Beck’s Designwettbewerb: »Volle Pulle daneben!«
Der Bund Deutscher Grafik-Designer (BDG) verkündet heute gegenüber der Presse: »Volle Pulle daneben: Prädikat mangelhaft für Beck‘s Designwettbewerb.« Hintergrund: Mit einem frohgemuten Beck’s it! sind bis zum 28. Februar 2007 professionelle Gestalter und Amateure aufgerufen, sich an einem Wettbewerb für die Gestaltung einer »Design Edition« von Beck’s zu beteiligen.
»Der BDG hat seinen Sachverständigen gebeten, sich die Ausschreibung einmal genauer anzusehen. Sein Fazit: Die Wettbewerbsausschreibung ist in ihrer jetzigen Form völlig unzureichend. Skandalös ist die wohl geringe Wertschätzung von Designleistung und Urheberschaft, denn bereits durch die Einreichung sichert sich der Veranstalter über seine Teilnahmebedingungen sämtliche Rechte an allen eingereichten Arbeiten – unentgeltlich, versteht sich.« (aus der Pressemitteilung)
Besonders pikant sei dieses Vorgehen, so der BDG, vor dem Hintergrund einer Corporate- Citizenship-Initiative des weltgrößten Brau-Konzerns InBev, zu dem auch die Brauerei Beck & Co gehört, mit der Verpflichtung, jegliche Geschäfte in sozialer Verantwortung zu führen. Ein Versprechen, das in den Augen des BDG für Designer und deren Leistungen offenbar nicht gelte. Darum rät der Verband allen professionellen Designern von einer Teilnahme an diesem Wettbewerb ab.
Die ausführliche Bewertung des BDG-Sachverständigen im aktuellen BDG-Newsletter (PDF, 2 Seiten).
18 Kommentare
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thomas
ich habe an noch keinem wettbewerb teilgenommen (teilnehmen müssen, als studentische aufgabe), wo die rechteabgabe in irgendeiner form vergütet wurde. eigentlich sollte man den marketingmenschen dieser firmen gehörig in den hintern treten, für diese variante der kostenersparnis.
maik
Anfangs hörte sich der Wettbewerb recht spannend an. Allerdings ist es, neben den BDG-Kritikpunkten, ziemlich peinlich, dass die angegebene Kontaktadresse info@becksit.de zu nichts anderem als einem MailerDaemon führt, da die Adresse nicht vergeben ist. Auch der Versuch, den Service unter service@becks.de zu erreichen, lief nicht wirklich toll.
User-Generated-Content (bzw. Design) muss ja nicht immer das schlechteste sein, aber man sollte doch von so großen Konzernen erwarten dürfen, dass man sich etwas mehr Mühe gibt.
karl
Warum gibt es solche Wettbewerbe eigentlich noch? Man sollte sowas von vornherein boykottieren, ohne dass der BDG einschreiten muss. In unserer Uni hing auch solch ein Plakat und – ohne den Berufsstand in einen Elfenbeinturm heben zu wollen – dass dann zeitgleich ein Etikettengenerator auf der Seite angeboten wird zeigt deutlich wie ernstzunehmend die ganze Sache ist, bzw. wie ernst man in den Gestaltungshochschulen genommen wird.
Christian Büning
vor etwa acht Wochen lag ein Plakat und ein Rudel Postkarten zu dem Wettbewerb von einer Bremer Agentur bei mir im Postkasten. Nach kurzem Gelächter auf dem Flur sind die stantepede dem Wertstoffkreislauf zugeführt worden.
Kein Vergleich zu Rolinck-Lagerbier-Etiketten. Das Bier ist nicht meins, aber das Etikett ist schön. http://rolinck.de/alex-rolinck-feines-lagerbier.html
thomas
könnte/sollte man dieser firma mal nicht exemplarisch eine »unmöglichkeitsbescheinigung« zukommen lassen?
Christian Büning
ja, aber zum selber Ausfüllen! :-)
thomas
genau! der »gestaltermissachtungspreis« 2007 geht an … :-D
Heiner
Das ist jetzt aber sehr populistisch vom BDG. Natürlich gibt es Wettbewerbe, bei denen durch ähnliche Teilnahmebedingungen billig Entwürfe eingeholt werden sollen, aber da hat sich der BDG ein sehr schlechtes Beispiel ausgesucht, um sich zu profilieren.
Man schaue sich die Aufgabenstellung doch einfach einmal an: Beck’s-Flasche mit Beck’s-Etikett und vorgegebene Gestaltungselemente. Wie, bitte, soll der Gestalter denn seinen Entwurf noch anderweitig verwerten können? Was würde er also für einen Vorteil daraus ziehen können, wenn die Teilnahmebedingungen anders lauten würden? Den Entwurf einem anderen Kunden anbieten? Wohl kaum. Es geht also nur ums Gewinnen, und für die Sieger gibt’s ein Preisgeld.
Bei einer freien Gestaltung sähe die Sache natürlich anders aus – aber hier hat der BDG nun wirklich völlig daneben gegriffen. Sinn dieser gespielten Empörung ist wie so oft die auch hier zitierte Pressemitteilung zur Mitgliederwerbung.
Jürgen
Da fällt mir ein: Was ist eigentlich aus Fidius geworden (http://www.dexigner.com/product/news-de6506.html), dem Verein, der für faire Designwettbewerbe kämpfen wollte. Fontblog berichtete …
Henning
Sorry Heiner, das sehe ich nicht so. Wenn 500 Leute ihre Entwürfe abgeben und InBev damit machen kann, was immer ihnen in den Sinn kommt, dann ist das einfach nicht in Ordnung. Das könnte man sich zum Beispiel so vorstellen: „Für die Flasche ist der Entwurf blöd, der kriegt keinen Preis. Aber lass uns den doch auf die Dose machen“. Und die Erfahrung lehrt – genauso läuft es auch.
Henning
Ivo
Ja, Henning, genauso läuft das [leider]: fontwerk.com/187/eintracht-braunschweig-in-meinen-trikots/
Frank
Ist bei der Ausschreibung etwas von Zwangsteilnahme zu lesen? Ich glaube eher nicht. Also Prost – ick mag die grünen Flaschen trotzdem!
thomas
frank es geht doch eher um die dreistigkeit der firmen, die eben preiswert an lösungen kommen wollen. das ist doch der punkt, oder?
robertmichael
… und vorallem nicht fair mit den teilnehmern umgehen.