Bio-Fonts (2) – Gesichter der Bewegung

Bio ist Zukunft. Die Bewegung der natur­nahen Nachhaltigkeit und der alter­na­tiven Lebenskonzepte macht mobil: tech­nisch und ideo­lo­gisch, phan­ta­sie­voll und formschön.

Visuelle Unterstützung erhalten die nach­haltig-zukunfts­ge­wandten Projekte durch Bio-Fonts, die eine orga­ni­sche Anmutung mit hohem tech­ni­schen und ästhe­ti­schen Anspruch vereinbaren.

Nicht mehr nur Dinkelspelzen und Jutebeutel kenn­zeichnen die Errungenschaften eines ökolo­gisch Bewusstseins, sondern Barsche aus Aquaponik-Systemen oder offene Werkstätten, die rebel­lisch dem einge­bauten Verschleiß bei Haushaltsgeräten begegnen, wenn diese kurz nach Ablauf der Garantiezeit auseinanderfallen.

Linotype Atlantis Com Complete Pack  | 5 Fonts | 158 Euro, Lutz Baar für Linotype, 1999

Die Maschen der smart geknüpften Schleppnetze, die umge­rüs­tete Trawler für den nach­hal­tigen Fischfang einsetzen sind vier bis sechs Zentimeter größer als vorge­schrieben. Kleine Fische, die auf anderen Trawlern als Beifang einge­holt und verendet zurück ins Meer gekippt werden, entkommen. Nebenbei spart die Maschengröße über die Hälfte Treibstoff.

Die fünf­schnit­tige Atlantis-Familie entwarf der Berliner Artdirector, Maler, Fotograf, Typograf und Anthroposoph Lutz Baar, der seit 1970 in Schweden lebt und arbeitet.

Atlantis besteht aus den Schitten Regular, Medium und Bold. Regular und Medium verfügen über gezeich­nete Kursiven. In den Formaten True-Type flavoured OpenType und Windows-TrueType eignet sich das Paket beson­ders für die Arbeit mit dem Windows-PC. Mit seinen Aid-Fonts sammelt Baar für wohl­tä­tige Projekte.

FF Prater OT, Sans, Script, Serif | 8 Fonts | 249 Euro,  Steffen Sauerteig, Henning Wagenbreth  für FontFont, 2000

Urban Gardening erobert inner­städ­ti­sche Brachflächen und verwan­delt sie in kleine Oasen der Erholung mitten im Großstadtlärm. Der Prinzessinnengarten am Moritzplatz, am vergan­genen Freitag Ort für unseren ersten Freiluft-Creative-Morning, ist die Berliner Speerspitze einer welt­weiten Bewegung, die sich dem urbanen Gärtnern verschrieben hat.

Unregelmäßigen Strichstärken mit wech­selnden Strichrichtungen und die stol­pernden Buchstabenabstände machen die Prater-Familie orga­nisch, gewachsen und nie glatt. Als hand­ge­maltes Eingangsschild für eine Berliner Biergarten-Institution von Henning Wagenbreth und eBoys Steffen Sauerteig 2000 entworfen, sollte die Displayschrift trotz Digitalisierung ihren hand­ge­zeich­neten Charakter behalten. Mehr über die Familie können Sie in der Schriftgeschichte über die FF Prater nachlesen.

Als Sans-, Serif-, Script- und Block-Familie für Print- und Web- Projekte ist die Prater robust zeit­gemäß und eigen­sinnig wie Kiezbotanik.

Eason Pro | 7 Fonts | 229  Euro, Randall Jones für Fountain, 2004

Wer sich gegen einge­bauten Verschleiß wehrt, wehrt sich gegen Konzerne, die ihren Kunden beibringen, regel­mäßig wegzu­schmeissen und neu zu kaufen. Online-Reparaturanleitungen von ifixit​.com geben seit 2003 Bastelbegabten virtu­ellen Rat. Aus den Niederlanden kommt für weniger Versierte die Idee der Repair-Cafés; in Deutschland hilft der vom Nachhaltigkeitsrat ausge­zeich­nete Verbund offener Werkstätten.

Für den Buch- und Zeitungssatz bringt die Eason-Pro-Familie tradi­tio­nelle Formen mit moderner Glyphen-Ausstattung in Einklang. Dazu: gleich zwei Kapitälchen-Schnitte für den Satz von Titeln. 

Eason Pro verbindet die bewährten Formen der vene­zia­ni­schen Renaissance-Antiqua mit der modernen OpenType-Technologie. Mit über 600 Glyphen für die Textschnitte Roman und Bold und passenden Kursiven ist Eason Pro eine eine tradi­tio­nelle Satz-Familie für Zeitungen und Bücher, die auf Nicolas Jensons Antiqua-Form von 1470 zurück geht.

Zwei Kapitälchen-Schnitte (Inline & Display) und ein Zierzeichensatz sorgen für grafi­sche Akzente.

FF Cocon OT Collection | 18 Fonts | 599 Euro, Evert Bloemsma für FontFont, 2001

Saisonale, regio­nale Produkte sind gefragt – frische Ware, die nicht durch halb Europa trans­por­tiert werden muss, sondern aus dem Umland stammt. Die neue regio­nale Küche über­rascht jenseits von Pastinaken mit unge­wohntem Geschmack und Leidenschaft für saiso­nale Lebensmittel aus der Umgebung – und erhält zuneh­mend Sterne.

← Frisch und geschmacks­si­cher bei hervor­ra­gender Lesbarkeit – auch auf mobilen Geräten macht die Cocon eine gute Figur. Besonders die große Zahl von Condensed-Varianten schafft Platz für Informationen.

Die eigen­wil­lige FF Cocon-Familie von Evert Bloemsma besticht durch stark gerun­dete Formen, die wenig Symmetrie aufweisen. Kleine Details erin­nern an Pinselstriche. Die einzelnen Buchstaben wirken neutral, entfalten aber im Textbild einen charak­te­ris­ti­schen Eindruck.

Stilsicher, elegant – nie über­kan­di­delt – ist diese Cocon-Familie mit 18 Fonts in vielen Print- und Bildschirm-Formaten erhält­lich und bestens geeignet für Multiscreen- Projekte.

Weitere Schriften zum Thema zeigt die Fontliste Bio-Fonts.

Quellen: Werkstatt Zukunft, Geo​.de • Urban Gardening – Landlust in Berlin, Merian​.de • Sterneköche mit Bio-Vorliebe, Süddeutsche.de

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