bukowskigutentag 3/14: Akkurater Widerstand
Das Thema Überwachung geht alle an, aber in der Breite der Bevölkerung hält sich die Empörung in Grenzen. Noch tut es ja auch niemandem direkt weh. Ein paar tapfere Widerständler engagieren sich und organisieren wieder die »Freiheit statt Angst«-Demo, diesmal am kommenden Samstag in Berlin. Dort sieht man wie in den Jahren zuvor Alu-Hüte, Grumpy Cats und andere Internet-Folklore. Das mag lustig sein, spricht aber niemanden außerhalb der eigenen Filterblase an. Deswegen sieht man auf der diesjährigen FSA noch eine andere Fraktion: den »Akkuraten Widerstand«. Und das ist? Zitat:
»Wir sind der akkurate Widerstand und sehen auch so aus. Wir tragen Anzüge, Oberhemden, Blusen, Röcke. Wir wollen, dass Oma Krause in den Nachrichten proper gekleidete Leute sieht. Wir wollen, dass der Widerstand gegen die Radikalüberwachung in die Breite der Bevölkerung getragen wird. Wir wollen unsere Wut gegenüber den freidrehenden Geheimdiensten und die Abschaffung unserer Zivilgesellschaft in angemessener Form äußern. Wir wollen sichtbar machen, dass nicht ein paar Internet-Freaks um ihren digitalen Spielplatz kämpfen, sondern dass unsere elementaren Bürgerrechte abgeschafft werden. Und mit ‘uns’ sind Erika Mustermann und Otto Normalverbraucher gemeint. Genau so sehen wir auch aus.«
Der Akkurate Widerstand ist bereits als offizieller (Anzugträger)-Block bei der FSA 14 gelistet. Los geht’s am Samstag, 30.8., um 14 Uhr am Brandenburger Tor. Wer akkurat mitdemonstrieren möchte, einfach nach gut gekleideten Leuten und Fahnen Ausschau halten.
Dresscode: Come as you are, bunt, entspannt, aber akkurat. Nicht übertrieben aufbrezeln, denn das soll keine Kostümtruppe werden. Gutes Oberhemd oder Bluse reicht schon. Anzug und ähnliches erwünscht.
Mehr zum Thema nachlesbar hier bei jetzt.de, bei t3n.de und hörbar hier im Interview bei Radio Fritz. Zur Homepage der Aktion geht’s hier und zur Facebook-Seite hier.
In eigener Sache: fontblog.de gefällt die Aktion und Jürgen Siebert spendiert dem Akkuraten Widerstand auch das Online-Banner, das hier rechts im Wechsel mit dem Typo Day angezeigt wird. Vielen Dank, Herr Siebert!
P.S.: Autoren, die diesen Beitrag geschrieben haben, haben auch diese Beiträge geschrieben.
3 Kommentare
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Na, dass ihr auch mal kritisch
werdet, hätte ich mir nicht erträumt. Zwar seid ihr es erst bezüglich der Überwachung, aber es ist ein Fortschritt, der gefällt. Käme die Wirtschaftswissenschaft einmal in den Gehirnen an und vergliche man dann auch noch die Folgen, die durch die Akteure ausgelöst worden sind, die aber immer erst Jahre später einem Volke klar werden, dann würden Demos in guter Kleidung leider nicht mehr reichen.
Typografia
Ich bin froh, dass es die Radikalüberwachung gibt. Diese Überwachung ist nur die logische Konsequenz einer langweiligen Konsensgesellschaft in der es keine gesellschaftlichen Korrekturen mehr gibt, sondern nur dröge, gleichgültige endlose Toleranz. Was einzig zu kollektiver Orientierungslosigkeit führt.
Die Breite der Bevölkerung wird diesen Widerstand nicht tragen, weil sie sich durch die Überwachung sicherer fühlt.
Ich laufe übrigens immer so rum, wie ihr euch für die Demo zurecht gemacht habt, bin also eure Zielgruppe und wohne außerhalb Berlin. Wo eine Breite der Bevölkerung wohnt.
Grüße!
Auch
gleichgeschaltete Systemmedien führen zu kollektiver Orientierungslosigkeit, was Jahrzehnte volksverblödend gewirkt hat, weil Journalisten systemkonform handeln. Lügen, wohin man schaut: früher schon und jetzt eben noch verzweigter.
Fazit: Der kollektiven Dummheit ist nicht zu entkommen. Aber abwechselnde Lügen machen das Volk wenigstens sensibel für den ganzen Betrug, was ich allerdings als Vorteil gegenüber der Jahrzehnte nach dem second world war sehe.