»Besser ohne professionelle Kreative …«. Warum?

20 Jahre LogoEs scheint in unserer Gesellschaft ein unaus­ge­spro­chenes Misstrauen gegen ausge­bil­dete Grafikdesignerinnen und -desi­gner zu geben. Sicherlich müssen auch andere Berufsgruppen für das Ansehen ihrer Arbeit kämpfen. Wenn Laien ihre Wohnzimmer selbst tape­zieren oder die Haare vom Nachbarn schneiden lassen, sind hierfür zwei trei­bende Kräfte verant­wort­lich: Sparsamkeit (um nicht wieder das Wort »geiler Geiz« zu stra­pa­zieren) und eine Missachtung bzw. Zweifel gegen­über der Leistung eines gelernten Handwerks.

Dass diese Vorbehalte inzwi­schen ganz offen das Private verlassen muss nach­denk­lich stimmen. Da lässt sich eine Hamburger Markenberatung von gestal­te­ri­schen Laien per Umfrage beschei­nigen, dass das neue Siegel der Stiftung Warentest nichts tauge (Fontblog berich­tete). Und am selben Tag gibt die Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur bekannt, dass man das Logo zum 20. Jahrestag des Mauerfalls lieber von einem Mitarbeiter habe zeichnen lassen als von einer »teuer bezahlten Agentur«. Welt Online schließt gleich daraus: »Manchmal geht es besser ohne profes­sio­nelle Kreative.«

Freilich schwingt bei dem poli­ti­schen Beispiel noch ein anderes, viel tiefer sitzendes Misstrauen mit. Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Ratsvorsitzende der Stiftung Markus Meckel hat nicht verwunden, dass der ehema­lige Vereinigungsgegner Oskar Lafontaine irgend­wann Mitte der 90er Jahre im Bundestag sowohl die eigene Meinung als auch die Realität verdrehte, als er davon sprach, dass »die Einheit Millionen Ostdeutschen die Freiheit brachte«. Meckel: »In Wirklichkeit war es umge­kehrt: Die Freiheit, die sich die Menschen in der DDR fried­lich erkämpften, führte zur Einheit.«

Zurück zum Kommunikationsdesign. Wie die Maler und Friseure müssen ausge­bil­dete Grafiker mit der Tatsache leben, dass ihnen Laien im Land, die einen Pinsel halten/eine Schere bedienen/einen Computer einschalten können, in die Quere kommen. Also müssen die Profis ihre Leistung trans­pa­renter darstellen, besser verkaufen, leiden­schaft­li­cher vertei­digen. Und sie müssen den Finger in die Wunde legen, wenn irgendwo Stroh zu Gold geredet wird. Wie zum Beispiel das 20-Jahre-Logo der Stiftung für Aufarbeitung.


43 Kommentare

  1. s

    Das ist aber wohl ein ganz spezi­eller Fall, denn zunächst hat man sich an mindes­tens ein sehr bekanntes Design-Büro gewandt, die den Job aber abge­lehnt haben.

  2. elmariachi

    Keine Ahnung was ich schöner finde: den enormen Schlagschatten, die 1-Pixel-Linie oder das irgendwie über­strahlt wirkende Bild.

  3. Avvocato

    Was sollen denn Architekten sagen, wenn Ihnen das Raumprogramm von seinen (meist völlig ahnungs­losen) Bauherren in den Block diktiert wird? Was meint ein Hausarzt dazu, wenn seine Patienten dank Ratgeber-Lektüre und Internet mindes­tens genauso schlau sind oder das zumin­dest so ähnlich äußern?
    Egal, ob es sich um Akademiker, Handwerker oder Künstler handelt, keinem dürfte das stän­dige Ringen um Wertschätzung unbe­kannt sein. Das ist oftmals unan­ge­nehm und dank der endlosen Wiederholung auch ermü­dend. Aber immerhin gibt es dieses hohe hand­werk­liche Niveau (um das uns manches Nachbarland beneidet)! Und auf dem wird hier ja auch eifrig geklagt.

  4. de_signer

    Furchbar. Da bekom­mens Millionen an Förderung um immer wieder die Vergangenheit (bis zum Erbrechen) hoch zu holen und bekom­mens nicht auf die Reihe jemanden für die Gestaltung des Logos zu bezahlen. hoffe denen wird irgend­wann die Gelder gestri­chen. Im Fernsehn gibts tagt­täg­lich (!!!) genug Vergangenheitsbewältigung.

  5. Christian

    Interessant wäre eine Evaluierung der Designprozesse und der Umsetzungen sowie der Akzeptanz der Kampagne, wenn alles vorüber ist. Sind Anfängerfehler gemacht worden? Hätte ein Profi effi­zi­enter arbeiten können? Ist mit dem vorhan­denen Budget die Zielgruppe erreicht worden? Hatte der interne Mitarbeiter Vorteile durch Detailkenntnisse oder Nachteile durch mangelnden Abstand zur Materie? Hat der interne Mitarbeiter (oder die) genug Kenntnisse über Lizenzen für Schriften und Bilder, dass keine Folgekosten entstehen (durch Klagen oder ähnliches)?

  6. Jürgen

    Es geht um einen Jahrestag, den soll die Stiftung ja auch gerne feiern. Die Diskussion geht mir in die falsche Richtung, wenn wir jetzt über das Logo klagen, eine dumpfe Stiftung und heraus­ge­schmis­senes Geld. Immer sind die anderen schuld oder doof. Nee, Leute, fasst Euch mal an die eigene Nase. Ich behaupte: Die Designer haben eine Mitverantwortung für diese Do-it-yourself-Denke. Insiderwitzchen über Schlagschatten und 1-Punkt-Linien bringen uns aus diesem Tal nicht heraus sondern sie festigen nur die Fronten.

  7. jamie oliver

    Da bin ich nicht ganz glei­cher Meinung. Die gestal­te­ri­sche Kompetenz wird immer beim Designer bleiben. Da bringt es auch nichts den Laien dazu zu befragen. Der Laie wird aber immer mehr und das finde ich oft zurecht in den gestal­te­ri­schen Prozess inte­griert. Mit seiner Meinung den immerhin ist er auch schluss­end­lich die Zielgruppe. Etwas das in dem meisten Branchen schon längst üblich ist.

    D.h um auch einen Vergleich zu bringen. BMW fragt den Laien nicht wie man ein Motor baut, aber BMW testet ob jemand bei der Anordung im Amaturenbrett den Durchblick hat, ob Form und Farbe anspre­hend ist usw. Auch BMW wird den Laien nicht fragen im ein Auto zu zeichnen.

    Von dem her viel Geschrei um nichts finde ich. Das war nämlich schonin vielen Agenturen prak­ti­ziert. Nur einige Gestalter haben scheinbar Mühe das ihre Zielgruppe auch eine Meinung hat.

    Ich kann dan viel­leicht ein Beispiel machen. Das Programmheft des basler Stadtkinos ist sauber und grafi­isch auf höchsten Niveau gestaltet. Nur ist der Aufbau derart wirr gestaltet das der grösste Teil des Publikums das Heft nicht lesen kann. (meist eher ältere Leute (die jünger gehen eh aufs Internet)) Das nevt mich dann schon weil es genau das Bild des Designer unter­malt der sich still in seinem Kämmerchen wilde Projekte ausdenkt die dann der Mensch auf der Strasse nicht versteht. Aber in diesem Fall verstehen muss weil er sonst das Programmheft ja nicht lesen kann.

  8. Markus Luigs

    doppeltes jubi­läum. doppel 0.

  9. Marc

    Insiderwitzchen über Schlagschatten und 1-Punkt-Linien bringen uns aus diesem Tal nicht heraus 

    Wie sieht es den mit dem Titel der Veranstaltung aus: »20 Jahre … Revolution …« ist doch wohl über­trieben und schlicht der falsche Ausdruck oder?

  10. Benjamin Hickethier

    Zum Thema ›grass­root design‹ bzw. ›Volksdesign‹, »über das Verschwimmen der Grenzen zwischen Amateur und Profi in der Gestaltung«, hat Florian Schmidt (u.a. Autor von ›Parallel Realitäten‹, Niggli) just eine sehr beach­tens­werte Diplomarbeit an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee abgeliefert.

    Interessante Ansatzpunkte im Volksdesign-blog von Florian.

  11. Ulrich

    Welcher Designer bitte­schön kann denn heute noch einen echten Pinsel halten?

  12. Thorsten Schmidt

    Die Designer haben eine Mitverantwortung für diese Do-it-yourself-Denke. 

    Warum?

    Meinst du wirk­lich? Jeder hat einen Rechner zu Hause und kann machen was er will. Vielleicht führt diese Tatsache (der Zugriffes auf das Werkzeug zu jeder Zeit) zu der Selbstverständlichkeit des Selbermachens.Hätte ich einen Hobel zu Hause, würde ich viel­leicht irgend­wann auch loslegen …

  13. formschub

    Hm. Komplexes Thema. Es ist ja nicht nur so, dass viele Auftraggeber meinen, Kosten zu sparen, wenn sie Gestaltungsaufgaben selber oder ohne Profis lösen. Ein Teil des Problems ist auch auf Seiten der „Macher“ ange­sie­delt. Wenn man nämlich mal schaut, mit welchen suizi­dalen Billigtarifen mancher „Grafiker�? seine Stundensätze (ab 10 EUR) in einschlä­gigen Freelancer-Online-Portalen bewirbt, packt einen die Fassungslosigkeit. So wird die Wertschätzung einer ganzen Zunft mit vielen fähigen Gestaltern durch einige schwarze Schafe, die entweder zu jung, zu unbe­darft oder beides sind, nach­haltig von innen ausgehöhlt.
    Hinzu kommt das öffent­liche Gespür für gutes Design: Mir fällt auf, dass es ganze Branchen gibt (z.B. Speditionen, Elektrotechnik), in denen 9 von 10 Logos ganz offen­sicht­lich in Word oder PowerPoint selbst­ge­strickt wurden und die entspre­chend auf Lkw-Planen, Verpackungen, in Anzeigen und auf Handzetteln, massen­haft verbreitet, das öffent­lich sicht­bare und damit beim Laien „gelernte�? Niveau für gutes Design auf breiter Front senken oder niedrig halten.
    Ich denke auch, dass der „sicht­bare�? Teil unserer Arbeit – das Designergebnis – gegen­über den vielen unsicht­baren Leistungen (z.B. Recherche zu Schriftauswahl, Farben und Symbolik, Konzeption, Mikrotypographie usw.) zu oft in den Hintergrund tritt. Bewertet wird nur das „Bild“ auf dem Papier, und da greift dann der „Das kann ich auch�?-Gedanke. Ich denke, wenn man als Designer für eine Aufgabe in Betracht kommt, kann man nicht früh genug damit beginnen, gegen­über dem Auftraggeber mit Argumenten, Fakten und Bewertungen gestal­te­ri­sche Kompetenz zu zeigen. Nicht nur einen Preis nennen und nach einiger Zeit drei, vier Entwurfspappen rüberreichen.
    A propos: ich glaube auch, dass die elek­tro­ni­schen Formate (JPG, PDF) einen, wenn auch kleinen Anteil am schwin­denden Wertbewusstsein von Entwürfen haben. Die Verlockung ist groß, Entwürfe „mal eben schnell rüber­zu­schi­cken“, weil es so bequem ist. Vielleicht nur mit einem kurzen E-Mail, anstatt gute Ausdrucke oder Proofs aufzu­ziehen und sich persön­lich mit dem Kunden zu treffen, gut vorbe­reitet zu präsen­tieren und zu argu­men­tieren. Ich will hier beileibe nichts verall­ge­mei­nern, aber ich denke, hier kommen jede Menge kleine Nachlässigkeiten und Ärgernisse zusammen, die in der Summe zu der kriti­sierten Geringschätzung guten Designs führen.

  14. Sebastian Nagel

    Was ist denn das Ziel einer solchen Diskussion?
    Wer will wird sich die Haare weiter beim Nachbarn schneiden lassen, andere werden weiter ihre Rohre im Badezimmer selber legen, wieder andere werden ihre Mauern weiterhin selbst mauern, Gestaltungssachen werden weiterhin von „auch-mit-Computer-Auskennern“ gestaltet werden, und Ignoranten im großen und kleinen Format wird es immer geben. Und man wird weiter mit ihnen leben müssen, sie leben lassen müssen, und sie im besten Fall igno­rieren wie sie es mit einem tun.

    Will sagen: Die Diskussion ist zu klein­lich wenn man sich in den Schlagschatten oder die Linie verbeißt, oder sich korin­then­ka­cke­risch auf nicht einge­hal­tene „Typo-Regeln“ stürzt. Aber sie ist im Grunde auch zu klein, wenn man fordert, den Berufsstand „Gestalter“ gegen­über der Öffentlichkeit besser zu präsen­tieren damit dieser allum­fas­send aner­kannt wird und die Produkte geschätzt werden. Letztlich müsste man dann aus der Gesellschaft zwei Dinge ausmerzen: Ignorantentum (fänd ich gut) und den Do-it-yourself-Gedanken (der im privaten und auch noch semi­pro­fes­sio­nellen Bereich ja im Allgemeinen nicht immer fehl am Platze ist). Das gälte dann aber für jegliche Berufszweige, nicht nur für den Gestalter. Und das finde ich illusorisch.

  15. Jürgen

    Wie sieht es den mit dem Titel der Veranstaltung aus: ›20 Jahre … Revolution …‹ ist doch wohl über­trieben und schlicht der falsche Ausdruck oder?

    Richtig. Als ich heute morgen bei der Welt über das Logo gelesen habe, da gab es keine Abbildung zur Meldung. Also bin ich mit ganz hohen Erwartungen zur Stiftungsseite und habe mich auf ein Revolutionslogo gefreut. Du kannst Dir vorstellen, wie mir da die Kinnlade herun­ter­ge­klappt ist. Tatsächlich verkör­pert das selbst­ge­strickte Logo genau jene Sichtweise, die man eigent­lich bekämpfen möchte: Ein paar Mauerspechte erkämpfen sich fotogen den Platz auf die Ansichtskarte des Jahres 1989.

  16. Jürgen

    Die Designer haben eine Mitverantwortung für diese Do-it-yourself-Denke. 

    Warum?

    Designer müssen die Sprache der Verbraucher lernen, für ihre Aufgabe kämpfen und die Vorteile einer guten Gestaltung Laien gegen­über begründen können. Stattdessen bekriegen sie sich mit klein­ka­rierten Typografie- und Farbdiskussionen – meis­tens auch noch im eigenen Dunstkreis. Oder sie wollen als Künstler verstanden werden, die den Nutzen ihrer Arbeit nicht begründen müssen: »Die Zeit wird ihn beweisen.«
    Vergangene Woche wurde ich Zeuge bei einem Radio-Telefonspiel (Radio Eins, Berlin), wo ein Interface-Designer, der in Potsdam studiert, nicht in der Lage war, seine spätere Tätigkeit zu beschreiben. Der Radiomoderator hat ihm eine Brücke zu iPod- und Handy-Bedienung gebaut … da kam kein einziger verständ­li­cher Satz zurück. Wer mit so viel »Leidenschaft« den Beruf des Designers vertei­digt (besser: zerstört), hat in der Branche nix verloren; er wird auch nie ein guter Designer.

  17. HD Schellnack

    Man mache sich nichts vor: Design wird demo­kra­tisch. Die Hardware billiger, die Software billiger – und jeder wird ein Heimdesigner. Das ist absolut richtig und okay so – der Musikszene hat dieser Prozess nicht geschadet. Der Prozess wird – die Gaußsche Glockenkurve ist überall – für viel Durchschnitt sorgen, für etwas Schrott und für einige wenige gran­diose Arbeiten. David Carson, das sollte man nie vergessen, ist ein Kind genau dieser Entwicklung, so wie zig andere arri­vierte Designer auch aus der ersten Demokratisierungswelle von Design in den 80er/90er Jahren kamen. «Grafik Design» wird zum Anwenderprozess, so wie Musik-machen-mit-Ableton zur reinen Softwareanwendung geworden ist, so sehr gelernte Pianisten darüber auch den Kopf schüt­teln mögen – die Software, mit der die Hits in den Charts gemacht werden, sagen wir mal Logic Studio, kann sich heute jeder für 500 Euro kaufen. Und loslegen.

    Das ist eine gute Sache. Und bringt uns Designer in die gleiche Ecke, in die so viele Jobs durch tech­ni­schen Fortschritt und Internet gebracht wurden: Wir müssen um unsere Existenz bangen. Aus vielen Gründen (Print stirbt, Crowdsourcing uswpp). Die Verengung auf reines Kommunikationsdesign, die meine Generation noch prägt, sollten sich Designstudenten heute abschminken. Wenn ihr euch anschaut, was in den letzten 15 Jahren passiert ist, WISST ihr, dass ihr mit 60 alle arbeitslos sein werdet – sein MÜSST. Es gilt also, für die nächste Generation von Designern, sich von den Medien zu lösen und den Begriff des Gestaltens auszu­dehnen. Wer sich in 20 Jahren noch als Logozeichner oder Briefpapiermacher oder Broschürensetzer defi­niert, hat sicher ein Problem.

    Es ist nicht so, dass Design stirbt, aber die Auflösung von Design im Alltag bedeutet, dass zuneh­mend jeder medial erfah­rene User selbst ein Designer wird – viel­leicht Baukasten-Style, viel­leicht Scheiße, aber das ist gar nicht rele­vant. Wie viele von uns haben als Profis schon Mist produ­zieren müssen, weil der Kunde seinen Willen (und damit seinen Laiengeschmack) durch­ge­setzt hat? Da wird quasi nur ein Arbeitsschritt gespart. Du kriegst als Designer nicht mehr eine krude Zeichnung («Joah, mein Mann hat sich da mal auch Gedanken gemacht»), sondern der Mann machts gleich in Photoshop fertig und schickts zu Flyeralarm :-D. Digitaldruck ist fast besser geworden als Offset und die durch­de­mo­kra­ti­sierten Gratis-Online-Tools zur pattern­ge­stützten Gestaltung durch den Laien selbst werden immer und immer besser, Adobe sitzt fleißig dran. Das ist die Zukunft. Und das kann auch sehr span­nend werden für uns alle.

    Und glaubt nicht, dass es im Online-Bereich anders aussieht ;-D.

  18. Oliver Adam

    @ Jürgen

    Im Grunde führen wir die Fortsetzung der Diskussion »Was ist Design? Was ist Dekoration? Was ist Kunst«, nämlich: »Was ist gutes und schlechtes Design – und was folgt daraus?«.

    Wir müssen uns im Klaren sein, dass auch das selbst­ge­bas­telte Logo »irgendwie« Design ist, das folgt ja aus der Diskussion. Problem: Erkennt der Auftraggeber, ob es gutes oder schlechtes ist? Antwort: Er kann es häufig nicht beur­teilen, denn woher sollte er es auch wissen? Hier weiter rumzu­po­peln und jemandem mit 1-Pixel-Linien oder Photoshop-Schatten zu kommen, hat für mich daher keinen Sinn.

    Daher ist meine Position: Designer zu sein, genügt allein nicht mehr, sondern man sollte gleich­zeitig auch Kaufmann sein. Ich zum Beispiel verstehe mich als Design-Kaufmann, einen Beruf, den es nicht gibt (?), den es aber geben sollte. Als Designer und Industriekaufmann mit entspre­chenden Weiterbildungen kenne ich die Bedürfnisse der Marketingleute eher und kann mich auf sie einstellen.

    Also: Auf die Frage, was der Grafikdesigner denn tue, muss immer zuerst diese Antwort kommen, und zwar wirk­lich immer: »Ich helfe Ihnen, Ihr Produkt/Ihre Idee /Ihre Dienstleistung xxx besser zu verkaufen.« Darauf sollte ein kurzes Statement über »Positionierung« folgen, etwa: »Die Positionierung Ihres Produktes/Ihrer Idee /Ihrer Dienstleistung xxx habe ich verstanden. Ich kann sie grafisch so umsetzen, dass Ihre Zielgruppe sie erstens versteht, zwei­tens als einzig­artig betrachtet und drit­tens liebt. Ich trans­for­miere also Ihre kauf­män­ni­sche Positionierung 1:1 in die grafi­sche Positionierung. Das alles können Sie von Laien nicht erwarten, denn woher sollten die dieses Wissen haben?!«

    Zudem muss man wissen, ob man es mit »blauen«, also ratio­nalen, »grünen«, also sicher­heits­ori­en­tierten, »roten«, also emotio­nalen oder »gelben«, also erleb­nis­ori­en­tierten Ansprechpartnern beim Kunden zu tun hat (analog zur 4-Farben-Sprache von Hans-Peter Förster). Wir haben es meist mit blau-grünen Leuten zu tun. Also muss man deren Wissen und Erfahrung ernst nehmen und Ihnen auf dem Feld begegnen, das sie am besten können: Kaufmannswissen!

  19. Jürgen

    @ Oliver: Meine Worte. Danke.

  20. HD Schellnack

    Dann darfst du dich nicht nur wundern, wenn der Industriekaufmann eben auch zum Designer werden will. :-D

  21. formschub

    Perfekt resü­miert. Und jetzt Profis nach vorn und eben jenes in die Tat umsetzen.

  22. Yo

    Sich jetzt hier auf einen zu beziehen, mit seinen Argumenten finde ich schwierig, jeder sagt etwas rele­vantes und von mir als Richtig empfun­denes. Stimme also einigen Argumenten hier voll zu. was ich nur sagen wollte, was mir beim durch­lesen noch so an Beispielen einfiel. z.B eine Folge von den Simpsons, wo Homer für seinen reichen Halbbruder(der Chef einer Autofirma ist) einen Wagen als Laie desi­gnen darf. Fazit: Firma pleite! Gibt es bestimmt auch als Realsatire!
    Zweitens, als die Fotografie erfunden wurde, dachte man auch das ist der Tod der Malerei. Pustekuchen! Gemalt wird heute noch, ob Toskanalandschaften in der VHS oder in den Akademien und Ateliers großer Künstler.
    Genauso dann die Erfindung von digi­taler Fotografie, alle heulen sie auf, oh je analog stirbt aus. Nö, glaub ich nicht, bekommt nur wieder eine andere Qualität. Krass auch zu sehen, daß wir heut­zu­tage Fotoausstellungen machen, wo man Fotografien von z.B. 1920 Alltags Bildern sehen kann und wir diese banalen Fotos durch diese veral­tete Technik als wahre Kunstwerke betrachten, obwohl sie damals nur viel­leicht für die Zeitung waren und von einem kleinen Fotografen gemacht wurden (ich rede hier jetzt nicht von Kappa oder Bresson).
    Ein letztes Beispiel. Vor einiger Zeit stand in der Frankfurter Rundschau ein Bericht über eine kleine feine Visitenkartendruckerei im Taunus (Kunde u.a. Hugo Boss), die hat sich spezia­li­siert auf Papierveredelung . Der Inhaber berich­tete so um das Jahr 2000 stand die Firma kurz vor dem Pleite, weil man damals auch noch Standardvisitenkarten druckte. Damals kamen aber Sachen auf den Markt, die es jedem Laien am heimi­schen Drucker ermög­lichte, Karten zu drucken. So sahen die nat. auch aus, und nach ein paar Jahren des selber machens, haben gerade größere Unternehmen gemerkt, nicht mehr am Auftritt zu sparen. Und die Druckerei hat sich auf edle und auffäl­lige spezia­li­siert. Da kam eines zum anderen und heute brummt es wohl.
    Kann man da folgendes sagen: „Der Zweck heiligt die Mittel!“ oder ist das falsch angebracht?
    So mehr muß ich nicht schreiben, machen andere hier schon richtig!

  23. non redon-

    Zumindest hat die Bundesstiftung mit Millionenetat es nicht für 8,50 €uro inkl. MwSt. bei My-Hammer ›einge­kauft‹ – das Logo, das eigent­lich nur eine Illustration ist – zu einer Revolution, die keine war […] hier und heute in dieser wahr­schein­lich auf ewig hono­rar­ord­nungs­freien Jedermann- und Einheitsdesign-Republik mit ihrem verges­senen Erbe um die Gebrauchsgrafik.

  24. Manuel

    What you deserve is what you get …

  25. HD Schellnack

    >Gemalt wird heute noch
    Schöner Verweis. Durch die Photographie hat sich die Malerei im 20. Jahrhundert tief­grei­fend verän­dern MÜSSEN. Analog das Theater in den sech­ziger und sieb­ziger Jahren als Reaktion auf das Fernsehen. Ich würde nie behaupten, dass Design stirbt (auch wenn es etwas blass um die Nase herum­läuft), aber es wird sich verän­dern. Ich glaube, dass rein visuell selt­sa­mer­weise in den letzten 20 Jahren wenig Neuland betreten wurde — und hoffe, dass die Demokratisierung der Tools die Sache nach vorne schiebt, wieder Abenteuer ins Design bringt.

    Denn viel­leicht ist die visu­elle Kommunikation gar nicht so gut aufge­hoben in den Händen von Leuten wie uns, wer weiß – Leute, die Produkte verkaufen helfen wollen und Firmenimages co-produ­zieren. Vielleicht sind die Tools besser aufge­hoben in den Händen von Kids, die einer gecrackten Version von Photoshop erst mal die fröh­lich die Radkappen abmon­tieren und dann mit einem Scanner und einer billigen Digiknipse losro­cken. Wer weiß.

    Während zugleich auf der Profiseite die Beratungs-, Selektions-, Navigations-Perspektive, das Design Management, dei schlichte Unternehmensberatung auf visu­eller Ebene uswpp wich­tiger werden wird.

    Der Spielplatz wird also durch die Laien, die mal fleißig in den Sandkasten pinkeln, nicht weniger lustig, ganz im Gegenteil – wir brau­chen da keine Sekunde Angst zu haben. Die digi­tale Konvergenz wird uns alle berei­chern. Musiker werden ihre eigenen Artworks, sogar ihre eigenen Videos und Websites frickeln, und Designer machen umge­kehrt mit Logic Sounds für irgend­welche Projekte. All das an der Schnittstelle von Kunst und Marketing, mal mehr mal weniger – mit stei­gendem inter­na­tio­nalem Peer-Druck und Spaß am Abenteuer. Wenn wir keinen Angst davor haben, können die nächsten zwei Dekaden so fruchtbar und reich sein wie die 80s…

  26. Simon Wehr

    Ich kenne viele Leute, die durchaus hübsche Gestaltung zu Wege bringen. Aber eben nur in einer Stilistik und nur aus dem Bauch heraus. Im Umgang mit Kunden erleben wir meist Staunen, wenn wir zur ersten Präsentation ohne Skizzen und nur mit Konzepten kommen. Doch in der Regel kommt das sehr gut an. Und das ist dann der Moment in dem sich der Schönmacher vom Designer unter­scheidet. Und vor allem redu­ziert man Diskussionen à la »ich mag aber grün nicht so gerne«.
    Als zweiten Punkt sollte der Kunde (oder eben der Designer) die Arbeit der Zielgruppe verständ­lich(!) machen. Und zwar vom Konzept bis zur Ausarbeitung. Sonst sieht man oft nur etwas Schrift und Farbe und hört, wie viele tausend Euro das jetzt gekostet hat. Kein Wunder, dass das viele Leute nicht verstehen.
    Und wie eben gesagt: Schauen wir doch mal, was wir selber so alles anbieten, ohne es wirk­lich gelernt zu haben. Der Spielplatz wird doch auch von »uns« schon voll ausgenutzt.

  27. Yo

    Zum obigen Kommentar fällt mir noch folgendes ein.
    Ein Kunde im Media Markt: »Isch hätt’ da gern ne Kamera die scheene Bilde macht!« ;-)

  28. HD Schellnack

    >Der Spielplatz wird doch auch von »uns« schon voll >ausge­nutzt.
    Eben. Und – als Designer sind wir viel­leicht gar nicht mehr «Spieler». Vielleicht haben ganz ganz ganz viele Designer, gerade hier­zu­lande, das Spielen vergessen. Ich schließ mich da echt nicht aus, im Gegenteil. Je größer der kommer­zi­elle Erfolg ist, umso mehr fragst du dich doch unwei­ger­lich: Ja, super, aber SPIELEN wir noch genug herum? Haben wir noch die Zeit, irgend­wel­chen kruden Shit zu machen, den wir witzig finden? Ich hab sehr viel Spaß daran, solide Kommunikation für Unternehmen zu machen und Erfolg zu produ­zieren, weil wir bei node­sign einfach gut darin sind – aber ich blin­zele auch semin­ei­disch zu den Diplomen meiner Studenten, die ein Jahr einfach nur vor sich hinf­ri­ckeln und im Chemielabor stehen dürfen und malsehen, was passiert, wenn man die rote und die blaue Flüssig…BOOM. . .

    Wenn man ergo von Kunden und und von Beratung, von Zielgruppen (ugh) und Umsatz redet, spielt man nicht mehr wirk­lich (Ausnahmen bestä­tigen die Regel und wir alle suchen nach solchen Klienten, klar), sondern ARBEITET als braver Bauer im Weinberg des Kapitalismus. Wie ich ja auch. Ich stimme deinen Statements blind zu – ich gehöre auch zu den Leuten, denen ein konzep­tio­nelles Arbeiten sehr wichtig ist, die Inhalte und so – old school. Es macht einen Heidenspaß, große Unternehmen auf die rich­tige Spur zu bringen und dabei zuzu­sehen, wie man mit den guten Sachen, mit soliden Grundlagen und ehrli­chem Design dann eben – unwei­ger­lich – auch Erfolg haben kann. Wobei die Grundlagen viel wich­tiger sind als das Design. Ich finde bis heute wich­tiger, WAS ein Kunde macht als WIE ich ihn verkaufe und behalte mir vor, Klienten abzu­schießen, wenn sie dem Versprechen, dass wir Designer für sie produ­zieren sollen, nicht gerecht werden können. Lügen ist nicht wirk­lich mein Job. Schwärmen schon.

    Auf der anderen Seite habe ich als Dozent erlebt, wie tot diese Sache für eine heran­wach­sende Generation zuneh­mend ist, die sich mit Werbung und Marketing eher lang­weilt… und dass etwas neues entsteht, dass tatsäch­lich mehr mit Spielen zu tun hat und gar nicht so sehr mit Kunden und Service, sondern viel mit Suchen und Ausdruck und das weder richtig Kunst noch ganz klas­si­sches Dienstleistungs-Design ist. Das forscht und gibt und an ganz anderen Dingen orien­tiert ist als an Zielgruppen, Absatzsteigerungen oder das andere Kriterien für Erfolg/Misserfolg hat.

    Das hat wenig mit dem Grottenlogo oben zu tun, das genauso gut oder genauso schlecht übri­gens auch von «Profis» hätte kommen können – wir sollten da mal die Kuh im Stall lassen :-D und dann das RUHRN-Logo denken, das die Profis von Grey verbratzt haben – aber die Demarkationslinie läuft nicht zwischen «Profi» und «Laie». So einfach ist das eben nicht mehr. Du musst nicht Musik studiert haben, um ein wich­tiger Songwriter zu werden, das ist nur in der DDR mal so ange­dacht gewesen, in Wirklichkeit aber seit LANGE vor den Beatles vorbei.

    Aber… du musst etwas zu sagen haben. Und das, was du zu sagen hast, mit Leidenschaft, mit Enthusiasmus, Feuer und Liebe verpa­cken. Das können Laien im Zweifelsfall ebenso gut (wenn auch nicht so bere­chenbar und repro­du­zierbar) wie die Profis, manchmal sogar mit mehr Charme und Authentizität. Schau dir an, wie viel Laien mit ihren Digitalkameras aus Glück, aus Zufall, viel­leicht aus Fun gran­diose, sogar stil­prä­gende Bilder schießen, in einem verni­cular look, den die Profis dann wieder emulieren. Im Design, etwa im stets impuls­ge­benden Flyer-Bereich, ist das jetzt schon so. Es ist ja kein Zufall, das bei Lombardo oder Meiré alles wieder etwas hand­ge­macht und «crude» aussieht, unfertig – unde­si­gned. Da steckt eine Sehnsucht, eine Umkehrbewegung hinter.

  29. etg

    Drei Gedanken eines Design-Laien:

    1. verstehe ich die Relevanz des ange­führten Grunds Hr. Meckel gegen Hr. Lafontaine nicht. Warum hat das Einfluss auf die Entscheidung für/gegen einen Grafikdesigner? Und inwie­fern verdrehte Hr. Lafontaine die Realität? Ich kann mich sowohl seinen als auch den Worten Herrn Meckels anschließen.

    2. Ich finde das Logo nicht schlecht. Auch nicht toll. Sagen wir: Durchschnitt. Keine Ahnung, warum man Schlagschatten nicht nehmen sollte. Oder warum nicht das Wort „Revolution“.

    3. Wir Informatiker haben es auch nicht leicht. Jeder meint, Programmieren zu können. Von Setzern wollen wir gar nicht erst anfangen.

  30. Christian

    Mich inter­es­siert hier eher weniger, wie der Beruf des Designers demo­kra­ti­siert wird, sondern ob es sich für eine Institution rechnet, wenn sie auf externe Profis verzichtet. Gibt es neben der Summe, die im Budget gespart wurde, eine Summe, die sich aus den Ergebnissen ermit­teln lässt? Aus der der Reichweite, aus der Relevanz der Maßnahmen? Wie wirkt sich die Maßnahme auf das Renommée aus?

    Wenn das Ergebnis sein sollte, dass ein interner Mitarbeiter eine Lösung produ­ziert, die akzep­tabel ist, wenn auch nicht welt­be­we­gend – warum nicht? Der Markt für Profis wird dadurch nicht kleiner, eher im Gegenteil. Wenn eine Institution die Designprozesse genau kennt, kann sie auch gezielt Profis dazu­holen, wenn es irgendwo hakt.

  31. christoph_z

    ein logo ist kein selbst­zweck, deswegen ist es völlig sinnlos, irgend­etwas billig erle­digen zu lassen, was der ein oder andere betrachter dann beim zudrü­cken aller augen als irgendwie noch akzep­tabel durch­gehen lässt.

    das »logo« oben vermit­telt: muffige veran­stal­tung, schon tausend mal gesehen und gehört, hand­werk­li­cher dilet­tan­tismus. ein logo, dass zu nichts nütze ist, kann sich nie rechnen.

  32. Christian

    @ christoph_z: genau darum geht es mir ja. Die Geschäftsleitung geht davon aus, dass es sich rechnet. Es ist nur schwierig, den Nutzen von Designleistungen in Zahlen zu fassen, ähnlich wie bei Geisteswissenschaftlern. Vielleicht helfen da lang­fris­tige Studien, die verschie­dene Modelle und deren Reputation verglei­chen. Wird eine Institution, die alles von Laien (nicht von der Leyen :-)) macht, ernst genommen oder belä­chelt? Ist diese mögli­cher­weise fehlende Reputation das einge­sparte Geld wert?

  33. HD Schellnack

    Christian, keine Firma spart, wenn sie auf externe Profis verich­tetund Sachen selbst macht. Genauso wenig wie Oma Kawuttke Geld spart, wenn sie auf Teppichleger verzichtet und statt dessen selbst schneidet und klebt und verlegt. DIY ist nie wirk­lich so wahn­sinnig kosten­ef­fi­zient wie man annimmt, es lohnt sich immer, auf schnelle und geübte Professionelle zurückzugreifen.

    Zumal im Design das fertige Logo nur Teflon ist, ein Abfallprodukt eines sehr viel wich­ti­geren Prozesses des gemein­samen Diskurses über die eigene Firma. Der Vorteil eines Outsiders ist, dass er die Firma ganz anders sieht und entdeckt und darstellt. Nicht in Strukturen steckt.

    Ich mache derzeit zB gerade Workshops bei einem Kunden,w o es mir sehr wenig um das reine Design geht als viel­mehr um die Prozesse IN der Firma, um Kommunikation, das gemein­same Ding. Solche Management-Prozesse durch einen Designer – der es gewohnt ist, Dinge in sinn­volle Arrangements zu bringen und dessen Denke viel mehr bbewirken kann als nur Schrift und Bilder zu verschieben – begleiten zu lassen nutzt jeder Firma… es ist eine mess­bare klare Produktivitätssteigerung möglich, die Geld BRINGT.

    Ich glaube, der wunder­bare Bruce Cahan hat in New Models for Growth and Prosperity (mag mich mit dem Titel irren :-) schön darge­stellt, was ein gut gemachter Geschäftsbericht kostet im Vergleich mit Flugstundne, Gummibäumen und anderen Bürozeug. Gutes Design ist genauso teuer wie schlechtes Design – und gemessen an den Fixkosten einer Firma ein echter Pups.

    Das Problem ist natür­lich, dass die Enduser gutes Design nur sehr schlecht von miesem Design zu unter­scheiden wissen. Das gutes Design gutes Business ist, stimmt nicht immer – auch wenn BMW und Apple und andere Firmen sehr greifbar beweisen, dass diese Achse exzel­lent funk­tio­nieren kann. Design ist ein Verkaufs-/Erfolgsfaktor, mehr denn je.

    Auf der anderen Seite….
    schaut euch mal das EU-Zeichen von Meta an. Das hätte jeder Honk in CorelDraw auch hinge­kriegt, oder?
    Vielleicht müssen wir Profis nach­denken, wie wir uns hart­lei­biger gegen die Frau Müller aus dem Marketing, die auch gern mal ein Bild via Google lädt und in WordArt einbaut, absetzen? Vielleicht muss man streit­barer werden, eben NICHT nach­gie­biger ange­sichts der Konkurrenz, sondern selbstbewusster?

  34. HD Schellnack

    Oh, und Design lässt sich in Zahlen fassen, es gibt längst Ratingmodelle.

    Aber Leute, das wollt ihr nicht, das wollen WIR nicht. Design kann bezif­fert werden, steht dann aber plötz­lich denkbar schlecht da. Design, richtig gemacht, ist eine die gesamte Firma um- und erfas­sende Magie. Das ist Schamanentum, das ist ein Stück weit Schlangenmedizin.

    Und diese nicht greif­bare Qualität ist eben für Controlling nicht erfassbar – gott­sei­dank. Wir sollten immer Wert darauf legen, dass die Benefits von Design sich nicht allein in Effizienzkurven und gestei­gerten Umsätzen fest­ma­chen lassen.

  35. Christian

    Also hat auch der Designer begrenzte Möglichkeiten. Wenn die Firmeninhaber keinen Wert im Design sehen, kann auch ein Designer nix machen. Wenn er aber sein Können einbringen kann, ist das gut für die Firma. Also ist Design eine Kann-Leistung und damit will­kom­mene Ausdrucksform für Status, Haltung und Stil einer Firma. Wem profes­sio­nelles Design nicht wichtig ist, machts halt ohne. Wer damit eine Aussage fällen möchte, machts halt mit.

    Aber – war das mal anders?

  36. Michael

    „Es gibt kaum etwas in der Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte. Und die Menschen, die sich nur am Preis orien­tieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.

    Es ist unklug, zuviel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zuge­dachte Aufgabe nicht erfüllen kann.

    Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das nied­rigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas Geld zurück legen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas besseres zu bezahlen.“

    John Ruskin, 1819 – 1900

  37. formschub

    @HD Schellnack: Das Tüpfelchen auf dem i Deiner sehr tref­fenden Diskussionsbeiträge wäre jetzt noch ein Link oder Buchtipp, wo man den „wunder­baren Bruce Cahan“ und seine inter­es­santen Thesen mal näher kennen lernen kann… ;-)

  38. HD Schellnack

    Christian:
    >Wem profes­sio­nelles Design nicht wichtig ist, machts
    >halt ohne. Wer damit eine Aussage fällen möchte, machts
    >halt mit.
    >Aber – war das mal anders?

    Klar, es gibt Design ja noch nicht SO lange. Ansonsten ist es immer ein (schein­barer) Luxusfaktor für Firmen. Das Ding ist frei­lich – auch schlechtes oder NICHT statt­fin­dendes Design ist ja da, ist ja Kommunikation – ganz nach dem guten Paul Watzlawick.

    20 Jahre fried­liche Revolution (gibts sowas eigent­lich?) sagt eben etwas über die Stiftung und den Gedenktag aus, ob man das will oder nicht. Technisch, aber – ganz unter der Haut, subkutan, aber eben auch unwill­kür­lich und unwi­der­ruf­lich – auch psycho­lo­gisch prägt dieses Logo und der Rest der medialen Gestaltung die Wahrnehmung. Wie das Outfit einer Person, wie die ganze nonver­bale Kommunikation – da ist etwas da, eine Art Attraktivität, ein Magnetismus, oder eben NICHT… und das kann subtil über Erfolg oder Misserfolg einer Unternehmung entscheiden. Und dieser Faktor ist fürs Controlling nicht fassbar, weil er eher in den soften Bereich fällt, der so viel ausmacht und so wenig messbar ist. Wie viele andere solcher Faktoren auch (steht die Kaffeemaschine am rich­tigen Ort für den Büroplausch, usw… ;-))

  39. Christian

    hab gerade auf dem Weg zur Post noch nachgedacht:
    Brand eins meint, dass Märkte Kommunikation sind. Und der Diskussion hier folgend gibt es auf diesen Märkten also sorg­fäl­tige (profes­sio­nelle) und weniger sorg­fäl­tige Kommunikatoren.

    HD, du hast recht mit deiner Anführung. Trotzdem haben wir damit noch keine brauch­bare Lösung hier für die Frage, ob es auch ohne Profis gute Kommunikation gibt.

  40. tom

    Ein schlechtes Logo kann jeder machen, aber ein komplett schlechtes Corporate Design in einer 20-seitigen Broschüre oder in einem Leporello durch­zu­ziehen, dazu gehört schon etwas Mut.

  41. HD Schellnack

    Es gibt auch MIT Profis schlechte Kommunikation – oft GERADE mit bestimmten Profis :-D.
    Die Demarkationslinie ist nicht «Laie» vs. «Profi», weil diese Linie durch die digi­talen Werkzeuge einfach komplett verschwimmt. Frag dich, wieviele der Musiker, die du magst, «Profis» sind. Eins der besten Alben der letzten jahre, Gustav, kommt von einer einzelnen Frau mit Laptop. Die wenigsten guten Leute im Pop sind studierte Musiker, die sind selfmade.

    Du würdest im Musikbereich oder in der Schriftstellerei nie erwarten, dass jemand ein Germanistik- oder Musikstudium abge­schlossen hat, wenn du ein Buch oder ein Album kaufst. Nichts wäre dir egaler als der Abschluss oder die «Berufserfahrung». Es geht um die Sache, um die Qualität, die du spüren kannst.

    Die Linie ist also nicht Profi/Amateur, ganz im Gegenteil.
    Die Linie ist Gut/Schlecht.
    Und die Kriterien dafür sind natür­lich genauso gleich­zeitig ABSOLUT grund­le­gend präsent und nahe­lie­gend wie völlig unde­fi­nierbar und subjektiv wie bei Pop oder Texten auch.
    Du weißt sofort, ob eine Platte Kommerzdreck ist, oder wirk­lich etwas bedeutet, oder wo es Grenzgänger gibt zwischen Charts und Anspruch usw – aber es richtig ausfor­mu­lieren, selbst als Kritiker, ist eben schwer.

    Was nicht leichter wird durch die Tatsache, dass esim Designbereich nahezu keinen konsu­mier­baren theo­re­ti­schen Diskurs gibt. Platten- und Filmkritiken sind Alltag,. selbst Architektur wird in der Zeit bespro­chen… aber Design (zumal nicht-Produkt-Design) ist eine ziem­liche Ausnahme, weil wir Designer einfach viel zu wenig zum Spielen raus­kommen. Wir sind viel­leicht zu sehr in unserer Sandbox… :-D

    Oder es legt daran, dass keiner sich mit Corporate Design Manuals an den Strand legen will oder zu Logos tanzt, mag sein…

  42. tom

    Grafikdesign ist meiner Meinung nach haupt­säch­lich Handwerk und Erfahrung. Dazu kommt Kreativität und die Fähigkeit bild­lich zu denken. Und gerade beim Handwerk und bei der Erfahrung versagen die Laien gnadenlos, wenn sie es sich nicht aneignen. Es gibt gute Musikalben und gute Fotos von Laien und mit Hingabe und Herz schaffen sie es auch Profi zu werden. Doch wenn es wie in unserem Job um Aufträge geht, die erstens gut bezahlt werden und zwei­tens Image und Kaufkraft im öffent­li­chen Raum erzeugen sollen, dann hat da ein Laie keine Chance. Und selbst die Profis benö­tigen ein paar Jahre Erfahrung um gut zu werden.

    Gerade heute habe ich einen Leporello bekommen, der intern „gestaltet“ wurde. Die Frau sagte, dass er so fertig sei und nur noch eine Seite darin gestaltet werden müsste. Diese Frau war sehr über­zeugt, dass sie krea­tive Arbeit geleistet hätte und auch nicht ohne Stolz.
    Als ich das Ding sah haben mir die Worte gefehlt, dann habe ich laut gelacht und dann habe ich über­legt wie ich aus der Nummer gut rauskomme.
    Furchtbares Hellblau im Hintergrund. Riesige Helvetica Headlines in Schwarz darüber. Subheadlines unter­stri­chen. Fließtext in 13 Punkt. Logos verzerrt und pixelig. Die Spaltenbreite und Zeilenabstand sind überall unter­schied­lich. :-) Der Text geht bis 3mm an den Rand. :-)) Fotos sind wahllos dort plaziert worden wo gerade Platz war. :-)
    Das ganze Ding ist eine einzige Baustelle wo nichts zu Ende gebracht wurde. Und die Frau arbeitet in der Marketingabteilung, die kennt sich schließ­lich damit aus. :-)

Kommentarfunktion ist deaktiviert.

<em>kursiv</em>   <strong>fett</strong>   <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a>   <img src="http://bildadresse.jpg">