Daimler: Namensänderung beschlossen und umgesetzt
Schleichender Abschied von der einstigen Hausschrift Corporate, 1990 entworfen von Kurt Weidemann; schon im DaimlerChrysler-Logo wurde sie modifiziert (R) eingesetzt
Auf der gestrigen außerordentlichen Hauptversammlung des DaimlerChrysler-Konzerns in Berlin erfolgte der Beschluss zur Namensänderung in Daimler AG, heute ist er umgesetzt. Der Austausch der Werksbeschilderung fand unmittelbar nach dem Beschluss einheitlich an allen deutschen Produktionsstandorten in der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober statt. Den Start in die neue Ära nahmen die Auszubildenden des Werkes Untertürkheim mit einem symbolischen Akt vor: Sie enthüllten vor dem Werkstor in Bad Cannstatt die beiden neuen Pylonen mit den neuen Schriftzügen.
Im Zuge der Umfirmierung hatte der Vorstand beschlossen, dass alle Produktionsstandorte, in denen Fahrzeuge oder Komponenten der Marke Mercedes-Benz gefertigt werden, künftig unter dem Namen »Mercedes-Benz« firmieren. Das Werk in Stuttgart-Untertürkheim trägt daher seit heute den Namen: »Daimler AG – Konzernzentrale« und »Mercedes-Benz Untertürkheim – Ein Werk der Daimler AG«.
Dr. Dieter Zetsche, Vorsitzender des Vorstands Daimler AG, vor der Konzerzentrale mit neuem Namen (Abbildungen: Daimler AG)
43 Kommentare
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
HD Schellnack
Konservativ, global, ruhig, klassisch, selbstbewusst. Passt zum Konzern, passt zur Marke, auch wenn es per se vielleicht nicht sonderlich aufregend ist. Riecht nach Bank, riecht nach Anwalt… und insofern schon sehr richtig so. Und typographisch immerhin schöner als die Presswurst, die man vorher hatte.
Auf den ersten Blick (schwer zu erkennen auf dem kleinen Motiv) ist aber das Wort Konzernzentrale ein Rückschritt… ist das echt die AG oder Helvetica?
stefano picco
ich finde den schwung des Rs schön :)
thomas
ich dachte das wäre, wenn alles in der coprorate gesetzt bei daimler chrysler, aber anscheinend betrifft das nur die marke mercedes im eigenen haus. okkkkayyy. sonst hätte der schriftzug »konzernzentrale« die »corp. s« sein können.
Sven Winterstein
@HD: das wird die Weidemannsche Corporate S sein — gehört so.
nike
das ist die Corporate A(ntiqua) das S steht für sans.
ich für meinen teil freue mich schon, wenn die beschilderung abgehängt wird. dann gibts wieder viele schöne leuchtbuchstaben bei ebay.
Bernie
Spontan dachte ich: Sieht ein wenig zu britisch aus, aber vielleicht liegt das nur an den anderen Daimlers, die ich dabei im Hinterkopf habe. Definitiv schöner als das alte Logo (und als Herrn Zetsches Krawattenknoten).
Jürgen
Das Wort Konzernzentrale ist in der Corporate S geschrieben, sicher zu erkennen am gemeinen r:
Ayetho
Ich mag den Schriftzug. Das E gefällt mir besonders!
nike
sorry, wer lesen kann ist klar im vorteil.
Alexander
Aber in welcher Schrift ist „Daimler“ gesetzt? Die Corporate A ist es nicht!
robertmichael
mir gefällts auch gut, nichts wildes, kein kaugummidesign, kein swash – irgendwie gehört sich das ja auch für eine firma in dieser größe, mit dieser geschichte. ich hatte auch zuerst den gedanken das es etwas britisch aussieht, keine ahnung wieso.
allerdings finde ich es erstaunlich das der schriftzug jetzt aussieht als wäre er von oben zusammengedrückt wurden, während der alte irgendwie zu schmal aussah.
Sven
Heinrich
könnte das D nicht ein tick näher an das A ran?
charly
tja, das sagt uns aber immer noch nicht, aus welcher antiqua der schriftzug jetzt gesetzt ist? wir ist sie auch etwas zu gedrungen, obwohl feter flacher mercedes und so … ;-)
Jürgen
Ohne die/eine Grundschrift zu kennen: Die Buchstaben des neuen Logos haben die Proportionen von Kapitälchen.
Jürgen
Schindler Parent lässt die Schrift des Logos im Unklaren, es scheint gezeichnet zu sein. Aus Corporate A ist es jedenfalls nicht gesetzt:
Wenn Schindler Parent von der Corporate S spricht, dann sind damit Zusatztexte gemeint (siehe Foto »Konzernzentrale«).
robertmichael
@ jürgen, richtig kapitälchen. aber nur die kleinbuchstabenkapitälchen. während es bei dem alten noch gemischt war wirkt es jetzt irgendwie als würde sich das logo vor etwas drücken wollen. etwas mehr ‚aufrichtigkeit‘ hätte man doch erwarten können ;)
Florian
Was sind denn Großbuchstabenkapitälchen? Kapitale? ;^)
Sebastian Nagel
Luxuriös (breit), kalligraphisch, gesetzt. Passt.
Was haltet ihr vom R (Bogen und Schweif)?
Jürgen W.
@ Sebastian (und andere)
Mir drängte sich auch zuerst auf, warum der Schriftzug nur in Kapitälchen daherkommt. Deswegen die etwas sonderbare Form des R. Der Schweif ist schön und erinnert an den vorigen Schriftzug, jedoch ist der Kopf des R etwas überdimensioniert.
Die schwäbischen Autobauer backen jetzt eben kleinere Bretzeln, drum hat es nur für Kapitälchen gereicht. Der vorige Schriftzug hatte mehr Klasse. IMHO
Jens
Ich finde das Logo ebenfalls anglophiler als die Corporate. Man richtet sich eben auf den globalen Markt und dessen Geschmack aus und stellt sich etwas elegant–verspielter dar, siehe R–Schweif. Porchez oder die DTL wären für sowas sicherlich auch gute Ansprechpartner gewesen.
Stefan
Sie ist es zwar nicht, aber geht in die Richtung: Trump Mediaeval Roman Small Caps & Old Style Figures.
charly
ja in die richtung. auch die dolly sc kommt in die nähe ist aber zu fett und rund. aber beide haben selbst als kapitälchen vernünftige proportionen, was man vom daimler-schriftzug nicht behaupten kann.
Stefan
Hier noch mehr zum CD, aber leider keine neuen Erkenntnisse zur Typo. http://designnavigator.daimler.com/index.php?id=997
Rulf
Nun haben die Schindlers einen verdickten, klobigen Bastard aus Kurtles Corporate A gemacht. Jedes der verhunzten Details (Serifen, Proportionen) sieht danach aus, als ob es das Honorar rechtfertigen soll. Es ist mir unbegreiflich, dass solche Raubzüge, bei denen untalentierte Grafünzler ein unfähiges Management auf unverschämte Weise abzocken, heute noch möglich sind. Wenn ich allerdings viele der Grafünzler-Kommentare auf dieser Seite lese, wird es mir leider doch begreiflich.
david
Ich muss mich Rulf leider anschließen. Der Schriftzug hat einfach keinen Charakter, sieht protzig und klobig aus. So nach 0815-Anwaltskanzlei Dr. Kunze. Ich fand die alte Wortmarke aus der Corporate A meilenweit besser.
Nick Blume
@Ralf. Es kann nicht immer gute und schöne Typografie sein – es geht auch um die Sicht des Kunden, dessen Vorstellungen man sich auch anhören muss… das weiß ja jeder.
david
Ich finde das CD aber generell vermurkst. Absolut ausdruckslos, das könnte glatt aus einer Microsoft-Office-Formatvorlage stammen. Und die Textbox (drittes Bild von oben in der linken Spalte) erinnert mich sehr an die Bauwelt.
HD Schellnack
«Daimler Blue»?
«Daimler Blue????»
Heul.
Und die Corporate hätte man ganz kicken sollen, ist aber wahrscheinlich pragmatisch unmöglich.
Das es britisch und nach 08/15-Anwalt aussieht, ist mit sicherheit gewollt. Solide, konservativ, zeitlos, ein bisschen BOSS, ein bisschen unsichtbar. Kein grosser Wurf, kein Mut zum Provozieren, behäbig… und insofern GOLDRICHTIG. Nichts anderes macht bei Daimler Sinn. Es ist ein Konsenslogo, glasklar, aber das passt auch zur Konsensmarke. Ich gönne Mercedes, wieder an den stählernen Mythos von einst anknüpfen zu können, und vielleicht sind Zeiten des neuen Terrorismus, wo rollende Trutzburgen individuelle Sicherheit vorgaukeln, ein gutes Vorzeichen. Back to the 70s. Auf der anderen Seite – selbst wenn ich inzwischen schreien muss, wenn ich NOCH eine Autoherstelleranzeige mit Klimaschutzanwandlungen sehen muss – ist die Zeit der brutalistischen kantigen Benzmonster vielleicht auch eben vorbei. Der Smart (samt Roadster) war das letzte wirklich innovative Konzept des Hauses, alles andere bedient nur noch eine mit der Marke älter werdende Stammkundschaft.
Rulf
Bitte aufhören, hier die Briten zu beleidigen. Das Ding hat absolut NICHTS Britisches. Bestenfalls hat es etwas Altmittelhochdeutsches. Hingegen kann ich nur allen zustimmen, die es adäquat (oder, in Designdeutsch, „stimmig“) finden zum traurigen Mittelmass dieses Unternehmens und seiner schnauzbärtigen Führungsebene 1. Seit Ezard Reuter hat hier niemand mehr eine unternehmerische Vision entwickelt, man hat sich mit zahllosen widersprüchlichen, aber immer schön chlorfrei gebleichten, „Strategien“ begnügt. Und Reuter ist Opfer des üblen Rufmords geworden, den einer von Deutschlands grössten Kapitalvernichtern, der Herr Schrempp, durch eine ebenso willfährige wie ignorante Presse gegen ihn hat vollstrecken lassen. Nach dem aber, was da auf der letzten HV verblasen wurde, scheinen die Daimler-Dümpel immer noch nicht begriffen zu haben, dass die Zukunft Europas in der High Tech und nicht im Zusammenschrauben von Fuhrwerken liegt. Unter diesem Management kann man für Daimler eigentlich nur schwarz sehen — Daimler Black.
kai
ich mag die kommentare von dem rulf nicht. aber vielleicht hatte er ja nur einen schlechten tag und was bitte ist ein Grafünzler :-P
Selbst werde ich mir nicht richtig einig, welcher Schriftzug jetzt der schönere ist. aber das ‚A‘ im neuen ist verdammt schön.
Rulf
Grafünzler ist einer, der das ‚A‘ verdammt schön und deshalb die Welt in Ordnung findet. Nichts für ungut, kai.
Taggart
Erik Spiekermann äußert sich heute kurz in der Frankfurter Rundschau zum neuen Logo.
kai
nein schon o.k., ich glaube wir verstehen uns.
HD Schellnack
Die Headline lässt Eriks Meinung strenger klingen, als sie ist, oder? Daimler ist übrigens schon okay, finde ich, international einfach griffiger.
Man kann für Mercedes nur hoffen, dass diese auf extreme Ruhe und Würde setzende konservative Schiene (die leider auch nur das Logo betrifft, die anderen Medien wirken etwas… naja… ) greift. Die Zeiten haben sich gewandelt und ganz offensichtlich hat die kleinere, smartere, alertere Familienstruktur der Quandts den Wechsel besser bestritten als die große Struktur DaimlerChrysler. Gleiches gilt für Porsche und VW, wo ganz pragmatisch greifbar wird, das größer beileibe nicht immer besser ist. Die Megastrukturen fallen im Autobau – zumindest in Deutschland – in sich zusammen. Andere Branchen sollten aus diesem stets als Trendbarometer fungierenden Bereich, der Vorzeigebranche Deutschlands, lernen. Es kam überraschend, ist aber kein Zufall, das ausgerechnet die übersichtlichste und klarste Marke bei BMW, der Mini, so erfolgreich war. Und ich bin gespannt, ob der Ausbau der Marke erfolgreich ist oder sogar gegen den Erfolg spielt. BMW macht das nicht ohne Grund megabehutsam und hat den Clubman über lange Zeit vorbereitet und angekündigt. Mini liefert maximale Einfachheit bei gleichzeitiger maximaler Selektionsfreiheit, fast kein anderes Fahrzeug ist so klar und zugleich ab Werk so individualisierbar, so urban und zugleich doch so sportiv und komfortabel. Einen Mini erkennst du sofort… wenn heute aber ein Mercedes neben mir steht, weiss ich nicht, welches der ungezählten Modelle es ist.
Daimler ist gesichtslos geworden in der Modellpolitik, wie Ford und Opel und VW es schon lange sind und waren. Sinnvoll für die Marke wäre, wieder spürbar Technologievorreiter zu sein und den Ingenieuren wieder mehr zuzutrauen, ebenso wie ein gestalterischer gründlicher Blick in die großen Jahre der Marke. Die sollte man nicht nur für Jahreskalender und Nostalgie ins visuelle Museum abschieben, sondern gründlich überlegen, warum Mercedes bis in die 70er hinein DAS deutsche Auto schlechthin war, ein Mythos, und wie man diesen Mythos wieder neu aufladen kann.
Jens
Also der Mythos Mercedes dürfte doch in der Aussage begründet sein, der »Erfinder des Automobils« zu sein. Ich finde der Mythos hat auch hinsichtlich seiner Rolle als Rüstungskonzern im 3. Reich eine sehr dunkle Seite.
Ab den 60er Jahren hatte Mercedes im PKW Bereich vom Design her wenig Interessantes gebracht. Liniensalat und kleinkarierte Kühler mit einem Stern obendrauf. Verglichen mit den Ideen der Italiener, Amerikaner oder Franzosen der gleichen Zeit, war es sachlich–deutsche und gehorsame Ingenieurs-Fantasielosigkeit.
Das einzige Modell, was aus der Zeit wirklich Aufsehen erregt hatte, war die MB 190 Serie gegen Ende 80er Jahre, der damals durch alle Design–Magazine ging.
Rulf
Na, na, Jens, nu mal sachte mit die junge Ferde. Angefangen von der ersten Serie der 180er in den 60er Jahren über die SLs aller Epochen bis hin zu Bruno Saccos revolutionärem 220er mit den integrierten Kunststoffstossstangen (mit dem das moderne Automobildesign überhaupt erst anfing) hatte Mercedes auch schon vor dem Baby-Benz gezeigt, wo der Autodesigner den Moscht herholt. Auch die A-Klasse ist mutiger als vieles, was dann von Italienern, Franzosen und Amerikanern (was haben die eigentlich Aufsehenerregendes hervorgebracht??? Und wo sind hier die Japaner???) mehr oder weniger nachgeahmt wurde. Aber leider ist dieses glorreiche Erbe so gut wie verschütt gegangen, als der Herr Schrempp den letzten automobilkundigen Mercedes-Chef, Helmut Werner, vor zehn Jahren aus dem Unternehmen rausgeekelt und das Ende des guten Geschmacks als Design-Maxime durchgesetzt hat. Heute kann man »auf allen Strassen« sehen, was das für einen Flurschaden angerichtet hat.
Jens
naja aber ist nicht der 180er ein Kind der 50er? In den 50ern gab es ja auch noch ganz interessante MB–Modelle wie den Flügeltür–SL z.B. Ansonsten wurde ab den 60ern zitiert –> Heckflosse.
Den SLs der 60er kann ich designmässig jetzt nicht soviel abgewinnnen, wenn ich mir anschaue, was es gleichzeitig für Alternativen aus anderen Ländern und schon alleine mit Porsche auch in D gab. Aus heutiger Sicht heraus, haben sie natürlich auch ihren nostalgischen Reiz.
Die A-Klasse ist doch vom Hochraumformat eher ein Zitat des Renault Espace der 70er. Auch hier wurden Trends verschlafen.
Rulf
Stimmt, der „Ponton“-180er kam 1953 auf den Markt — was ihn umso revolutionärer macht. Aber zu behaupten, die A-Klasse sei ein Zitat des Renault Espace, ist schon deshalb gewagt, weil dieses Konzept bereits mehr als zwei Jahrzehnte zuvor mit weltweitem Erfolg realisiert wurde: in Form des VW Bulli…
Aber lassen wir das, lieber Jens, denn hier sollte es um die essenziellen Probleme dieses Erdendaseins gehen — um Serifen, R-Abschwünge, Kapitälchen und ähnliches.
Jens
Mit der A–Klasse wurde ein durchaus technisch innovativer »Minivan« produziert, als Antwort auf den immensen Wettbewerb. Denn heutzutage hat ja nahezu jeder Hersteller Fahrzeuge der Gattungen Minivan oder Großraumlimousine im Portfolio.
Trendsetter in diesem speziellem Segment war allerdings unbestritten der 70er Renault Espace, später dann der Chrysler Voyager und nicht etwa deutsche Autohersteller.
Die A–Klasse ist somit allerhöchstens eine Art ‚Mutation‘ dieses Trendes, hehe. Aber Du hast schon recht, hier gehts um andere Dinge… :)
Manuel Martensen
Liebe Ko-Kommentatoren,
wenn ihr von der Modellpalette runterkommt, kann dann mal jemand eine Kopie vom’ Spiekermann Kommentar aus der Frankfurter Online hier ranhängen?
Ich finde da nix mehr. Auch nicht im Google Cache. — Wer weiss, vielleicht hat ja jemand die Sache archiviert…