Besuch bei Wolff Olins
Die Arbeit der Londoner Markenagentur Wolff Olins wurde noch nie so kontrovers diskutiert wie in den vergangenen Monaten … erst London 2012, dann New York City. Das führende britische Designmagazin Creative Review hat nun den Designberater Adrian Shaughnessy, einen der schärfsten Kritiker des Olympia-2012-Corporate-Designs, zu Wolff Olins geschickt, um die Denk- und Arbeitsweise der Markenstrategen besser zu verstehen. Er lernt unter anderem, dass sich das »moderne Branding wegbewegt von netten Regeln und einem erstickenden Diktat … hin zum Flüssigen und Expressiven«.
Doch der Wolff-Olins-Weg könne kein Vorbild für kleine Designbüros sein. »Wolff Olins Methode funktioniert immer dann, wenn es um große, öffentlichkeitsorientierte Einrichtungen geht, die ihr Tun ständig messen und überprüfen. Kleine Designbüros, die sich auf ihre Intuition verlassen und ihre angeborenen ästhetischen Fähigkeiten, leisten gleichermaßen gute Arbeit. Anders ausgedrückt: Auch dort entstehen brillante Bausteine für die visuelle Kommunikation, jedoch ohne die intellektuelle Pyrotechnik, die Wolff Olins umgibt. Der große Unterschied, der Wolff Olins Leistungen bemerkenswert macht, liegt darin, dass sie ihre Arbeit auf dem öffentlichen bzw. industriellen Präsentierteller verrichten. Sie müssen ihre Ideen gegenüber dickköpfigen Managern und öffentlichen Einrichtungen verkaufen, die über Etats und Ausschreibungen entscheiden. Kreative Höchstleistungen sind schwer zu erzielen in diesem Umfeld und nur wenigen gelingt das.«
Der Beitrag erscheint in der Februar-Ausgabe von Creative Review und ist hier online zu lesen.
4 Kommentare
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Mimo
Leute die gute konservative Sachen wollen können zu Landor gehen. Wolff Olins ist in meinen Augen eine große Kreativitätsschmiede, die es schafft neue Sachen auf der Ebene der großen Etats durchzusetzen. Meinen Respekt haben die.
Ole
Es ist völlig unerheblich, welche Agentur – ob gross der klein – einen Kunden betreut, entscheidend sind die Gestalter. Die Gestaltung sollte die Funktion erfüllen, die sie hat.
Intellektuelle Pyrotechnik ist erstens Blödsinn, zweitens habe ich schon einige Rohrkrepierer gesehen, die auch dachten, sie wären intellektuell.
Dav(id)
Also seit dem ‚Wacom‘ ReDesign brauchts schon Einiges um mich wieder von der Qualität der ‚Grossen‘ in Sachen Branding und Corporate Design zu überzeugen. (Vielleicht ein ganz netter/interessanter Artikel, aber ‚Wolf Ollins‘ hat wohl — gestalterisch — trotzdem schon um Vieles bessere Zeiten erlebt.)
HD Schellnack
Wolff Olins war in den 90s wirklich, wirklich spannend. Inzwischen fühlen sie sich an wie das Gegenstück zu Norman Foster – man hat immer noch Respekt vor der gesamten Historie, es gibt immer noch sehr flashige einzelne Leistungen und man mag irgendwie die schiere Professionalität und Größe des Ganzen… aber mehr und mehr möchte man sich bestimmte Ergebnisse nicht mehr anschauen müssen. Bei Metadesign geht es mir genauso. Immer noch gute Sachen, immer noch qua reiner Größe beeindruckend, aber mehr und mehr Sachen wo man denkt: «Hm… was haben die sich dabei gedacht?» Bei den großen Designagenturen is es wie bei uns kleineren eben so, dass jeder Job mit Kompromissen und Abwägungen verbunden ist – nur bei den großen sind sie sichtbarer, eben größer… und die Gesamtfinanzierbarkeit des Ladens sowie die gestalterische Distanz der Manager und Inhaber zum Endergebnis spielt eine größere Rolle bei der alltäglichen Abwägung, wie weit man sich bei solchen Kompromißprozessen vom eigenen Anspruch entfernen will, d.h. wie «bauherrenfreundlich» man gestalten muss.