Ivo Gabrowitsch: Der 2. Fontkrieg

Wer erin­nert sich noch an den Font War, Ende der 80er Jahre? Damals beherrschte Adobe die Schriftenwelt mit seinen PostScript-Fonts. Apple und Microsoft wider­setzten sich einer drohenden Abhängigkeit und schufen für ihre Betriebssysteme das bis heute auf OS-Ebene domi­nie­rende TrueType-Format. Adobe gab klein bei und legte die Geheimnisse der PostScript-Fontdaten-Struktur offen. Seitdem gibt es eine geteilte Schriftenwelt: die PostScript-Fonts im Design und die TrueType-Fonts im Büro. Der OpenType-Standard sorgte für die Wiedervereinigung beider Welten.

Nachdem Roger Black bereits vor 18 Monaten den zweiten Fontkrieg prognos­ti­zierte, hat Ivo jetzt die Fronten ausge­macht: CSS3 Modul Web Fonts v/s Web Embedding Fonts Tool (WEFT)*. Dieses Fachchinesisch müsst Ihr jetzt (noch) nicht verstehen. Nur so viel: Es geht um das verbind­liche Gestalten und Empfangen von Internetseiten (HTML) mit einer frei wähl­baren Schrift.

Zum Glück ist dieses Thema im Moment Ivos Lieblingsbeschäftigung. Er wird als (Kriegs-)Berichterstatter dafür sorgen, dass wir bald alles verstehen, was im »Font War 2« passiert. Am Ende rauchen wir dann alle ein Friedenspfeifchen, hoffe ich. (Abbildung: Corbis @ FontShop)

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* [Update] zur weitere Verwirrung auch die Kommentare 2 und 4 lesen


10 Kommentare

  1. Luca

    ist das nicht bereits mit sIFR (Scalable Inman Flash Replacement) auf Flash-Basis möglich?

    Oder worin genau liegen die Vorteile bei der „neuen“ Änderung?

  2. Ralf Herrmann

    Kleine, aber wich­tige Korrektur (auch für Ivo): Es geht ledig­lich um das Format, also TTF/OTF vs. EOT.
    Auch die EOT/WEFT-Lösung funk­tio­niert nach den CSS3-Webfonts-Vorgaben.

  3. Sebastian Nagel

    Luca: sIFR hat den Nachteil, dass der Inhalt tech­nisch bedingt in einem recht unzu­gäng­li­chen Container liegt der mit dem eigent­li­chen Dokument kaum in Zusammenhang steht. Das ganze ist zwar inzwi­schen recht ausge­feilt, aber das grund­le­gende Problem bleibt erhalten.

    Allgemein: Ist WEFT/EOT wieder im kommen im Zuge der CSS3-Sache? Ich hielt das für „tote“ Technik.

  4. Ivo

    Stimmt, Ralf, das ist wirk­lich miss­ver­ständ­lich ausge­drückt. Danke für den Hinweis.

    @Luca: Nein. sIFR ist Flash und im Grunde nicht für Fließtexte geeignet, die neue Technik betrifft die Darstellung durch den Browser ohne Plugins und ist für sämt­li­chen darzu­stel­lenden Text gut zu gebrauchen.

  5. Ivo

    @ Sebastian: Die Technik ist im Grunde scheintot. Ascender appel­liert quasi an die Community, die letzt­lich Druck auf die anderen Browserhersteller ausüben soll, so dass diese nach­ziehen. WEFT hat sich ja deswegen nicht durch­ge­setzt, weil Firefox, Safari & Co. die Sache nicht imple­men­tiert haben. Wenn man so will ist das auch ein biss­chen ein Kampf Internet Explorer gg. Safari/Firefox & Co., wobei ich ausnahms­weise mit dem bösen Browser sympathisiere.

  6. Tobias

    Laut dem W3C sollen die Browser mit den Formaten

    TrueDoc™ Portable Font Resource (.pfr)
    Embedded OpenType (.eot)
    PostScript™ Type 1 (.pfb, .pfa)
    TrueType (.ttf)
    OpenType, inclu­ding TrueType Open (.ttf)
    TrueType with GX extensions
    Speedo
    Intellifont

    umgehen können. Es ist also kein kampf zwischen Techniken sondern zwischen den Formaten. Warum MS sich immer noch auf EOT konzen­triert steht hier

  7. fhuber

    Liegt die wirk­liche Schwierigkeit nicht in der derzei­tigen Auffassung einer Schriftlizenz?
    Ich denke mal, dass einbetten in ein offenes Format wie (X)HTML doch in keiner Weise in der Lizenz vorge­sehen ist?
    Also bräuchte man fast ein drittes Format, was ausschließ­lich die Browser verstehen, man mitge­lie­fert bekommt beim Schriftkauf (oder zusätz­lich erwerben kann), das aber nicht als Schrift einge­setzt werden kann.
    – oder Freefonts, aber über deren Qualität brau­chen wir uns nicht unterhalten…

  8. Tobias

    Natürlich ist die Lizenzierung ein Problem. Im Moment würde das Einbetten von käuf­li­chen Schriften wohl einem Anbieten der Schriften zum freien Download gleich kommen. Also ein klarer Verstoß der Lizenzbedingungen.

    Embedded OpenType (EOT) ist ein Format welches ausschließ­lich für den Browser gedacht ist. Es ist aller­dings in der Hand von Microsoft weswegen es nicht von den anderen Herstellern unter­stützt wird.

  9. Ralf Herrmann

    Wobei Microsoft das EOT-Format mitt­ler­weile frei­geben möchte und einen entspre­chenden Antrag an das W3C gemacht hat: http://​www​.w3​.org/​S​u​b​m​i​s​s​i​o​n​/​2​0​0​8​/​01/

    Sollte dies Erfolg haben, stünde einer Einbindung in alle Browser nichts mehr im Wege.

  10. Tobias

    Ja, ich denke das wäre für alle Beteiligten auch die beste Lösung. Gibt es zu diesem Antrag eigent­lich Stellungnahmen vom W3C und den Browserherstellern?

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