»Besser ohne professionelle Kreative …«. Warum?
Es scheint in unserer Gesellschaft ein unausgesprochenes Misstrauen gegen ausgebildete Grafikdesignerinnen und -designer zu geben. Sicherlich müssen auch andere Berufsgruppen für das Ansehen ihrer Arbeit kämpfen. Wenn Laien ihre Wohnzimmer selbst tapezieren oder die Haare vom Nachbarn schneiden lassen, sind hierfür zwei treibende Kräfte verantwortlich: Sparsamkeit (um nicht wieder das Wort »geiler Geiz« zu strapazieren) und eine Missachtung bzw. Zweifel gegenüber der Leistung eines gelernten Handwerks.
Dass diese Vorbehalte inzwischen ganz offen das Private verlassen muss nachdenklich stimmen. Da lässt sich eine Hamburger Markenberatung von gestalterischen Laien per Umfrage bescheinigen, dass das neue Siegel der Stiftung Warentest nichts tauge (Fontblog berichtete). Und am selben Tag gibt die Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur bekannt, dass man das Logo zum 20. Jahrestag des Mauerfalls lieber von einem Mitarbeiter habe zeichnen lassen als von einer »teuer bezahlten Agentur«. Welt Online schließt gleich daraus: »Manchmal geht es besser ohne professionelle Kreative.«
Freilich schwingt bei dem politischen Beispiel noch ein anderes, viel tiefer sitzendes Misstrauen mit. Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Ratsvorsitzende der Stiftung Markus Meckel hat nicht verwunden, dass der ehemalige Vereinigungsgegner Oskar Lafontaine irgendwann Mitte der 90er Jahre im Bundestag sowohl die eigene Meinung als auch die Realität verdrehte, als er davon sprach, dass »die Einheit Millionen Ostdeutschen die Freiheit brachte«. Meckel: »In Wirklichkeit war es umgekehrt: Die Freiheit, die sich die Menschen in der DDR friedlich erkämpften, führte zur Einheit.«
Zurück zum Kommunikationsdesign. Wie die Maler und Friseure müssen ausgebildete Grafiker mit der Tatsache leben, dass ihnen Laien im Land, die einen Pinsel halten/eine Schere bedienen/einen Computer einschalten können, in die Quere kommen. Also müssen die Profis ihre Leistung transparenter darstellen, besser verkaufen, leidenschaftlicher verteidigen. Und sie müssen den Finger in die Wunde legen, wenn irgendwo Stroh zu Gold geredet wird. Wie zum Beispiel das 20-Jahre-Logo der Stiftung für Aufarbeitung.
43 Kommentare
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s
Das ist aber wohl ein ganz spezieller Fall, denn zunächst hat man sich an mindestens ein sehr bekanntes Design-Büro gewandt, die den Job aber abgelehnt haben.
elmariachi
Keine Ahnung was ich schöner finde: den enormen Schlagschatten, die 1-Pixel-Linie oder das irgendwie überstrahlt wirkende Bild.
Avvocato
Was sollen denn Architekten sagen, wenn Ihnen das Raumprogramm von seinen (meist völlig ahnungslosen) Bauherren in den Block diktiert wird? Was meint ein Hausarzt dazu, wenn seine Patienten dank Ratgeber-Lektüre und Internet mindestens genauso schlau sind oder das zumindest so ähnlich äußern?
Egal, ob es sich um Akademiker, Handwerker oder Künstler handelt, keinem dürfte das ständige Ringen um Wertschätzung unbekannt sein. Das ist oftmals unangenehm und dank der endlosen Wiederholung auch ermüdend. Aber immerhin gibt es dieses hohe handwerkliche Niveau (um das uns manches Nachbarland beneidet)! Und auf dem wird hier ja auch eifrig geklagt.
de_signer
Furchbar. Da bekommens Millionen an Förderung um immer wieder die Vergangenheit (bis zum Erbrechen) hoch zu holen und bekommens nicht auf die Reihe jemanden für die Gestaltung des Logos zu bezahlen. hoffe denen wird irgendwann die Gelder gestrichen. Im Fernsehn gibts tagttäglich (!!!) genug Vergangenheitsbewältigung.
Christian
Interessant wäre eine Evaluierung der Designprozesse und der Umsetzungen sowie der Akzeptanz der Kampagne, wenn alles vorüber ist. Sind Anfängerfehler gemacht worden? Hätte ein Profi effizienter arbeiten können? Ist mit dem vorhandenen Budget die Zielgruppe erreicht worden? Hatte der interne Mitarbeiter Vorteile durch Detailkenntnisse oder Nachteile durch mangelnden Abstand zur Materie? Hat der interne Mitarbeiter (oder die) genug Kenntnisse über Lizenzen für Schriften und Bilder, dass keine Folgekosten entstehen (durch Klagen oder ähnliches)?
Jürgen
Es geht um einen Jahrestag, den soll die Stiftung ja auch gerne feiern. Die Diskussion geht mir in die falsche Richtung, wenn wir jetzt über das Logo klagen, eine dumpfe Stiftung und herausgeschmissenes Geld. Immer sind die anderen schuld oder doof. Nee, Leute, fasst Euch mal an die eigene Nase. Ich behaupte: Die Designer haben eine Mitverantwortung für diese Do-it-yourself-Denke. Insiderwitzchen über Schlagschatten und 1-Punkt-Linien bringen uns aus diesem Tal nicht heraus sondern sie festigen nur die Fronten.
jamie oliver
Da bin ich nicht ganz gleicher Meinung. Die gestalterische Kompetenz wird immer beim Designer bleiben. Da bringt es auch nichts den Laien dazu zu befragen. Der Laie wird aber immer mehr und das finde ich oft zurecht in den gestalterischen Prozess integriert. Mit seiner Meinung den immerhin ist er auch schlussendlich die Zielgruppe. Etwas das in dem meisten Branchen schon längst üblich ist.
D.h um auch einen Vergleich zu bringen. BMW fragt den Laien nicht wie man ein Motor baut, aber BMW testet ob jemand bei der Anordung im Amaturenbrett den Durchblick hat, ob Form und Farbe ansprehend ist usw. Auch BMW wird den Laien nicht fragen im ein Auto zu zeichnen.
Von dem her viel Geschrei um nichts finde ich. Das war nämlich schonin vielen Agenturen praktiziert. Nur einige Gestalter haben scheinbar Mühe das ihre Zielgruppe auch eine Meinung hat.
Ich kann dan vielleicht ein Beispiel machen. Das Programmheft des basler Stadtkinos ist sauber und grafiisch auf höchsten Niveau gestaltet. Nur ist der Aufbau derart wirr gestaltet das der grösste Teil des Publikums das Heft nicht lesen kann. (meist eher ältere Leute (die jünger gehen eh aufs Internet)) Das nevt mich dann schon weil es genau das Bild des Designer untermalt der sich still in seinem Kämmerchen wilde Projekte ausdenkt die dann der Mensch auf der Strasse nicht versteht. Aber in diesem Fall verstehen muss weil er sonst das Programmheft ja nicht lesen kann.
Markus Luigs
doppeltes jubiläum. doppel 0.
Marc
Wie sieht es den mit dem Titel der Veranstaltung aus: »20 Jahre … Revolution …« ist doch wohl übertrieben und schlicht der falsche Ausdruck oder?
Benjamin Hickethier
Zum Thema ›grassroot design‹ bzw. ›Volksdesign‹, »über das Verschwimmen der Grenzen zwischen Amateur und Profi in der Gestaltung«, hat Florian Schmidt (u.a. Autor von ›Parallel Realitäten‹, Niggli) just eine sehr beachtenswerte Diplomarbeit an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee abgeliefert.
Interessante Ansatzpunkte im Volksdesign-blog von Florian.
Ulrich
Welcher Designer bitteschön kann denn heute noch einen echten Pinsel halten?
Thorsten Schmidt
Warum?
Meinst du wirklich? Jeder hat einen Rechner zu Hause und kann machen was er will. Vielleicht führt diese Tatsache (der Zugriffes auf das Werkzeug zu jeder Zeit) zu der Selbstverständlichkeit des Selbermachens.Hätte ich einen Hobel zu Hause, würde ich vielleicht irgendwann auch loslegen …
formschub
Hm. Komplexes Thema. Es ist ja nicht nur so, dass viele Auftraggeber meinen, Kosten zu sparen, wenn sie Gestaltungsaufgaben selber oder ohne Profis lösen. Ein Teil des Problems ist auch auf Seiten der „Macher“ angesiedelt. Wenn man nämlich mal schaut, mit welchen suizidalen Billigtarifen mancher „Grafiker�? seine Stundensätze (ab 10 EUR) in einschlägigen Freelancer-Online-Portalen bewirbt, packt einen die Fassungslosigkeit. So wird die Wertschätzung einer ganzen Zunft mit vielen fähigen Gestaltern durch einige schwarze Schafe, die entweder zu jung, zu unbedarft oder beides sind, nachhaltig von innen ausgehöhlt.
Hinzu kommt das öffentliche Gespür für gutes Design: Mir fällt auf, dass es ganze Branchen gibt (z.B. Speditionen, Elektrotechnik), in denen 9 von 10 Logos ganz offensichtlich in Word oder PowerPoint selbstgestrickt wurden und die entsprechend auf Lkw-Planen, Verpackungen, in Anzeigen und auf Handzetteln, massenhaft verbreitet, das öffentlich sichtbare und damit beim Laien „gelernte�? Niveau für gutes Design auf breiter Front senken oder niedrig halten.
Ich denke auch, dass der „sichtbare�? Teil unserer Arbeit – das Designergebnis – gegenüber den vielen unsichtbaren Leistungen (z.B. Recherche zu Schriftauswahl, Farben und Symbolik, Konzeption, Mikrotypographie usw.) zu oft in den Hintergrund tritt. Bewertet wird nur das „Bild“ auf dem Papier, und da greift dann der „Das kann ich auch�?-Gedanke. Ich denke, wenn man als Designer für eine Aufgabe in Betracht kommt, kann man nicht früh genug damit beginnen, gegenüber dem Auftraggeber mit Argumenten, Fakten und Bewertungen gestalterische Kompetenz zu zeigen. Nicht nur einen Preis nennen und nach einiger Zeit drei, vier Entwurfspappen rüberreichen.
A propos: ich glaube auch, dass die elektronischen Formate (JPG, PDF) einen, wenn auch kleinen Anteil am schwindenden Wertbewusstsein von Entwürfen haben. Die Verlockung ist groß, Entwürfe „mal eben schnell rüberzuschicken“, weil es so bequem ist. Vielleicht nur mit einem kurzen E-Mail, anstatt gute Ausdrucke oder Proofs aufzuziehen und sich persönlich mit dem Kunden zu treffen, gut vorbereitet zu präsentieren und zu argumentieren. Ich will hier beileibe nichts verallgemeinern, aber ich denke, hier kommen jede Menge kleine Nachlässigkeiten und Ärgernisse zusammen, die in der Summe zu der kritisierten Geringschätzung guten Designs führen.
Sebastian Nagel
Was ist denn das Ziel einer solchen Diskussion?
Wer will wird sich die Haare weiter beim Nachbarn schneiden lassen, andere werden weiter ihre Rohre im Badezimmer selber legen, wieder andere werden ihre Mauern weiterhin selbst mauern, Gestaltungssachen werden weiterhin von „auch-mit-Computer-Auskennern“ gestaltet werden, und Ignoranten im großen und kleinen Format wird es immer geben. Und man wird weiter mit ihnen leben müssen, sie leben lassen müssen, und sie im besten Fall ignorieren wie sie es mit einem tun.
Will sagen: Die Diskussion ist zu kleinlich wenn man sich in den Schlagschatten oder die Linie verbeißt, oder sich korinthenkackerisch auf nicht eingehaltene „Typo-Regeln“ stürzt. Aber sie ist im Grunde auch zu klein, wenn man fordert, den Berufsstand „Gestalter“ gegenüber der Öffentlichkeit besser zu präsentieren damit dieser allumfassend anerkannt wird und die Produkte geschätzt werden. Letztlich müsste man dann aus der Gesellschaft zwei Dinge ausmerzen: Ignorantentum (fänd ich gut) und den Do-it-yourself-Gedanken (der im privaten und auch noch semiprofessionellen Bereich ja im Allgemeinen nicht immer fehl am Platze ist). Das gälte dann aber für jegliche Berufszweige, nicht nur für den Gestalter. Und das finde ich illusorisch.
Jürgen
Richtig. Als ich heute morgen bei der Welt über das Logo gelesen habe, da gab es keine Abbildung zur Meldung. Also bin ich mit ganz hohen Erwartungen zur Stiftungsseite und habe mich auf ein Revolutionslogo gefreut. Du kannst Dir vorstellen, wie mir da die Kinnlade heruntergeklappt ist. Tatsächlich verkörpert das selbstgestrickte Logo genau jene Sichtweise, die man eigentlich bekämpfen möchte: Ein paar Mauerspechte erkämpfen sich fotogen den Platz auf die Ansichtskarte des Jahres 1989.
Jürgen
Designer müssen die Sprache der Verbraucher lernen, für ihre Aufgabe kämpfen und die Vorteile einer guten Gestaltung Laien gegenüber begründen können. Stattdessen bekriegen sie sich mit kleinkarierten Typografie- und Farbdiskussionen – meistens auch noch im eigenen Dunstkreis. Oder sie wollen als Künstler verstanden werden, die den Nutzen ihrer Arbeit nicht begründen müssen: »Die Zeit wird ihn beweisen.«
Vergangene Woche wurde ich Zeuge bei einem Radio-Telefonspiel (Radio Eins, Berlin), wo ein Interface-Designer, der in Potsdam studiert, nicht in der Lage war, seine spätere Tätigkeit zu beschreiben. Der Radiomoderator hat ihm eine Brücke zu iPod- und Handy-Bedienung gebaut … da kam kein einziger verständlicher Satz zurück. Wer mit so viel »Leidenschaft« den Beruf des Designers verteidigt (besser: zerstört), hat in der Branche nix verloren; er wird auch nie ein guter Designer.
HD Schellnack
Man mache sich nichts vor: Design wird demokratisch. Die Hardware billiger, die Software billiger – und jeder wird ein Heimdesigner. Das ist absolut richtig und okay so – der Musikszene hat dieser Prozess nicht geschadet. Der Prozess wird – die Gaußsche Glockenkurve ist überall – für viel Durchschnitt sorgen, für etwas Schrott und für einige wenige grandiose Arbeiten. David Carson, das sollte man nie vergessen, ist ein Kind genau dieser Entwicklung, so wie zig andere arrivierte Designer auch aus der ersten Demokratisierungswelle von Design in den 80er/90er Jahren kamen. «Grafik Design» wird zum Anwenderprozess, so wie Musik-machen-mit-Ableton zur reinen Softwareanwendung geworden ist, so sehr gelernte Pianisten darüber auch den Kopf schütteln mögen – die Software, mit der die Hits in den Charts gemacht werden, sagen wir mal Logic Studio, kann sich heute jeder für 500 Euro kaufen. Und loslegen.
Das ist eine gute Sache. Und bringt uns Designer in die gleiche Ecke, in die so viele Jobs durch technischen Fortschritt und Internet gebracht wurden: Wir müssen um unsere Existenz bangen. Aus vielen Gründen (Print stirbt, Crowdsourcing uswpp). Die Verengung auf reines Kommunikationsdesign, die meine Generation noch prägt, sollten sich Designstudenten heute abschminken. Wenn ihr euch anschaut, was in den letzten 15 Jahren passiert ist, WISST ihr, dass ihr mit 60 alle arbeitslos sein werdet – sein MÜSST. Es gilt also, für die nächste Generation von Designern, sich von den Medien zu lösen und den Begriff des Gestaltens auszudehnen. Wer sich in 20 Jahren noch als Logozeichner oder Briefpapiermacher oder Broschürensetzer definiert, hat sicher ein Problem.
Es ist nicht so, dass Design stirbt, aber die Auflösung von Design im Alltag bedeutet, dass zunehmend jeder medial erfahrene User selbst ein Designer wird – vielleicht Baukasten-Style, vielleicht Scheiße, aber das ist gar nicht relevant. Wie viele von uns haben als Profis schon Mist produzieren müssen, weil der Kunde seinen Willen (und damit seinen Laiengeschmack) durchgesetzt hat? Da wird quasi nur ein Arbeitsschritt gespart. Du kriegst als Designer nicht mehr eine krude Zeichnung («Joah, mein Mann hat sich da mal auch Gedanken gemacht»), sondern der Mann machts gleich in Photoshop fertig und schickts zu Flyeralarm :-D. Digitaldruck ist fast besser geworden als Offset und die durchdemokratisierten Gratis-Online-Tools zur patterngestützten Gestaltung durch den Laien selbst werden immer und immer besser, Adobe sitzt fleißig dran. Das ist die Zukunft. Und das kann auch sehr spannend werden für uns alle.
Und glaubt nicht, dass es im Online-Bereich anders aussieht ;-D.
Oliver Adam
@ Jürgen
Im Grunde führen wir die Fortsetzung der Diskussion »Was ist Design? Was ist Dekoration? Was ist Kunst«, nämlich: »Was ist gutes und schlechtes Design – und was folgt daraus?«.
Wir müssen uns im Klaren sein, dass auch das selbstgebastelte Logo »irgendwie« Design ist, das folgt ja aus der Diskussion. Problem: Erkennt der Auftraggeber, ob es gutes oder schlechtes ist? Antwort: Er kann es häufig nicht beurteilen, denn woher sollte er es auch wissen? Hier weiter rumzupopeln und jemandem mit 1-Pixel-Linien oder Photoshop-Schatten zu kommen, hat für mich daher keinen Sinn.
Daher ist meine Position: Designer zu sein, genügt allein nicht mehr, sondern man sollte gleichzeitig auch Kaufmann sein. Ich zum Beispiel verstehe mich als Design-Kaufmann, einen Beruf, den es nicht gibt (?), den es aber geben sollte. Als Designer und Industriekaufmann mit entsprechenden Weiterbildungen kenne ich die Bedürfnisse der Marketingleute eher und kann mich auf sie einstellen.
Also: Auf die Frage, was der Grafikdesigner denn tue, muss immer zuerst diese Antwort kommen, und zwar wirklich immer: »Ich helfe Ihnen, Ihr Produkt/Ihre Idee /Ihre Dienstleistung xxx besser zu verkaufen.« Darauf sollte ein kurzes Statement über »Positionierung« folgen, etwa: »Die Positionierung Ihres Produktes/Ihrer Idee /Ihrer Dienstleistung xxx habe ich verstanden. Ich kann sie grafisch so umsetzen, dass Ihre Zielgruppe sie erstens versteht, zweitens als einzigartig betrachtet und drittens liebt. Ich transformiere also Ihre kaufmännische Positionierung 1:1 in die grafische Positionierung. Das alles können Sie von Laien nicht erwarten, denn woher sollten die dieses Wissen haben?!«
Zudem muss man wissen, ob man es mit »blauen«, also rationalen, »grünen«, also sicherheitsorientierten, »roten«, also emotionalen oder »gelben«, also erlebnisorientierten Ansprechpartnern beim Kunden zu tun hat (analog zur 4-Farben-Sprache von Hans-Peter Förster). Wir haben es meist mit blau-grünen Leuten zu tun. Also muss man deren Wissen und Erfahrung ernst nehmen und Ihnen auf dem Feld begegnen, das sie am besten können: Kaufmannswissen!
Jürgen
@ Oliver: Meine Worte. Danke.
HD Schellnack
Dann darfst du dich nicht nur wundern, wenn der Industriekaufmann eben auch zum Designer werden will. :-D
formschub
Perfekt resümiert. Und jetzt Profis nach vorn und eben jenes in die Tat umsetzen.
Yo
Sich jetzt hier auf einen zu beziehen, mit seinen Argumenten finde ich schwierig, jeder sagt etwas relevantes und von mir als Richtig empfundenes. Stimme also einigen Argumenten hier voll zu. was ich nur sagen wollte, was mir beim durchlesen noch so an Beispielen einfiel. z.B eine Folge von den Simpsons, wo Homer für seinen reichen Halbbruder(der Chef einer Autofirma ist) einen Wagen als Laie designen darf. Fazit: Firma pleite! Gibt es bestimmt auch als Realsatire!
Zweitens, als die Fotografie erfunden wurde, dachte man auch das ist der Tod der Malerei. Pustekuchen! Gemalt wird heute noch, ob Toskanalandschaften in der VHS oder in den Akademien und Ateliers großer Künstler.
Genauso dann die Erfindung von digitaler Fotografie, alle heulen sie auf, oh je analog stirbt aus. Nö, glaub ich nicht, bekommt nur wieder eine andere Qualität. Krass auch zu sehen, daß wir heutzutage Fotoausstellungen machen, wo man Fotografien von z.B. 1920 Alltags Bildern sehen kann und wir diese banalen Fotos durch diese veraltete Technik als wahre Kunstwerke betrachten, obwohl sie damals nur vielleicht für die Zeitung waren und von einem kleinen Fotografen gemacht wurden (ich rede hier jetzt nicht von Kappa oder Bresson).
Ein letztes Beispiel. Vor einiger Zeit stand in der Frankfurter Rundschau ein Bericht über eine kleine feine Visitenkartendruckerei im Taunus (Kunde u.a. Hugo Boss), die hat sich spezialisiert auf Papierveredelung . Der Inhaber berichtete so um das Jahr 2000 stand die Firma kurz vor dem Pleite, weil man damals auch noch Standardvisitenkarten druckte. Damals kamen aber Sachen auf den Markt, die es jedem Laien am heimischen Drucker ermöglichte, Karten zu drucken. So sahen die nat. auch aus, und nach ein paar Jahren des selber machens, haben gerade größere Unternehmen gemerkt, nicht mehr am Auftritt zu sparen. Und die Druckerei hat sich auf edle und auffällige spezialisiert. Da kam eines zum anderen und heute brummt es wohl.
Kann man da folgendes sagen: „Der Zweck heiligt die Mittel!“ oder ist das falsch angebracht?
So mehr muß ich nicht schreiben, machen andere hier schon richtig!
non redon-
Zumindest hat die Bundesstiftung mit Millionenetat es nicht für 8,50 €uro inkl. MwSt. bei My-Hammer ›eingekauft‹ – das Logo, das eigentlich nur eine Illustration ist – zu einer Revolution, die keine war […] hier und heute in dieser wahrscheinlich auf ewig honorarordnungsfreien Jedermann- und Einheitsdesign-Republik mit ihrem vergessenen Erbe um die Gebrauchsgrafik.
Manuel
What you deserve is what you get …
HD Schellnack
>Gemalt wird heute noch
Schöner Verweis. Durch die Photographie hat sich die Malerei im 20. Jahrhundert tiefgreifend verändern MÜSSEN. Analog das Theater in den sechziger und siebziger Jahren als Reaktion auf das Fernsehen. Ich würde nie behaupten, dass Design stirbt (auch wenn es etwas blass um die Nase herumläuft), aber es wird sich verändern. Ich glaube, dass rein visuell seltsamerweise in den letzten 20 Jahren wenig Neuland betreten wurde — und hoffe, dass die Demokratisierung der Tools die Sache nach vorne schiebt, wieder Abenteuer ins Design bringt.
Denn vielleicht ist die visuelle Kommunikation gar nicht so gut aufgehoben in den Händen von Leuten wie uns, wer weiß – Leute, die Produkte verkaufen helfen wollen und Firmenimages co-produzieren. Vielleicht sind die Tools besser aufgehoben in den Händen von Kids, die einer gecrackten Version von Photoshop erst mal die fröhlich die Radkappen abmontieren und dann mit einem Scanner und einer billigen Digiknipse losrocken. Wer weiß.
Während zugleich auf der Profiseite die Beratungs-, Selektions-, Navigations-Perspektive, das Design Management, dei schlichte Unternehmensberatung auf visueller Ebene uswpp wichtiger werden wird.
Der Spielplatz wird also durch die Laien, die mal fleißig in den Sandkasten pinkeln, nicht weniger lustig, ganz im Gegenteil – wir brauchen da keine Sekunde Angst zu haben. Die digitale Konvergenz wird uns alle bereichern. Musiker werden ihre eigenen Artworks, sogar ihre eigenen Videos und Websites frickeln, und Designer machen umgekehrt mit Logic Sounds für irgendwelche Projekte. All das an der Schnittstelle von Kunst und Marketing, mal mehr mal weniger – mit steigendem internationalem Peer-Druck und Spaß am Abenteuer. Wenn wir keinen Angst davor haben, können die nächsten zwei Dekaden so fruchtbar und reich sein wie die 80s…
Simon Wehr
Ich kenne viele Leute, die durchaus hübsche Gestaltung zu Wege bringen. Aber eben nur in einer Stilistik und nur aus dem Bauch heraus. Im Umgang mit Kunden erleben wir meist Staunen, wenn wir zur ersten Präsentation ohne Skizzen und nur mit Konzepten kommen. Doch in der Regel kommt das sehr gut an. Und das ist dann der Moment in dem sich der Schönmacher vom Designer unterscheidet. Und vor allem reduziert man Diskussionen à la »ich mag aber grün nicht so gerne«.
Als zweiten Punkt sollte der Kunde (oder eben der Designer) die Arbeit der Zielgruppe verständlich(!) machen. Und zwar vom Konzept bis zur Ausarbeitung. Sonst sieht man oft nur etwas Schrift und Farbe und hört, wie viele tausend Euro das jetzt gekostet hat. Kein Wunder, dass das viele Leute nicht verstehen.
Und wie eben gesagt: Schauen wir doch mal, was wir selber so alles anbieten, ohne es wirklich gelernt zu haben. Der Spielplatz wird doch auch von »uns« schon voll ausgenutzt.
Yo
Zum obigen Kommentar fällt mir noch folgendes ein.
Ein Kunde im Media Markt: »Isch hätt’ da gern ne Kamera die scheene Bilde macht!« ;-)
HD Schellnack
>Der Spielplatz wird doch auch von »uns« schon voll >ausgenutzt.
Eben. Und – als Designer sind wir vielleicht gar nicht mehr «Spieler». Vielleicht haben ganz ganz ganz viele Designer, gerade hierzulande, das Spielen vergessen. Ich schließ mich da echt nicht aus, im Gegenteil. Je größer der kommerzielle Erfolg ist, umso mehr fragst du dich doch unweigerlich: Ja, super, aber SPIELEN wir noch genug herum? Haben wir noch die Zeit, irgendwelchen kruden Shit zu machen, den wir witzig finden? Ich hab sehr viel Spaß daran, solide Kommunikation für Unternehmen zu machen und Erfolg zu produzieren, weil wir bei nodesign einfach gut darin sind – aber ich blinzele auch semineidisch zu den Diplomen meiner Studenten, die ein Jahr einfach nur vor sich hinfrickeln und im Chemielabor stehen dürfen und malsehen, was passiert, wenn man die rote und die blaue Flüssig…BOOM. . .
Wenn man ergo von Kunden und und von Beratung, von Zielgruppen (ugh) und Umsatz redet, spielt man nicht mehr wirklich (Ausnahmen bestätigen die Regel und wir alle suchen nach solchen Klienten, klar), sondern ARBEITET als braver Bauer im Weinberg des Kapitalismus. Wie ich ja auch. Ich stimme deinen Statements blind zu – ich gehöre auch zu den Leuten, denen ein konzeptionelles Arbeiten sehr wichtig ist, die Inhalte und so – old school. Es macht einen Heidenspaß, große Unternehmen auf die richtige Spur zu bringen und dabei zuzusehen, wie man mit den guten Sachen, mit soliden Grundlagen und ehrlichem Design dann eben – unweigerlich – auch Erfolg haben kann. Wobei die Grundlagen viel wichtiger sind als das Design. Ich finde bis heute wichtiger, WAS ein Kunde macht als WIE ich ihn verkaufe und behalte mir vor, Klienten abzuschießen, wenn sie dem Versprechen, dass wir Designer für sie produzieren sollen, nicht gerecht werden können. Lügen ist nicht wirklich mein Job. Schwärmen schon.
Auf der anderen Seite habe ich als Dozent erlebt, wie tot diese Sache für eine heranwachsende Generation zunehmend ist, die sich mit Werbung und Marketing eher langweilt… und dass etwas neues entsteht, dass tatsächlich mehr mit Spielen zu tun hat und gar nicht so sehr mit Kunden und Service, sondern viel mit Suchen und Ausdruck und das weder richtig Kunst noch ganz klassisches Dienstleistungs-Design ist. Das forscht und gibt und an ganz anderen Dingen orientiert ist als an Zielgruppen, Absatzsteigerungen oder das andere Kriterien für Erfolg/Misserfolg hat.
Das hat wenig mit dem Grottenlogo oben zu tun, das genauso gut oder genauso schlecht übrigens auch von «Profis» hätte kommen können – wir sollten da mal die Kuh im Stall lassen :-D und dann das RUHRN-Logo denken, das die Profis von Grey verbratzt haben – aber die Demarkationslinie läuft nicht zwischen «Profi» und «Laie». So einfach ist das eben nicht mehr. Du musst nicht Musik studiert haben, um ein wichtiger Songwriter zu werden, das ist nur in der DDR mal so angedacht gewesen, in Wirklichkeit aber seit LANGE vor den Beatles vorbei.
Aber… du musst etwas zu sagen haben. Und das, was du zu sagen hast, mit Leidenschaft, mit Enthusiasmus, Feuer und Liebe verpacken. Das können Laien im Zweifelsfall ebenso gut (wenn auch nicht so berechenbar und reproduzierbar) wie die Profis, manchmal sogar mit mehr Charme und Authentizität. Schau dir an, wie viel Laien mit ihren Digitalkameras aus Glück, aus Zufall, vielleicht aus Fun grandiose, sogar stilprägende Bilder schießen, in einem vernicular look, den die Profis dann wieder emulieren. Im Design, etwa im stets impulsgebenden Flyer-Bereich, ist das jetzt schon so. Es ist ja kein Zufall, das bei Lombardo oder Meiré alles wieder etwas handgemacht und «crude» aussieht, unfertig – undesigned. Da steckt eine Sehnsucht, eine Umkehrbewegung hinter.
etg
Drei Gedanken eines Design-Laien:
1. verstehe ich die Relevanz des angeführten Grunds Hr. Meckel gegen Hr. Lafontaine nicht. Warum hat das Einfluss auf die Entscheidung für/gegen einen Grafikdesigner? Und inwiefern verdrehte Hr. Lafontaine die Realität? Ich kann mich sowohl seinen als auch den Worten Herrn Meckels anschließen.
2. Ich finde das Logo nicht schlecht. Auch nicht toll. Sagen wir: Durchschnitt. Keine Ahnung, warum man Schlagschatten nicht nehmen sollte. Oder warum nicht das Wort „Revolution“.
3. Wir Informatiker haben es auch nicht leicht. Jeder meint, Programmieren zu können. Von Setzern wollen wir gar nicht erst anfangen.
Christian
Mich interessiert hier eher weniger, wie der Beruf des Designers demokratisiert wird, sondern ob es sich für eine Institution rechnet, wenn sie auf externe Profis verzichtet. Gibt es neben der Summe, die im Budget gespart wurde, eine Summe, die sich aus den Ergebnissen ermitteln lässt? Aus der der Reichweite, aus der Relevanz der Maßnahmen? Wie wirkt sich die Maßnahme auf das Renommée aus?
Wenn das Ergebnis sein sollte, dass ein interner Mitarbeiter eine Lösung produziert, die akzeptabel ist, wenn auch nicht weltbewegend – warum nicht? Der Markt für Profis wird dadurch nicht kleiner, eher im Gegenteil. Wenn eine Institution die Designprozesse genau kennt, kann sie auch gezielt Profis dazuholen, wenn es irgendwo hakt.
christoph_z
ein logo ist kein selbstzweck, deswegen ist es völlig sinnlos, irgendetwas billig erledigen zu lassen, was der ein oder andere betrachter dann beim zudrücken aller augen als irgendwie noch akzeptabel durchgehen lässt.
das »logo« oben vermittelt: muffige veranstaltung, schon tausend mal gesehen und gehört, handwerklicher dilettantismus. ein logo, dass zu nichts nütze ist, kann sich nie rechnen.
Christian
@ christoph_z: genau darum geht es mir ja. Die Geschäftsleitung geht davon aus, dass es sich rechnet. Es ist nur schwierig, den Nutzen von Designleistungen in Zahlen zu fassen, ähnlich wie bei Geisteswissenschaftlern. Vielleicht helfen da langfristige Studien, die verschiedene Modelle und deren Reputation vergleichen. Wird eine Institution, die alles von Laien (nicht von der Leyen :-)) macht, ernst genommen oder belächelt? Ist diese möglicherweise fehlende Reputation das eingesparte Geld wert?
HD Schellnack
Christian, keine Firma spart, wenn sie auf externe Profis verichtetund Sachen selbst macht. Genauso wenig wie Oma Kawuttke Geld spart, wenn sie auf Teppichleger verzichtet und statt dessen selbst schneidet und klebt und verlegt. DIY ist nie wirklich so wahnsinnig kosteneffizient wie man annimmt, es lohnt sich immer, auf schnelle und geübte Professionelle zurückzugreifen.
Zumal im Design das fertige Logo nur Teflon ist, ein Abfallprodukt eines sehr viel wichtigeren Prozesses des gemeinsamen Diskurses über die eigene Firma. Der Vorteil eines Outsiders ist, dass er die Firma ganz anders sieht und entdeckt und darstellt. Nicht in Strukturen steckt.
Ich mache derzeit zB gerade Workshops bei einem Kunden,w o es mir sehr wenig um das reine Design geht als vielmehr um die Prozesse IN der Firma, um Kommunikation, das gemeinsame Ding. Solche Management-Prozesse durch einen Designer – der es gewohnt ist, Dinge in sinnvolle Arrangements zu bringen und dessen Denke viel mehr bbewirken kann als nur Schrift und Bilder zu verschieben – begleiten zu lassen nutzt jeder Firma… es ist eine messbare klare Produktivitätssteigerung möglich, die Geld BRINGT.
Ich glaube, der wunderbare Bruce Cahan hat in New Models for Growth and Prosperity (mag mich mit dem Titel irren :-) schön dargestellt, was ein gut gemachter Geschäftsbericht kostet im Vergleich mit Flugstundne, Gummibäumen und anderen Bürozeug. Gutes Design ist genauso teuer wie schlechtes Design – und gemessen an den Fixkosten einer Firma ein echter Pups.
Das Problem ist natürlich, dass die Enduser gutes Design nur sehr schlecht von miesem Design zu unterscheiden wissen. Das gutes Design gutes Business ist, stimmt nicht immer – auch wenn BMW und Apple und andere Firmen sehr greifbar beweisen, dass diese Achse exzellent funktionieren kann. Design ist ein Verkaufs-/Erfolgsfaktor, mehr denn je.
Auf der anderen Seite….
schaut euch mal das EU-Zeichen von Meta an. Das hätte jeder Honk in CorelDraw auch hingekriegt, oder?
Vielleicht müssen wir Profis nachdenken, wie wir uns hartleibiger gegen die Frau Müller aus dem Marketing, die auch gern mal ein Bild via Google lädt und in WordArt einbaut, absetzen? Vielleicht muss man streitbarer werden, eben NICHT nachgiebiger angesichts der Konkurrenz, sondern selbstbewusster?
HD Schellnack
Oh, und Design lässt sich in Zahlen fassen, es gibt längst Ratingmodelle.
Aber Leute, das wollt ihr nicht, das wollen WIR nicht. Design kann beziffert werden, steht dann aber plötzlich denkbar schlecht da. Design, richtig gemacht, ist eine die gesamte Firma um- und erfassende Magie. Das ist Schamanentum, das ist ein Stück weit Schlangenmedizin.
Und diese nicht greifbare Qualität ist eben für Controlling nicht erfassbar – gottseidank. Wir sollten immer Wert darauf legen, dass die Benefits von Design sich nicht allein in Effizienzkurven und gesteigerten Umsätzen festmachen lassen.
Christian
Also hat auch der Designer begrenzte Möglichkeiten. Wenn die Firmeninhaber keinen Wert im Design sehen, kann auch ein Designer nix machen. Wenn er aber sein Können einbringen kann, ist das gut für die Firma. Also ist Design eine Kann-Leistung und damit willkommene Ausdrucksform für Status, Haltung und Stil einer Firma. Wem professionelles Design nicht wichtig ist, machts halt ohne. Wer damit eine Aussage fällen möchte, machts halt mit.
Aber – war das mal anders?
Michael
„Es gibt kaum etwas in der Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte. Und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.
Es ist unklug, zuviel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas Geld zurück legen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas besseres zu bezahlen.“
John Ruskin, 1819 – 1900
formschub
@HD Schellnack: Das Tüpfelchen auf dem i Deiner sehr treffenden Diskussionsbeiträge wäre jetzt noch ein Link oder Buchtipp, wo man den „wunderbaren Bruce Cahan“ und seine interessanten Thesen mal näher kennen lernen kann… ;-)
HD Schellnack
http://www.cahanassociates.com/
leider nicht mehr so aussagestark wie die letzte Inkarnation der Site.
Und das Buch
http://www.amazon.de/I-Am-Almost-Always-Hungry/dp/1568981996/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1211892137&sr=8-1
«I am almost always hungry» – Zitat eines von Cahans Mitarbeitern, aber generell eins der besseren Statements zum Antrieb, Design zu machen.
HD Schellnack
Christian:
>Wem professionelles Design nicht wichtig ist, machts
>halt ohne. Wer damit eine Aussage fällen möchte, machts
>halt mit.
>Aber – war das mal anders?
Klar, es gibt Design ja noch nicht SO lange. Ansonsten ist es immer ein (scheinbarer) Luxusfaktor für Firmen. Das Ding ist freilich – auch schlechtes oder NICHT stattfindendes Design ist ja da, ist ja Kommunikation – ganz nach dem guten Paul Watzlawick.
20 Jahre friedliche Revolution (gibts sowas eigentlich?) sagt eben etwas über die Stiftung und den Gedenktag aus, ob man das will oder nicht. Technisch, aber – ganz unter der Haut, subkutan, aber eben auch unwillkürlich und unwiderruflich – auch psychologisch prägt dieses Logo und der Rest der medialen Gestaltung die Wahrnehmung. Wie das Outfit einer Person, wie die ganze nonverbale Kommunikation – da ist etwas da, eine Art Attraktivität, ein Magnetismus, oder eben NICHT… und das kann subtil über Erfolg oder Misserfolg einer Unternehmung entscheiden. Und dieser Faktor ist fürs Controlling nicht fassbar, weil er eher in den soften Bereich fällt, der so viel ausmacht und so wenig messbar ist. Wie viele andere solcher Faktoren auch (steht die Kaffeemaschine am richtigen Ort für den Büroplausch, usw… ;-))
Christian
hab gerade auf dem Weg zur Post noch nachgedacht:
Brand eins meint, dass Märkte Kommunikation sind. Und der Diskussion hier folgend gibt es auf diesen Märkten also sorgfältige (professionelle) und weniger sorgfältige Kommunikatoren.
HD, du hast recht mit deiner Anführung. Trotzdem haben wir damit noch keine brauchbare Lösung hier für die Frage, ob es auch ohne Profis gute Kommunikation gibt.
tom
Ein schlechtes Logo kann jeder machen, aber ein komplett schlechtes Corporate Design in einer 20-seitigen Broschüre oder in einem Leporello durchzuziehen, dazu gehört schon etwas Mut.
HD Schellnack
Es gibt auch MIT Profis schlechte Kommunikation – oft GERADE mit bestimmten Profis :-D.
Die Demarkationslinie ist nicht «Laie» vs. «Profi», weil diese Linie durch die digitalen Werkzeuge einfach komplett verschwimmt. Frag dich, wieviele der Musiker, die du magst, «Profis» sind. Eins der besten Alben der letzten jahre, Gustav, kommt von einer einzelnen Frau mit Laptop. Die wenigsten guten Leute im Pop sind studierte Musiker, die sind selfmade.
Du würdest im Musikbereich oder in der Schriftstellerei nie erwarten, dass jemand ein Germanistik- oder Musikstudium abgeschlossen hat, wenn du ein Buch oder ein Album kaufst. Nichts wäre dir egaler als der Abschluss oder die «Berufserfahrung». Es geht um die Sache, um die Qualität, die du spüren kannst.
Die Linie ist also nicht Profi/Amateur, ganz im Gegenteil.
Die Linie ist Gut/Schlecht.
Und die Kriterien dafür sind natürlich genauso gleichzeitig ABSOLUT grundlegend präsent und naheliegend wie völlig undefinierbar und subjektiv wie bei Pop oder Texten auch.
Du weißt sofort, ob eine Platte Kommerzdreck ist, oder wirklich etwas bedeutet, oder wo es Grenzgänger gibt zwischen Charts und Anspruch usw – aber es richtig ausformulieren, selbst als Kritiker, ist eben schwer.
Was nicht leichter wird durch die Tatsache, dass esim Designbereich nahezu keinen konsumierbaren theoretischen Diskurs gibt. Platten- und Filmkritiken sind Alltag,. selbst Architektur wird in der Zeit besprochen… aber Design (zumal nicht-Produkt-Design) ist eine ziemliche Ausnahme, weil wir Designer einfach viel zu wenig zum Spielen rauskommen. Wir sind vielleicht zu sehr in unserer Sandbox… :-D
Oder es legt daran, dass keiner sich mit Corporate Design Manuals an den Strand legen will oder zu Logos tanzt, mag sein…
tom
Grafikdesign ist meiner Meinung nach hauptsächlich Handwerk und Erfahrung. Dazu kommt Kreativität und die Fähigkeit bildlich zu denken. Und gerade beim Handwerk und bei der Erfahrung versagen die Laien gnadenlos, wenn sie es sich nicht aneignen. Es gibt gute Musikalben und gute Fotos von Laien und mit Hingabe und Herz schaffen sie es auch Profi zu werden. Doch wenn es wie in unserem Job um Aufträge geht, die erstens gut bezahlt werden und zweitens Image und Kaufkraft im öffentlichen Raum erzeugen sollen, dann hat da ein Laie keine Chance. Und selbst die Profis benötigen ein paar Jahre Erfahrung um gut zu werden.
Gerade heute habe ich einen Leporello bekommen, der intern „gestaltet“ wurde. Die Frau sagte, dass er so fertig sei und nur noch eine Seite darin gestaltet werden müsste. Diese Frau war sehr überzeugt, dass sie kreative Arbeit geleistet hätte und auch nicht ohne Stolz.
Als ich das Ding sah haben mir die Worte gefehlt, dann habe ich laut gelacht und dann habe ich überlegt wie ich aus der Nummer gut rauskomme.
Furchtbares Hellblau im Hintergrund. Riesige Helvetica Headlines in Schwarz darüber. Subheadlines unterstrichen. Fließtext in 13 Punkt. Logos verzerrt und pixelig. Die Spaltenbreite und Zeilenabstand sind überall unterschiedlich. :-) Der Text geht bis 3mm an den Rand. :-)) Fotos sind wahllos dort plaziert worden wo gerade Platz war. :-)
Das ganze Ding ist eine einzige Baustelle wo nichts zu Ende gebracht wurde. Und die Frau arbeitet in der Marketingabteilung, die kennt sich schließlich damit aus. :-)