Das Lesikon – jetzt blind bestellen [Update]
[Update: Danke an den Verlag H. Schmidt und Juli Gudehus für eine 24-seitige Lesikon-PDF-Leseprobe gleich hier laden … oder erst die Bilder gucken und ganz unten laden.]
Frankfurter Buchmesse: Die Verlegerin Karin Schmidt-Friderichs (links) und die Autorin Juli Gudehus begutachten das erste handgebundene Exemplar des 3000-seitigen »Lesikon der visuellen Kommunikation«
Erik Spiekermann hat es schon getan, ich natürlich auch: Das Lesikon bestellt. Dabei haben wir es beide noch nie in Händen gehalten. Allein die Fakten haben uns überzeugt, plus die Zahl und die Qualität der Mitwirkenden.
Während ich die Wartezeit mit einer 80-seitigen Blaupause überbrücke (Abbildung ganz unten), die mir die Verlegerin Karin Schmidt-Friderichs vor einer Woche zusendete, durften Besucher der Buchmesse bereits handgebundene Muster des Lesikons anfassen. Das hauchdünne Bibeldruckpapier soll sich »leichter Blättern lassen als die Seiten eine iPads«, hat mir jemand aus Frankfurt gemailt.
Im Moment wird die Erstauflage beim Verlag C.H. Beck gebunden. Ende der Woche kann vielleicht schon geliefert werden. Daher laufen hier im FontShop die Vorbereitungen für unsere Signierstunde mit der Autorin Juli Gudehus bereits auf Hochtouren. Zur Erinnerung: FontShop liefert die ersten 100 Exemplare des Lesikon (auf Wunsch) mit Signatur und Widmung. Um in den Genuss eines signierten Lesikons zu kommen, geben sie bei der Lesikon-Online-Bestellung im Kommentarfeld den gewünschten Namen und gegebenenfalls einen individuellen Widmungstext (zum Beispiel »Zum 50, Geburtstag!«) ein.
Schwerer als ein iPad, aber leichter zu blättern: Schmidt-Autor Gregor Krisztian (»Ideen visualisieren«) macht den Lesikon-Blättertest am Buchmessestand
Form-Chefredakteur Gerrit Terstiege (links) und Bertram Schmidt-Friderichs schmökern im Lesikon
Der Buchexperte Prof. Ernst-Peter Biesalski (links), Fachbereich Medien an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, zur Zukunft des Buches: »Die Leser wollen heute Produkte, die nicht nur in etwa, sondern genau ihren Bedürfnissen entsprechen.«
Der 80-seitige Bogen einer »Blaupause« – mehr habe ich noch nicht gesehen vom Lesikon.
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46 Kommentare
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nora
Ich habe es auf der Messe schon geblättert, als auch bestellt und finde, es ist ganz großes Kino. Man müsste eventuell künftige Leser mit ein paar, der vielen schönen Beispieltexte anfüttern :) Also, man muss schon gerne lesen mögen und die deutsche Sprache lieben, sonst wird man davon bestimmt kein Fan. Für mich ist das Lesikon eine Wohltat und im Moment schon auch einzigartig inmitten der Flut von Bilderbüchern in unserem Genre.
Fabian
Ich habe das Buch auf der Messe gesehen und habe es nicht mal ansatzweise verstanden. Mag mir jemand den Sinn erklären?
Jürgen Siebert
Ist doch völlig klar, dass man nicht alle Bücher dieser Welt verstehen kann. Hab’ selbst mal vor Jahrzehnten versucht (als Student), anderen meine damalige Lieblingslektüre (Zauberberg) schmackhaft zu machen … wurde zum Rohrkrepierer. Bücher, die ich nicht verstehe, lass’ ich mir nicht erklären, sondern links liegen.
Falls Erklärung doch gewünscht, könnten diese beiden Beiträge vielleicht helfen:
Fontblog: Das Buch ist tot, es lebe das Lesikon
Druckmarkt: Juli Gudehus’ Lesikon der Visuellen Kommunikation (PDF)
nora
Es handelt sich ganz einfach um ein literarisches Nachschlagewerk für die Gestalterbranche. Man findet viele Begriffe die unseren Alltag betreffen oder betroffen haben. Diese sind weder aphabetisch geordnet, noch historisch, noch inhaltlich, sondern wir können uns treiben lassen und kommen sprichwörtlich gesehen von Hölzchen auf Stöckchen. Vor vielen Jahren hat mich Juli angeschrieben, und ich zitiere mal aus dem Briefing, welches sie an dreitausendnochwas Kollegen geschickt hat:
Man sieht … das ist jetzt kein Wikipedia und soll es auch nicht sein :) Die einzelnen Begriffe wurden nicht nur einmal verschickt, sondern zum Teil auch an verschiedene Autoren. Nachfolgend mein Beitrag zum ersten Begriff … aber wie aus dem Briefing zu ersehen, es gibt natürlich auch Leute, die ihre Begriffe ernsthafter angegangen sind:
Arbeitspfad erstellen
Worte oder Wortkombinationen dieser Art prasselten Anfang der 90-er Jahre, mit Einzug der neuen Technologien in unserem Arbeitsleben, massiv auf mich ein und verursachten leichte Störungen, allgemeine Verunsicherungen und extreme Allergien. Dauerhafte psychische Deformierungen ließen sich verhindern durch Leugnung der Existenz von Bézierkurven. Immer auf der Suche nach dem eigenen Arbeitspfad, schleiche ich durch das Dickicht, erklimme ab und zu ungeahnte Höhen und verlaufe mich zwischendurch. Aber auch Nebenpfade bieten überraschende Aussichten und Einsichten.
erik spiekermann
Zwar habe ich das fertige buch noch nicht gesehen, aber vor jahr und tag hat Juli mich besucht und mir das konzept erklärt. Wer sich je für Zettels Traum von Arno Schmidt interessierte, für die sprachspiele eines Raymond Queneau, die gedichte von Ernst Jandl, die atemlosen sätze von James Joyce und wer dazu noch spaß daran findet, im 24-bändigen Brockhaus zu blättern ohne etwas zu suchen, der muss das Lesikon haben. Für einen unheilbar an Typomanie leidenden wie mich ist das die droge, die mich noch abhängiger macht von worten.
joe
weiss denn jemand von unheilbar an typomanie leidenden, wie die schrift heisst, mit der z.B. hochzeit und andere überschriften gesetzt sind? whatthefont war überfordert, google mit „blueserif“ auch…
Andreass
BlueSerif laut PDF.
paco
Sorry aber die links von Jürgen um den Sinn dieses Buches zu verstehen bringen mal gar nichts. Da geht es nämlich gerade weiter mit Lob in höchsten Tönen das nach meinem Ermessen absolut unberechtigt ist. „Das Buch aller Bücher“ also bitte… Ich habs mir angeschaut, ich hab mich auf der Messe mit der Autorin unterhalten… es ist halt ein nettes Buch in dem viel Arbeit steckt. Aber Quantität ist halt oft nicht Qualität. Wie gesagt, es ist nicht wirklich schlecht, aber so geil wie Erik und Jürgen hier jetzt immer tun ist es bei weitem nicht.
fritz
Weder Jürgen Siebert, noch Erik Spiekermann haben es je in den Händen gehalten geschweige denn gelesen, sind sich aber total sicher, dass es großartig ist. Gut, dass wir bei solch prominenter Fürsprache unsere Gehirne einfach ausknipsen und den Geldbeutel öffnen können. Gottlob ist alles Gold, was den Mainzer Schmidtverlag verlässt, warum nicht gleich ein lebenslanges Dauerabo?
BuchStabe
Hach Leutchen, man darf doch auch einfach mal hemmungslos begeistert sein von irgendwas, selbst wenn man nur davon gehört hat, oder?
Jürgen Siebert
Wir haben mitgeschrieben, weil die Autorin uns dazu eingeladen hat (steht auch in meinen bisher veröffentlichten Artikeln drin). Seit fast 9 Jahren tauschen Erik und ich uns mit Juli Gudehus immer wieder mal über ihr Projekt aus. Das sollte reichen, um zu wissen, wovon wir reden.
Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass beim Drucken und Binden noch dramatische Fehler passiert sind. Da vertraue ich einfach mal auf H. Schmidt und den beiden Telefonaten, die ich mit Juli auf der Messe führte.
@paco Darf ich einfach mal behaupten, dass Du weder auf der Buchmesse warst und schon gar nicht mit der Autorin gesprochen hast? Warum ich das weiß, verrate ich Dir später.
Jürgen Siebert
Nachtrag zur verwendeten Schrift. Sie wurde von Jürgen Huber entworfen, heißt inzwischen »Lemon« und ist zu bestaunen auf http://www.typedepartment.de/typetester.html
Fabian
Okay, dann habe ich glücklicherweise ’ne Menge Geld gespart.
Jürgen Siebert
Ich freue mich, dass Du es positiv siehst …
Felix
Ich finde es einfach ein wunderbares Projekt. Die Anderen können ruhig reden…
Christian
Ich unterstelle mal: der Enthusiasmus für dieses Printprodukt entspringt ähnlichen Gefühlen wie jenen, von denen die Vinylfreunde heutzutage beseelt sind. Nostalgie, Wärme, der Reiz des Unperfekten. Wie kühl und langweilig dagegen die Online-Recherche eines Fachbegriffes über Suchmaschinen…
Wilhelm E.
Weihnachten ist Jahr für Jahr schön, aber die eine Bescherung werde ich nie vergessen: als Drittklässler bekam ich ein Lexikon (mein einziger Wunsch an das Christkind).
Dieses Gefühl von damals lebt plötzlich beim Lesen des Lesikons auf. Es ist nicht einzig die Nostalgie – ist ist immer noch der Wunsch Wissen zu sammeln, Unbekanntes zu verstehen, Neues auszuprobieren, Tradition zu verarbeiten…
Glückwunsch und Dank an die Autoren! (bis Weihnachetn ist es nicht mehr lang)
paco
@jürgensiebert, tatsache… damit wäre ich überführt… ich war zugegebenermaßen weder da, noch hab ich mit ihr geredet. Ich konnte nur ab einem gewissen Zeitpunkt die ewigen Lobgesänge auf das Buch, das für meinen Geschmack zwar immernoch gut aber eben nicht soooo überragend ist wie hier immer behauptet wird, ertragen.
In dem Falle entschuldigt meine Unehrlichkeit, was diesen Punkt angeht. Ich möchte deshalb jedem empfehlen sich seine eigene Meinung zu bilden und es freut mich dass ihr zu der Gelegenheit z.B. das PDF anbietet.
Jürgen Siebert
Das ist doch mal ein Wort! Finde ich vorbildlich. À la bonne heure.
Alles wieder gut :)
Danke.
Karin Schmidt-Friderichs
Die Palette ist eben angekommen. Jetzt wird hier wie wild Qualitätskontrolle durchgeführt und gezählt. Dann gepackt und wenn die Post will, halten die Mutigen, die Jürgen, Erik, Juli oder/und (!!!) Schmidt vertrauen oder sich auf der Messe selbst überzeugt haben, ihr LESIKON in wenigen Tagen in der Hand.
Jürgen, Du kannst die Signierstunde also ansetzen. Herzliche Grüße in die Runde Karin Schmidt-Friderichs, noch etwas mitgenommen von der Buchmesse, auf der das Lesikon tatsächlich eine Star-Rolle spielte…
Bertram
10.000 Stichworte rein assoziativ in 500 Kapiteln zusammenzustellen ist so chaotisch wie charmant (so wie Gestalter es oft auch sind). Aber vielleicht geht in der ganzen Diskussion unter, dass es ein wunderbar programmiertes und kontrolliertes REGISTER gibt, über das die Strukturierten unter den Gestaltern – und die gibt es ja auch – an alle Begriffe herankommen.
erik spiekermann
Wenn doch bloß alle kommentatoren hier lesen würden, bevor sie nörgeln. WIe Jürgen schon schreibt, kenne ich das projekt seit langem und recht gut. Also weiß ich, wovon ich rede, auch wenn ich die papierene manifestation noch nicht in den händen halte. Aber ich habe ja auch den inhalt gelobt, nicht die bindung oder die typografie – wiewohl die auch prima ist, was man wiederum im PDF begutachten kann.
Ich wundere mich dann selber allerdings darüber, dass es hier leute schlecht finden, die weder das konzept kennen noch das buch. Die 24 seiten im PDF sollten genug sein, weil man auch erkennen kann, dass es eine gliederung gibt und ein register und welche merkwürdigen, witzigen, unerwarteten und mitunter albernen assoziationen entstanden sind und beim lesen weiter entstehen.
erik spiekermann
@paco:
Du schreibst:
Ich konnte nur ab einem gewissen Zeitpunkt die ewigen Lobgesänge auf das Buch, das für meinen Geschmack zwar immernoch gut aber eben nicht soooo überragend ist wie hier immer behauptet wird, ertragen.
Wenn du weder das buch in den händen gehalten noch mit der autorin gesprochen hast, woher nimmst du dann dein urteil? Hast du wenigstens das PDF studiert? Oder warum die täuschung, du wärest selbst da gewesen?
Jörg
Es ist mir in diversen Foren schon aufgefallen das es Leute gibt die es nicht aushalten wenn andere positives zu etwas schreiben.
Es wird dann gleich gemutmasst und verdächtigt. So etwas könne ja nicht mit rechten Dingen zugehen.
Und wenn man dann nichts negatives beitragen kann, dann wird etwas erfunden um seine Behauptung zu untermauern.
Sind wir schon soweit, das es anscheinend nicht mehr möglich ist sich über etwas zu begeistern.
joe
@Jürgen, vielen Dank für den Link zu der Lemon, sie ist ja echt fein. Die anderen von TD sind auch sehr interessant.
Dem PDF nach zu urteilen, ist das Buch wirklich für Leute, die gerne in Lexikas blättern ohne was zu suchen; es sieht sehr ästhetisch aus und gut geschrieben. Ob man das haben muss oder nicht muss jeder selbst wissen, ob man stänkern muss oder nicht: auch.
paco
@Erik @Jörg
Nochmal kurz zu meinem Beitrag. Ich habe mir das PDF natürlich angeschaut und große Teile gelesen, sämtliche Beiträge die es dazu in der letzten Zeit gab auch, kann mir also in etwa ein so gutes Bild machen wie die meisten hier. Wahrscheinlich hat mich einfach irgendwann das gestört, was viele hier auch hin und wieder zum Thema „iPad / Apple“ anbringen ( wie wir ja mittlerweile wissen unberechtigterweise). Dabei geht es gar nicht darum, dass ich das Buch überhaupt nicht mag. Ich empfand es in dem Augenblick einfach nur als zu übertrieben, und da ich ohnehin einen schlechten Tag hatte, konnte ich mir einen Kommentar nicht verkneifen, der dann eben unwahr und übertrieben ausfiel. Wie gesagt, das war ein Fehler, ist definitiv nicht die feine Art und bezog sich auch gar nicht auf jemanden persönlich und wahrscheinlich noch nicht mal auf das Buch. Ich war wohl nur im falschen Moment auf dem falschen Blog. Dafür bitte ich nochmal um Entschuldigung und hoffe das Thema damit beenden zu können.
Und nun viel Spaß all denen die bald ihr Buch bekommen, und alle die es eben nicht kaufen brauchen sich mit dem Buch ja nicht weiter beschäftigen.
Jürgen Siebert
@paco. Ich finde deine Offenheit bemerkenswert und nehme mir diese – wenn ich mal in die Verlegenheit kommen sollte – zum Vorbild. Für mich ist die Sache beerdigt. Nächstes Thema …
paco
@Jürgen. Nicht dass man dafür jetzt auch noch Lob verdient hätte, aber Danke. Ich werd es mir für die Zukunft zu Herzen nehmen und das nächste Mal einfach tief durchatmen, anstatt Dinge zu schreiben, die man sich eigentlich sparen sollte.
R::bert
@ paco
Wollte eigentlich gar nichts mehr kommentieren, weil Dein Kommentar (28) die Qualität eines Schlusswortes hat und es verdient hätte diesen Part hier zu bekommen.
Dennoch ein Frage die mir unter den Nägeln brennt, weil ich auch noch skeptisch bin:
@ Jürgen
Als ich mir die Assoziationen zu »HOCHZEIT« durchgelesen habe, musste ich schmunzeln: »MC BRIDE«, »ALTARFALZ«, … schon cool!
Aber: Wenn ich unter »AUSRICHTEN« lese: »Synonym für: weitersagen, mitteilen. Einer Person von einer anderen Person eine Nachricht überbringen.« fehlt mir doch der Bezug zum Thema »Visuelle Kommunikation«. Auch der Fakt (siehe 4 | nora), dass es scheinbar auch »Unfundiertes« nachzuschlagen gibt, lässt mich sehr zögern. Wozu (bei aller tollen Haptik,Typo und Unterhaltung) 80,– bis 100,– € für ein Nachschlagewerk ausgeben um etwas nachzuschlagen, wofür es scheinbar nicht wirklich eine verlässliche und brauchbare Antwort gibt? Oder steht hier Haptik, Typo und Unterhaltung über dem Anspruch eines Lexikons zum Thema? Wenn ja, wäre mir beides lieber gewesen.
Fabian
Das war so ungefähr die Frage, die ich mir auch gestellt habe: Welchen Sinn ergibt ein Nachschlagewerk, wenn ich doch nichts nachschlagen kann, bzw. nicht immer eine richtige Information erwarten kann? Es ist nicht informativ und wissenschaftlich genug, um ein Nachschlagewerk zu sein – es ist aber auch keineswegs unterhaltsam, weil es ja krampfhaft versucht, informativ und wissenschaftlich zu sein.
Abgesehen davon verzichtet das Buch auf die korrekte Rechtschreibung, was meiner Meinung nach absolut unerträglich und peinlich ist.
Gut, dass Jürgen mir erklärt hat, dass ich es nicht kaufen muss.
KurtE
Ich finde Schwungligaturen schrecklich.
Ansonsten ist die Begeisterung von Herrn Siebert und Meister Eric verständlich. Endlich ein Koffehtäbelbukk für den Designmenschen von Welt. Mit diesem Buch ist die Frage beantwortet, was man einem Art Direktor (o.ä.), der schon alles hat, zu Weihnachten schenkt.
Adam Twardoch
> Wenn doch bloß alle kommentatoren hier lesen würden, bevor sie nörgeln.
Lass die Leute reden :)
Wenn in Polen Bringhurst, Frutiger oder Hochuli erscheint, dann nörgeln einige Leute auch. Früher hab ich mich tierisch darüber aufgeregt, ich danke „die Leute wissen gar nicht mal was sie haben, die sollen verdammt nochmal sich an die 80er Jahre erinnern wo sie nicht mal Klopapier hatten“.
Aber das war der falsche Ansatz. Die Leute sind hier und jetzt. Das Nörgeln ist emotionaler Ausdruck. Auch wenn man selber den nicht versteht.
Manchmal sind die Deutschen so herrlich lustig, dass ich mir dann gleich denke: ach, die Polen sind auch nicht nur scheiße. Wir sind alle Menschen. Und wir lieben uns doch alle. Manchmal halt so, wie Mielke uns alle geliebt hat. (Na gut, das war jetzt gemein.)
Der frühe Tschichold hat auch mal wirrwar geschrieben. Und Kant, meine Güte!
Hut ab und auf das Lesikon! :)
Grüße aus Berlin,
Adam
Adam Twardoch
Ps. Oft ist es so mit Emotionen: wenn jemand etwas nicht versteht, dann spürt er Angst. Stichwort Xenophobie. Ich selbst habe manchmal ein überraschend komisches Gefühl, wenn ich Werbe-Billboards in Berlin sehe, die nur auf Türkisch geschrieben sind. Da meldet sich meine Angstemotion und schreit „Warum verstehe ich es nicht!? Ich soll es doch verstehen! Wenn ich es nicht verstehe, dann könnte es womöglich etwas gemeines sein und es macht mich unsicher.“
Diese Angst wird oft mit Aggression bewältigt. Dies dient der Selbstheilung und der Bestätigung des eigenen Wertsesystems.
Das Lesikon geht in die emotionale Ebene rein, umgeht das pure rationale Denken. Viele finden sich damit schwer ab. Besonders in Deutschland.
Meiner Meinung nach ist eine „sanfte Konfrontation“ mit den Emotionen der Menschen die einzig sinnvolle, effektive „Heilung“, die man von außen herein anwenden kann. Man kann versuchen, dass der Einzelne seine Tabu-Grenzen mit kleinen Schrittchen erweitert. Quasi die Tür in der dunklen Nacht öffnet und langsam vor die Tür geht und schaut, dass da doch nicht permanent die Gefahr lauert.
OK, genug Kaffeetischpsychologie.
Fabian
Statt Kaffeetischpsychologie hätte ich eine inhaltliche Diskussion spannender gefunden. Na ja, offensichtlich mag keiner das Buch begründet verteidigen…
R::bert
… ja ich warte auch noch auf Antwort.
@ Adam
Deinen Beitrag finde ich offen gesagt etwas arrogant. Das hat nichts mit heilsamer Pychologie zu tun. Außerdem ist dieses Fach ein ernstes und sollte nicht auf ein Kaffeetisch-Niveau herunter gebrochen werden. Eine sachliche Diskussion wäre auch mir lieber …
Fabian
Die wird wohl nicht kommen… haha…
martin
Abwarten & Tee trinken.
Andrea
Schon der Titel legt nahe, dass Lesikon ein Zwitterwesen und kein wissenschaftliches Nachschlagewerk ist. Ich finde die Idee des Buches und das, was ich in der Leseprobe gesehen habe, einfach bezaubernd. (Und hoffe, nicht mit sachlich harten Fakten belegen zu müssen, was „bezaubernd“ bedeutet)
Imo
@erik spiekermann
Wer sich je für Zettels Traum von Arno Schmidt interessierte, für die sprachspiele eines Raymond Queneau, die gedichte von Ernst Jandl, die atemlosen sätze von James Joyce…
Bitte mehr darüber schreiben.
nora
Genau. Wer lesen kann ist klar im Vorteil :)
Heute abend lag es bereits im Postkasten … und ich habe schon eine Stunde gelesen und finde es einfach großartig. Chapeau! Oder auch Hut ab! von mir aus.
erik spiekermann
Nein, selber darüber und darin lesen!
Nick Blume-Zander
Bestellt und ich freu mich wie ein Honigkuchenpferd …. das kribbelt langsam in mir… Juli schrieb mir vor 4 Jahren!
Der Rest steht im Buch… :)
Imo
Bibliotheksbesuch steht an. Besten Dank für die Anregung.
Florian Fischer
Über dieses Buch zu reden, heisst, über Juli Gudehus zu reden: Eine Überzeugungstäterin, die für ihre Projekte aufs Ganze geht, auch den existenzgefährdenden Rand von Unbedingtheit nicht scheut. Das fing schon an mit ihrer Diplomarbeit: »Die Schöpfung« (in Piktogrammen ), vorgestellt auf dem Forum Typografie 1996 in Düsseldorf unter dem damaligen Leit-Motto »Glaube«. Mit anderen, späteren Projekten ist Juli sich treu geblieben. Jetzt liegt ihr Opus magnum vor ! Applaus. Es ist mir eine Ehre, als einer der 627 „Premium-Autoren“ an diesem „verrückten“ Werk ein wenig beteiligt zu sein. Kauft, Leute, kauft. Zollt der Leidenschaft Tribut! Florian Fischer
Fitzliputzli
Ach Florian Fischer, du bist doch Juli Gudehus.
Und so toll.
Karla
So viele tolle Autoren unter einem „Dach“ in diesem Buch, das ist wunderbar.
Ich freue mich, dass mein Text auch ein kleines Rädchen in diesem Wunderwerk ist!