Buchmesse Frankfurt: Heute ist Lesikon-Tag

Es verspricht ein sonniger Tag zu werden, heute in Frankfurt am Main, wenn wir das Foto der Verleger Karin und Bertram Schmidt-Friderichs richtig inter­pre­tieren. Sie haben es vor 3 Stunden auf Twitter veröf­fent­licht, mit den Worten: »Zweiter Buchmessemorgen. Noch ein Moment frische Luft auf dem Hallendach im frühen Morgenlicht … genießen den Augenblick.« Vielleicht wird es der wich­tigste Tag des Jahres für ihr Haus,  denn heute wird das 3000-seitige Lesikon vorge­stellt, gemeinsam mit der Autorin Juli Gudehus.

Tatsächlich lässt sich über Twitter wunderbar verfolgen, wie die Fäden einer großen Buchpremiere zusam­men­laufen. Bereits um 4:00 Uhr hat sich der deutsch-ameri­ka­ni­sche Designer und Blogger Dan Reynolds (@typeoff) auf den Weg von Berlin nach Frankfurt gemacht. Am Mariannenplatz kreuzte ein Fuchs seinen Weg und regte seine Phantasie an: »I’m sure that wolves are next. Wildschweine have already been in town for a while, but they haven’t made it to the center yet.« Diese Nachricht adres­sierte er an den Kollegen Malte Christensen (@kopfbunt), der sich zu dieser Zeit eben­falls auf dem Weg zum ICE Sprinter Berlin – Frankfurt machte; beide waren Sprecher der TYPO Berlin 2010.

Seit gestern durch­forstet bereits Indra Kupferschmid (@kupfers, Moderatorin der TYPO Berlin Konferenz) die Messehallen und twit­tert über bemer­kens­werte Neuerscheinungen. So entdeckte sie zum Beispiel Laura Meseguers »TypoMag – Typography in Magazines« und Jan Middendorps (@janmiddendorp) neuestes Werk »Creative Characters«. Kupferschmids Kurzkritik mit Foto: »Love the Book!«. Am Ende des Tages resü­miert sie: »Bookfair is just great!« Ein solches Fazit einer regel­mä­ßigen Besucherin bereits am ersten Tag – das will etwas heißen.

Dabei kommt das Beste erst noch… wobei wir wieder beim Lesikon sind. Ich habe es bereits am 23. September hier im Fontblog ange­kün­digt: Das Buch ist tot, es lebe das Lesikon. Vor einigen Monaten (eigent­lich vor 9 Jahren) weihte mich Juli Gudehus in das Projekt ein, das heute unter dem Titel Das Lesikon der visu­ellen Kommunikation von ihr und dem Verlag Hermann Schmidt der Öffentlichkeit vorge­stellt wird. Gegenüber Presse und Händlern wird es dann wie folgt beschrieben: »9704 Begriffe der visu­ellen Kommunikation hat Juli Gudehus zusammen getragen, mit Unterstützung von 3513 ›Co-Autoren‹ defi­niert, kommen­tiert, mit Meinungen und Erfahrungen garniert und geordnet. Nicht von A bis Z, sondern von Avantgarde bis After Image, nicht streng logisch, sondern kreativ-asso­ziativ webt sie daraus eine unend­liche Geschichte. Widersprüche werden zum Denkanstoß. Ein lite­ra­ri­sches Labyrinth, in dem Sie surfen und sich treiben lassen, sich verlieren und Vertrautes wieder finden. Eine Odyssee, die genau so viele Fragen aufwirft, wie sie beantwortet.«

Ich halte das Lesikon für einen verle­ge­ri­schen Meilenstein, weil es in der aktu­ellen Situation, in der sich die Verlage befinden, ein Weg aus der Krise weist. Es besinnt sich auf die Stärken des Buches – Haptik, Konzentration, Autorenschaft, Authentizität, Ästhetik – und verknüpft diese mit der unend­li­chen Informatiosnflut des Word Wide Web. Juli Gudehus »plün­dert« schamlos die chao­tisch orga­ni­sierten Quellen des Netzes, setzt ihnen Fachbeiträge der besten Autoren des Landes entgegen und kompo­niert daraus ein neuar­tiges Kompendium. Ich fordere, dass sie als »Karajan der Kommunikation« in die Buchgeschichte eingeht, ihre Autoren sind die Symphoniker, ihr Verlag die Philharmonie. Ist es ein Wunder, dass ein solch umwäl­zendes Werk aus der visu­ellen Kommunikation kommt, dass es von einem Verlag heraus gebracht wird, der hier seit vielen Jahren Maßstäbe setzt? Nein, das passt genau so zusammen wie es gekommen ist.

Das Lesikon ist genau der Wissenslotse, den wir jetzt und in den kommenden Jahren brau­chen, in einer Zeit, in der prak­ti­sche alle Informationen frei zugäng­lich sind, aber selbst intel­lek­tu­elle Größen wie Frank Schirrmacher vor dieser Flut kapi­tu­lieren. Ich gehe jede Wette ein, dass es bald Lesika für die Politik, die Wirtschaft, die Popmusik, Mode, Sport und Autos geben wird – die uns an die Hand nehmen, damit wir unseren ganz eigenen, persön­li­chen Pfad durch den Dschungel des Fachwissens finden können … ohne nervös zu werden, ohne zu kapi­tu­lieren, ohne aufgeben zu müssen.

Heute bestellen, 20 € sparen und eine Widmung der Autorin dazu!

Die gute Nachricht Nº 1: Bis zum Jahresende gibt es das Lesikon zum Subskriptionspreis von 80,– statt 100,– €. Die gute Nachricht Nº 2: Weil FontShop die Bücher, die er liebt, gerne groß feiert, wird es – nach FontBook und Fraktur Mon Amour – auch für das Lesikon die dritte Signierstunde in Berlin geben. Die  gute Nachricht Nº 3: Um in den Genuss eines signierten Lesikons zu kommen, müssen Sie nicht nach Berlin reisen … wenn ja, sind Sie selbst­ver­ständ­lich herz­lich will­kommen im FontShop (Termin wird demnächst bekannt gegeben); bequemer ist eine Lesikon-Online-Bestellung, vermerken Sie im Kommentarfeld den gewünschten Namen und gege­be­nen­falls einen indi­vi­du­ellen Widmungstext (zum Beispiel »Zum 50, Geburtstag!«).
Die schlechte Nachricht: Wir limi­tieren die Anzahl der zu signie­renden Bücher auf 100 Exemplare. Was nichts anders heißt als: Bitte noch heute bestellen, am histo­ri­schen Tag der Lesikon-Vorstellung in Frankfurt am Main.


Ein Kommentar

  1. Jürgen Siebert

    Update: Dan Reynolds und Malte Christensen haben uns Twitter-Leser inzwi­schen wissen lassen, dass sie nicht wegen der Buchmesse in Frankfurt sind sondern um anderen Arbeiten nach­zu­gehen. Das ist einer­seits lobens­wert, aber auch skan­dalös ,-) Ich habe ihnen in Kurzmitteilungen geschrieben, dass ich es mit dem Verhalten eines Musikfans vergleiche, der am 16. August 1969 in Bethel (NY, USA) war, ohne Woodstock zu besuchen :))

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