieren. Diskutiert wird eine ganz neue Art, Schriften zu entwerfen und auszuliefern: an Betriebssysteme wie Layout-Programme.
Die digitale Typografie der Zukunft ist mehr, als die Definition von Schriften-Umgebungen, von Spalten oder Zeilenabstand. Es geht um Font-Farbe und -Einstellung, Schriftschnitt, Kontrast und die optische Größe als Ganzes – kontrolliert mit einfachen Schiebereglern.
Fontansätze im Labor
TYPO Labs ist eine neue Konferenz über Schrift-Technik. Vom 10. – 11. Mai bring die Veranstaltung in Berlin Schriftenentwerfer, Foundries und Branchenführer und alle zusammen, die die technische Seite der Schriftenwelt bevölkern. Die zweitägige Veranstaltung bietet drei Tracks mit Vorlesungen, Experimentierfläche und Workshops.
Einige TYPO Lab Hotspots:
- Brutkästen: Fontlab, Glyphs und Robofont
- Non-Latin-Workshops: Kyrillisch, Georgisch und Arabisch
- Podiumsdiskussionen über GX Vielfalt, Hinting, Universal Type Engine
- Vorträge mit Updates über Woff 2.0, Scripting, neue Plugins und Fonts für das Internet der Dinge
- Begegnungsräume: Chill-Area, Bar, Food Truck, Café
TYPO Labs werden vom TYPO-Berlin-Team organisiert und finden im Herzen von Kreuzberg in der Forum Factory statt. befindet. Programmdirektoren sind Jürgen Siebert und Jörg Schweinsberger, Leiter der Veranstaltung ist Benno Rudolf. Auf der Hauptbühne moderieren Nina Stössinger und Yves Peters. Laborleiter sind Thomas Phinney, Adam Twardoch und Yuri Yarmola (Fontlab), Georg Seifert und Rainer Erich Scheichelbauer (Glyphs) sowie Frederik Berlaen, Erik van Blokland und Just van Rossum (Robofont).
→ mehr über die TYPO-Labs-Sprecher …
„Die nächsten 10 Jahre werden die digitale Fontindustrie erheblich schneller transformieren, als die ersten 30, die wir gerade erlebt haben.
Eine verläßliche Vorhersage über die Entwicklung der Font-Technik, erscheint unmöglich.
Die TYPO Labs Experten und Teilnehmer werden zwei Tage lang die aktuellen Entwicklungen beleuchten und diskutieren. Nur wer sich die Zeit nimmt, sein Wissen zu vertiefen, kann wesentlichen Veränderungen folgen, die die schriftliche Kommunikation prägen werden.“, erklärt Programmdirektor Jürgen Siebert.
TYPO Labs Moderatorin Nina Stoessinger, hier auf der Bühne bei der TYPO Berlin 2015, führt gemeinsam mit Yves Peters durch das Programm.
TYPO Labs ist eine Veranstaltung für alle, die Schrifttechnologien entwickeln oder von ihnen abhängen. App- und Webprogrammierer können sich in den TYPO Labs ebenso auf den letzten Stand bringen, wie Font-Ingenieure und natürlich Schriftenentwerfer und -Enwickler. Wer in der schnelllebigen Welt der Font-Entwicklung, der Formate und der Font-Codierung den Anschluss behalten möchte, kann an beiden Tagen sein Wissen bereichern und mit sich praktisch weiterbilden.
Einzeltickets kosten 249 €, eine Gruppenkarte 199 € ist (mindestens 3 Personen; alle Preise + 19% MwSt). Plätze sind limitiert. Die Registrierung hat gerade begonnen.
5 Kommentare
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Thomas
Re: Stilachsen.
Ja, haben damit begonnen. Vor fünfzehn Jahren? Zwanzig?
Jens Kutilek
Du denkst wahrscheinlich an die MultipleMaster-Technologie. Bei den TypoLabs wird es aber um die TrueType-Font-Variations gehen, die von der Idee zwar auch schon mal da waren, aber gerade eine Renaissance erleben.
Wenn man z.B. eine Stilachse hat, die die Unterlänge einer Schrift variiert, muß man nur die tatsächlich betroffenen Konturpunkte derjenigen Glyphen mit Unterlänge dem Font hinzufügen. Bei MM wäre ein zweiter kompletter Glyphensatz nötig, bei dem sich nur die Glyphen mit Unterlänge unterscheiden, also sehr viel redundante Information.
Die Variations-Technologie ist also ressourcensparender als MultipleMaster, ist nun somit auch für Webfonts interessant.
Weitere Informationen:
Video
Font Variations im TrueType Reference Manual
Johannes
Warum soll man zu dieser Konferenz fahren, um die Zukunft der Schrifttechnologie kennen zu lernen, wenn sie laut Ankündigungstext doch nicht bekannt ist?
Wieso soll eine Änderung der Technologie der Schriftdarstellung die schriftliche Kommunikation ändern, ist diese doch inhaltlich bestimmt? Oder führt jene zwangsläufig zu Verdummung oder vertiefter Bildung? Außer einigen wenigen ist doch völlig schnuppe, was in der Blackbox Computer passiert, wenn man auf eine Taste drücke, Hauptsache, das richtige Zeichen erscheint.
Gehen inhaltliche Ungenauigkeiten der Ankündigung unabdingbar mit einer Unzahl orthografischer Fehler Hand in Hand?
Aber das Gruppenticket versöhnt (leider wird der Rest meiner Gruppe kurzfristig nicht anreisen können). Fünfzig Euro gespart!
Curd
Ich bin ja kein Fontdesigner, sondern so ’n Handwerker, der mit Schriften nichts, oder besser: kaum was, zu tun hat. Deshalb frage ich mich, ob Stilachsen genauere Linienstärkenübereinstimmungen schaffen können, als das derzeit oft mittels Ankerpunkten geschieht.
Hab mich ohnehin schon oft gefragt, wie diese Differenzen (siehe Link!) hinzubekommen sind. Am Papier verstehe ich’s besser und ich weiß auch, weshalb es so lange dauert, einen guten Font zu zeichnen.
Ich muss leider auch behaupten, da ich diese Feststellung hundertfach habe machen müssen, dass es kaum Fonts ohne Fehler gibt. Manchmal sind sie in der Namenstabelle zu finden, weshalb man Probleme bekommt, manchmal hat man Schwierigkeiten deshalb, weil die Glyphen in der Glyphenbibliothek (Glyphstable?) falsch, vielleicht auch nur: wo anders platziert sind.
Meine Frage deshalb: Passen die hier blau beschriebenen Schnitte so oder habe ich recht, wenn ich meine, dass die Diaria Pro & die Diaria Sans Pro in diesem Bereich ähnlich zusammenpassen müssten, wie auch bei den unten weiter zu sehenden Schriftschnitten? Schließlich wird die Diaria auch in FontShop angeboten, wo ich sie mal erworben habe.
https://drive.google.com/open?id=0Bz7eeV9gs-JVWDFCSmxxNFctNDg
Curd
Apropos: Wieso kommt man, gibt man den Schriftnamen oben in der Suchleiste ein, nicht mehr – wie früher – zum Font des Shops?
Das ist gar nicht gut und würde ich nur verstehen, wenn FontShop & FontBlog seit der Veräußerung an Monotype geschäftlich und/oder buchhalterisch voneinander getrennt wären.