BDG Honorar- und Gehaltsreport 2012
Seit Jahren wachsen die Umsätze in der Kreativwirtschaft. Design-Unternehmen verzeichnen ein Umsatzvolumen von jährlich 19 Milliarden Euro. Und doch kann die Branche offenbar nur einen Teil ihrer Mitglieder ausreichend ernähren. Entsprechend groß ist die Unsicherheit selbst unter Designern, die mit ihren Gehältern und Honoraren zurechtkommen. Nur einer von sieben selbständigen Designern sieht einer Familiengründung gelassen entgegen, unter den angestellten Designern ist es sogar nur einer von zwanzig. Mehr als ein Drittel kann sich aus finanziellen Gründen gar nicht vorstellen, eine Familie zu gründen. Jeder fünfte Teilnehmer gibt an, kein Geld für Weiterbildungsmaßnahmen zu haben.
Bereits zum zweiten Mal hat der BDG Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner nach den Lebensumständen von Designern in Deutschland gefragt. Knapp 2000 Kollegen und Kolleginnen haben sich an der Online-Umfrage beteiligt. Die Ergebnisse zeigen ein umfassendes Bild der Branche mit einigen durchaus erfreulichen teils aber auch erschreckenden Fakten: Fast die Hälfte aller selbstständigen Designer kalkuliert mit einem Stundensatz unter 50 Euro, mit dem keine dauerhafte Existenz zu sichern ist.
Insgesamt zeigt der Report einen erschreckenden Mangel an kaufmännischer Kompetenz. Beispielhaft sei, so der BDG gegenüber der Presse, dass nur einer von vier selbständigen Designern standardmäßig schriftliche Auftragsbestätigungen versendet. Ein Viertel der Befragten lasse diesen Akquiseschritt in der Geschäftsbeziehung dauerhaft wegfallen. Und so erhielten die Ausbildungsinstitutionen für ihre kaufmännische Vorbereitung auf den Beruf in der Umfrage eine glatte Fünf.
Der Verband weiß um eventuelle Verzerrungen, die durch das Befragungsmedium Internet entstehen können. Es sei nicht sicher, ob ein repräsentativer Querschnitt aller Kommunikationsdesigner erreicht wurde. Das Bild unter den Angestellten entspricht jedoch den Ergebnissen, die der BDG in seiner Umfrage von 2010 herausgefunden hat.
»Die Branche befindet sich im Spagat zwischen einem funktionierenden Markt und einem nicht zu übersehenden prekären Vorhof« beobachtet BDG-Präsident Christian Büning. »Sorge bereitet uns insbesondere die Tatsache, dass viele Kolleginnen und Kollegen vor allem in kaufmännischer Hinsicht nur unzureichend auf ihren Beruf vorbereitet sind. Die Teilnehmer der Umfrage haben ihren Ausbildungsinstitutionen hier erschreckend schlechte Noten verliehen. Alle Beteiligten – auch die Verbände – müssen hier unbedingt nachbessern.«
Die 92-seitige Dokumentation der Online-Umfrage zu diversen Aspekten der Arbeitsbedingungen von selbständigen und angestellten Kommunikationsdesignern gibt es hier als PDF … (Konzept, Gestaltung und Fotografie: www.vonzweidesign.de, München)
Druckexemplare können in der Geschäftsstelle per Mail an info@bdg-designer.de abgerufen werden. Für Journalisten sowie BDG-Designer und -Designerinnen ist die gedruckte Dokumentation kostenfrei, andere zahlen 10 Euro.
30 Kommentare
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Jürgen
Ein schönen Dank an den BDG für diesen Report.
Ich bin doch recht konsterniert, speziell was die Einkommensverhältnisse angeht, unabhängig ob die Honorare nun die Selbständig oder Angestellt verdient werden. Meine persönliche Einschätzung der Wertigkeit unserer Arbeitsleistung weicht offensichtlich stark von der Realität ab.
Ich wein ein bisschen in meine Mittagssuppe…
J.P.
Kaufmännische Ausbildung. Da erinnere ich mich an ein erschreckendes Erlebnis. Ich saß mal in einer Gastwirtschaft und hörte wie sich am Nebentisch ein Lehrbeautragter meiner ehemaligen Hochschule mit einem Absolventen unterhielt. Der Absolvent erzählte, er hätte potenzielle Aufträge, wisse aber nicht was er verlangen könne und ob ihm der Lehrbeauftragte einen Tipp geben könne. Daraufhin meinte dieser, ER verlange für Kreativleistung zwischen 35,- und 50,- Euro und für einfache Produktionsleistung ziwschen 20,- und 35,- Euro. Dauerhaft leben könne man als Grafikdesigner nicht von seinem Job. Der Absolvent solle sich eine Lehrerin zur Frau nehmen, die dann dauerhaft für das Einkommen sorgen würde.
Das ist doch mal eine Motivation für einen Mitte 20-Jährigen.
Kurt
Was haben solche Videos mit Design zu tun?
Und wieso finden solche Leute keine Jobs?
Geht es nicht in erster Linie darum zu beweisen, dass man es technisch kann, bevor man in totalen Konzeptionen zu denken beginnen darf, weil man endlich einen Job erhalten hat? Oder läuft die Branche derzeit einfach schlecht?
Carola
Leider wird immer wieder durch die Medien impliziert, das gutes Design jeder kann.
Das fängt bei der Flyergestaltung mit Word an oder mit der Do-It-Yourself-Webseiten von großen Webhostern oder durch den Volkshochschulkurs der Ehefrau die jetzt Photoshop kann.
Die Wertigkeit von Designleitungen und deren Mehrwert für ein Unternehmen oder Dienstleister ist in der Gesellschaft nicht angekommen und wird somit auch nicht gerne bezahlt, geschweige denn verstanden.
Ich persönlich bin es leid mich immer wieder rechtfertigen oder erklären zu müssen das meine Leistung auch Geld kostet, oder mich immer wieder neu zu erfinden um überleben zu können.
Besonders übel ist es, wenn ein potenzieller Auftraggeber über Preise diskutiert, weil er sich gerade einen 3000 Euro Flachbildschim geleistet hat.
Thomas Weyres
„Die Wertigkeit von Designleistungen und deren Mehrwert für ein Unternehmen oder Dienstleister ist in der Gesellschaft nicht angekommen und wird somit auch nicht gerne bezahlt, geschweige denn verstanden.“
Ich finde diese Sichtweise schwierig, weil sie ein Problem nur von einer Seite betrachtet: Gerade viele der Freelancer, bzw. kleinunternehmerischen Designer stellen, meiner Meinung nach, oft nicht die richtigen Fragen nach unternehmerischen Gesamtstrategien, Zielgruppen und der Erwartungshaltung des Kundens an den Return of Investment der jeweiligen Designdienstleistung. Bettet man eine Designdienstleistung vernünftig in eine Gesamtstrategie eines Kunden ein, ist es meistens relativ einfach diese dem Kunden auch zu vermitteln – und damit auch angemessen bezahlt zu werden. Ein Problem ist zudem die statische Wahrnehmung vieler „Print“-Designer im Hinblick auf Design-Prozesse: Für viele ist der Auftrag mit Drucklegung angehakt. Was in der digitalen Entwicklung längst alltäglich ist, die Überprüfung von Layouts einzelner Teile digitaler Produkte durch Analytics und ständige Reaktion auf Dinge die nicht funktionieren, findet oft im analogen Bereich nicht statt. Ein Treffen mit dem Kunden nach „Auftragsende“ findet oft nicht statt, um zu analysieren was man aus der Designdienstleistung lernen konnte und was man damit über Strategie und Zielgruppe erfahren konnte. So endet der Designer oft, genauso wie der Gärtner, der mir einen Rasen gepflanzt hat, der nicht anwächst und der danach nicht mehr an sein Telefon geht, in einem von MIsstrauen geprägten Verhältnis zu einem Kunden. Wichtig ist zu verstehen, dass den Kunden ein für seine Zwecke funktionierendes Produkt interessiert – dies ist für ihn die Wertigkeit der ganzen Angelegenheit. Und nicht der Prägedruck, der H&FJ-Font oder das Gmund-Papier – diese sind das Mittel zum Zweck zu einem funktionierenden Produkt. Funktioniert das Produkt werden wir als Designer auch immer, oder fast immer, Respekt bekommen. Aber von alleine wird dies nicht passieren.
Florian Pfeffer
Was ist denn so schlimm daran, sich neu zu erfinden? Das ist doch auch eine Form von Design … ist es nicht unglaubwürdig, daß ausgerechnet wir Designer uns weigern, uns neu zu erfinden, wenn wir das von unseren Auftraggebern immer wieder verlangen? Diese ganze Nostalgie führt doch nirgendwo hin. Die Zeiten in denen man in seiner Jugend eine Fertigkeit gelernt hat mit der man dann 40 Jahre Berufsleben bestritten hat, sind längst vorbei …
Vroni
@ Thomas Weyres
Recht so. So kann und wird es funktionieren mit mehr Wertschätzung fürs Design.
Die richtigen Fragen nach der Unternehmensstrategie zur Einbettung des Designs zur richtigen Zeit stellen. Die Erwartungen abfragen.
(Allerdings gibt es den einen oder anderen hartgesottenen Auftraggeber, der einen genau deswegen wie einen Unbotmäßigen abwatscht: Beim Erwähnen des Worts Strategie schwillt recht bodenständiger Kundschaft, aber auch mancher gehetzter Marketingassistentin der Kamm. Böses Wort^^. )
Gibt es denn an den Hochschulen so langsam mal was in Richtung Positionierung, Auftraggeber-Akquisition, Projektleitung, die Kunst der richtigen Klientel die richtigen Fragen zu stellen?
Oder dümpelt das noch genau so wie anno Knack?
Und ebenso wie eh und je: Hauptsach‘, möglichst viel und immer mehr Designstudenten annehmen, damit noch mehr Professuren dabei rausspringen …?
Vroni
@ Carola
Aber auch Sie haben recht.
Es ist – wenn das passiert – das Werk beider, des Auftraggebers und des Auftragnehmers. Was die eigentlich tolle Sache unerquicklich, gar austauschbar macht und somit in ihrem Wert beschädigt.
(Fast wie bei Irvings „Gottes Werk & Teufels Beitrag“)
Auszug:
„Im Gegensatz zur Werbung, die stellenweise als hoch-strategisch begriffen wird und Chefsache ist (TV-Spots z. B.) von Vorstand und Hauptwerbeleiter, wird das Design in größeren Firmen meist an das mittlere Management, an Produktmanager oder Fachabteilungen delegiert. Und kommt so nebenbei delegiert bei den Agenturen und Designern an. Ein Großteil der werbetreibenden Auftraggeber hat kein Bewusstsein für die Wichtigkeit von Design und über das Erfolgspotenzial optimaler Design-Lösungen für Auftritte und Produkte. Design ist jedoch Chefsache.“
Aus: http://www.the-missinglink.de/7-schlimmsten-briefing-fehler-designagentur/
Vroni
„Seit Jahren wachsen die Umsätze in der Kreativwirtschaft. “
Immerhin.
Ist nur die Frage wo und wie.
Ob der Komplett-Report Antwort gibt? (Hab ihn noch nicht gelesen.)
Oder bleibts bei 42.
Vroni
„Was ist denn so schlimm daran, sich neu zu erfinden? “
Keine Sorge lieber @ Florian Pfeffer,
man erfindet sich als Kreativer jeden Tag neu. Geht gar nicht anders.
Carola tut das sicher auch.
Was mich stört, ist, solche Aussagen implizit-indirekt als Gejammer um des Jammerns willen oder als einseitigen Blickwinkel abzutun. Sie zeigen erstmal nur die berufliche Realität, nichts anderes. Was jeder einzelne dann danach, nach so einem Realitätscheck, macht, das muss man halt sehen. Umorientieren ist sicherlich nicht die schlechteste Wahl, stattgegeben.
Florian Pfeffer
Hallo Vroni,
ich versteh kein Wort. Ich hab hier nichts „abgetan“ (das Wort „Jammern“ stammt von dir). Es ist doch gerade der Sinn einer Kommentarfunktion, daß Aussagen öffentlich besprechbar gemacht werden – deswegen werden sie doch gepostet, oder? Es ist viel interessanter, hier über die Sache zu sprechen als über Befindlichkeiten.
Zum Beispiel ist die Frage interessant, warum der „prekäre Vorhof“ (wie es so schön in der Studie formuliert ist), immer größer wird. Es könnte (!) sein, daß der mangelnde Wille der Branche, sich neu zu erfinden einer (!) der Gründe dafür ist. Wenn man ein nicht funktionierendes Geschäftsmodell betreibt, kann man noch so viel kaufmännisches Wissen haben – es wird nicht gehen. Kaufmännisches Wissen ist sowieso überschätzt … siehe Bankensektor. Was in meinen Augen der Branche eher fehlt, ist Unternehmertum.
Es wird hier gerne auf die Hochschulen gezeigt (fair enough) – aber, daß kaum ein Gestalter sich fortbildet (s. Studie!) zeigt, daß anscheinend viele glauben, daß man sich mit dem Diplom/Master/Bachelor ausentwickelt hat. Aber genau das geht nicht mehr. Wenn sich heute jemand an einer Hochschule einschreibt, wird er für einen Job ausgebildet, den es am Tag der Erstsemesterbegrüßung noch gar nicht gibt. Wie kann man dann erwarten, daß es den Beruf, den ich seit 5 Jahren mache in 5 Jahren auch noch geben wird? Weiterbildung hat dabei wenig mit Geld zu tun, sondern in erster Linie mit Neugierde und der Offenheit, Veränderungen zuzulassen (und das nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen).
Ich freue mich über Widerspruch in der Sache, weitere/gegenteilige Analysen oder Lösungsvorschläge. …
Thomas Weyres
True words, Mr. Pfeffer!
Vroni
@ Florian Pfeffer
Zu dem Vorwurf des Jammerns: Ich sagte, er sei implizit drin. Implizit heißt: nicht wörtlich, aber in Ton und Subtext. Mit so Powersätzen wie“Was ist so schlimm dran …“
Zu „Unternehmertum“:
„Unternehmertum“ faktisch: Der einzelne freiberufliche Grafikdesigner ist von der Position her ein Freiberufler und kein Unternehmer. Als Freiberufler hat man lediglich eine arbeitnehmerähnliche Position.
Unternehmer sind diejenigen Designer, die ein Unternehmen aufmachen, Ideen und Kapital investieren und Mitarbeiter beschäftigen. Das dazu.
Ausflug in den Zeitgeist: Unternehmerisch sein wird heutzutage auch von Angestellten gefordert. Mit welchem Erfolg bleibt mal dahingestellt. Sie können weder Kapital investieren noch ein Geschäft aufmachen. Ich persönlich halte diese Forderung an Angestellte und arbeitnehmerähnliche Wesen auch für überzogen. (Das sind dann die, die diese Unternehmerforderung nach Angestellten-Unternehmertum ernst nehmen, verinnerlichen und sich dann in pausenloser Selbstausbeutung überengagieren und wenn sie Pech haben ausbrennen.)
„Unternehmertum“ mental: Aktiv sein, neue Ideen für sein Geschäft und vorausdenken, freilich. Das tun Freiberufler schon, doch. Ich denke, Ihr Vorwurf trifft die Sache nicht.
Weiterbildung:
Also meinereiner büldet sich weiter. Und an Kollegen sehe ich das auch. Bücher, Seminare, Programme lernen, Weiterbildung in Akquise und Kommunikation, Dialog führen, das ganze Programm. Man bleibt nicht stehen, man ist stets und ständig und selbst.
Woher der Vorwurf kommt, es gäbe zu wenig Neugierde auf Veränderung, keine Ahnung. In meinem Umfeld nicht.
Was Sache ist und da hilft tatsächlich kaufmännische Exzellenz nichts:
Der traditionelle Markt, hier der Freiberufler, da der Auftraggeber, ist tot, bzw. ein extremer Käufermarkt geworden.
Neue Geschäfts- und Dienstleistungsideen tun also tatsächlich not.
Ich bezweifle nur, ob da ein arbeitnehmerähnliches Wesen – egal ob es Neugier, Ideen, Energie und Grips hat für 10 – einzeln da groß was reißen kann, wenn es weder Kapital investieren kann noch eine große Klappe hat.
Schönes Wochenende!
Vroni
Nur ein Beispiel:
Selbst Webdesigner, Kommunikator und Ideeninkubator Patrick Breitenbach, der mit der – damals im Werbeblogger-Universum jedenfalls – größten (groß meine ich positiv, damit mir da ja nichts aufkommt) und erfolgreichsten Klappe hat seine eigenen unternehmerischen Geschäftsideen eingestellt. Der Familienvater aus Würzburg ist seit ca. 1 Jahr (memoriert) erneut Angestellter/Dozent bei der Uni.
Über die Gründe mag ich nicht recht spekulieren, dazu habe ich keine Befugnis. Ich nehme nur zur Kenntnis.
clevermind
aus meiner sicht gliedert sich das „problem“ in mehrere gruppen auf: 1. keine (wirklichkeitsnahe) kaufmännische lehre innerhalb einer gestalterischen ausbildung bzw. studium 2. falsch vermittelte vorstellung des späteren berufslebens (alternative?) 3. werbeagenturen sind gegenüber ihren angestellten an keine Tarifverträge (kammern) gebunden und können nach belieben praktikaten und viele auszubildende einstellen ohne diese später für eine gewisse zeit verpflichtend über nehmen zu müssen 4. der markt an designern scheint gesättigt zu sein 5. unternehmer wissen oft gar nicht genau was sie eigentlich suchen und wollen immer sparen (sonst wären es keine unternehmer).
in einer branche in der unbezahlte überstunden zum gutem guten ton gehören braucht man sich nicht wundern. als erstes muss man bei sich selbst mit dem lohndumping aufhören. evtl findet man in einer anderen oder ähnlichen branche sein glück. wichtig wäre eine unabhängige aufklärung/plattform die vor allem auch noch ungelernten designinteressierten ein wirklichkeitsgetreues bild des späteren berufsalltags vermittelt. hier sollten insbesondere auch hochschulen kritisch sein. ohne kaufmännische und rechtliche aufklärung kann man gleich einpacken. diese unabhängig en gwa- standards sind ein schlechter witz. in vielen anderen branchen bekommt man statt 600 euro naemlich 1000 monatl praktikantengehalt mit zur gestellter wohnung. und ich rede nicht von bwlern. lasst euch nicht verschaukeln. seht euch nach einer alternative um.
Jürgen
Hallo Vroni,
Ich stimme die in vielen Punkten zu, lediglich deine These, Freiberufler nicht als „Unternehmer“ zu betrachten, halte ich für grundfalsch. Noch mehr, ich halte das unzureichende Selbstverständnis vieler Freiberuflern im Zwiespalt zwischen „arbeitnehmerähnlich“ und „Unternehmertum“ für den Kern allen Übels.
Was uns fehlt, allen voran denjenigen die ihr Geschäftsmodell nicht zufriedenstellend betreiben können, ist unternehmerisches Denken! Gerade als Einzelkämpfer kam man sich eine „arbeitnehmende“ Einstellung nicht leisten, die führt grundsätzlich in ein Missverhältnis von Leistung und Ertrag.
Florian Pfeffer
Hallo Jürgen,
danke – du hast es viel kürzer und prägnanter zum Ausdruck gebracht. Wer Rechnungen schreibt ist ein Unternehmer.
Wer vor 20 Jahren ein Designbüro gegründet hat, hat als erstes einen Raum gemietet und Möbel/Einrichtung gekauft. Heute gründet man ein Büro, indem man eine Facebook-Seite/Website einrichtet. Man braucht all die Hardware nicht mehr und Größe (beispielsweise ausgedrückt durch die Anzahl/Anwesenheit von Angestellten) spielt nur noch eine untergeordnete Rolle – das ist zumindest meine Erfahrung. Viel wichtiger ist es, sich mit den richtigen Leuten zu verbinden, um einen hohen Grad an Diversität zu erreichen (von denen muß aber keiner angestellt sein – viele talentierte Leute wollen das auch gar nicht). Laut BDG gibt es immer mehr selbständige Designer – die gute Frage ist: Welche Modelle gibt es neben dem „Ich bin der XY und kann Webseiten machen“, die es Selbständigen ohne große Büros erlauben, Aufträge zu ergattern, die lukrativ sind, inhaltlich spannend und eine nachhaltig wirtschafliche Entwicklung ermöglichen? Da ist jetzt ausprobieren gefragt …
Vroni
Jürgen,
da darf ich dir auch einmal in aller Freundschaft widersprechen :-) :
Das ist nicht nicht einmal eine Wischiwaschi-These von mir, wo käme ich hin.
Deshalb habe ich ja unterschieden zwischen: faktisch und Mentalität.
Die faktische Definition des Freiberuflers kann man sich, wenn man interessiert ist, überall herholen von Finanzant, dem Steuerberater seines Vertrauens, BfA, KSK.
Er ist einfach ständegesellschaftlich, politisch und behördlich so definiert. Der Witz ist ja: Der Freiberufler hat nicht nur auf dem Papier einen Sonderstatus unter den Selbständigen. Er IST per Definitionen kein Unternehmer, wird nicht als Unternehmer aufgeführt, nirgends. Wenn man das ändern wollte, muss man als Lobby den politischen Vertretern eine Änderung einbläuen.
Dann sind aber auch die netten Vorteile weg, z.B. dass das Finanzamt nicht nur der jahrelang unerfolgreichen Nageldesignerin oder dem ständig Miese machenden Wolladen-Betreiber, sondern auch einem akademisch ausgebildeten Freiberufler dann in Zukunft doch Hobbytätigkeit vorwerfen kann, wenn er über Jahre (!!) zu wenig verdient = Miese macht. Mit unschönen Konsequenzen fürs Absetzen und für die Vorsteuer. Bis jetzt darf das Finanzamt dem akademisch ausgebildeten Freiberufler da nicht benachteiligen. (Wissen auch viele Steuerberater nicht richtig, welche vorwiegend GmbHs und gewerbliche Berufe betreuen – Freiberuflich ist ab er nicht: gewerblich. Und GmbH in der Regel auch nicht.)
Die Mentalität des hands-on zupackenden Ideenumsetzers darf der Freiberufler sich natürlich gerne dazu draufschaffen. Was einer gewitzten Hausfrau oder einem gewitzten Handwerker nicht schadet, wird einem in seinem Büro grübelndem Freiberufler schon dreimal nicht schaden. :-)
Mentalität ist jedoch wesensbedingt. Energiereichtum und hinterfragende Charakter und Charakterstärke überhaupt hat man entweder vor dem Studium schon oder hat sie eben nicht. Durfte ich als Mitarbeiter-Führender immer wieder feststellen: Es schadet weniger, jemanden einzustellen, der gewisse Techniken oder Wissensvorsprünge noch nicht hat, aber das richtige zupackende offene Wesen schon. Technik und Wissen draufschaffen ist leichter. Wer die Ausbildung hat, aber das zupackende Wesen nicht, das wird schon schwieriger. Eine Wesensart ist schwer bis kaum änderbar, von Forderungen von außen schon gar nicht, so berechtigt sie sein mögen. Schlafmütze bleibt meist Schlafmütze (bis auf wenige Ausnahmen, die dann aufwachen, wenn sie einen Nasenstüber bekommen), introvertiert bleibt introvertiert.
Nuja, ic h will den Teufel ja nicht an die Wand malen. Der Prozess des toten Markts, da Käufermarkt, ist jedoch für meine Begriffe schon so weit fortgeschritten, das Image dazu auch stellenweise beschädigt (zu wenig Respekt, keine Wertschätzung vor allem des Mittelstands gegenüber der Branche) dass auch unternehmerisches Denken alleine dem tüchtigen Gewitzten in der Masse nicht mehr auf den toten Gaul hilft. Es sind zu viele, man liebt den Designer auch oft nicht, sondern belächelt ihn gerne, wenn er nett ist und beschimpft ihn sofort aber als arroganten Abzocker, wenn gleichzeitig kreativ und unternehmersich zupackend ist aber auch seine Rechte gut kennt – so einfach ist das.
Manchmal ist Adam Riese gut für den Realitätscheck.
Jürgen
Hallo vroni,
Ich denke „Unternehmer“ ist ein dehnbarer Begriff, aber auch wenn der Freiberufler rechtlich und steuerlich einen sonderstatus hat, das Prinzip des selbständigen Einkommenserwerbs bleibt gleich.
Ich wollte aber ohnehin auf die Geisteshaltung hinaus, und da kommen wir uns, glaub ich wieder näher: unternehmerisches denken schließt in meinen Augen zwingend ein, das eigene Geschäftsmodell fortwährend zu prüfen. Das würde in der Konsequenz auch einschließen, bei nicht-Erfolg andere Richtungen einzuschlagen und bis dahin auch zu keinem Zeitpunkt Geschäfte zu tätigen die sich nicht rechnen können. Zu viele Kollegen verharre zu lange in Passivität und in einem womöglich für sie nicht funktionierendem Markt.
Jürgen
Noch ein Wort zur „Beschimpfung“, ein Phänomen dass mir auch nicht fremd ist. Und auch wenn ich damit große Schwierigkeiten habe, glaube ich doch dass man das einfach ignorieren sollte. Meiner Erfahrung nach steht in einer verhandlungssituation das Gejammer, Gefeilsche und auch Geschimpfe oft in keinerlei Verhältnis zur Realität, d.h. Die allerreichsten und erfolgreichsten sind die allergrößten Pfennigfuchser und konsequent empört, verwundert und verständnislos. Ich glaube das ist eine verinnerlichte verhandlungstaktik, da muss man einfach drüber…;-)
Vroni
Gut,
eine Gesellschaft braucht jedoch auch die Introvertierten. Sie machen oft tolle Arbeit, kommen auf Ergebnisse, auf die die“Unternehmertypen“ nicht kommen. Eben aufgrund der ruhigen zurückhaltenden „passiven“ Art.
Die ist bei den Kreativen nicht sonderlich selten, wie ich erfahren durfte.
Wenn man jetzt die als wenig brauchbar einstuft, weil sie eben nicht diese angeblich geforderte unternehmerische Art haben, macht man einen großen Fehler. Ich finde, wie gesagt, sie machen oft die tolleren Jobs. In Heißluftgetriebe-Betrieben, in denn alle Monate ein neuer Innovationswind (höher! schöner! weiter! besser! schräger! wilder! interessanter! marktgängiger! kundengerechter!) durch den Ventilator gejagt wird, können sie sich nicht entfalten.
Ich habe ein großes Herz für sie.
Das für die Dauerunternehmer und Daueroptimierer – alle Tage ein neues heißes Ding – hingegen mag nicht so recht klopfen.
designer
Solange wir Kreativlinge keine Lobby in Berlin/Brüssel haben wie ALLE anderen Branchen welche bis zum Trachtenverein von den Steuerzahlern subventioniert werden, werden wir immer die letzten Deppen sein und uns wundern wenn wir die Verdienstmöglichkeiten in anderen Branchen sehen.
Laut einer Wirtschafts Woche Tabelle verdient der Grafiker grade mal so viel wie ein Personaler, während der Anwalt ein gedrucktes Buch hat in dem steht wieviel er ergauern kann.
Leute, lest mehr Wirtschaftspresse und erkennt das wir dringend eine Gewerkschaft bzw eine gute Interessesgemenschaft brauchen wie unsere Kunden.
Leider versteht aber der Designer von wirtschaftlichem Denken nichts und wundert sich von den ehrenwerten Kaufmännern über den Tisch gezogen zu werden mit den Folgen von Altersarmut.
Wer keine Lobby hat wie zB der Zahntechnker in meiner Nachbarschaft der eine AUDI R8 und Q5 fährt und sich grade ein zweites Haus (Neubau, ca eine halbe Million Euro teuer) gekauft hat muss alles hinnnehmen und sich ausbeuten zu lassen.
Wenn ich mir dann noch anschaue das sich zB Handwerker in Oberbayern (nähe Wasserburg) ein freistehendes Haus mit ca 1000m2 Garten leisten können überkommt mich die Wut das wir uns so mies behandeln lassen.
https://www.facebook.com/bdgdesigner
und 372 Gefällt mir Klicker zeigt auch offensichtlich das Desinteresse an Interessensgruppen die für uns kämpfen.eigendlich eine Bankrotterklärung.
Schade das wir für andere Werben können, aber nicht um uns :(
Fazit:
Eine Branche voller intelligenter Menschen mit Bildung ((!!! … keine Hauptschüler) schafft sich ab und ist zu deppert die Realität zu erkennen.
Vroni
Tja,
diesen Ansatz habe ich hier auch mal vertreten.
Uiui. Kann froh sein, nicht geshitstormt worden zu sein. Denn die Damen und Herren Designer sind doch recht individuelle Naturen und geruhen ihre Freiheit zu lieben. D. h sie lieben den Satz „Der Einzelne ist seines Glückes Schmied“ über alles und lehnen in der Mehrheit eine in welcher Weise auch immer organisierte Zusammenarbeit ab. Das mache sie unfrei.
Lieber prügelt man auch in mitreißenden Sonntagsreden die einzelnen unternehmerisch doch schwer underperformenden^^ Einzelgrafiker zu sogenannten besseren Lösungs/-Ideenansätzen, weil man selber keine weiß. (Das tote Pferd noch mehr reiten, indem man ihm Zucker gibt und es noch mehr peitscht, nennen das die Vertriebler.)
Was will man da noch sagen. Außer in schönstem bairischen Deutsch: Der Bauer ist schlauer als wie ihr.
[Die Schreiberin ist immerhin zumindest bei Ver.Di. Aus der AGD ist sie rasch wieder ausgetreten, da sie sonst in Tiefschlaf verfallen wäre. Zur übermäßigen, wenn nicht gar ins neoliberale driftenden Verherrlichung der Individualität, zum Selbstoptimierungswahn und zum einzelnen Schmiedglück hat sie eine deutliche persönliche Meinung.]
Jürgen
Hallo Vroni,
sorry, aber deine Unterscheidung zwischen „introvertierten“ (Die tolle Arbeit leisten) und „Unternehmertypen“ („Optimierer“) kann ich so gar nicht nachvollziehen.
Ich möchte lediglich dafür plädieren, dass jeder, der seine Leistung selbständig zu Markte trägt, elementare Grundsätze ordentlichen Wirtschaftens berücksichtigt. Um seiner selbst willen und zum Wohle der Branche, der Kollegen die unter denjenigen leiden, die zu lange Zeiträume mit Nebenjobs und zu niedrigen Stundensätzen tatkräftig am Stuhlbein aller Designer sägen.
Der Designer-Freiberuf funktioniert nicht für jeden, er ernährt nicht jeden und er macht nicht jeden glücklich. Würde diese Erkenntnis öfter und schneller wahrgenommen, wäre der Markt evtl. auch nicht derart „käuferbestimmt“, da weniger Anbieter mit der Motivation „Not & Verzweiflung“ auf dem Spielfeld stünden, ja vielleicht insgesamt weniger Anbieter überhaupt mitspielen würden?
Vroni
Jürgen,
das muss auch nicht jeder nachvollziehen. Mir reicht es, wenn ich von einigen verstanden werde.
Nur reicht das nicht mehr, uups – wie auch ein Kommentarist drüben beim BDG anschaulich beschreibt. Deutlicher geht es nicht mehr, und der kann mit Zahlen. Mal rübergehen und den lesen vielleicht?
Wie soll das gehen, wenn zig private Ausbildungsakademien mit sehr geschicktem Marketing (übrigens auch ein feines sehr unternehmerisches Geldverdien-Geschäftsmodell, wenn direkte Auftraggeber immer schwerer zu kriegen sind, dann verdient man halt Geld mit der Ausbildung des zukünftigen arbeitslosen Nachwuchses …, da ist die Nachfrage enorm. Was später aus den Adepten wird, ja mei … ) wie nix aus dem Boden schießen und damit werben, dass man ohne Mappe genommen würde und begeisterte Auftraggeber/Firmen bereits Studenten mitten aus den Hörsälen zögen. Das rockt, das funzt, das ist Pop näch. Ich nenne nur mal die Pop, die U5 und andere.
Oder wie ist es damit, dass das Arbeitsamt unter der Schröder-Regierung alles was nicht rechtzeitig den Baum raufgekommen ist, Trockenbauer, Maurer zum Webdesigner und Mediengestalter umgelernt hat. Auch das spüren wir heute massiv. Dem durchschnittlichen Auftraggeber aus dem Mittelstand sind doch die Unterschiede wumpe, alle machen Logos oddrr? Nur sind die Webdesigner mit ihren Pixellogos und die Mediengestalter deutlich billiger. Aufrufe der AGD und anderen, man möge doch püdde nicht für 15 oder 35 EUR arbeiten, sondern für 76, gehen sauber an der Realität, der Marktwirklichkeit vorbei. Natürlich sind 35 EUR betriebswirtschaftlich kaum sinnvoll und klingen übel nach schlechter blauäugiger Kalkulation und Unfähigkeit zum Wirtschaften. Doch viele Einzelgrafiker haben keine andere Wahl, ob sie in Mathe und Wirtschaftslehre mal gut waren oder nicht ist doch mittlerweile unerheblich geworden.
Die AGD ist auch recht putzig: http://www.agd.de/628.html
„Design stärkt den Mittelstand“ sagen sie. Und reden dann in den Vorträgen mit dem Mittelstand über Maschinen, dass man an gut aussehenden Maschinen besser arbeite. Welches Design zur Hölle, achja das Produktdesign. Hab ich glacht. Dem Kommunikationsdesigner, der mit dem Mittelstand nicht allzu selten seine liebe Argumentationsnot hat, bleibt das Lachen im Halse stecken. Was für ein Verein.
Vroni
Jürgen,
Thema: erst nicht ernst nehmen und wenn ernst dann sofort ruppig.
Ich meinte damit gar nicht so sehr die Hardbuying-Einkäufer-Taktik, wenn es um die Verhandlung des Honorars geht. Da gilt es freilich, nicht mit einer einzigen Wimper zu wackeln und Pokerface.
Sondern wie man generell auch während des Prozesses mit Kreativen umzuspringen pflegt. Da ist ebenfalls das volle Programm dabei.
Was ich hervorheben wollte: Während des Prozesses. Wie fix bei ein- und demselben Auftraggeber und ein- und demselben Kreativen das Gebaren des Auftraggebers negativ umspringen kann, sobald letzterer merkt, da sitzt ja jemand, der nicht nur freundlich und unbedarft ist, sondern einer, der rechnen kann und der fachlich seine Hausaufgaben gemacht hat. Ist ja eigentlich erfreulich, toll. Das fordern ja alle Verbände in ihren Hochglanzreden. Aber: Das mögen viele Auftraggeber gemeinhin gar nicht.
Denn auch während des Prozesses ist die Betriebswirtschaft noch nicht rum. Sie kommt sogar oft erst richtig. Egal, ob man gute und saubere AGB hat und Auftragsbestätigungen gemacht hat oder nicht. Änderungen der Änderungen, unvorhergesehene Korrekturen, die zwar vertraglich als Stundenvergütung vereinbart waren, aber um die der Auftraggeber herumkommen will. Oder die plötzliche harsche Forderung nachdem der Auftrag beschrieben und geschrieben ist, man wolle doch jetzt genauso ein Logo gemacht kriegen wie die Konkurrenz (fachlich und rechtlich ein Unding, habe ich aber erlebt – auch das vernünftige Beraten half nichts, man will und basta, und der Designer sei Erfüllungsgehilfe.) Oder der plötzliche Wunsch mitten im Prozess nach der Herausgabe von offenen Dateien gegen eine Minivergütung. Da stehste dann da. Wie kommt man da wieder heil raus mit klaren freundlichen betriebswirtschaftlichen und fachlichen Entgegnungen und konstruktiven Ideen, ohne dass das gemeinsame Arbeitsklima versaut ist (es wird). Wie ohne Klima-Verluste das im Gespräch klären und wie kriegt man dennoch das Ergebnis noch gut hin. Da haben Hardcore-Auftraggeber einfach die Nase aufgrund ihrer Dickfelligkeit vorne und zwingen einen auch noch „moralisch“ in die Knie: Man müsse doch, man sei doch Dienstleister und so und so. Oder es war mit denen das letzte Projekt. Man muss sich dann überlegen, will man betriebswirtschaftlich da heil raus oder will man einen schlechten Ruf riskieren. Beides mit einer Klappe ist schwer. Ist halt auch da: Käufermarkt. Von wegen, Hauptsache man hat den Auftrag in trockenen Tüchern und gut ist. Der Terz geht da oft erst los. Zur Zeit mache ich um mindestens jede zweite Auftragsannahme einen großen Kratzbogen. Weil es oft trotz Nettigkeit gepaart mit vernünftigen Aussagen schon saublöd anfängt. Wie wird da das eigentliche Projekt sein, geht gar nicht.
Das hat viel mit typisch mittelständischem Misstrauen* gegenüber Agenturen und Designern zu tun. Mein Eindruck: Man traut nur einem erwiesenen Trottel, der nicht rechnen kann.
* Siehe auch Autor Heiko Burrack in „Vom Pitch zum Award: Wie Werbung gemacht wird. Insights in eine ungewöhnliche Branche“.
Nach seinen Schilderungen tut sich der Mittelstand ausgerechnet mit mittelständischen Agenturen sehr schwer, obwohl man doch erwarten könnte, dass Mittelstand gut mit Mittelstand könne. Das Gegenteil sei oft der Fall: Misstrauen und eisernes, unnachgiebiges Wachen über Kleinst-Vergütungen verpesten den gemeinsamen Arbeitsprozess.
Jürgen
Hallo Vroni,
abschliessend nochmal meine Wunschvorstellung: ähnlich einem Ein-& Verkäufer sollten alle Kollegen den Betrieb einstellen wenn es Ihnen nicht möglich ist einen gewissen mindeststundensatz zu generieren. Der Einkäufer merkt schnell wenn er zuwenig verdient, in dem er schnell große Aussenstände aufbaut – in unserem Gewerbe ist das leider viel zu lange kaschierbar – durch billiges Wohnen, Mami und Papi, Nebenjobs oder sonstwas . Es gibt tausend Wege gute Arbeit für Almosen unters Volk schmeissen zu können. Das schwächt „uns“ leider zusätzlich, neben den Problemfeldern der zu großen Zahl von Anbietern und dem Machtmissverhältnis zwischen Auftraggeber und -nehmer.
Wirtschaftliches Handeln ist also keineswegs die Lösung für alle Probleme, aber eine essentielle Grundvorraussetzung ohne die der Markt keinesfalls funktioniert.
Und zum Nörgel-Kunden: „Mögen“ muss mich keiner, nur beauftragen, das reicht schon…
Designer aus Berlin
Ich bin recht verwundert über den Bericht – ich habe 2007 mein Diplom gemacht, und so gut wie alle meine Mitstudenten stehen heute gut im Geschäft (damit meine ich > 50.000 € brutto als Angestellter, > 70.000 € als Selbstständiger/Freiberufler).
Bei allen anderen Berufsgruppen aus meinem Umfeld sieht es weitaus schlechter aus. Ist bestimmt aber auch nur meine subjektive Sicht der Dinge.
designer
Und jetzt ? Empörung aber morgen wieder tief bücken?
Alle paar Jahre das gleiche Dilemma das viele Menschen mit Abitur (!!!) nicht fähig sind für Ihre Rechte zu kämpfen. Leider dem neoliberalen Sauhaufen auf dem Leim gegangen.
Was macht man denn jetzt? Vermutlich werden eh alle wieder in die Duldungsstarre verfallen und sich vergewaltigen lassen. Zeit Exit zu drücken in dieser kranken Branche.
Vroni
Jürgen,
mit „wirtschaftlichem Handeln“ als Grundvoraussetzung bin ich einverstanden.
Zum Nörgeli:
Hauptsach, das Preis-Nörgeli schließt mit einem ab. Oft ist das Einschüchtern, Meckern und an der Preisschraube drehen tasächlich nur Show und er kauft doch. Genau.
Einem Schraubenverkäufer ist das sogar sehr recht. Der kriegt sein Happchen ähm seine Schrauben, zahlt zufrieden und ist weg. Schraubenverkäufer auch zufrieden.
Ein Designer ist aber kein Schraubenverkäufer, bei dem das dann beendet ist. Er muss weiter mit dem im Projekt. Ganz andere Bedingungen. Das einst sorgfältig kalkulierte Stundenhonorar wird oft Makulator mit solchen. (Sonderwünsche, Mehraufwände, die sie sich weigern zu vergüten etc., Designern wohlbekannt).