BDG-Gehaltsreport 2011 erschienen

Der Berufsverband der Kommunikationsdesigner (BDG) hat heute seinen jähr­li­chen Gehaltsreport der Presse vorge­stellt, der den Zeitraum Jan bis Dez 2010 wider­spie­gelt. Für ganz Eilige bringt der BDG die Situation der Branche auf diese Formel: »Kommunikationsdesigner verdienen kurz mal nicht allzu viel Geld.« 10 Prozent der Vollzeit ange­stellten Kollegen haben im vergan­genen Jahr zwischen 1000 und 1500 € monat­lich verdient. Bei fast einem Drittel liegt der monat­liche Verdienst unter 2100 €. Dabei verfügen weit mehr als die Hälfte der Kollegen und Kolleginnen über einen akade­mi­schen Abschluss, mehr als 80 Prozent haben zumin­dest ein Abitur vorzu­weisen. Zwei Drittel der Kommunikationsdesigner die an der Umfrage des BDG zum Gehalt von ange­stellten Designern teil­ge­nommen haben kommen zu der Erkenntnis, dass sie unter diesen Umständen keine Familie gründen könn(t)en.

»Allein diese Ergebnisse der Online-Umfrage des Berufsverbandes der Kommunikationsdesigner werfen ein bezeich­nendes Schlaglicht auf die Arbeitsbedingungen ange­stellter Designer und Designerinnen, das nicht eben froh stimmt. Trotz stetig wach­sender Umsätze inner­halb der Kreativwirtschaft, die vor allem auf das Kommunikationsdesign zurück­zu­führen sind, zeigen die Antworten der 932 Teilnehmer der Umfrage, dass ihr Beruf für die Mehrheit mitnichten eine gut gestal­tete Lebensperspektive bietet.« heißt es in der BDG-Pressemitteilung.

Die Festanstellung im Kommunikationsdesign – das sagen die Zahlen – sei eine Phase im Leben, die schnell vorüber­geht. Drei von vier Designern sind nicht länger als 6 Jahre ange­stellt. »Da findet eine trau­rige Vergeudung an akade­mi­schen Fachkräften statt, die offenbar keine lang­fris­tige Perspektive als Angestellte haben«, meint BDG-Präsident Henning Krause. Er weiß auch um mögliche Verzerrungen der Ergebnisse, die durch das Medium Internet entstehen können. Es sei nicht sicher, ob ein reprä­sen­ta­tiver Querschnitt aller Kommunikationsdesigner erreicht wurde oder nur eine Gruppe internet-affiner junger Angestellter. Die Beobachtungen des Verbandes bestä­tigten jedoch das allzu frühe Ende von Angestelltenkarrieren.

Führungspositionen werden von den wenigsten Kommunikationsdesignern erreicht. So tragen ledig­lich 6 Prozent aller Teilnehmer der Umfrage den Titel »Creative Director«. Und das ist nach Einschätzung des BDG auch eine Frage der Qualifikation. »Viele Designer sind in kauf­män­ni­scher und in stra­te­gisch ökono­mi­scher Hinsicht nicht gut genug ausge­bildet«, erläu­tert Krause. »Das ist mit Sicherheit einer der Gründe für die begrenzten Karrieren ange­stellter Kommunikationsdesigner. Hier gilt es an den Hochschulen noch erheb­lich nachzubessern.«

Die Dokumentation der Online-Umfrage mit insge­samt 24 Fragen zu diversen Aspekten der Arbeitsbedingungen von ange­stellten Kommunikationsdesigner findet sich als PDF (15 Seiten | 230 KB) unter presse​.bdg​-desi​gner​.de/​B​D​G​-​G​e​h​a​l​t​s​r​e​p​o​r​t​-​2​0​1​0​.​pdf

Siehe auch Fontblog-Beitrag: Sexy und arm – BDG ermit­telt Designer-Einkommen (BDG-Gehaltsreport vor einem Jahr)


44 Kommentare

  1. Lars

    inter­es­santes ergebnis. die desi­gner deutsch­lands sind unter­be­zahlt, aber trotzdem fast schon zufrieden damit. ist das jetzt lustig oder traurig?

    und ich, als gelernter medi­en­ge­stalter, frag’ mich ernst­haft, ob ich noch zeit in ein studium stecken soll, wenn ich dafür später nicht entlohnt werde bzw. den glei­chen lohn bekomme.

    und die zahl, dass fast die hälfte aller fest­an­ge­stellten über eine selb­stän­dig­keit nach­denken, ist auch bezeichnend.

    armes krea­tives deutschland.

  2. Christian

    Alles eine Frage der Einstellung. Welcher Kreative in dieser Branche findet es denn erstre­bens­wert ein Haus zu bauen, dicke Autos zu fahren, teure Reisen zu unter­nehmen? Oder sich den Luxus zu erlauben Nachwuchs in die Welt zu setzen, womög­lich noch alleine für den Lebensunterhalt der ganzen Familie zu sorgen? Die Antwort lautet: So gut wie niemand. Und so kann man es sich auch locker leisten für Niedriggehälter anschaffen zu gehen. Wenn alle Stricke reißen sollten wird halt mit Hartz IV aufgestockt.

  3. pheinlein

    Interessante Studie. Wer in der Branche arbeitet, wird vom Ergebnis nicht über­rascht sein, aber es ist gut, es in Zahlen konkre­ti­siert zu haben. 

    Die Umstellung auf drei­jäh­rige Studiengänge wird den Druck auf die Preise erhöhen, da so mehr minder­qua­li­fi­zierte und geschäft­lich uner­fah­rene Bewerber auf den Arbeitsmarkt drängen als bisher schon per Quereinstieg dazu­kamen. Ich bin gespannt, was den Hochschulen in Zukunft dazu einfällt und gehe derweil selber in lukra­ti­veren Nachbardisziplinen wildern.

  4. Vroni

    Die Rolle der Hochschulen ist ein wich­tiger Punkt. Das möchte ich unter­stützen. Ökonomisch und verkäu­fe­risch uner­fah­rene Designer in die Welt hinaus­zu­schi­cken, geht auch image-mäßig immer wieder gegen die eigene Zunft und schwächt sie.
    Langfristigeres Denken ist angesagt.

  5. Mick Jacker

    Was hätte denn sonst heraus­kommen können, wenn man vorwie­gend 20- bis 30jährige Teilnehmer hat? „Drei von vier Designern sind nicht länger als 6 Jahre ange­stellt.“ Na sowas. „Führungspositionen werden von den wenigsten Kommunikationsdesignern erreicht.“ Ach was.

    Wie soll das ein reprä­sen­ta­tives Bild ergeben? Zum Quengeln reicht’s wohl, aber rein demo­sko­pisch gesehen hätte ein Würfel die gleiche Aussagekraft gehabt.

  6. Oliver Adam

    Wurde denn das Alter der Teilnehmer miterfasst?

  7. Miriam

    Aber inter­es­sant wäre es mal, wenn es eine reprä­sen­ta­tive Umfrage mal gäbe…

    Zum Thema Hochschulen: ich war an einer kleinen privaten Schule und habe mir dort mein Diplom schon fast erkauft. Da wurde nichts im kauf­män­ni­schen Fach gelehrt. Leider. 

    Was das Thema lang­jäh­rige Mitarbeit angeht, da hat mal eine Agentur recht dras­ti­sche Worte bei einem Bewerbungsgespräch ange­bracht: sie würden keine Grafiker auf lange Frist suchen – sie bräuchten immer wieder neue, frische Ideen.
    Da habe ich auf dem Absatz kehrt gemacht.
    So lange es noch Leute gibt, die sich bei solchen Firmen regel­recht verheizen lassen, so lange wird es auch dem Grafikerstand nicht besser gehen. Bin da leider etwas pessimistisch.

  8. Mick Jacker

    @Oliver Adam: Ja, guckst du hier.

  9. Vroni

    Kritikpunkt statt­ge­geben. (Wird aber auch in der Einleitung gesagt, dass die Altersverteilung nicht voll­ständig und damit nicht repre­sen­tativ ist.)

    Wenn man jedoch bedenkt, dass das klas­si­sche Alter für Familienplanung um die 30 ist, dann ist auch diese etwas „zu junge“ Altersverteilung (viele 20- und 30-jährige wg. Internetbefragung) dennoch aussa­ge­fähig: die 30-jährigen darunter verdienen für Familiengründung zu häufig zu wenig.

    Die Überlegung, was Gleichaltrige in anderen Branchen verdienen, ist dann keine all zu schlechte. Da gibt es sicher eben­falls Erkenntnisse, die Leuten aus Regierungskreisen gut tun würden, die meinen, grün­dungs­ver­wei­gernde Singles wären zu hedo­nis­tisch und wollten keine Verantwortung tragen.

  10. Detlef D. Signer

    »Viele Designer sind in kauf­män­ni­scher und in stra­te­gisch ökono­mi­scher Hinsicht nicht gut genug ausge­bildet«, erläu­tert Krause. »Das ist mit Sicherheit einer der Gründe für die begrenzten Karrieren ange­stellter Kommunikationsdesigner. Hier gilt es an den Hochschulen noch erheb­lich nachzubessern.«

    Ja! Lasst uns zu einer Horde geld­gie­riger BWL/VWL Studenten mutieren! ;-)
    Ok, Zynismus hin oder her, aber viel­leicht auch angebracht.
    Aber es stimmt schon was dieses Zitat aussagt. Ich als Selbstständiger schwimme mit meinem »nur« Kommunikationsdesign Diplom Wirtschaftshalbwissen auch immer im Meer voller BWL Haie/Kunden, die mich schneller als ich schauen kann mit ihrem Fachwissen übertrumpfen.
    Auf der anderen Seite bin ich froh nicht wie »die« zu sein.

  11. Vroni

    @ Detlef D. Finder
    Es geht nicht nur darum, BWL-/Marketing-„Haien“ beim Gehaltsgespräch Paroli zu bieten. :-) Es wäre auch ein trag­fä­higes Wissen, um im Designbereich stra­te­gisch verknüpft arbeiten zu können. 

    Tatsächlich spüre ich, dass die mora­li­sche Abneigung bei Designern vieler­orts groß ist, zu einem „Geldgierigen“ zu mutieren. :-)

    Muss man ja auch nicht. Es genügt, Denke und Taktiken zu erkennen, die von Leuten kommen, die eben nicht „positiv Bekloppte“ (wie viele Kreative) sind, sondern ihren Job ein Teil bere­chender angehen. 

    [Den Begriff „positiv Bekloppte“ hörte ich zum ersten Mal vom Einsatzleiter der SoKo Mirco, als er auf der Pressekonferenz den Einsatz seiner Leute lobte.]

  12. Gspusi

    @ 2 (Christian):
    Du sprichst mir aus dem Herzen! Leider will ein Verkaufen der eigenen Leistung und damit auch des eigenen Stellenwertes gelernt sein (ich erwarte ja gar nicht eine natür­liche Begabung auf diesem Gebiet – aber eine Anleitung für „Frischlinge“ durch erfolg­reiche Profis ist zwingend!).
    Was mir als Selbständigem geholfen hat und hilft: – sich spezia­li­sieren, – sich nicht(!) unter Wert verkaufen, auch wenns schwer fällt, – Eigenwerbung lebt von guter Leistung und zu glei­chen Teilen vom Draht zum Auftraggeber…
    Das mag jetzt alles nach Binsenweisheit klingen. Und wird doch erstaun­lich wenig beachtet.

  13. de_signer

    Es hat sich seit der letzten Diskussion rein garnichts geän­dert und wird es auch nicht weil Desinger zum Grossteil zu DUMM und selbst­ver­liebt sind sich zu orga­ni­sieren und einen Interessensverband zu gründen. Jede Interessensgruppe holt sich in unserer Gesellschaft einen Anteil, nur der Designer lässt sich unwis­send über den Tisch ziehn und sagt noch brav danke. Übrigens arbeiten manche Berliner Desinger im Sommer auf dem Bau zum über­leben. Schon pein­lich, im dritt­reichsten Land der Erde vege­tieren die Desinger vor sich hin, werde von oben gedrückt und drücken nach unten zB bei den Fotografen.

  14. Simon Wehr

    Alles was ich im Studium über – im weitesten Sinne – BWL gelernt habe, habe ich in einem (1!) Vortrag von Heide Hackenberg erfahren. Den Rest habe ich mir selber ange­eignet. (Was auch zum Studium gehört!) Das was ich brauche, habe ich in den letzten 4 Jahren Selbstständigkeit gelernt. (bzw. muss ich noch in den nächsten 32 Jahren Selbstständigkeit lernen.) 

    Aber es ist auch eine Typfrage, ob man Unternehmer ist. Und »Kreative« neigen irgendwie oft dazu, nicht so tolle Unternehmer zu sein, warum auch immer. Zahlen sind eben unsexy, sobald man die Typografie weglässt.

  15. tom

    Wäre mal inter­es­sant zu sehen wie es sich bei den Architekten verhält.. da war das Thema doch schon früher da. Die arbeiten schon viel länger für Hungerlöhne.

  16. Vroni

    @ tom
    Reicht das einst­weilen als Info über Architekten-Gehälter?

    „Die Einkommen ange­stellter Architekten sind eben­falls seit Jahren unter Druck. Laut PersonalMarkt verdienen Architekten in Planungsbüros in den ersten Berufsjahren rund 32.000 €. Der Arbeitgeberverband Deutscher Architekten und Ingenieure empfiehlt für Architekten mit abge­schlos­sener Ausbildung an einer staat­lich aner­kannten Hochschule zwischen 2.390 € (Tarifgruppe T4) und 3.096 € (Tarifgruppe T5, mit beson­deren Fachkenntnissen und Erfahrung). Innenarchitekten erhalten eine tarif­liche Bruttovergütung zwischen 2.430 € und 3.720 €. In der Praxis werden jedoch zum Teil unter 2.000 € im Monat gezahlt.“

    Quelle:
    http://​gehalts​re​porter​.de/​g​e​h​a​e​l​t​e​r​-​v​o​n​-​a​-​b​i​s​-​z​/​8​6​.​h​tml

    Anscheinend etwas besser als Grafikdesigner.
    Wenn sie denn eine Anstellung haben.

  17. Zaungast

    Ich frage mich grade, ob die junge Beteiligung an der Umfrage auch an der fehlenden Identifikation der älteren Designerin mit der Berufsbezeichnung „Kommunikations-Designer“ liegen könnte. Auch ich hatte erst Mühe und dachte dass es sich dabei um eine neue Generation „Medien Gestalter“ handeln könnte.

  18. Henning Krause

    Tatsächlich lohnt auch der Blick auf benach­barte Berufe der Kultur- unf Kreativwirtschaft, um zu erkennen, dass es keines­wegs nur um ein Phänomen der Designwirtschaft geht. Wie der unter #18 verlinkte Artikel richtig andeutet, gerät die Kulturlandschaft in Deutschland insge­samt immer stärker unter Druck. Daher planen wir derzeit gemeinsam mit allen Kulturverbänden Deutschlands eine Kampagne, die mit einer zeit­gleich zur Typo 2011 statt­fin­denden Veranstaltung Druck auf die Politik macht, die Finger von den Kulturetats zu lassen.

    Ich möchte noch anregen, dass man die beob­acht­bare vergleichs­weise »junge« Alterszusammensetzung der Teilnehmer auch so lesen könnte: Die Angestelltenzeit im Design ist kurz. Denn unsere Umfrage rich­tete sich ja an Angestellte. Ein erfah­rener Werber fragte zu diesem Thema auf dem Konstanzer Tag der Master rheto­risch in die Studentenrunde: »Hat einer von euch schonmal einen 55jährigen ArtDirector in Festanstellung gesehen? Doch nur, wenn ihm der Laden gehört.«

    Wir finden in dieser Umfrage erneut bestä­tigt, dass die Phase ange­stellter Beschäftigung offenbar kurz ist. Auf die unver­meid­liche Selbstständigkeit, die darauf folgt, erweisen sich die Kollegen dann nicht optimal vorbe­reitet. 2009 nannten in einer eben­falls durch den BDG durch­ge­führten Umfrage unter Berufsanfänger über 90% der Befragten die mangelnde kauf­män­ni­sche Vorbereitung auf den Beruf als größtes Defizit.

  19. Yeti

    Dazu fällt mir eine Infografik ein… „Who would you like your design?“ Beschäftigt sich mit dem Thema Design, Kosten und „Nutzen“

    http://​gute​sende​.de/​d​e​s​i​g​n​k​o​s​ten

  20. Ron

    @pheinlein:

    Die Umstellung auf drei­jäh­rige Studiengänge … 

    Die Studiengänge wurden auf FÜNF Jahre umge­stellt. Du darfst die Masterstudiengänge nicht vergessen!

  21. Sebastian

    Ich kenne keine statis­ti­schen oder reprä­sen­ta­tiven Ergebnisse zu den Architekten. Aber mir ist aus meinem weiteren Bekanntenkreis mit vielen jungen Architekten kein posi­tives Beispiel bekannt, bei dem mode­rate Arbeitszeiten herr­schen und normale Gehälter gezahlt werden. 

    Viele arbeiten tags­über am Tagesgeschäft und abends an Wettbewerben. Müssen Verantwortung für Fachgebiete ohne ausrei­chende Expertise wie Statik über­nehmen. Oft werden diplo­mierte Absolventen erstmal nur als Praktikanten einge­stellt und haben trotzdem unmensch­liche Arbeitszeiten. 

    Und viele Alternativen wie frei zu arbeiten gibt es in diesem Bereich nicht, weil Bauprojekte nun mal mit hohen Summen zusam­men­hängen und nur von „großen“ bewäl­tigt werden können. Oft ist man in der Pflicht kalte, tote Investorenentwürfe zu verbo­cken etc. 

    Vorm Studium sieht immer alles schöner aus…

  22. Detlef D. Signer

    »Wir arbeiten mit Herzblut für eine blut­leere Welt mit einem Herz aus Beton.«

    Ist mir gestern so einge­fallen, in Gesprächen über diesen Blog-Artikel.
    Ich sehe es nun aber auch nicht so schwarz, es ist nur erschre­ckend, daß ich fest­stellen muss, dass begabte Kreative Leute manchmal nur an dieser einen Hürde, der Selbstvermarktung und Werteinschätzung ihres eigenen Schaffens schei­tern, aufgeben oder über­rascht sind, daß einfach nur »machen« ihnen nicht ihr Überleben bezahlt, sondern immer noch und immer mehr das Geld (die Menge des Geldes, der Weg zur »reelen« Bezahlung der Arbeit) der Maßstab aller Dinge ist.
    Ich spinne mal so rum; Es wird kein Mensch zu mir sagen, „Oh weil du so konzen­triert Buchstaben zeich­nest und es den Anschein macht, als lieb­test du diese Buchstaben so sehr, gebe ich Dir dafür monat­lich 5000€. Einfach so, weil ich es mag wie du die Buchstaben liebst…!“
    Und ich meine jetzt nicht damit bei einer der großen Fonthersteller zu arbeiten. Sondern daß die Wirtschaft, die Firmen da draussen aktzep­tieren, daß jeder Kreative auf seine Art in seiner krea­tiven Kopfwelt seinen Stil so ausleben kann wie er will. Weil nur so er gut arbeiten kann und so seine Ideen umsetzen kann.
    Das ist halt Utopie, fühlt sich aber gut an.

  23. Vroni

    Es sind eigent­lich in der Kreativbranche nur die Produktdesigner und die Online-Marketer, denen es besser geht. Grund: Alles was sie tun, hat etwas mehr mit Technik zu tun als ledig­lich ein Grafiksoftware-Programm anzu­werfen und zu bedienen.
    Das Technik-Können und auch Wirtschaftswissen werden hoch bewertet. Höher als Buchstaben malen.

    Nur dann verdient der Kreative sein Geld. Wer also kann und ein tech­ni­sches Händchen hat oder nicht vor BWL und Wirtschafts-Formeln zurück­schreckt, sollte sich spezia­li­sieren. Das ist der einzige Rat, den ich jungen Leuten geben kann, die erst am Anfang stehen. 

    Der Hintergrund für die schlechten Gehälter in Architekten – und Designagenturbranche ist, dass diese Unternehmen selbst seit Jahren immer mehr Zugeständnisse machen müssen: Ihre Auftraggeber schauen mitter­weile extrem auf Preis/Leistung. Und da wo man die Leistung nicht recht erkennt (ich sage nicht, dass sie nicht da ist), wird es eng. Dann schaut man eben nur auf den Preis. Alte Binse, aber wollte ich in dem Zusammenhang mal wieder loswerden. Werfe auch was ins Phrasenschwein, wenn es sein muss. :-)

  24. fabian

    Das Problem ist doch nicht mal, dass prin­zi­piell zu wenig Geld mit Design verdient wird – das Problem ist, dass die Schere zwischen den Arbeitgeber- und Arbeitnehmergehalt in unserer Branche deut­lich zu weit geöffnet ist.

  25. enes

    es kommt doch auf den indi­vi­du­ellen desi­gner an. wer sich als ziel setzt irgendwan art director oder crea­tive director werden zu wollen, der schafft das auch. wer aber schon im studium faul auf der haut sitzt und kein enthu­si­asmus zeigt, der hat auch kein grund aufsteigen zu wollen und arbeitet nur um vorge­ge­benes umzusetzen.
    wer aber ehrgeizig ist und alles dafür gibt, kann auch führungs­po­si­tionen errei­chen, mehr geld verdienen und auch eine familie gründen. ich lasse mich von der studie nicht entmutigen.

  26. enes

    ich mein, wieso soll man auch ange­stellt werden wollen, wenn man selb­ständig mehr verdient. ich verdiene jetzt schon als kommu­ni­ka­ti­ons­de­sign-student durch­schnitt­lich 3000€ im monat mit selb­stän­diger tätig­keit… es kann ja nur besser werden :) man muss nur einsatz­wille zeigen ! soviel dazu

  27. Physis

    Ich meine auch, dass geringer Verdienst persön­li­ches Schicksal ist. Mach was, dann haste ooch was.

  28. Vroni

    Naja, dieser starke Glaube an das persön­liche Verdienst oder das persön­liche Verschulden ist in meinen Augen genau das, was die Leute leider nicht von Grafikdesign abschreckt.
    Es sollte es aber, je nachdem in welcher Region man arbeitet.

    Achtung Lebensbilanz („Bekenntnisse aus dem Land der Riesenwaschkraft“) <:-) :

    Nachträglich betrachtet (ich habe ein Leben in Werbung & Design zu zwei Drittel hinter mir), kann ich mir mitt­ler­weile vorstellen, ebenso ein guter Handwerker/Tischler geworden zu sein. Vorteil: Da verlangen Chefs und Auftraggeber wenigs­tens nicht, dass ich das vierte Bein des Tisches nach oben leime. (Werkstatt auszu­besen hingegen hat mich noch nie gestört…). Im Grafikdesign verlangen viele solche falschen Tischbeine, im über­tra­genen Sinn, ständig. Es ist beson­ders in marke­ting-driven Agenturen (weniger bei crea­tive-driven) verbreitet, fach­li­chen Blödsinn und Schnellschnellmurks von seinen Bilder – und Typomäusen abzu­ver­langen und dabei von Dienstleistung und "man müsse doch" zu reden. Mittlerweile bin ich selb­ständig und kann mir es leisten, mich von einem oder anderen solcher Wahnsinns :-) -Auftraggeber zu trennen. Als Welpe habe ich oft unter ihnen gelitten. Auch das gehört zu den Ärgernissen im Grafikdesign, nicht nur das schlechte Verdienst. In meinen Augen hält das als Angestellter nur einer aus, der entweder ein sehr dickes Fell hat oder und einen zurech­nungs­fä­higen Arbeitgeber. [Gottseidank hatte ich wenigs­tens ein paar davon.] Will sagen: Das schlechte oder gute Geld ist es nicht alleine, was einige durch­halten lässt und einige nicht.

    Studenten sind recht gefragt, da meines Wissens steuergünstiger.
    Entfällt der Studentstatus, dann fällt das weg. Sollte man sich vergegenwärtigen.

  29. R::bert

    @ Vroni
    »positiv Bekloppte«, »das vierte Bein des Tisches nach oben leimen« … Du bist lustig Vroni. Macht Spaß Deine Kommentare zu lesen. 

    ; )

  30. Asaad El Salawi

    Fragen die ich als Bachelor-Student momentan sehr häufig stelle:
    1. Wie finden diese Umfragen statt? Alter, Region, Art des Designs, abge­schlos­sene Ausbildung etc. (s. dazu ebenso die Umfrage von designtagebuch)
    2. Werden nur Agenturen oder auch Unternehmen, Institute und Ministerien befragt?
    3. Wie vorher bereits von Tom erwähnt: Wie schaut denn die Verteilung bei anderen krea­tiven Bereichen aus – Architektur, Produktgestaltung, Musik (Soundesign, Blockflötelehrer)…
    4. Hängt das Gehalt nicht stark davon ab in wo ich arbeite? Z.b. Agentur oder Unternehmen? Ich denke da ist ein riesiger Unterschied.
    5. Wieviel Schuld tragen die Gestalter selbst bei diesem Thema? Ich meine die meisten steigen bereits bei 1000± Traineegehalt ein. Ich finde das töricht. Bei diesem Gehalt ist die Wahrscheinlichkeit in der Finanzleiter sehr hoch zu steigen, sehr sehr gering.
    6. @enes: Word up!

  31. Amus

    Ehrlich gesagt, ist vielen Designern auch nicht zu helfen. Jeder der Reinzeichnungen erstellt oder Websites umsetzen muss, kennt das. Auch nach dem 100sten Anlauf gibt es keine Weiterentwicklung. Da werden immer und immer wieder die glei­chen Programme gewählt, die glei­chen Techniken verwendet, die glei­chen Fehler gemacht.

    Wenn ich mit Designer über Technik spreche, egal ob Farbmanagement, XML oder Datenbanken, höre ich fast immer „das ist mir zu tech­nisch“. Und so fummeln viele Designer weiter und gelangen nie an die Fleischtöpfe. 

    Egal ob Fontblog oder Designtagebuch, ich lese immer wieder fiese Texte, in den die Leistungen anderer Designer herun­ter­ge­macht werden. In völliger Unkenntnis des Briefings, der Kundenwünsche und des Budgets. Alle sind doof, aber man selbst hat den Durchblick. Und genau das geschieht im Alltag leider täglich auch.

    Bekommt ein Designer auch nur für einen Moment den Fuß zu einem Kunden rein, wird aber auch direkt alles umge­stellt. Nichts wird hinter­fragt, sondern alles schnell neu gemacht. Schon der Auftrag eine Visitenkarte zu setzen, ist will­kom­mener Anlass das Corporate Design in Frage zu stellen. Und schnell wird eine Schrift, die seit 10 Jahre im Einsatz ist, durch eine andere ersetzt.

    Und so betet man den Kunden etwas von Kontinuität und Corporate Design vor und erlebt wie selbst­stän­dige Kollegen aus purem Eigennutz so etwas zerstören. Hier wird von Solidarität geträumt? Schön, die gibt es tatsäch­lich, aber leider auch viel Missgunst. Und so darf es nicht verwun­dern, wenn Kunden Kreative gegen­ein­ander ausspielen können.

  32. Vroni

    @ Amus
    In vielem stattgegeben.
    Das Ausspielen erklärt jedoch noch nicht zur Gänze, weshalb die Gehälter für viele selbst zu klein für Familiengründung sind.

    Ein Ausflug in die Gehaltssituation benach­barter Disziplinen ist ja hier schon erfolgt.
    Nicht allzu­viel besser sieht es für Berufsstarter auch ganz anderer Branchen aus. 

    Zusätzlich sollen gerade Frauen sich laut Statistikern angeb­lich (zu) rasch mit (zu) nied­rigen Einstiegsgehältern zufrie­den­geben. Es ist nichts Neues, dass Berufe, in denen viele Frauen sind, häufig im Gehaltsniveau nied­riger sind oder es gar werden.
    Grafikdesign ist nach meiner Ansicht bereits im Studium recht beweibt. Auch das drückt den Durchschnitt der Gehälter. Im Designbereich gibt es nach drei Jahren bereits ein recht statt­li­ches Pay-Gap. (Unteres PDF auf Seite 41).

    In meiner boden­stän­digen Familie galt es damals als über­flüs­siges Orchideenfach für höhere Töchter, das nichts einbringt. In der Tat waren in den Semestern sehr viele junge gutbür­ger­liche Damen, die es, anders als ich, nicht so eilig mit der Ausbildung hatten. Um es mal höfl­lich zu sagen.

    Lohnspiegel Berufsanfängerinnen
    http://​www​.boeckler​.de/​p​d​f​/​p​_​t​a​_​l​o​h​n​s​p​i​e​g​e​l​_​b​e​r​u​f​s​a​n​f​a​e​n​g​e​r​i​n​n​e​n​.​pdf

    Aber auch das ist nur ein Aspekt unter vielen.

  33. Torsten

    Warum sollte es bei uns anders sein … den Agenturchefs geht es super.. lassen sie für sich junge Designer, Praktikanten … billig arbeiten. Die Rechnungen der Kunden wird aber natür­lich profes­sio­nell hoch ausge­stellt ;-) Aber der Bumerang kommt irgend­wann zurück … kommt mir nur vor wie in der Politik.. ›nach mir die Sintflut‹ 

    Die Hochschulen leben auf einer Insel vermit­teln kein Wissen/Handwerk… sehe sich als Künstler.. man kann aus dem Studium kommen ohne auch nur in der Lage zu sein einen Briefbogen in einem Grafikprogramm erstellen zu können. Habe es erlebt.
    Fachhochschulen wollen Unis sein. Das war aber nie deren Kernkompetenz.

  34. Justin

    Jetzt sollen Kreative auch noch ’n paar Semester BWL studieren, damit sie mehr Kohle verdienen?! Ist das die Logik? Ich sag euch mal, was passiert: der Olle schmeist euch hoch­kantig raus! Der is doch nicht blöd und bezahlt für euch über­qua­li­fi­ziertes Personal auch noch schwei­ne­teure Gehälter.

    Wo kommen wir denn dahin, wenn die Angestellten mehr wissen als der Chef?

    Und selb­stän­dig­keit kann sich heut­zu­tage sowieso keiner mehr leisten. Denkt bloß nicht, es wäre einfach, ein Unternehmen zu gründen. Ja wenn du ’nen reichen Papi hast, kein Problem. Da sitzt du fett auf der hohen Kante un guckst zu, wie sich die Idioten unter dir gegen­seitig zerfleischen.

    Weiß über­haupt jemand wieviel Steuern man als GmbH abdrückt? Hä? Beinahe FÜNFZIG Prozent! Nur Steuern!

    Diese Verbandstrottel kennen BWL und Kreativität doch nur aus’m Wörterbuch.
    Das einzige, was die damit errei­chen wollen sind höhere Mitgliederzahlen und über­flüs­sige hono­rare für noch über­flüs­si­gere Unternehmensberater. Glaubt ihr denn, diese Umfrage haben die nur für euch gemacht? Pustekuchen, für die vielen BWLer-Quatschköppe da draußen! die freuen sich schon jetzt auf die viele Knete, die ihnen die kleinen ängst­li­chen verun­si­cherten Designer in ihre raff­gie­rigen Hälse stopfen werden. Wer nix wird, wird als wirt erst recht nix.

    Manomann, wenn alle so dächten wie die, hätte es keinen Bach, keinen Beethoven, keinen Mozart, usw. gegeben. Warum? Weil die den ganzen Tag nur mit Zahlen statt mit Noten gespielt hätten!

    Lasst euch bloß nicht verrückt machen!

  35. HD Schellnack.

    Ich schreib hier nicht mehr sonder­lich viel, aber um hoffent­lich kurz die persön­li­chen Perspektive beizusteuern: 

    Ich bin jetzt über 40 und hoffe, meine Arbeit noch mit 90 zu machen, sollte ich mich nicht doch vorher umge­bracht haben. 

    Und bis dahin arbeiten hier hoffent­lich noch einige der Leute, die mit 20+ ange­fangen haben und einige Leute, die mit 20+ neu anfangen.
    Die Mischung machts, jahre­lange Erfahrung UND jugend­li­cher Elan. 

    Die Designbranche gibt keine großen Karrierekorridore her, weil sie post­in­dus­triell struk­tu­riert ist (abge­sehen von den wenigen großen Läden). Aber ich finde, es spricht sehr wenig dagegen, in einem guten Studio mit guter Arbeit und guten Kunden gemeinsam jahre­lang und jahr­zehn­te­lang zusam­men­zu­wachsen. Hoffe ich zumin­dest. Fände sehr gut, wenn hier irgend­wann die Kinder oder sogar Enkel des Teams herum­wu­seln zwischen uns.

  36. Florian Pfeffer

    Manomann, wenn alle so dächten wie die, hätte es keinen Bach, keinen Beethoven, keinen Mozart, usw. gegeben. Warum? Weil die den ganzen Tag nur mit Zahlen statt mit Noten gespielt hätten!

    Das Gegenteil ist der Fall: Wenn Mozart und Beethoven so gedacht hätten wie Justin, wäre die Welt um einige Kulturgüter ärmer.

    Wofür, glaubst du eigent­lich, hat Michelangelo die Sixtinische Kapelle ausge­malt? – Für Geld.

    Was Designern meiner Erfahrung nach fehlt, ist nicht BWL-Fachwissen oder BWL-Jargon. Bei dem Ruf nach den Hochschulen, mehr BWL-Wissen zu vermit­teln stellt sich die Frage, welches Wissen denn genau gemeint ist, wenn es um die Berufspraxis geht? 

    Geht es darum, eine Bilanz lesen zu können? Das braucht man nicht, wenn man wie viele Start-Ups mit zwei Kommilitonen zusammen eine GbR gründet. Oder geht es darum zu wissen, wie man einen Auftrag kalku­liert? Es ist allge­mein bekannt, dass eine Dienstleistung genau so viel Wert ist, wie ein anderer Mensch dafür zu zahlen bereit ist. Überzeugungskraft und Erfahrung zählt bei der Durchsetzung eines Honorars mehr als eine sach­lich rich­tige Kalkulation. Ein Praktikum bei einer Drückerkolonne könnte hier hilf reicher sein als ein Hochschul-Seminar im Trockenschwimmen mit fiktiven Kunden und fiktiven Aufträgen.

    An einem fehlt es aber in über­großem Maße: An unter­neh­me­ri­schem Denken – auch das zeigt Post #36. Selbstständigkeit kann sich lohnen und man braucht keinen reichen Papa – aber man braucht viel Energie, Durchhaltevermögen und eine unter­neh­me­ri­sche Vision. Wenn diese Vision darin besteht, dass 

    … ich auf der hohen Kante sitze und zuschaue, wie sich die Idioten unter mir gegen­seitig zerfleischen …

    , dann ist das Scheitern vorprogrammiert.

  37. design_honk 3000

    # 37:
    «Die Mischung machts, jahre­lange Erfahrung UND jugend­li­cher Elan.»

    Aaaa-ha!
    Nicht alt werden wollen. Soso.
    Und Anstatt Kindertagesstätte die Kleinen ins Büro holen…
    Quasi spie­le­risch die jahre­langen Erfahrungen schon mal prä-vermitteln.
    Da kennst sich aber jemand aus in betriebs­wirt­schaft­li­chen Gefilden, hm?
    So wird Zukunft gemacht. Bravo!

  38. Detlef D. Signer

    Zitat von # 38

    Ein Praktikum bei einer Drückerkolonne könnte hier hilf reicher sein als ein Hochschul-Seminar im Trockenschwimmen mit fiktiven Kunden und fiktiven Aufträgen.

    Ja, und genau das will ich z.B. nicht. Wenn ich das richtig verstehe, findest Du das mora­lisch völlig o.k. sowie Drückerkolonnen arbeiten bzw. was sie reprä­sen­tieren und was für einen Stellenwert sie in unserer Gesellschaft haben.
    Ich verstehe ja diesen Satz mit Humor und provo­kativ, aber wenn das der Weisheit letzter Schluss ist, dann herrscht hier doch seit der Erfindung des Tauschhandels und später dem Geldhandel ein sozi­al­dar­wi­nis­ti­scher Krieg gegen den Menschen an sich selber.
    Oder sehe ich da so schwarz und habe zu viel linken, grünen, Hippie Quatsch und zu wenig preus­si­sche, konser­va­tive Kapitalismus Erziehung genossen?

  39. Christian

    Zitat #40:

    Oder sehe ich da so schwarz und habe zu viel linken, grünen, Hippie Quatsch und zu wenig preus­si­sche, konser­va­tive Kapitalismus Erziehung genossen?

    Ich denke worauf Florian Pfeffer mit den von ihm bemühten Metaphern einfach nur hinweisen wollte ist die Tatsache, dass es evtl. erheb­lich mehr Sinn machen könnte die Gesetze des Marktes im harten Berufsalltag kennen und händeln zu lernen als in der sterilen Schutzatmosphäre einer Lehranstalt.

  40. Florian Pfeffer

    # 41 … genau.
    # 40 … die drücker­ko­lonne ist eine ironi­sche meta­pher (ich dachte, das erschliesst sich aus dem kontext).

    in vielen posts wird hier auf eine lücke in der hoch­schul­aus­bil­dung hinge­wiesen, in der zu wenig betriebs­wirt­schaft­li­ches wissen vermit­telt wird. es scheint der glaube zu bestehen, dass man wirt­schaft­li­chen erfolg als desi­gner durch theo­re­ti­sches wissen über bwl „erlernen“ könnte bzw. dass man nur den rich­tigen jargon spre­chen müsste, um aus seiner liebe zum design ein erfol­gei­ches (klein)unternehmen zu machen.

    deshalb sage ich, dass es vielen desi­gnern nicht an bwl-jargon fehlt, sondern an einer unter­neh­me­ri­schen haltung, einer konkrete vorstel­lung eines geschäfts­mo­dells für die eigene leis­tung (im weitesten und gerne auch unkon­ven­tio­nellsten sinne) und dem willen, risiko für die eigenen hand­lungen zu über­nehmen. eine solche haltung kann eine hoch­schule fördern – sie muss aber auch in den studenten ange­legt sein. 

    es ist inter­es­sant zu beob­achten, wie diese haltung bei jungen desi­gnern immer mehr verschwindet (para­do­xer­weise in einer zeit, in der die wirt­schaft­liche bedeu­tung von design immer grösser wird): man macht das nicht für geld und schon gar nicht für die „bwl-haie“ etc. … das trau­rige ist, dass gerade die kritiker einer redu­zie­rung von design auf geld, selber die stärksten reduk­teure sind … es wird sugge­riert, dass design mit dem geld verdient wird, mora­lisch schlecht ist, sozi­al­dar­wi­nis­ti­sche verhält­nisse beför­dert und die eigent­liche, selbst­lose, idea­lis­ti­sche bestim­mung von design konter­ka­riert. bei dieser reduk­tion von wirt­schaft­li­cher bedeu­tung auf geld im nega­tiven sinne wird eine wich­tige sache übersehen:

    ein produkt muss zunächst einmal eine bedeu­tung für poten­ti­elle abnehmer haben (und das sind im falle von design oftmals die kunden der kunden, kann aber auch einfach eine bestimmte commu­nity sein o.ä.) … wenn diese bedeu­tung von einem desi­gner verstanden, herge­stellt und vermit­telt wird, dann (und erst dann) steigt auch das honorar. das bedeutet, die grund­lage für wirt­schaft­li­chen erfolg ist empa­thie und nicht geld­gier. die ehrliche auein­an­der­set­zung mit einen publikum und die produk­tive verbin­dung mit gestal­te­ri­scher qualität ist harte arbeit. wer einfach nur so mehr geld verdienen will, soll lotto spielen, reich heiraten oder eine bank überfallen.

    wie auch immer: ich werde im kommenden semester ein „riskantes seminar“ anbieten … mal schauen, was da dann passiert.

  41. Detlef D. Signer

    #42 Habs nun verstanden! Danke und ja, dem stimme ich auch zu. Meiner Meinung nach liegt der Grund in Deinem 3. Absatz viel­leicht an dem Verdruss das alles irgendwie schon da ist, Übersättigung, Sehnsucht nach Ehrlichkeit, Einfachheit, Überforderung. Nicht mehr mitma­chen zu wollen bei dem „großen Rad“.
    Mir fällt dann immer nur der beliebte Satz ein; „das Leben ist kein Ponyhof!“
    Was ich bei dama­ligen Studikollegen oft hörte ist, daß sie nicht in die Werbebranche wollen, weil man sie da nur „kreativ aussaugt“ und schnell wieder ausspuckt. Die, die es doch dort hintrieb waren entweder „verrückt“ oder wirkten wie aus dem selben Holz geschnitzt, wie ihre Kunden (BWL, Marketingabteilungen). Die anderen wünschten sich viel­mehr bei kleinen Büros (viel­leicht sogar ihrem eigenen) coole Jobs für Kunden mit Kultur, Anspruch und dem Ausleben des eigenes Stils zu haben und dennoch, um mal zum Blogthema zurück­zu­kommen, genug Geld damit zu verdienen, daß man sich eine Familie leisten bzw. ernähren kann. Z.B nervt mich nichts mehr als ständig über Geld nach­denken zu müssen, das bremst meine Kreativität.

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