Der günstigste Weg zur eigenen Hausschrift

Mit diesem Angebot bringt Silke Ploog vom Corporate-Font-Team seit kurzem Designbüros zum Staunen: Eine Unternehmensschrift mit eigenem Namen für weniger als 140 Euro pro Schnitt.

Das geht so:
Grundlizenz TrueType: 46,– € (für einen FontFont)
für das Handing in Microsoft Office anpassen und dem Font einen eigenen Namen geben: 92,50 €

Ein Beispiel:

Grundlizenzen/Originalschrift FF Dax
• für den Einsatz inner­halb Ihres Unternehmens
• inklu­sive Basislizenz für 5 Anwender
• TrueType-Format
• Schriftschnitte Light und Bold
• inklu­sive Tabellenziffern für Rechnungen
• Print-&-Preview-Einbettung inner­halb des Unternehmens

im Sprachumfang Westeuropäisch . . . . . . . . 92,00 €


Modifikation für die Anwendung in Angeboten und Rechnungen

• Organisation der Schriftschnitte zum Erreichen über den Stilbefehl mit dem Schnitt Light als Normal und dem Schnitt Bold über den Befehl Fett
• Umbenennung in Schaffert_Dax

Modifikationsarbeit für 2 Fonts . . . . . . . . . . 185,00 €

Unsere Abbildung zeigt die Corporate Typography des digi­talen Fotodesignbüros Schaffert in Lauffen am Neckar, basie­rend auf einer indi­vi­duell ange­passten FF Dax.


34 Kommentare

  1. Jan Middendorp

    Das ist natür­lich ein super-Angebot für kleine Firmen, aber ist so was nicht extrem Mißverständnis- und Fraude-empfind­lich? Wenn meine Firme Saubillig GmbH (7 Rechner und wach­send) die FF Sanuk nach SB Saubillig umbe­nennen lässt, wer wird dann noch Skrupel haben, die Schrift auf mehr als 5 Rechner einzu­setzen, sie unserer neuen Agentur weiter­zu­leiten, usw? Es ist halt „unsere“ Schrift… Ich weiss, so was kann bei „echte“ corpo­rate Schriften auch passieren, aber da gibt es dann eine finan­zi­elle Marge die dieses psycho­lo­gi­sche Aneignungseffekt teil­weise kompen­siert. Oder habe ich etwas falsch verstanden?

  2. Michael M.-H.

    Ich hoffe, dass sich Fontshop erfolg­reich dagegen wehren würde, eine Schrift SB Saubillig oder XY Umsonst zu nennen. ;-)

    Aber im Prinzip ist die Befürchtung natür­lich berech­tigt, aller­dings auch nicht neu: Auch heute schon werden Fonts zur Sicherung der Prozesse weiter­ge­geben ohne dass immer die erfor­der­li­chen Lizenzen vorliegen. Insofern hätte ein nicht-alltäg­li­cher Name, also die Kombination aus Firma und origi­nalem Font-Namen, in meinen Augen den Vorteil, dass damit darauf hinge­wiesen wird, dass es etwas Besonderes ist, aber eben nicht das Eigentum der betref­fenden Firma.

    Sehr schön, hier einmal ein konkretes Beispiel aufzu­führen. Danke!

  3. Michael M.-H.

    Noch eine Nachfrage zu »weniger als 140 Euro pro Schnitt«. Die Mathematik sieht doch so aus, dass die Modifikationsarbeiten (€92,50/Schnitt) genau einmal anfallen und dann immer nur die normalen Lizenzkosten von €46 je fünf Anwender bezahlt werden.

    Und das heißt doch, dass sich diese einma­ligen Kosten bei zwei Lizenzen (6-10 Anwender) rech­ne­risch bereits halbiert haben, wir also bei (46+46+92,50)/2=92,25 gelandet sind. Undsoweiter… Die €140 sind also der Einstiegspreis, die Kosten pro Anwender liegen weit darunter und sinken mit jeder zusätz­li­chen Lizenz noch­mals, oder?

  4. sharif

    Äh? Ich verstehe das nicht ganz. Ich kann bei Fontshop eine Schrift kaufen, mit gängiger Software irgend­welche gering­fü­gigen Änderungen vornehmen („für das Handling in Microsoft Office anpassen“) und der Schrift einen neuen Namen geben? Steh‘ ich irgendwie auf’m Schlauch oder was?

  5. Silke Ploog

    Insofern hätte ein nicht-alltäg­li­cher Name, also die Kombination aus Firma und origi­nalem Font-Namen, in meinen Augen den Vorteil, dass damit darauf hinge­wiesen wird, dass es etwas Besonderes ist, aber eben nicht das Eigentum der betref­fenden Firma.

    Genau: Die Schrift wird lizen­ziert und die modi­fi­zierte Version darf verwendet werden – natür­lich nach den Lizenzbestimmungen des Schriftenhauses.

    Eingangs plant ein Kunde, ob auch seine Agenturen mit den modi­fi­zierten Schriften arbeiten sollen (was sehr oft der Fall ist). Hierfür gibt es zum Beispiel Speziallizenzen zur Weitergabe an externe Partner. In diesem Fall ist die Agentur nicht auf die Schaffert Dax ange­wiesen, sie kann die FF Dax verwenden, weil alle Zeichenformen sowie der Sprachumfang unver­än­dert blieben.

  6. Silke Ploog

    @ sharif:
    Ja, da gab es ein kleines Missverständnis. Sie können bei FontShop Schriften kaufen und dabei indi­vi­du­elle Wünsche anbringen. Es ist der FontShop, der die Modifikationen ausführt, nachdem das Rechtliche geklärt ist.

    Bei der FF Dax sollten die gewünschten Schriftschnitte in Word über den Stilbefehl (z.B Kursiv-Knopf) erreichbar gemacht werden. Dies haben wir in die beiden Schriftschntte eingebaut.

  7. HD

    Haut mich…

    aber unter «eigene Hausschrift» verstehe ich ja dann doch noch was anderes als eine nicht einmal optisch (sondern nur marginal tech­nisch über StyleLinks und eine Fontinfo-Änderung) modi­fi­zierte Schrift. Da würde ich dann doch eher eine wirk­lich eigene SCHRIFT mit meinen – also im Sinne des beliebten Partyfonts Corporate ASE zB.
    Oder?

  8. Michael M.-H.

    @HD: Ja, schon, das ist die große Variante für Konzerne etc., die sich das leisten können/wollen. Viele klei­nere Unternehmen können/wollen sich das nicht leisten und wählen sich aus dem üppigen Angebot wunder­barer, exis­tie­render Schriften eine passende aus und wollen nun noch sicher­stellen, dass alle betei­ligten Partner diese eben­falls verwenden und es nicht zu Verwechslungen mit ähnli­chen Namen oder älteren Versionen der Schrift kommt (den Einbau des Firmenlogos lasse ich außen vor).

    Die Sache mit den Stylelinks und dem Vorrang für Tabellenziffern ist nicht nur eine Nebensache, sondern unab­dingbar für viel­hun­dert­sei­tige Dokumente, die zwischen Autoren, Korrektoren, Übersetzungsagenturen etc. ausge­tauscht werden. Die Änderung des Schriftnamens ist dann mögli­cher­weise nur ein äußeres Zeichen dieser Festlegung.

    Oder anders herum gefragt: Warum wird in vielen Dokumenten von Siemens nicht die Hausschrift Siemens Sans verwendet? Weil es von dieser Schrift weder kyril­li­sche noch grie­chi­sche Zeichen gibt. Also können z.B. Handbücher und Kataloge nicht einmal für den euro­päi­schen Markt mit einer gemein­samen Schriftfamilie produ­ziert werden…

  9. Christian

    Ich finde die Idee gut, auch wenn ich über die Freiheiten in der Lizensierung staune. In einem CD-Handbuch einfach zu sagen: Die Hausschrift ist die FF Firma in Regular, das kann sich jeder merken. Doch zurück zu meinem Staunen: Gab es hier nicht mal den Fall einer Agentur, die UPS eine DAX mit einem Meta-g als eigene Hausschrift verkauft hat und dafür 17.000 $ (oder €) Strafe zahlen musste? Was haben die anders gemacht bzw. was macht Fontshop hier anders?

  10. Max

    Solange Firmen dafuer bezahlen eine Schrift mit dem eigenen Firmennamen zu versehen kann es der Wirtschaft ja gar nicht schlecht gehen.

    Ausserdem fuehrt das Meiner Meinung nach nur zu verwir­rungen wenn dann Dokumente an die Druckerei gehen und die die entspre­chende Schrift nicht hat bzw. zuordnen kann.

    Meiner Meinung nach ist sowas genauso unnoetig wie mit Kristallen verzierte Mobiltelefone.

  11. Heinrich

    @ chris­tian
    font font hat die rechte und kann nach abesprache mit dem desi­gner oder nach je nach vertrag mit ihm das eben machen, was nicht jeder einfach so machen darf.

    @ max
    hier geht es vorwie­gend um erleich­te­rung im office alltag und wäre es nicht schön wenn wir briefe und rech­nungen mit tollen fonts bekommen? oft liegt es an dem hand­ling, dass die büro damen und herren zur arial und co greifen.

    —-
    wie kann man sich über solch ein thema aufregen? aus unwissen?

  12. Stefan Gentz

    Fraglich erscheint mir die Option „Print-&-Preview-Einbettung inner­halb des Unternehmens“. Damit kann doch nicht gemeint sein, dass die Schrift nur einge­bettet werden darf, wenn das Dokument mit der einge­bet­teten Schrift das Haus nicht verlässt, oder?
    Niemand wird für die erwähnte Rechnungs-PDF eine Version mit Hausfont nur für das haus­ei­gene Rechnungs-Archiv erstellen – um dann für den Versand des PDFs an den Kunden noch eine Fassung mit alter­na­tivem (ha, dann nämlich wieder Arial) Font zu erstellen. Was nutzen die schönsten Tabellenziffern für Rechnungen, wenn ich das erstelle Rechnungs-PDF nicht an den Kunden schi­cken darf, weil ich die Schrift nur für die Verwendung inner­halb des Unternehmens einsetzen darf.

  13. Silke Ploog

    »Was haben die anders gemacht bzw. was macht Fontshop hier anders?«

    Wenn es Ärger gab, dann waren die Schriftenhäuser wohl über­gangen worden. Die Schriftmodifikationen von FontShop sind immer recht­lich geklärt.

  14. Stefan Gentz

    Zum Kommentar 89687 von Frau Ploog vom Fontshop:

    Eingangs plant ein Kunde, ob auch seine Agenturen mit den modi­fi­zierten Schriften arbeiten sollen (was sehr oft der Fall ist). 

    Im Ernst, das ist doch wirk­lich das Mindeste, was bei der Wahl einer Schrift der bedacht werden sollte. Es wäre wünschens­wert, dass das nicht nur oft passiert, sondern immer.

    Hierfür gibt es zum Beispiel Speziallizenzen zur Weitergabe an externe Partner. In diesem Fall ist die Agentur nicht auf die Schaffert Dax ange­wiesen, sie kann die FF Dax verwenden, weil alle Zeichenformen sowie der Sprachumfang unver­än­dert blieben. 

    Ist es wirk­lich reali­sitsch oder über­haupt wünschens­wert, dass externe Dienstleister wie z.B. die Druckerei, Übersetzungsbüro usw. anfangen müssen, wieder die Schriften zu ändern? Wenn die Druckerei 10 Minuten vor Drucktermin im 500-Seiten-Katalog in 50 InDesign-Dokumenten mit je 30 Absatz- und Zeichenformaten überall die Schrift von „FF Firma“ in „FF Dax“ (Pro?) ändern muss, gibt es einen Super-Gau. Und das womög­lich nur, weil sich die FF TolleHausschrift nicht einbetten lässt. Bei der Suche nach dem Schuldigen für den geplatzten Drucktermin kurz vor der Messe möchte ich nicht zwischen den Stühlen sitzen wollen. Ein Corporate Font macht nur – und wirk­lich nur – dann Sinn, wenn er unein­ge­schränt einge­bettet werden darf („Editable embed­ding“ statt nur „Preview & Print embed­ding“). Und für ein Unternehmen mit mehr als einer hand­voll Mitarbeiter macht ein Corporate Font eben­falls nur dann Sinn, wenn ich ihn unter­neh­mens­weit einsetzen darf. Und unter­neh­mens­weit muss dabei auch die Verteilbarkeit an externe Dienstleister wie Werbeagenturen, Druckereien und Übersetzugnsbüros mit einschließen.

  15. Stefan Gentz

    Zum Kommentar 89689 von Frau Ploog vom Fontshop:

    Bei der FF Dax sollten die gewünschten Schriftschnitte in Word über den Stilbefehl (z.B Kursiv-Knopf) erreichbar gemacht werden. Dies haben wir in die beiden Schriftschnitte eingebaut.

    Gut zu wissen, dass es da den FontShop als Retter in der Not gibt. Denn solche „Bugs“ wie fehlende StyleLinks in der Dax sind eigent­lich ein Ausschlusskriterium für einen Corporate Font, denn das ist eigent­lich eine derart grund­le­gende Anforderungen im normalen Unternehmensalltag, dass es eigent­lich unver­zeih­lich ist, wenn der Schriftdesigner das nicht bedenkt. Die viel­fäl­tigen Autoren in den Unternehmen nutzen nämlich leider immer den Font und Italic Knopf bzw. strg-b / strg-i statt explizit einen Bold-Schnitt der Schrift zu wählen – und erzeugen damit typo­gra­phi­sche Katastrophen, weil Word, Excel Powerpoint usw dann die Schrift brutal mit eigenen Mitteln fetten bzw. schräg stellen. Etwas frus­triet muss man dann aber auch notieren, dass es traurig ist, dass der Kunde einer eigent­lich so schönen Schrift wie der Dax für solches „Bug-Fixing“ auch noch bezahlen muss (wobei natür­lich klar ist, das der Font Shop als „Bug-Fixer“ durchaus jeden Cent dafür verdient).

  16. Sebastian Nagel

    Naja, es ist nicht ganz leicht bei einer Familie mit sagen wir 8 Gewichten, zwei Weiten und Aufrechter und Kursiver vernünf­tige Stylelinks für ein System zu defi­nieren, das davon ausgeht dass jede Schriftfamilie genau 4 Schnitte hat… Vor allem lassen sich nicht solche Verbindungen schaffen, die für jeden passend sind. Somit ist der Schriftgestalter da machtlos, das ist tatsäch­lich eine Sache der Modifikation bei Verkauf.

    Generell: ich find das Käse mit dem Schrift-umbe­nennen für Kunden (ohne weitere Modifikationen). Man kann eine Hausschrift auch anders intern kommunizieren.

  17. Max

    @Heinrich:

    Das mit den Stylelinks ist sicher­lich eine gute Sache. Allerdings liegt der (Marketing)Schwerpunkt hier ja wohl auf dem umbe­nennen der Schrift und das ist meiner Meinung nach ueber­fluessig. Es ist doch voellig egal ob die Schrift „Dax“ „Dax_Firmenname“ oder „Arial“ heisst. Ein Unternehemn hat eine Hausschrift und die wird benutzt. In unserem Fall ist das die „Univers 55“ ich glaube nicht, dass die Akzeptanz hoeher waere wenn die Schrift „Univers_Firmenname“ heissen wuerde.
    Aufklaerung wann welche Schrift einge­setzt werden sollte ist da meiner Meinung nach viel wich­tiger. Ich kriege nicht wenige Mails die die Leute in Outlook in ihrer Huasschrift schreiben, die dann bei mir aber total verhunzt ankommen, weil ich eben diese Schrift nicht habe.

    Grundsaetzlich liegt das Problem bei diesen Anpassungen aber ja noch viel tiefer. Warum werden die Schriften nicht gleich in Versionen mit den entspre­chenden Stylelinks verkauft? Das waere a) echter Service am Kunden und b) muessten sich die Experten nicht staendig ueber die „Tippsen“ aufregen die mal wieder einfach auf die Schaltflaeche „B“ inWord gedrueckt haben anstatt den anderen Schnitt auszuwaehlen.

  18. Axel Mattern

    Wer bitte entscheidet welche Schnitte einer Schriftfamilie mitein­ander verlinkt werden? Verlinke ich die Meta Normal oder die Meta Book mit Bold? Was wenn der Kunde einen halb­fetten Schnitt mit einem fetten Schnitt als Hausschrift verwendet? Wählt er den Light-Schnitt aus und stellt ihn fett um seinen „normalen“ Schnitt auszu­wählen? Bei der Frutiger war früher der Light- und der Bold-Schnitt verlinkt. Warum? Macht das Sinn? Da finde ich es sinn­voller die Schriften alle als Einzelschnitte anzu­bieten, wie die Druckvorstufe und die Agenturen es bevor­zugen und die Schriften für die Office-Kunden indi­vi­duell anzupassen.

  19. Jens Kutílek

    Es gibt FontFonts, die speziell für den Office-Einsatz gedacht sind. Diese sind dann auch stil­ver­linkt. Man erkennt sie an den Namenszusätzen „Office“ oder „Correspondence“, z.B. Meta Correspondence, Fago Office, Zwo Correspondence, Signa Correspondence … und daran, daß sie nicht in Einzelschnitten erhält­lich sind, eben um Probleme der Stilverknüpfung zu vermeiden.

    Stefan: dass es traurig ist, dass der Kunde einer eigent­lich so schönen Schrift wie der Dax für solches “Bug-Fixing�? auch noch bezahlen muss

    Bugfixing muß der Kunde nicht bezahlen. Aber aus den genannten Gründen ist nicht­vor­han­dene Stilverknüpfung kein Bug, sondern eine Sonderanforderung.

    Sebastian: ich find das Käse mit dem Schrift-umbe­nennen für Kunden (ohne weitere Modifikationen).

    Die Modifikation ist im obigen 2. Beispiel die Stilverknüpfung. Da ist eine Namensänderung der Schrift Pflicht, damit es nicht zu Verwechslungen mit der Originalversion kommt.

  20. Christoph

    Hier sind mal wieder einige schneller gewesen als ich; Trotzdem auch mein (nun teil­weise obso­leter) Beitrag:

    Hallo Stefan,

    ich finde es etwas hart, im Zusammenhang mit fehlendem Stylelinking in Schriften von einem Bug zu spre­chen. Es gibt gute Gründe für und wider, und die hängen nicht zuletzt von den indi­vi­du­ellen Anforderungen an eine Schrift zusammen.
    Wir bei FSI haben uns entschlossen, auf das „kleine“ Stylelinking zu verzichten und wir haben es nicht aus einer Laune heraus getan.
    Wie Sebastian schon sagt, umfassen moderne, gut ausge­baute Familien meis­tens mehr als zwei Fettegrade mit Kursiven.
    Ein Beispiel: Wenn man nun also über­legt, wie man bei einer Familie mit 7 Fettegraden das kleine Stylelinking verteilt, stößt man schnell an die Grenzen dieser gest­rigen Technologie:
    Man muß will­kür­lich entscheiden, welcher Fettegrad nun zu welchem den „Bold“-Schnitt bildet. Am Ende ist auch dem Kunden nicht geholfen, wenn er durch Versuch und Irrtum heraus­finden muß, wo sich denn nun der „Medium“-Schnitt versteckt hat.
    Und zuletzt bleibt bei dem Beispiel etwas übrig. Bei einer unge­raden Anzahl an Fettegraden muß einer übrig­bleiben, bei dem die Buttons nicht funk­tio­nieren, wo es eine fake Bold nebst fake Bold Italic geben wird.
    Man muß sich also über­legen, ob man diese Nachteile in Kauf nehmen will (Und Fälle wie das obige Beispiel wären bei uns nicht die Ausnahme) oder die Funktionalität nur bei Bedarf implementiert.
    Wenn unsere Schriften in Word benutzt werden, werden zwar die Schriftmenüs länger, aber man weiß zumin­dest immer, welchen Font man gerade benutzt. Und man kann gene­rell sagen: Benutzt diese Buttons besser nicht, anstatt sagen zu müssen „Benutzt sie, aber nicht bei Schnitt XY“.
    In OpenType-fähigen, zukunfts­ori­en­tierten Applikationen (Wann imple­men­tert Microsoft endlich WPF?) kommt das „große“ Stylelinking zum Einsatz, und auch Schriften mit 50 Schnitten werden sauber in Familie und zuge­hö­rige Styles unterteilt.

    In unseren „Office-“ und „Correspondence-„Schriften, die explizit für den Einsatz in Word etc gedacht sind, gibt es selbst­ver­ständ­lich auch das kleine Stylelinking „ab Werk“ und man kann ohne Bedenken die Buttons benutzen.
    Viele Grüße,

    Christoph

  21. Eixi

    Das hat was von „sich mit fremden Federn schmü­cken“… und die Wertschätzung für den ursprüng­li­chen Schriftdesigner geht noch mehr verloren…
    Gefällt mir nicht.

  22. Jürgen

    @ Christoph: Jetzt habe ich das auch endlich mal zu 100 % begriffen. Danke

  23. Christoph

    Schön, Jürgen, dann hat sich’s ja schon gelohnt! :)

  24. HD Schellnack

    Das übri­gens in vielen Firmen Firmenschriften proble­ma­tisch sind… liegt an der Software
    Selbst wenn der Kunde eine offene Lizenz hat und Fonts weiter­geben DARF – wie im Falle eines unserer Kunden – ist das tech­nisch nahezu unmög­lich. DU kannst von niemandem erwarten, dass er für ein PPT oder Word jedesmal einen OT-Font instal­lieren muss.
    Oder — du hast Präsentationen auf fremden Laptops, da darfste nicht davon ausgehen, dass die haus­ei­gene CD-Schrift vorin­stal­liert wird. Du kannst dir aber nicht erlauben, aus dem Flieger zu steigen, zu präsen­tieren und statt deinem eigenen Font ist dann da die TIMES.
    Oder— Office hat OTF-Probleme.
    Oder— AutoCAD kommt mit OTF nicht klar.
    Zumal gerade große Firmen oft mit nicht brand­ak­tu­eller SOftware operieren, um Lizenzgebühren zu sparen. Dann ist halt statt Office 2008 mal Office 2002 installiert.

    Und so weiter.

    Und nach einer Weile greift der Kunde dann klamm­heim­lich wieder zur… Arial.
    So sieht das leider in der Praxis aus.

    Es fehlt an recht­lich soliden aber prag­ma­tisch brauch­baren Embedding-Lösungen. Selbst gut gewillte Kunden kommen irgend­wann an den Punkt, wo sie ihre teuer bezahlte Hausschrift am liebsten vergessen möchten – und du als Designer redest mit Schlangenbeschwörerstimme auf alle ein, bei der Stange zu bleiben anstatt auf Systemfont 08/15 zu setzen.

    Oh, und PPT gehört einfach abge­schafft. Verboten. Unter Strafe. :-D.

  25. Stefan Gentz

    Diese erfreu­lich lebhafte Diskussion zeigt schön, wie doch die Erwartungen und Ansprüche von Kunde und Gestalter manchmal ausein­an­der­gehen können.
    Der Industrie-Kunde wünscht sich einen Corporate-Font, der im tägli­chen Office-Betrieb funk­tio­niert. Und das heißt eben auch, dass für den gewählten Font in den täglich verwen­deten Windows-Programmen, und das sind primär die übli­chen Office-Pakete auf PC, auto­ma­tisch die „rich­tigen“ Fett bzw. Kursiv-Schnitt zuge­wiesen werden. Ein Corporate Font muss am Front Desk ebenso funk­tio­nieren wie in der Buchhaltung, der Technischen Dokumentation, beim Außendienstmitarbeiter oder der Niederlassung in Moskau. Und natür­lich auch in ausge­la­gerten Prozessen bei hinzu­ge­zo­genen, externen Dienstleistern.
    Es ist doch bitte nun wirk­lich allzu unrea­lis­tisch, anzu­nehmen, dass man mehr als einer hand­voll Mitarbeitern – die womög­lich auch noch über verschienden Standorte oder gar Länderniederlassungen verteilt sind – beibringen kann, wann und für was nun die „FF MeinFirmenname HelveticaNeueLT Pro 55 Roman“) und wann die „FF MeinFirmenname HelveticaNeueLT Pro 65 Md“ verwendet werden soll, und dass der Chef in seiner nächsten PowerPoint-Präsentation bitte nicht mehr den Bold und Italic Button benutzer darf, sondern bitte die „FF MeinFirmenname HelveticaNeueLT Pro 75 Bd“ auswählen soll. Ein solches Corporate Font Konzept mag ja bei einer im Thema Fonts kompe­tenten Werbeagentur haus­in­tern funk­tio­nieren. Bei einem zumin­dest mittel­stän­di­schen Maschinen- und Anlagenbauer aber mit an Sicherheit gren­zender Wahrscheinlichkeit nicht mehr. Wer das Thema Corporate Font bedient, darf nicht nur in dem erwei­terten Verständnis des Designers denken, sondern sollte auch an die Zielgruppe (= Anwender!) denken. Und das sind bei einem Corporate Font eben nicht nur die Grafiker in der Marketing-Abteilung oder der Grafiker in der Werbeagentur. Bitte bedenken Sie auch, dass ein Corporate Font gewis­ser­maßen auch Botschafter für das Thema Typographie per se im Unternehmen ist und Sensibilität für das Thema Typographie unter­neh­mens­weit etablieren soll. Da sind 30 Gewichte wirk­lich eher kontraproduktiv.

    Sebastian Nagel brachte zu bedenken, es sei nicht ganz leicht bei einer Familie mit sagen wir 8 Gewichten, zwei Weiten und Aufrechter und Kursiver vernünf­tige Stylelinks ein System zu defi­nieren, das davon ausgeht dass jede Schriftfamilie genau 4 Schnitte hat.. Da liegt viel­leicht ein Missverständnis vor? Mir ist klar, dass das „nicht ganz leicht“ ist, aber es ist per se auch nicht unmög­lich. Was spricht denn dagegen, ein System wie folgt aufzubauen:

    FF Siemens Sans Light (= FF Siemens Sans Light Regular.otf)

    Bold (= FF Siemens Sans Light Bold.otf)
    Italic (= FF Siemens Sans Light Italic.otf)
    BoldItalic (= FF Siemens Sans Light BoldItalic.otf)

    FF Siemens Sans

    Bold
    Italic
    BoldItalic

    FF Siemens Sans Condensed

    Bold
    Italic
    BoldItalic

    FF Siemens Sans Black

    Bold
    Italic
    BoldItalic

    usw.

    Herr Mattern vom FontShop hat oben geschrieben, er finde es sinn­voller, die Schriften alle als Einzelschnitte anzu­bieten, wie die Druckvorstufe und die Agenturen es bevor­zugen und die Schriften für die Office-Kunden indi­vi­duell anzu­passen. Da möche ich fragen:

    Ist es wirk­lich sinn­voll, wenn beim Auftraggeber der eine Font und beim Dienstleister, der Druckerei, wieder ein (und eben ja nicht nur anders heißender) Font zum Einsatz kommt? Mal abge­sehen davon, dass es mir nicht klar ist, warum sich der Dienstleister z.B. die „Dax“ kaufen soll, statt gleich die „Schaffert Dax“: Wie soll ein Szenario Ihrer Vorstellung nach denn bitte prak­tisch funk­tio­nieren? Etwa indem bei jedem Wechsel in der Prozesskette umständ­lich – womög­lich auch noch über teuer zu erstel­lende Scripte, Plugins oder ähnliche Krücken – Schriften getauscht werden? Was dann womög­lich auch noch erheb­liche Probleme erzeugt, weil in dem einen Font beim Kunden Tabellenziffern vorge­halten werden, im anderen beim Dienstleister aber nicht? Und wenn irgend­wann im Dokument totales Chaos entsteht, weil der Ingeneur aus der Entwicklung weiter fleißig den Bold-Button drückt, der externe Grafiker aber immer irgend­einen 75, 58 oder sonst was für einen dedi­zierten Bold, Black-oder-was-auch-immer-Schnitt verwendet?
    Ist es wirk­lich sinn­voll, hier zwei Welten aufzu­bauen, die dann hinterher keine Dokumente mehr austau­schen können? Ein „wert­voller“ Corporate Font muss unbe­dingt Über die gesamte Prozessekette hinweg einsetzbar sein und funk­tio­nieren! Das heißt im Übrigen für mich auch, die Anzahl der Schriften über­schaubar zu halten. Es mag sein, dass „Monster“ mit über 20 Schriften wie die Helvetica Neue LT (Pro) für irgend jemanden Sinn machen. Für einen Corporate Font halte ich aber mehr als zwei, drei Ausbauten für voll­kommen über­flüssig. Mehr verträgt kein Projektmanager, keine Sekretärin und erst recht kein gestresster Manager. Ob das nun mit dem ästhe­thi­schen Anspruch des dienst­leis­tenden Grafikbüros verinbar ist, steht auf einem anderen Blatt Papier.

    Herr Kutílek schrieb in Kommentar 89719:

    Aber aus den genannten Gründen ist nicht­vor­han­dene Stilverknüpfung kein Bug, sondern eine Sonderanforderung. 

    Genau. It’s not a bug, it’s a feature! Im Ernst: Das mögen Sie so sehen, der Projektmanager im Unternehmen oder die Sekretärin oder der gestresste Chef, werden kaum Verständnis dafür aufbringen, dass sie mit dem tollen neuen Font plötz­lich kein Kurisv mehr bekommen, wenn Sie den Kursiv-Button drücken. Und das sind die Kunden des Corporate Fonts.

    Wenn in einem Unternehmen Arial und Times New Roman erfolg­reich und von allen Mitarbeitern akzep­tiert ersetzt werden sollen, dann sollte ein Corporate Font meiner Erfahrung nach heute einige Kriterien erfüllen (selbst­ver­ständ­lich über die ästhe­ti­schen Kriterien hinaus­ge­hend, auf die ich hier gar nicht eingehen will). Auf meiner Checkliste für (größere) Unternehmen steht daher auch:

    OpenType-Format mit korrekter und voll­stän­diger Naming Table einschließ­lich iden­ti­schem Naming für Mac und PC (TBD: language table über­grei­fend iden­ti­sches Fontnaming / Font Subfamily Naming vs „loka­li­siertem“ Fontmaning!)
    „Corporate Use friendly“ – das Verhalten des Fonts sollte den Erwartungen des „typi­schen“ Anwenders im Unternehmen Folge leisten (also auch das (vom Kunden) erwar­tete Bold, Italic, BoldItalic-Verhalten aufweisen).
    XSF: Die Schrift sollte auch am Bildschirm in verschie­denen Schriftgrößen gut aussehen und ordent­lich geren­dert werden.
    Unternehmen, die export­ori­en­tiert arbeiten und ein sprach­über­grei­fendes, global konsis­tentes Erscheinungsbild sicher­stellen wollen, sollten zudem den „Sprachausbau“ prüfen: Je nach Anfoderung und globaler Präsenz, sollte die Schrift zumin­destin WGL 4 Ausbaustufe vorliegen, also Mitteleuropa, Kyrillisch, Westlich, Griechisch, Türkisch. Nach Möglichkeit sollte die Schrift alle Sprachen abde­cken, in denen Dokumente produ­ziert werden. Auf meiner „Checkliste“ für (größere) Unternehmen steht daher auch dieser Ausbau:

    Arabisch
    Baltisch
    Griechisch
    Hebräisch
    Kyrillisch
    Mitteleuropa
    Thai
    Türkisch
    Vietnamesisch
    Westlich

    Lizenzpolitik: Es sollte sicher­ge­stellt werden, dass die Schrift auf allen Arbeitsplätzen des Unternehmens frei einge­setzt werden darf. Sprechen sie mit Ihrem Fontlieferanten unbe­dingt auch über Lieferantenlizenzen um externe Dienstleister auch einbinden zu können.
    Einbettbarkeit: Eine Schrift sollte unbe­dingt auch voll­ständig einbettbar sein („editable embed­ding“) und es sollte keine Einschränkungen geben wie „Die Schrift darf nur für den haus­in­ternen Gebrauch einge­bettet werden“.

    Natürlich ist mir klar, dass das Zum Teil Anforderungen sind, die derzeit über­haupt nur eine hand­voll Schriften erfüllen. Und mir ist auch klar, dass das zum Teil Anforderungen sind, die eher für größere Unternehmen gelten, die dann gege­be­nen­falls auch auf andere Angebote zurück­greifen, die den Schwerpunkt bei Corporate Fonts mehr auf „Corporate Use-Friendly“ setzen?

  26. Max

    Respekt, ein Superbeitrag.

    Ich haette auch noch eine andere Anforderung: eine Unternehmensschrift muss Bildschirm und Drucktauglich sein. Heute werden immer mehr Dokumente nur noch digital verteilt. Eine Officina z.B. sieht aber auf dem Bildschirm meis­tens graess­lich aus. Auch aus diesem Fund greifen die Leute dann wieder zur Arial

  27. Stefan Gentz

    Hallo Max,

    Da stimme ich voll zu. Das hatte ich mit dem folgenden Punkt abzu­de­cken versucht:

    XSF: Die Schrift sollte auch am Bildschirm in verschie­denen Schriftgrößen gut aussehen und ordent­lich geren­dert werden.

    Leider sind in meinem Beitrag die Listen (ul, ol, li) raus­ge­flogen, so dass der Text teil­weise leider etwas unüber­sicht­lich rüberkommt.

    Zumindest für das Style Linking daher hier nochmal der Versuch einer etwas anderen Gestaltung:

    – FF Siemens Sans Light (= FF Siemens Sans Light Regular.otf)
      – Bold (= FF Siemens Sans Light Bold.otf)
      – Italic (= FF Siemens Sans Light Italic.otf)
      – BoldItalic (= FF Siemens Sans Light BoldItalic.otf)

    – FF Siemens Sans
      – Bold
      – Italic
      – BoldItalic

    – FF Siemens Sans Condensed
      – Bold
      – Italic
      – BoldItalic

    – FF Siemens Sans Black
      – Bold
      – Italic
      – BoldItalic

    usw.

  28. Jens Kutílek

    Lieber Stefan Gentz (von mir aus können wir uns hier ruhig duzen),

    ich glaube, Du unter­liegst hier einem Mißverständnis. Generell werden FontFonts nicht speziell für Corporate-Einsatz (oder über­haupt beschränkt auf eine spezi­elle Anwendung) produ­ziert, sondern so, daß sie in möglichst vielen Szenarien funk­tio­nieren. Natürlich gibt es FontFonts, die von Haus aus für eine bestimmte Anwendung besser oder schlechter geeignet sind. Aber das Motto ist immer noch »By desi­gners for desi­gners«, und Design ist ein weites Feld, wie man weiß.

    Die Anforderungen, die Du für Corporate Fonts aufzählst, sind sicher alle richtig und wichtig, aber so etwas bekommt man eben nicht von der Stange. Für genau solche Überlegungen, für die Fontfamilie, die genau auf die Bedürfnisse eines Unternehmens zuge­schnitten ist, gibt es zum Beispiel die Corporate-Font-Abteilung von FontShop Deutschland, die diese Anforderungen präzi­siert und umsetzt. Darum geht es ja (im kleinen Maßstab) in diesem Blogeintrag.

    Mal abge­sehen davon, dass es mir nicht klar ist, warum sich der Dienstleister z.B. die “Dax�? kaufen soll, statt gleich die “Schaffert Dax�?

    Bitte genauer lesen: Die »Schaffert Dax« ist die modi­fi­zierte Variante, die nur in-house für Angebote und Rechnungen verwendet wird. Für sons­tige Anwendungen wird die Original-Dax benutzt.

  29. Stefan Gentz

    Generell werden FontFonts nicht speziell für Corporate-Einsatz (oder überhaupt beschränkt auf eine spezielle Anwendung) produziert, sondern so, dass sie in möglichst vielen Szenarien funktionieren.

    Das ist mir schon klar und ich habe ja auch gar nicht über das große weite Feld der bezauberndern FontFonts geschrieben, sondern ganz explizit über das Thema Corporate Fonts – und davon handelt ja letztlich dieser Thread („Der günstigste Weg zur eigenen Hausschrift“). Es geht hier doch gar nicht um die Frage: „Welcher Font für welche Anwendung?“. Es ging mir ja nicht darum, ob die Zapfino nun für Rechnungen geeignet ist oder die Dax für Konferenztischkärtchen. Ich habe versucht mich mit der Frage auseinander zusetzen, welche Kriterien man für eine Schrift ansetzen sollte, damit sie im täglichen Unternehmenseinsatz („Corporate Use“) möglichst konsistent medien- und prozessübergreifend funktioniert.

    Aber das Motto ist immer noch »By designers for designers« (…)

    Danke, mir war die starke Zielgruppenorientierung des Angebots auf Designer nicht so klar, da ich davon ausging, dass es beim Thema Corporate-Fonts mehr um Industriekunden geht und weniger um die Designer. Allerdings muss ich gestehen, dass es ja auch direkt im ersten Satz stand: Mit diesem Angebot bringt Silke Ploog vom Corporate-Font-Team seit kurzem Designbüros zum Staunen:&bnsp;(…) Da stand ja nicht: Mit diesem Angebot bringt Silke Ploog vom Corporate-Font-Team seit kurzem die Industrie zum Staunen:
    Das hatte ich irgendwie wohl zunächst überlesen und war mir auch in dieser Deutlichkeit so nicht klar. Vielleicht kann man dem ja künftig noch das Motto »By designers for Corporates« für die Corporate Fonts-Abteilung beistellen …

    In diesem Sinne ein schönes Wochenende!

  30. Christian

    Haben Designer und die Industrie denn so unter­schied­liche Ziele? Ich kann die Erfahrungen mit Corporate Fonts nur bestä­tigen. Wenns kompli­ziert wird, kommt Arial zum Einsatz. Meist sogar mit der Begründung, dass man den Unterschied ja eh nicht merkt. Ideal wäre eine Einbettung der Schriften in das jewei­lige Dokument, damit es keine Darstellungsdifferenzen gibt. Das ist mit den derzei­tigen Lizenzen und Office-Paketen nicht zu machen, also werden weiterhin viele Firmen mit Arial und besten­falls Franklin Gothic durch die Gegend beamen.

  31. Stefan Gentz

    Haben Designer und die Industrie denn so unter­schied­liche Ziele?

    Es kommt natür­lich auf den Einzelfall an. Meiner Beobachtung nach stellen Unternehmen aber meist ganz andere Anforderungen an eine Schrift, als das Gestalter tun. Wenn man mal durch Unternehmen geht, die bereits einen Corporate Font haben und dann fragt, warum dieser Font denn gar nicht zum Einsatz kommt, bekommt man die viel­fäl­tigsten Antworten:Das fängt bei schlechter Lesbarkeit am Bildschirm an, oder es fehlt schlichtweg so Notwendiges wie ein umbruch­ge­schütztes Leerzeichen.Oder: Das Handbuch soll ins Russische über­setzt werden und die Hausschrift kann leider kein Russisch. Und eh hinterher mühselig in der über­setzen Fassung die Schrift auf z.B. die Arial umge­stellt werden muss, weil die eben auch Russisch kann, wird eben gleich die Arial genommen.Oder: Die Schrift lässt sich leider nicht in PDFs einbetten. Da in der via Internet welt­weiten Leserschaft des PDFs aber leider niemand die tolle Hausschrift hat, ist die Hausschrift, die sich nicht einbetten lässt: genau – nutzlos und nicht verwendbar.Oder: Es wurden keine Lizenzen für die neuen Mitarbeiter nachgekauft.Oder: Ja, es gibt da irgendwie so eine Hausschrift. Aber die hab ich auf meinem Rechner nicht. Ähm ja, die bekommt man viel­leicht beim Admin? Oder bei der Sekretärin? Keine Ahnung, aber für unsere Konferenzunterlagen reicht die Arial ja eh total aus. Außerdem kann ich damit auch den Namen von dem türki­schen Kunden richtig schreiben, das ist viel wichtiger.
    Was ich hingegen noch nie gehört habe sind Aussagen wie „Die Schrift passt in der ästhe­ti­schen Aussage nicht mehr zum Unternehmen.“ oder „Die Schrift bietet nicht mehr das emotio­nale Experience für unsere Kunden.“ oder „Uns gefällt die Punze beim kleinen a nicht mehr.“…

    Geht man mit den heutigen, global agie­renden Kunden in tiefere Gespräche, werden die Anforderungen deut­li­cher und kommen letzt­lich immer wieder auf die glei­chen Punkte: Ein Corporate Font muss heute ein „Global Font“ sein, der die bereits oben genannten Sprachgruppen voll­ständig abde­cken sollte. Größere Unternehmen benö­tigen eine Schrift, die in Hinblick auf ernst­haft betrie­bene, markt- und sprach­über­grei­fende CI/CD-Konsistenz funk­tio­niert. Was nützt mir die schönste Hausschrift, wenn ich sie schon nebenan in Polen nicht mehr einsetzen kann. Zudem ist es für Entscheider in den Unternehmen kosten-, zeit- und prozess­ar­gu­men­tativ schlichtweg nicht vertretbar, z.B. in den Fremdsprachen umständ­lich auf Alternativ-Fonts auswei­chen zu müssen. Mindestens ebenso wichtig ist es für einen Industriekunden, dass er die Schrift frei auf jedem – auch zukünf­tigen – Arbeitsplatz einsetzen kann und „seine“ Schrift auch an externe Dienstleister wie Werbeagentur, Übersetzer und Druckereien verteilen kann. Der „global Font“ muss eben auch „global einsetzbar“ sein. Die dritte Kernanforderung ist das eigent­lich so selbs­ver­ständ­liche Recht, die Schrift in ein PDF einbetten zu dürfen. Übrigens: Man mag nun viel­leicht den Eindruck gewonnen haben, dass das ja nur Anforderungen von großen Konzernen sein werden. Tatsächlich höre ich diese Anforderungen aber auch von vielen klei­neren Unternehmen mit unter hundert Mitarbeitern (die natür­lich keines­falls bereit pro Mitarbeiter je 1.950 EUR für einen Regular und einen Boldschnitt auszugeben).
    Ein ganz aktu­elles Beispiel wie weit die Erwartungs- bzw. Selektionshorizonte zwischen Gestalter und Industriekunden ausein­ander liegen, wird deut­lich, wenn man sich die hier aufge­führten Anforderungen anschaut und dann mal die Aussage der jungen Dame in dem Polyblog Video anschaut: Typografie für Jedermann: die Helvetica, den Klassiker, werwende ich schon sehr gerne, und zwar finde ich immer so, die Punze vom kleine „a“ – wunder­hübsch, diesen kleinen Tropfen. Ja, doch, ich würde schon sagen, das Industrie und Gestalter ganz andere Herangehensweisen und Anforderungen haben. (Was ja hoffent­lich nicht ausschließt, dass die Ansprüche von Gestalter und Kunde mitein­ander vereinbar sein können.)

  32. Florian

    Ein Corporate Font muss heute ein “Global Font�? sein […] Was nützt mir die schönste Hausschrift, wenn ich sie schon nebenan in Polen nicht mehr einsetzen kann.

    Welche Sprachen ein Unternehmen benö­tigt, sollte natür­lich vorher abge­klärt werden. Dazu gibt es in der Regel ausführ­liche Informationen bei den Schriftanbietern. Neue Fonts, die ohne Unterstützung fürs Polnische daher­kommen, sind rar (und zu Recht zu meiden). Wieso aber sollte ein Unternehmen für Griechisch, Georgisch oder gar Devanagari bezahlen, wenn diese Schriftsysteme im Operationsgebiet gar nicht verwendet werden? Nicht jeder Unternehmensfont braucht 45.000 Zeichen. Es ist ja nicht so, dass all diese Zeichen einfach aus dem Computer fallen. Neben den tech­ni­schen Aspekten ist nach wie vor ein Menge kultu­relles Wissen und ästhe­ti­sches Empfinden notwendig, um Zeichen zu zeichnen. Was wiederum mit einem hohen Zeit- und Kostenaufwand verbunden ist.

    wird eben gleich die Arial genommen

    Die Arial (Unicode) ist noch kein »Global Font«, nur weil sie tausende Glyphen parat hält. Für den deut­schen Mitarbeiter mag es zunächst prak­tisch erscheinen, »dass da alles drin ist«. Wie das aber beispiels­weise für einen Koreaner aussieht, ist hier nach­zu­lesen. Quantität ist nicht alles.

    pro Mitarbeiter je 1.950 EUR

    Natürlich hat so ein Monster seinen Preis. Allerdings ist das die Single-User-Lizenz. Ich bin mir sicher, dass bei URW++ (wie bei den meisten anderen Anbietern) für Multi-User- oder unter­neh­mens­weite Lizenzen andere Preise gelten.

  33. Stefan Gentz

    Welche Sprachen ein Unternehmen benö­tigt, sollte natür­lich vorher abge­klärt werden. Dazu gibt es in der Regel ausführ­liche Informationen bei den Schriftanbietern.

    Also zumin­dest im Online-Shop des FontShops gibt es keinerlei Informationen darüber, welche Codepages bzw. Sprachen ein Font abdeckt. Exemplarisch sei hier die Meta Pro genannt. Zumindest bei den Pro Font sollte doch erwartbar sein, dass man sehen kann, welche Sprachen durch das „Pro“ abge­deckt sind, oder?

    Natürlich sollte die Wahl der Hausschrift am tatsäch­li­chen Bedarf ausge­richtet sein. Und natür­lich braucht eine Schrift für einen lokalen Einzelhändler nicht unbe­dingt eine komplette WGL4 Abdeckung.
    Und ja, natür­lich ist vom Einsatz der Arial Unicode MS“ aus verschie­denen Gründen eher abzu­raten. Ganz allge­mein kann ich eh nur dazu raten, das Thema CJK geson­dert zu behan­deln und eine eigene Schrift zu verwenden. Die asia­ti­sche Typographie ist so funda­mental anders, dass alle Versuche, sagen wir mal: die Meta, zu einem Global Font im Sinne einer CJK-Inklusion auszu­bauen, nicht sinn­voll umsetzbar sind. Wer sich damit genauer ausein­an­der­setzen möchte, dem sei unter Anderem dazu auch der Beitrag Was ist ein »Global Font«? vom Kollegen Michael Müller-Hillebrandt ans Herz gelegt.

  34. Florian

    Richtig, auf der deut­schen Shopsite fehlen diese Informationen noch. Dass da drin­gend Abhilfe geschaffen werden muss, dessen sind sich die Leute von FontShop bewusst. Eine neue, zeit­ge­mäße Site ist in Arbeit – wie man hier bereits lesen konnte.

    Die Infos zur Sprachunterstützung lassen sich aber schon jetzt online finden. Zum einen wurde hier im Fontblog erst kürz­lich die Broschüre FontFocus FF Meta vorge­stellt (auch als PDF erhält­lich). Und bei font​shop​.com gibt es zu jedem einzelnen Schnitt ein Specimen-PDF mit den Angaben zu Codepages und Sprachen, z.B. MetaProBook.pdf

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