Designpreis-Kritik von Mirko Borsche im Art-Magazin
Heute Vormittag verlieh der Rat für Formgebung auf der Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland (»Der Preis der Preise«). Über den Ehrenpreis an Dr. Manfred Lamy hat Fontblog bereits vor 2 Wochen berichtet.
Das Kunstmagazin Art sprach heute mit dem Jurymitglied Mirko Borsche, Artdirektor von Zeit Leben. In dem Interview äußert Borsche Kritik an der Organisation des Wettbewerbs: »Design ist das einzige Feld, das ich kenne, bei dem man für Preise bezahlen muss. Normalerweise bekommt man Geld. Und ich finde es auch merkwürdig, dass diese Awards so funktionieren. … Ich würde mir wünschen, dass Büros, die für den Designpreis wichtig sind, auch kostenlos mitmachen könnten. … dabei sind für die Großen diese kleinen Büros extrem wichtig, denn durch sie bewegt sich etwas in der Industrie.« Über das Verhalten seines eigenen Bureau Mirko Borsche sagt er: »Ich habe ja jetzt selbst ein kleines Büro – und die großen Kunden für die ich arbeite, die die Teilnahmegebühr selbst zahlen, schicken ihre Arbeiten zu Awards. Aber die vielen kleinen, schönen Dinge, die wir machen, schicken wir auch nicht mehr zu solchen Wettbewerben. Die sterben in Ehre in unseren Schubladen.«
Anscheinend hat der Rat für Formgebung inzwischen auf die Kritik von Juli Gudehus, den Jury-Austritt von Prof. Fritz Frenkler, den Negativpreis Fidius und das Anliegen von Borsche reagiert: Auf der Designpreis-Webseite ist die Rede von einer Verfahrensneuerung: »Erstmalig können Designer und Designbüros einen Erlass der Teilnehmergebühr beantragen, wenn sie diese aus wirtschaftlichen Gründen nicht aufbringen können.«
(Abbildung: designpreis.de)
7 Kommentare
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robertmichael
die deutschen geben geld für designpreise aus und die amerikaner geben geld für wahlpropaganda aus, denn dort werden die give aways vom wähler bezahlt und dienen somit als spenden zur verbesserung der wahlkassen.
wer’s mag …
es soll ja sogar ‚designbücher‘ geben, die den inhalt dem user zur verfügung stellen, für etwas ruhm und ehre. die bücher werden dann natürlich gut verkauft und wenn man bettelt gibt es vielleicht auch ein belegexemplar.
Christian Büning
Ein Erlass der Teilnahmegebühr aus wirtschaftlichen Gründen? Wie perfide ist das denn?
Michael Glos hat wirklich nicht verstanden, worum es Juli und den anderen geht.
Daniel Hofmann
@ christian: da muss ich dir vollkommen recht geben. sie haben es anscheinend immer noch nicht verstanden.
ich würde mich später, nach dem studium, mehr über einen TDC preis freuen, als über diesen preis. aber das ist geschmackssache.
wenn ich irgendwann das geld hätte und eine wirklich innovative idee, würde ich vielleicht nochmal genau überlegen, aber im moment tendiere ich zu »nein, ich würde es nicht machen«.
CHR15
vielleicht sollte man sich als gestalter zurückbesinnen auf das wichtigste gestaltungscredo –– definition statt dekoration ––
und dieses auf sich selbst / sein unternehmen und die wettbewerbs-thematik selbst anwenden.
zudem: ein boykott geht immer.
milchhof
Man kann den Preis auch ablehnen;
Die von milchhof gestaltete Image-Plakatserie für die Sophiensaele/Berlin wurde im Mai 2009 vom Rat für Formgebung nominiert. Im September 2009 zeichnete eine Jury die Plakatserie mit dem Designpreis aus.
Wir haben den Preis abgelehnt, da wir der Überzeugung sind, dass eine STAATLICHE AUSZEICHNUNG eine Anerkennung der Designleistung und keine erkaufte Selbstpromotion sein sollte.
Gabi
Das sind doch alles bornierte Spacken, die ohnehin nur in die eigene Tasche wirtschaften. Glaubt ihr ernsthaft, dass sich von denen irgendjemand für Gestalter interessiert? Man sollte die alle aufessen.