Der günstigste Weg zur eigenen Hausschrift
Mit diesem Angebot bringt Silke Ploog vom Corporate-Font-Team seit kurzem Designbüros zum Staunen: Eine Unternehmensschrift mit eigenem Namen für weniger als 140 Euro pro Schnitt.
Das geht so:
Grundlizenz TrueType: 46,– € (für einen FontFont)
für das Handing in Microsoft Office anpassen und dem Font einen eigenen Namen geben: 92,50 €
Ein Beispiel:
Grundlizenzen/Originalschrift FF Dax
• für den Einsatz innerhalb Ihres Unternehmens
• inklusive Basislizenz für 5 Anwender
• TrueType-Format
• Schriftschnitte Light und Bold
• inklusive Tabellenziffern für Rechnungen
• Print-&-Preview-Einbettung innerhalb des Unternehmens
im Sprachumfang Westeuropäisch . . . . . . . . 92,00 €
Modifikation für die Anwendung in Angeboten und Rechnungen
• Organisation der Schriftschnitte zum Erreichen über den Stilbefehl mit dem Schnitt Light als Normal und dem Schnitt Bold über den Befehl Fett
• Umbenennung in Schaffert_Dax
Modifikationsarbeit für 2 Fonts . . . . . . . . . . 185,00 €
Unsere Abbildung zeigt die Corporate Typography des digitalen Fotodesignbüros Schaffert in Lauffen am Neckar, basierend auf einer individuell angepassten FF Dax.
34 Kommentare
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Jan Middendorp
Das ist natürlich ein super-Angebot für kleine Firmen, aber ist so was nicht extrem Mißverständnis- und Fraude-empfindlich? Wenn meine Firme Saubillig GmbH (7 Rechner und wachsend) die FF Sanuk nach SB Saubillig umbenennen lässt, wer wird dann noch Skrupel haben, die Schrift auf mehr als 5 Rechner einzusetzen, sie unserer neuen Agentur weiterzuleiten, usw? Es ist halt „unsere“ Schrift… Ich weiss, so was kann bei „echte“ corporate Schriften auch passieren, aber da gibt es dann eine finanzielle Marge die dieses psychologische Aneignungseffekt teilweise kompensiert. Oder habe ich etwas falsch verstanden?
Michael M.-H.
Ich hoffe, dass sich Fontshop erfolgreich dagegen wehren würde, eine Schrift SB Saubillig oder XY Umsonst zu nennen. ;-)
Aber im Prinzip ist die Befürchtung natürlich berechtigt, allerdings auch nicht neu: Auch heute schon werden Fonts zur Sicherung der Prozesse weitergegeben ohne dass immer die erforderlichen Lizenzen vorliegen. Insofern hätte ein nicht-alltäglicher Name, also die Kombination aus Firma und originalem Font-Namen, in meinen Augen den Vorteil, dass damit darauf hingewiesen wird, dass es etwas Besonderes ist, aber eben nicht das Eigentum der betreffenden Firma.
Sehr schön, hier einmal ein konkretes Beispiel aufzuführen. Danke!
Michael M.-H.
Noch eine Nachfrage zu »weniger als 140 Euro pro Schnitt«. Die Mathematik sieht doch so aus, dass die Modifikationsarbeiten (€92,50/Schnitt) genau einmal anfallen und dann immer nur die normalen Lizenzkosten von €46 je fünf Anwender bezahlt werden.
Und das heißt doch, dass sich diese einmaligen Kosten bei zwei Lizenzen (6-10 Anwender) rechnerisch bereits halbiert haben, wir also bei (46+46+92,50)/2=92,25 gelandet sind. Undsoweiter… Die €140 sind also der Einstiegspreis, die Kosten pro Anwender liegen weit darunter und sinken mit jeder zusätzlichen Lizenz nochmals, oder?
sharif
Äh? Ich verstehe das nicht ganz. Ich kann bei Fontshop eine Schrift kaufen, mit gängiger Software irgendwelche geringfügigen Änderungen vornehmen („für das Handling in Microsoft Office anpassen“) und der Schrift einen neuen Namen geben? Steh‘ ich irgendwie auf’m Schlauch oder was?
Silke Ploog
Genau: Die Schrift wird lizenziert und die modifizierte Version darf verwendet werden – natürlich nach den Lizenzbestimmungen des Schriftenhauses.
Eingangs plant ein Kunde, ob auch seine Agenturen mit den modifizierten Schriften arbeiten sollen (was sehr oft der Fall ist). Hierfür gibt es zum Beispiel Speziallizenzen zur Weitergabe an externe Partner. In diesem Fall ist die Agentur nicht auf die Schaffert Dax angewiesen, sie kann die FF Dax verwenden, weil alle Zeichenformen sowie der Sprachumfang unverändert blieben.
Silke Ploog
@ sharif:
Ja, da gab es ein kleines Missverständnis. Sie können bei FontShop Schriften kaufen und dabei individuelle Wünsche anbringen. Es ist der FontShop, der die Modifikationen ausführt, nachdem das Rechtliche geklärt ist.
Bei der FF Dax sollten die gewünschten Schriftschnitte in Word über den Stilbefehl (z.B Kursiv-Knopf) erreichbar gemacht werden. Dies haben wir in die beiden Schriftschntte eingebaut.
HD
Haut mich…
…
aber unter «eigene Hausschrift» verstehe ich ja dann doch noch was anderes als eine nicht einmal optisch (sondern nur marginal technisch über StyleLinks und eine Fontinfo-Änderung) modifizierte Schrift. Da würde ich dann doch eher eine wirklich eigene SCHRIFT mit meinen – also im Sinne des beliebten Partyfonts Corporate ASE zB.
Oder?
Michael M.-H.
@HD: Ja, schon, das ist die große Variante für Konzerne etc., die sich das leisten können/wollen. Viele kleinere Unternehmen können/wollen sich das nicht leisten und wählen sich aus dem üppigen Angebot wunderbarer, existierender Schriften eine passende aus und wollen nun noch sicherstellen, dass alle beteiligten Partner diese ebenfalls verwenden und es nicht zu Verwechslungen mit ähnlichen Namen oder älteren Versionen der Schrift kommt (den Einbau des Firmenlogos lasse ich außen vor).
Die Sache mit den Stylelinks und dem Vorrang für Tabellenziffern ist nicht nur eine Nebensache, sondern unabdingbar für vielhundertseitige Dokumente, die zwischen Autoren, Korrektoren, Übersetzungsagenturen etc. ausgetauscht werden. Die Änderung des Schriftnamens ist dann möglicherweise nur ein äußeres Zeichen dieser Festlegung.
Oder anders herum gefragt: Warum wird in vielen Dokumenten von Siemens nicht die Hausschrift Siemens Sans verwendet? Weil es von dieser Schrift weder kyrillische noch griechische Zeichen gibt. Also können z.B. Handbücher und Kataloge nicht einmal für den europäischen Markt mit einer gemeinsamen Schriftfamilie produziert werden…
Christian
Ich finde die Idee gut, auch wenn ich über die Freiheiten in der Lizensierung staune. In einem CD-Handbuch einfach zu sagen: Die Hausschrift ist die FF Firma in Regular, das kann sich jeder merken. Doch zurück zu meinem Staunen: Gab es hier nicht mal den Fall einer Agentur, die UPS eine DAX mit einem Meta-g als eigene Hausschrift verkauft hat und dafür 17.000 $ (oder €) Strafe zahlen musste? Was haben die anders gemacht bzw. was macht Fontshop hier anders?
Max
Solange Firmen dafuer bezahlen eine Schrift mit dem eigenen Firmennamen zu versehen kann es der Wirtschaft ja gar nicht schlecht gehen.
Ausserdem fuehrt das Meiner Meinung nach nur zu verwirrungen wenn dann Dokumente an die Druckerei gehen und die die entsprechende Schrift nicht hat bzw. zuordnen kann.
Meiner Meinung nach ist sowas genauso unnoetig wie mit Kristallen verzierte Mobiltelefone.
Heinrich
@ christian
font font hat die rechte und kann nach abesprache mit dem designer oder nach je nach vertrag mit ihm das eben machen, was nicht jeder einfach so machen darf.
@ max
hier geht es vorwiegend um erleichterung im office alltag und wäre es nicht schön wenn wir briefe und rechnungen mit tollen fonts bekommen? oft liegt es an dem handling, dass die büro damen und herren zur arial und co greifen.
—-
wie kann man sich über solch ein thema aufregen? aus unwissen?
Stefan Gentz
Fraglich erscheint mir die Option „Print-&-Preview-Einbettung innerhalb des Unternehmens“. Damit kann doch nicht gemeint sein, dass die Schrift nur eingebettet werden darf, wenn das Dokument mit der eingebetteten Schrift das Haus nicht verlässt, oder?
Niemand wird für die erwähnte Rechnungs-PDF eine Version mit Hausfont nur für das hauseigene Rechnungs-Archiv erstellen – um dann für den Versand des PDFs an den Kunden noch eine Fassung mit alternativem (ha, dann nämlich wieder Arial) Font zu erstellen. Was nutzen die schönsten Tabellenziffern für Rechnungen, wenn ich das erstelle Rechnungs-PDF nicht an den Kunden schicken darf, weil ich die Schrift nur für die Verwendung innerhalb des Unternehmens einsetzen darf.
Silke Ploog
»Was haben die anders gemacht bzw. was macht Fontshop hier anders?«
Wenn es Ärger gab, dann waren die Schriftenhäuser wohl übergangen worden. Die Schriftmodifikationen von FontShop sind immer rechtlich geklärt.
Stefan Gentz
Zum Kommentar 89687 von Frau Ploog vom Fontshop:
Im Ernst, das ist doch wirklich das Mindeste, was bei der Wahl einer Schrift der bedacht werden sollte. Es wäre wünschenswert, dass das nicht nur oft passiert, sondern immer.
Ist es wirklich realisitsch oder überhaupt wünschenswert, dass externe Dienstleister wie z.B. die Druckerei, Übersetzungsbüro usw. anfangen müssen, wieder die Schriften zu ändern? Wenn die Druckerei 10 Minuten vor Drucktermin im 500-Seiten-Katalog in 50 InDesign-Dokumenten mit je 30 Absatz- und Zeichenformaten überall die Schrift von „FF Firma“ in „FF Dax“ (Pro?) ändern muss, gibt es einen Super-Gau. Und das womöglich nur, weil sich die FF TolleHausschrift nicht einbetten lässt. Bei der Suche nach dem Schuldigen für den geplatzten Drucktermin kurz vor der Messe möchte ich nicht zwischen den Stühlen sitzen wollen. Ein Corporate Font macht nur – und wirklich nur – dann Sinn, wenn er uneingeschränt eingebettet werden darf („Editable embedding“ statt nur „Preview & Print embedding“). Und für ein Unternehmen mit mehr als einer handvoll Mitarbeiter macht ein Corporate Font ebenfalls nur dann Sinn, wenn ich ihn unternehmensweit einsetzen darf. Und unternehmensweit muss dabei auch die Verteilbarkeit an externe Dienstleister wie Werbeagenturen, Druckereien und Übersetzugnsbüros mit einschließen.
Stefan Gentz
Zum Kommentar 89689 von Frau Ploog vom Fontshop:
Gut zu wissen, dass es da den FontShop als Retter in der Not gibt. Denn solche „Bugs“ wie fehlende StyleLinks in der Dax sind eigentlich ein Ausschlusskriterium für einen Corporate Font, denn das ist eigentlich eine derart grundlegende Anforderungen im normalen Unternehmensalltag, dass es eigentlich unverzeihlich ist, wenn der Schriftdesigner das nicht bedenkt. Die vielfältigen Autoren in den Unternehmen nutzen nämlich leider immer den Font und Italic Knopf bzw. strg-b / strg-i statt explizit einen Bold-Schnitt der Schrift zu wählen – und erzeugen damit typographische Katastrophen, weil Word, Excel Powerpoint usw dann die Schrift brutal mit eigenen Mitteln fetten bzw. schräg stellen. Etwas frustriet muss man dann aber auch notieren, dass es traurig ist, dass der Kunde einer eigentlich so schönen Schrift wie der Dax für solches „Bug-Fixing“ auch noch bezahlen muss (wobei natürlich klar ist, das der Font Shop als „Bug-Fixer“ durchaus jeden Cent dafür verdient).
Sebastian Nagel
Naja, es ist nicht ganz leicht bei einer Familie mit sagen wir 8 Gewichten, zwei Weiten und Aufrechter und Kursiver vernünftige Stylelinks für ein System zu definieren, das davon ausgeht dass jede Schriftfamilie genau 4 Schnitte hat… Vor allem lassen sich nicht solche Verbindungen schaffen, die für jeden passend sind. Somit ist der Schriftgestalter da machtlos, das ist tatsächlich eine Sache der Modifikation bei Verkauf.
Generell: ich find das Käse mit dem Schrift-umbenennen für Kunden (ohne weitere Modifikationen). Man kann eine Hausschrift auch anders intern kommunizieren.
Max
@Heinrich:
Das mit den Stylelinks ist sicherlich eine gute Sache. Allerdings liegt der (Marketing)Schwerpunkt hier ja wohl auf dem umbenennen der Schrift und das ist meiner Meinung nach ueberfluessig. Es ist doch voellig egal ob die Schrift „Dax“ „Dax_Firmenname“ oder „Arial“ heisst. Ein Unternehemn hat eine Hausschrift und die wird benutzt. In unserem Fall ist das die „Univers 55“ ich glaube nicht, dass die Akzeptanz hoeher waere wenn die Schrift „Univers_Firmenname“ heissen wuerde.
Aufklaerung wann welche Schrift eingesetzt werden sollte ist da meiner Meinung nach viel wichtiger. Ich kriege nicht wenige Mails die die Leute in Outlook in ihrer Huasschrift schreiben, die dann bei mir aber total verhunzt ankommen, weil ich eben diese Schrift nicht habe.
Grundsaetzlich liegt das Problem bei diesen Anpassungen aber ja noch viel tiefer. Warum werden die Schriften nicht gleich in Versionen mit den entsprechenden Stylelinks verkauft? Das waere a) echter Service am Kunden und b) muessten sich die Experten nicht staendig ueber die „Tippsen“ aufregen die mal wieder einfach auf die Schaltflaeche „B“ inWord gedrueckt haben anstatt den anderen Schnitt auszuwaehlen.
Axel Mattern
Wer bitte entscheidet welche Schnitte einer Schriftfamilie miteinander verlinkt werden? Verlinke ich die Meta Normal oder die Meta Book mit Bold? Was wenn der Kunde einen halbfetten Schnitt mit einem fetten Schnitt als Hausschrift verwendet? Wählt er den Light-Schnitt aus und stellt ihn fett um seinen „normalen“ Schnitt auszuwählen? Bei der Frutiger war früher der Light- und der Bold-Schnitt verlinkt. Warum? Macht das Sinn? Da finde ich es sinnvoller die Schriften alle als Einzelschnitte anzubieten, wie die Druckvorstufe und die Agenturen es bevorzugen und die Schriften für die Office-Kunden individuell anzupassen.
Jens Kutílek
Es gibt FontFonts, die speziell für den Office-Einsatz gedacht sind. Diese sind dann auch stilverlinkt. Man erkennt sie an den Namenszusätzen „Office“ oder „Correspondence“, z.B. Meta Correspondence, Fago Office, Zwo Correspondence, Signa Correspondence … und daran, daß sie nicht in Einzelschnitten erhältlich sind, eben um Probleme der Stilverknüpfung zu vermeiden.
Stefan: dass es traurig ist, dass der Kunde einer eigentlich so schönen Schrift wie der Dax für solches “Bug-Fixing�? auch noch bezahlen muss
Bugfixing muß der Kunde nicht bezahlen. Aber aus den genannten Gründen ist nichtvorhandene Stilverknüpfung kein Bug, sondern eine Sonderanforderung.
Sebastian: ich find das Käse mit dem Schrift-umbenennen für Kunden (ohne weitere Modifikationen).
Die Modifikation ist im obigen 2. Beispiel die Stilverknüpfung. Da ist eine Namensänderung der Schrift Pflicht, damit es nicht zu Verwechslungen mit der Originalversion kommt.
Christoph
Hier sind mal wieder einige schneller gewesen als ich; Trotzdem auch mein (nun teilweise obsoleter) Beitrag:
Hallo Stefan,
ich finde es etwas hart, im Zusammenhang mit fehlendem Stylelinking in Schriften von einem Bug zu sprechen. Es gibt gute Gründe für und wider, und die hängen nicht zuletzt von den individuellen Anforderungen an eine Schrift zusammen.
Wir bei FSI haben uns entschlossen, auf das „kleine“ Stylelinking zu verzichten und wir haben es nicht aus einer Laune heraus getan.
Wie Sebastian schon sagt, umfassen moderne, gut ausgebaute Familien meistens mehr als zwei Fettegrade mit Kursiven.
Ein Beispiel: Wenn man nun also überlegt, wie man bei einer Familie mit 7 Fettegraden das kleine Stylelinking verteilt, stößt man schnell an die Grenzen dieser gestrigen Technologie:
Man muß willkürlich entscheiden, welcher Fettegrad nun zu welchem den „Bold“-Schnitt bildet. Am Ende ist auch dem Kunden nicht geholfen, wenn er durch Versuch und Irrtum herausfinden muß, wo sich denn nun der „Medium“-Schnitt versteckt hat.
Und zuletzt bleibt bei dem Beispiel etwas übrig. Bei einer ungeraden Anzahl an Fettegraden muß einer übrigbleiben, bei dem die Buttons nicht funktionieren, wo es eine fake Bold nebst fake Bold Italic geben wird.
Man muß sich also überlegen, ob man diese Nachteile in Kauf nehmen will (Und Fälle wie das obige Beispiel wären bei uns nicht die Ausnahme) oder die Funktionalität nur bei Bedarf implementiert.
Wenn unsere Schriften in Word benutzt werden, werden zwar die Schriftmenüs länger, aber man weiß zumindest immer, welchen Font man gerade benutzt. Und man kann generell sagen: Benutzt diese Buttons besser nicht, anstatt sagen zu müssen „Benutzt sie, aber nicht bei Schnitt XY“.
In OpenType-fähigen, zukunftsorientierten Applikationen (Wann implementert Microsoft endlich WPF?) kommt das „große“ Stylelinking zum Einsatz, und auch Schriften mit 50 Schnitten werden sauber in Familie und zugehörige Styles unterteilt.
In unseren „Office-“ und „Correspondence-„Schriften, die explizit für den Einsatz in Word etc gedacht sind, gibt es selbstverständlich auch das kleine Stylelinking „ab Werk“ und man kann ohne Bedenken die Buttons benutzen.
Viele Grüße,
Christoph
Eixi
Das hat was von „sich mit fremden Federn schmücken“… und die Wertschätzung für den ursprünglichen Schriftdesigner geht noch mehr verloren…
Gefällt mir nicht.
Jürgen
@ Christoph: Jetzt habe ich das auch endlich mal zu 100 % begriffen. Danke
Christoph
Schön, Jürgen, dann hat sich’s ja schon gelohnt! :)
HD Schellnack
Das übrigens in vielen Firmen Firmenschriften problematisch sind… liegt an der Software
Selbst wenn der Kunde eine offene Lizenz hat und Fonts weitergeben DARF – wie im Falle eines unserer Kunden – ist das technisch nahezu unmöglich. DU kannst von niemandem erwarten, dass er für ein PPT oder Word jedesmal einen OT-Font installieren muss.
Oder — du hast Präsentationen auf fremden Laptops, da darfste nicht davon ausgehen, dass die hauseigene CD-Schrift vorinstalliert wird. Du kannst dir aber nicht erlauben, aus dem Flieger zu steigen, zu präsentieren und statt deinem eigenen Font ist dann da die TIMES.
Oder— Office hat OTF-Probleme.
Oder— AutoCAD kommt mit OTF nicht klar.
Zumal gerade große Firmen oft mit nicht brandaktueller SOftware operieren, um Lizenzgebühren zu sparen. Dann ist halt statt Office 2008 mal Office 2002 installiert.
Und so weiter.
Und nach einer Weile greift der Kunde dann klammheimlich wieder zur… Arial.
So sieht das leider in der Praxis aus.
Es fehlt an rechtlich soliden aber pragmatisch brauchbaren Embedding-Lösungen. Selbst gut gewillte Kunden kommen irgendwann an den Punkt, wo sie ihre teuer bezahlte Hausschrift am liebsten vergessen möchten – und du als Designer redest mit Schlangenbeschwörerstimme auf alle ein, bei der Stange zu bleiben anstatt auf Systemfont 08/15 zu setzen.
Oh, und PPT gehört einfach abgeschafft. Verboten. Unter Strafe. :-D.
Stefan Gentz
Diese erfreulich lebhafte Diskussion zeigt schön, wie doch die Erwartungen und Ansprüche von Kunde und Gestalter manchmal auseinandergehen können.
Der Industrie-Kunde wünscht sich einen Corporate-Font, der im täglichen Office-Betrieb funktioniert. Und das heißt eben auch, dass für den gewählten Font in den täglich verwendeten Windows-Programmen, und das sind primär die üblichen Office-Pakete auf PC, automatisch die „richtigen“ Fett bzw. Kursiv-Schnitt zugewiesen werden. Ein Corporate Font muss am Front Desk ebenso funktionieren wie in der Buchhaltung, der Technischen Dokumentation, beim Außendienstmitarbeiter oder der Niederlassung in Moskau. Und natürlich auch in ausgelagerten Prozessen bei hinzugezogenen, externen Dienstleistern.
Es ist doch bitte nun wirklich allzu unrealistisch, anzunehmen, dass man mehr als einer handvoll Mitarbeitern – die womöglich auch noch über verschienden Standorte oder gar Länderniederlassungen verteilt sind – beibringen kann, wann und für was nun die „FF MeinFirmenname HelveticaNeueLT Pro 55 Roman“) und wann die „FF MeinFirmenname HelveticaNeueLT Pro 65 Md“ verwendet werden soll, und dass der Chef in seiner nächsten PowerPoint-Präsentation bitte nicht mehr den Bold und Italic Button benutzer darf, sondern bitte die „FF MeinFirmenname HelveticaNeueLT Pro 75 Bd“ auswählen soll. Ein solches Corporate Font Konzept mag ja bei einer im Thema Fonts kompetenten Werbeagentur hausintern funktionieren. Bei einem zumindest mittelständischen Maschinen- und Anlagenbauer aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr. Wer das Thema Corporate Font bedient, darf nicht nur in dem erweiterten Verständnis des Designers denken, sondern sollte auch an die Zielgruppe (= Anwender!) denken. Und das sind bei einem Corporate Font eben nicht nur die Grafiker in der Marketing-Abteilung oder der Grafiker in der Werbeagentur. Bitte bedenken Sie auch, dass ein Corporate Font gewissermaßen auch Botschafter für das Thema Typographie per se im Unternehmen ist und Sensibilität für das Thema Typographie unternehmensweit etablieren soll. Da sind 30 Gewichte wirklich eher kontraproduktiv.
Sebastian Nagel brachte zu bedenken, es sei nicht ganz leicht bei einer Familie mit sagen wir 8 Gewichten, zwei Weiten und Aufrechter und Kursiver vernünftige Stylelinks ein System zu definieren, das davon ausgeht dass jede Schriftfamilie genau 4 Schnitte hat.. Da liegt vielleicht ein Missverständnis vor? Mir ist klar, dass das „nicht ganz leicht“ ist, aber es ist per se auch nicht unmöglich. Was spricht denn dagegen, ein System wie folgt aufzubauen:
FF Siemens Sans Light (= FF Siemens Sans Light Regular.otf)
Bold (= FF Siemens Sans Light Bold.otf)
Italic (= FF Siemens Sans Light Italic.otf)
BoldItalic (= FF Siemens Sans Light BoldItalic.otf)
FF Siemens Sans
Bold
Italic
BoldItalic
FF Siemens Sans Condensed
Bold
Italic
BoldItalic
FF Siemens Sans Black
Bold
Italic
BoldItalic
usw.
Herr Mattern vom FontShop hat oben geschrieben, er finde es sinnvoller, die Schriften alle als Einzelschnitte anzubieten, wie die Druckvorstufe und die Agenturen es bevorzugen und die Schriften für die Office-Kunden individuell anzupassen. Da möche ich fragen:
Ist es wirklich sinnvoll, wenn beim Auftraggeber der eine Font und beim Dienstleister, der Druckerei, wieder ein (und eben ja nicht nur anders heißender) Font zum Einsatz kommt? Mal abgesehen davon, dass es mir nicht klar ist, warum sich der Dienstleister z.B. die „Dax“ kaufen soll, statt gleich die „Schaffert Dax“: Wie soll ein Szenario Ihrer Vorstellung nach denn bitte praktisch funktionieren? Etwa indem bei jedem Wechsel in der Prozesskette umständlich – womöglich auch noch über teuer zu erstellende Scripte, Plugins oder ähnliche Krücken – Schriften getauscht werden? Was dann womöglich auch noch erhebliche Probleme erzeugt, weil in dem einen Font beim Kunden Tabellenziffern vorgehalten werden, im anderen beim Dienstleister aber nicht? Und wenn irgendwann im Dokument totales Chaos entsteht, weil der Ingeneur aus der Entwicklung weiter fleißig den Bold-Button drückt, der externe Grafiker aber immer irgendeinen 75, 58 oder sonst was für einen dedizierten Bold, Black-oder-was-auch-immer-Schnitt verwendet?
Ist es wirklich sinnvoll, hier zwei Welten aufzubauen, die dann hinterher keine Dokumente mehr austauschen können? Ein „wertvoller“ Corporate Font muss unbedingt Über die gesamte Prozessekette hinweg einsetzbar sein und funktionieren! Das heißt im Übrigen für mich auch, die Anzahl der Schriften überschaubar zu halten. Es mag sein, dass „Monster“ mit über 20 Schriften wie die Helvetica Neue LT (Pro) für irgend jemanden Sinn machen. Für einen Corporate Font halte ich aber mehr als zwei, drei Ausbauten für vollkommen überflüssig. Mehr verträgt kein Projektmanager, keine Sekretärin und erst recht kein gestresster Manager. Ob das nun mit dem ästhethischen Anspruch des dienstleistenden Grafikbüros verinbar ist, steht auf einem anderen Blatt Papier.
Herr Kutílek schrieb in Kommentar 89719:
Genau. It’s not a bug, it’s a feature! Im Ernst: Das mögen Sie so sehen, der Projektmanager im Unternehmen oder die Sekretärin oder der gestresste Chef, werden kaum Verständnis dafür aufbringen, dass sie mit dem tollen neuen Font plötzlich kein Kurisv mehr bekommen, wenn Sie den Kursiv-Button drücken. Und das sind die Kunden des Corporate Fonts.
Wenn in einem Unternehmen Arial und Times New Roman erfolgreich und von allen Mitarbeitern akzeptiert ersetzt werden sollen, dann sollte ein Corporate Font meiner Erfahrung nach heute einige Kriterien erfüllen (selbstverständlich über die ästhetischen Kriterien hinausgehend, auf die ich hier gar nicht eingehen will). Auf meiner Checkliste für (größere) Unternehmen steht daher auch:
OpenType-Format mit korrekter und vollständiger Naming Table einschließlich identischem Naming für Mac und PC (TBD: language table übergreifend identisches Fontnaming / Font Subfamily Naming vs „lokalisiertem“ Fontmaning!)
„Corporate Use friendly“ – das Verhalten des Fonts sollte den Erwartungen des „typischen“ Anwenders im Unternehmen Folge leisten (also auch das (vom Kunden) erwartete Bold, Italic, BoldItalic-Verhalten aufweisen).
XSF: Die Schrift sollte auch am Bildschirm in verschiedenen Schriftgrößen gut aussehen und ordentlich gerendert werden.
Unternehmen, die exportorientiert arbeiten und ein sprachübergreifendes, global konsistentes Erscheinungsbild sicherstellen wollen, sollten zudem den „Sprachausbau“ prüfen: Je nach Anfoderung und globaler Präsenz, sollte die Schrift zumindestin WGL 4 Ausbaustufe vorliegen, also Mitteleuropa, Kyrillisch, Westlich, Griechisch, Türkisch. Nach Möglichkeit sollte die Schrift alle Sprachen abdecken, in denen Dokumente produziert werden. Auf meiner „Checkliste“ für (größere) Unternehmen steht daher auch dieser Ausbau:
Arabisch
Baltisch
Griechisch
Hebräisch
Kyrillisch
Mitteleuropa
Thai
Türkisch
Vietnamesisch
Westlich
Lizenzpolitik: Es sollte sichergestellt werden, dass die Schrift auf allen Arbeitsplätzen des Unternehmens frei eingesetzt werden darf. Sprechen sie mit Ihrem Fontlieferanten unbedingt auch über Lieferantenlizenzen um externe Dienstleister auch einbinden zu können.
Einbettbarkeit: Eine Schrift sollte unbedingt auch vollständig einbettbar sein („editable embedding“) und es sollte keine Einschränkungen geben wie „Die Schrift darf nur für den hausinternen Gebrauch eingebettet werden“.
Natürlich ist mir klar, dass das Zum Teil Anforderungen sind, die derzeit überhaupt nur eine handvoll Schriften erfüllen. Und mir ist auch klar, dass das zum Teil Anforderungen sind, die eher für größere Unternehmen gelten, die dann gegebenenfalls auch auf andere Angebote zurückgreifen, die den Schwerpunkt bei Corporate Fonts mehr auf „Corporate Use-Friendly“ setzen?
Max
Respekt, ein Superbeitrag.
Ich haette auch noch eine andere Anforderung: eine Unternehmensschrift muss Bildschirm und Drucktauglich sein. Heute werden immer mehr Dokumente nur noch digital verteilt. Eine Officina z.B. sieht aber auf dem Bildschirm meistens graesslich aus. Auch aus diesem Fund greifen die Leute dann wieder zur Arial
Stefan Gentz
Hallo Max,
Da stimme ich voll zu. Das hatte ich mit dem folgenden Punkt abzudecken versucht:
Leider sind in meinem Beitrag die Listen (ul, ol, li) rausgeflogen, so dass der Text teilweise leider etwas unübersichtlich rüberkommt.
Zumindest für das Style Linking daher hier nochmal der Versuch einer etwas anderen Gestaltung:
– FF Siemens Sans Light (= FF Siemens Sans Light Regular.otf)
– Bold (= FF Siemens Sans Light Bold.otf)
– Italic (= FF Siemens Sans Light Italic.otf)
– BoldItalic (= FF Siemens Sans Light BoldItalic.otf)
– FF Siemens Sans
– Bold
– Italic
– BoldItalic
– FF Siemens Sans Condensed
– Bold
– Italic
– BoldItalic
– FF Siemens Sans Black
– Bold
– Italic
– BoldItalic
usw.
Jens Kutílek
Lieber Stefan Gentz (von mir aus können wir uns hier ruhig duzen),
ich glaube, Du unterliegst hier einem Mißverständnis. Generell werden FontFonts nicht speziell für Corporate-Einsatz (oder überhaupt beschränkt auf eine spezielle Anwendung) produziert, sondern so, daß sie in möglichst vielen Szenarien funktionieren. Natürlich gibt es FontFonts, die von Haus aus für eine bestimmte Anwendung besser oder schlechter geeignet sind. Aber das Motto ist immer noch »By designers for designers«, und Design ist ein weites Feld, wie man weiß.
Die Anforderungen, die Du für Corporate Fonts aufzählst, sind sicher alle richtig und wichtig, aber so etwas bekommt man eben nicht von der Stange. Für genau solche Überlegungen, für die Fontfamilie, die genau auf die Bedürfnisse eines Unternehmens zugeschnitten ist, gibt es zum Beispiel die Corporate-Font-Abteilung von FontShop Deutschland, die diese Anforderungen präzisiert und umsetzt. Darum geht es ja (im kleinen Maßstab) in diesem Blogeintrag.
Mal abgesehen davon, dass es mir nicht klar ist, warum sich der Dienstleister z.B. die “Dax�? kaufen soll, statt gleich die “Schaffert Dax�?
Bitte genauer lesen: Die »Schaffert Dax« ist die modifizierte Variante, die nur in-house für Angebote und Rechnungen verwendet wird. Für sonstige Anwendungen wird die Original-Dax benutzt.
Stefan Gentz
Das ist mir schon klar und ich habe ja auch gar nicht über das große weite Feld der bezauberndern FontFonts geschrieben, sondern ganz explizit über das Thema Corporate Fonts – und davon handelt ja letztlich dieser Thread („Der günstigste Weg zur eigenen Hausschrift“). Es geht hier doch gar nicht um die Frage: „Welcher Font für welche Anwendung?“. Es ging mir ja nicht darum, ob die Zapfino nun für Rechnungen geeignet ist oder die Dax für Konferenztischkärtchen. Ich habe versucht mich mit der Frage auseinander zusetzen, welche Kriterien man für eine Schrift ansetzen sollte, damit sie im täglichen Unternehmenseinsatz („Corporate Use“) möglichst konsistent medien- und prozessübergreifend funktioniert.
Danke, mir war die starke Zielgruppenorientierung des Angebots auf Designer nicht so klar, da ich davon ausging, dass es beim Thema Corporate-Fonts mehr um Industriekunden geht und weniger um die Designer. Allerdings muss ich gestehen, dass es ja auch direkt im ersten Satz stand: Mit diesem Angebot bringt Silke Ploog vom Corporate-Font-Team seit kurzem Designbüros zum Staunen:&bnsp;(…) Da stand ja nicht: Mit diesem Angebot bringt Silke Ploog vom Corporate-Font-Team seit kurzem die Industrie zum Staunen:
Das hatte ich irgendwie wohl zunächst überlesen und war mir auch in dieser Deutlichkeit so nicht klar. Vielleicht kann man dem ja künftig noch das Motto »By designers for Corporates« für die Corporate Fonts-Abteilung beistellen …
In diesem Sinne ein schönes Wochenende!
Christian
Haben Designer und die Industrie denn so unterschiedliche Ziele? Ich kann die Erfahrungen mit Corporate Fonts nur bestätigen. Wenns kompliziert wird, kommt Arial zum Einsatz. Meist sogar mit der Begründung, dass man den Unterschied ja eh nicht merkt. Ideal wäre eine Einbettung der Schriften in das jeweilige Dokument, damit es keine Darstellungsdifferenzen gibt. Das ist mit den derzeitigen Lizenzen und Office-Paketen nicht zu machen, also werden weiterhin viele Firmen mit Arial und bestenfalls Franklin Gothic durch die Gegend beamen.
Stefan Gentz
Es kommt natürlich auf den Einzelfall an. Meiner Beobachtung nach stellen Unternehmen aber meist ganz andere Anforderungen an eine Schrift, als das Gestalter tun. Wenn man mal durch Unternehmen geht, die bereits einen Corporate Font haben und dann fragt, warum dieser Font denn gar nicht zum Einsatz kommt, bekommt man die vielfältigsten Antworten:Das fängt bei schlechter Lesbarkeit am Bildschirm an, oder es fehlt schlichtweg so Notwendiges wie ein umbruchgeschütztes Leerzeichen.Oder: Das Handbuch soll ins Russische übersetzt werden und die Hausschrift kann leider kein Russisch. Und eh hinterher mühselig in der übersetzen Fassung die Schrift auf z.B. die Arial umgestellt werden muss, weil die eben auch Russisch kann, wird eben gleich die Arial genommen.Oder: Die Schrift lässt sich leider nicht in PDFs einbetten. Da in der via Internet weltweiten Leserschaft des PDFs aber leider niemand die tolle Hausschrift hat, ist die Hausschrift, die sich nicht einbetten lässt: genau – nutzlos und nicht verwendbar.Oder: Es wurden keine Lizenzen für die neuen Mitarbeiter nachgekauft.Oder: Ja, es gibt da irgendwie so eine Hausschrift. Aber die hab ich auf meinem Rechner nicht. Ähm ja, die bekommt man vielleicht beim Admin? Oder bei der Sekretärin? Keine Ahnung, aber für unsere Konferenzunterlagen reicht die Arial ja eh total aus. Außerdem kann ich damit auch den Namen von dem türkischen Kunden richtig schreiben, das ist viel wichtiger.
Was ich hingegen noch nie gehört habe sind Aussagen wie „Die Schrift passt in der ästhetischen Aussage nicht mehr zum Unternehmen.“ oder „Die Schrift bietet nicht mehr das emotionale Experience für unsere Kunden.“ oder „Uns gefällt die Punze beim kleinen a nicht mehr.“…
Geht man mit den heutigen, global agierenden Kunden in tiefere Gespräche, werden die Anforderungen deutlicher und kommen letztlich immer wieder auf die gleichen Punkte: Ein Corporate Font muss heute ein „Global Font“ sein, der die bereits oben genannten Sprachgruppen vollständig abdecken sollte. Größere Unternehmen benötigen eine Schrift, die in Hinblick auf ernsthaft betriebene, markt- und sprachübergreifende CI/CD-Konsistenz funktioniert. Was nützt mir die schönste Hausschrift, wenn ich sie schon nebenan in Polen nicht mehr einsetzen kann. Zudem ist es für Entscheider in den Unternehmen kosten-, zeit- und prozessargumentativ schlichtweg nicht vertretbar, z.B. in den Fremdsprachen umständlich auf Alternativ-Fonts ausweichen zu müssen. Mindestens ebenso wichtig ist es für einen Industriekunden, dass er die Schrift frei auf jedem – auch zukünftigen – Arbeitsplatz einsetzen kann und „seine“ Schrift auch an externe Dienstleister wie Werbeagentur, Übersetzer und Druckereien verteilen kann. Der „global Font“ muss eben auch „global einsetzbar“ sein. Die dritte Kernanforderung ist das eigentlich so selbsverständliche Recht, die Schrift in ein PDF einbetten zu dürfen. Übrigens: Man mag nun vielleicht den Eindruck gewonnen haben, dass das ja nur Anforderungen von großen Konzernen sein werden. Tatsächlich höre ich diese Anforderungen aber auch von vielen kleineren Unternehmen mit unter hundert Mitarbeitern (die natürlich keinesfalls bereit pro Mitarbeiter je 1.950 EUR für einen Regular und einen Boldschnitt auszugeben).
Ein ganz aktuelles Beispiel wie weit die Erwartungs- bzw. Selektionshorizonte zwischen Gestalter und Industriekunden auseinander liegen, wird deutlich, wenn man sich die hier aufgeführten Anforderungen anschaut und dann mal die Aussage der jungen Dame in dem Polyblog Video anschaut: Typografie für Jedermann: die Helvetica, den Klassiker, werwende ich schon sehr gerne, und zwar finde ich immer so, die Punze vom kleine „a“ – wunderhübsch, diesen kleinen Tropfen. Ja, doch, ich würde schon sagen, das Industrie und Gestalter ganz andere Herangehensweisen und Anforderungen haben. (Was ja hoffentlich nicht ausschließt, dass die Ansprüche von Gestalter und Kunde miteinander vereinbar sein können.)
Florian
Welche Sprachen ein Unternehmen benötigt, sollte natürlich vorher abgeklärt werden. Dazu gibt es in der Regel ausführliche Informationen bei den Schriftanbietern. Neue Fonts, die ohne Unterstützung fürs Polnische daherkommen, sind rar (und zu Recht zu meiden). Wieso aber sollte ein Unternehmen für Griechisch, Georgisch oder gar Devanagari bezahlen, wenn diese Schriftsysteme im Operationsgebiet gar nicht verwendet werden? Nicht jeder Unternehmensfont braucht 45.000 Zeichen. Es ist ja nicht so, dass all diese Zeichen einfach aus dem Computer fallen. Neben den technischen Aspekten ist nach wie vor ein Menge kulturelles Wissen und ästhetisches Empfinden notwendig, um Zeichen zu zeichnen. Was wiederum mit einem hohen Zeit- und Kostenaufwand verbunden ist.
Die Arial (Unicode) ist noch kein »Global Font«, nur weil sie tausende Glyphen parat hält. Für den deutschen Mitarbeiter mag es zunächst praktisch erscheinen, »dass da alles drin ist«. Wie das aber beispielsweise für einen Koreaner aussieht, ist hier nachzulesen. Quantität ist nicht alles.
Natürlich hat so ein Monster seinen Preis. Allerdings ist das die Single-User-Lizenz. Ich bin mir sicher, dass bei URW++ (wie bei den meisten anderen Anbietern) für Multi-User- oder unternehmensweite Lizenzen andere Preise gelten.
Stefan Gentz
Also zumindest im Online-Shop des FontShops gibt es keinerlei Informationen darüber, welche Codepages bzw. Sprachen ein Font abdeckt. Exemplarisch sei hier die Meta Pro genannt. Zumindest bei den Pro Font sollte doch erwartbar sein, dass man sehen kann, welche Sprachen durch das „Pro“ abgedeckt sind, oder?
Natürlich sollte die Wahl der Hausschrift am tatsächlichen Bedarf ausgerichtet sein. Und natürlich braucht eine Schrift für einen lokalen Einzelhändler nicht unbedingt eine komplette WGL4 Abdeckung.
Und ja, natürlich ist vom Einsatz der Arial Unicode MS“ aus verschiedenen Gründen eher abzuraten. Ganz allgemein kann ich eh nur dazu raten, das Thema CJK gesondert zu behandeln und eine eigene Schrift zu verwenden. Die asiatische Typographie ist so fundamental anders, dass alle Versuche, sagen wir mal: die Meta, zu einem Global Font im Sinne einer CJK-Inklusion auszubauen, nicht sinnvoll umsetzbar sind. Wer sich damit genauer auseinandersetzen möchte, dem sei unter Anderem dazu auch der Beitrag Was ist ein »Global Font«? vom Kollegen Michael Müller-Hillebrandt ans Herz gelegt.
Florian
Richtig, auf der deutschen Shopsite fehlen diese Informationen noch. Dass da dringend Abhilfe geschaffen werden muss, dessen sind sich die Leute von FontShop bewusst. Eine neue, zeitgemäße Site ist in Arbeit – wie man hier bereits lesen konnte.
Die Infos zur Sprachunterstützung lassen sich aber schon jetzt online finden. Zum einen wurde hier im Fontblog erst kürzlich die Broschüre FontFocus FF Meta vorgestellt (auch als PDF erhältlich). Und bei fontshop.com gibt es zu jedem einzelnen Schnitt ein Specimen-PDF mit den Angaben zu Codepages und Sprachen, z.B. MetaProBook.pdf