Aus fürs Grüne-Logo … nicht wegen Design

Die Entscheidung des Grünen-Parteitags gegen das neue Logo und sein Rückzug durch die Parteispitze wird – so Spiegel online – mit zwei Argumenten begründet:

• es sei »von oben über­ge­stülpt« worden und
• »Bündnis 90« sei kleiner geschrieben als »Die Grünen«

Das heißt, wir Designer können uns auf diese Entscheidung nichts einbilden … auch wenn hier im Fontblog (und woan­ders) mit guten Argumenten gegen die Gestaltung des Logos disku­tiert wurde, sogar mit grünen Parteimitgliedern. Design spielt keine große Rolle bei der Akzeptanz einer Logo-Neuvorstellung. Das war beim WM-2006-Logo nicht anders. Politischer Konsens und inhalt­liche Interessen sind wich­tiger, als die verwen­deten Schrifte nund Farben. Oder?


46 Kommentare

  1. Hilde

    Auch die grünen Parteibonzen haben ihre Erbsenzähler und Rotstift-Fetischisten.

  2. thorstenwulff

    Aber die Grünen waren schnell, Jürgen, der Link zum pdf ist schon fort…

  3. Jürgen Siebert

    Nur gut, dass wir uns alle Dateien als Andenken in den letzten Tagen herun­ter­ge­laden haben. Ich bewun­dere die Webdesigner der Parteien, die 24 Stunden am Tag im Einsatz sein müssen.

  4. thorstenwulff

    Ahh, gut. Könntest du mir diesen Leidfaden mal rüber­mailen bitte?

  5. Severin Wucher

    Ein, zumin­dest aus typo­gra­fi­scher Sicht, etwas „grotesk“ anmu­tendes Zitat von Spiegel Online vom 2.12.06:

    Die eigens entwor­fene Schrift „Gruene Syntax“ lobte Roth derweil dafür, „dass sie irri­tiert und nicht Mainstream ist – so wie wir“. Das Auffälligste an der Schrift ist, dass sie seri­fenlos ist und der Buchstabe „e“ jeweils in halben Schwung endet, was den Blick auf sich zieht.

    Die „GrueneSyntax“ (die wohl auch nur so heißt, weil Fonts keine Umlaute haben?) ist erstens gar nicht die Schrift, die im Logo verwursch­telt (so könnte man das nennen) wurde. Und zwei­tens: „Auffällig“ waren seri­fen­lose Schriften, lieber Spiegel-Online-Redakteur, viel­leicht mal vor 170 Jahren in England …

    Peinlicher als all die typo­gra­fi­sche Inkompetenz finde ich die anal moti­vierte Wortwahl der Parteiführung auf dem Parteitag: „mit einem gespal­tenen Arsch ist keinem geholfen“ (Bütikofer), „Die SPD muss in der Ökologie den Arsch hoch­kriegen. Und zwar in der Breite.“ (Kuhn)

    Aber eine Partei, die bei der Bundestagswahl mit 8,1 % das schlech­teste aller etablierten Parteien bundes­weit erhalten hat, muss wohl seri­fenlos (oder, wie man früher sagte, „in Fraktur“ reden), um aufzufallen …

  6. Henning

    Naja, das Design spielte hier schon eine Rolle. Aber es stimmt schon, dass die anderen Aspekte bei den meisten wohl im Vordergrund standen.

    Gruß aus Köln!

  7. Roman

    Ich bin mal gespannt, was jetzt daraus wird… Das neue CD an und für sich und der Leitfaden sind ja bis auf das Logo selbst sehr gelungen, meine ich. (Und schlimm ist das Logo auch nicht.) Hoffentlich wird nicht alles über den Haufen geworfen. Jetzt wo die Fronten geklärt sind (Schrift darf nicht kleiner sein), weiß der nächste Logo-Designer sogar schon, was geht und was nicht…

  8. Heinrich

    wenn aber soviele mitent­scheiden wollen (hehe) wird es schon »lustig« wer traut sich da schon das logo zu machen?

  9. thorstenwulff

    und in 84 Jahren ist Bündnis 90 auch wieder modern…

  10. Severin Wucher

    … und seri­fenlos wird dann viel­leicht auch wieder schrullig wirken :)

  11. thomas

    bleibt nur die frage, was heraus kommt, wenn wirk­lich jeder was dazu sagen darf. nein liebe GRÜNE/BÜNDNIS 90, an diesem punkte sollte in der tat schluss sein mit der demo­kratie, wie ihr sie versteht. das wird zu nichts führen, so viele meinungen, die sich mögli­cher­weise auf ihre persön­liche radi­ka­lität noch was einbilden wird man nicht sinn­voll unter einen hut bringen können. die verwir­rung wird größer sein als bei dieser entscheidung.

    aber viel­leicht reicht es wirk­lich, wenn man beide namen gleich groß macht, wenn es euch darum geht, dass der eine sand­förm­chen genauso groß ist, wie das andere.

  12. thorstenwulff

    Das schlimme beim Spiegel ist dass man die Qualität der Texte immer dann bemerkt wenn man selber Ahnung von der behan­delten Materie hat… erschre­ckendes Halbwissen ist dort an der Tagesordnung… Und Frau Roth, na ja, ob sie wohl die Helvetica von der Meta unter­scheiden kann?
    ;)

  13. thorstenwulff

    … jetzt kann nur Erik Spiekermann die Situation noch retten!

  14. HD Schellnack

    Obwohl ich die Debatte um Bündnis 90 etwas typisch für die Partei finde und eher hinder­lich – bei allem Respekt vor den Leistungen des Bündnisses bei der Deutschen Wiedervereinigung: man sollte sich auf einen gemein­samen klaren Namen einigen können – hat die Frage, ob etwas von «oben» aufge­stülpt wird, durchaus mit dem Design zu tun. Und zwar mit dem Designprozess. So klar ich dafür bin, in kleinen Runden finale Entscheidungen zu treffen und nicht Gremiengestaltung zu produ­zieren, die ausnahmslos schreck­lich ist (gutes Design entsteht im kleinen intimen Kreis zwischen Partnern), so wichtig ist es aber doch, im Vorfeld Meinungen einzu­holen, mit den Menschen zu spre­chen, Verbindlichkeit zu schaffen, Vielfalt wider­zu­spie­geln. Das ist hier viel­leicht auch geschehen, aber anschei­nend viel­leicht nicht ausreichend… 

    Und: Design ist (für Laien) oft subkutan. Da ist etwas, aber nicht greifbar. Eine Magie, eine Ausstrahlung. Warum mag man Objekt A in seinem Wohnzimmer, B aber nicht. Jenseits von Geschmack ist bei gutem Design eine AURA. Und… mach man sich mal nix vor: Dieser Logo-Entwurf hat keine Aura. Und ist zudem völlig an dem Naturell der Partei vorbei gemacht. Super für die FDP, böse für die Grünen ;-). 

    Aber zuge­geben: DEN Job möchte ich auch nicht machen müssen, inso­fern großes Kompliment an die Hirschen, es über­haupt so mutig versucht zu haben.

  15. Heinrich

    sie könnten jetzt meta design beauf­tragen und sich erik als berater hollen ;-)

  16. thomas

    ach son schmarrn heinrich!
    erik spie­ker­mann ist doch auch nicht die eier­le­gende woll­milchsau. wenn man clever ist, lässt man JETZT die finger davon, man kann sich nur noch mehr verbrennen. im moment wollen alle partei­mit­glieder was sagen und werden das wohl auch tun, es kann also nur schlimmer werden. warten wir es ab.

  17. Achim

    Die Parteispitze hat mit ihrem Alleingang den großen Fehler gemacht etwas visuell zum Ausdruck bringen zu wollen, was faktisch nicht voll­zogen ist. Bütikhofer und Roth haben sich etwas geleistet, dass man viel­leicht in einem Unternehmen machen kann wo die Strukturen etwas anders sind. Aber doch nicht in einer Partei ohne vorher die Basis mit einzu­be­ziehen. Es geht tatsäch­lich so gut wie nicht um das Design. Ich gehe davon aus, dass das über­ar­bei­tete neue Logo sowohl die DIN regular, das schwam­mige blasse Grün, die so bezeich­nete „expres­sio­nis­ti­sche“ Sonneblume enthalten wird und auch von der Anordnung her gleich sein wird. Einziger Unterschied wird die Schriftgröße sein. Wetten, dass „Bündnis 90“ und „Die Grünen“ dann gleich­groß geschrieben sind. In jedem Fall können sich die Hirschen auf weitere Schleifen freuen. An diese gerichtet: Bitte gebt der Sonnenblume etwas mehr Kontrast. Im Moment strahlt nämlich nur die Presse, die über den Fauxpas der Grünen berichten darf.

  18. Jens Kutilek

    Wir warten gespannt auf das neue basis­de­mo­kra­ti­sche Logo von Bündnis 90/Die Grünen, das als Mittelwert aus allem, was die Mitglieder aus Corel-Cliparts und WordArt zusam­men­kli­cken, gerecht berechnet wird ;-)

  19. Heinrich

    thomas, eine persön­lich­keit wie erik als berater könnte viel bewirken, vor allem als aussen­ste­hender, man müsste ihm nur vertrauen.

  20. Marco Witte

    Ich finde die ganze Aktion ist ein großen Armutszeugnis für die Werbeagentur. Die „Hirschen“ müssten ihren Kunden ja nun doch eini­ger­maßen kennen, wo sie schon so langen für ihn Arbeiten und das sie offen­sicht­lich völlig daneben lagen, zeigen ja auch die Reaktionen. Ich denke nicht, dass das Problem nur die Übergehung der demo­kra­ti­schen Strukturen inner­halb der Partei war. Hätte die Agentur ein schlüs­siges Gesamtkonzept abge­lie­fert, wäre es viel­leicht nicht so weit gekommen. Aber wie der Leitfaden eigent­lich gezeigt hat, haben die „Hirschen“ das offen­sicht­lich nicht getan. Eine gute Wahlkampagne zu entwi­ckeln ist eine Sache, ein gutes Erscheinungsbild eine ganz andere. 

    Vielleicht schreiben die Grünen jetzt ein Wettbewerb dafür aus! Ich finde übri­gens „node­sign“ wären gut geeignet für den Job.

  21. thomas

    worauf du anspielst ist wohl eher die respekts­person erik spie­ker­mann, die natür­lich gerecht­fer­tigt ist, hein­rich, oder? fähige desi­gner gibt es in unserem land reich­lich, meinst du nicht auch?

  22. Heinrich

    thomas, das ist keine anspie­lung ich dachte, dass es verständ­lich ist was ich meine, ich habe doch nicht gemeint, dass erik es machen sollte nur als berater für die grünen tätig sein aller­dings müssten sie seine meinung respektieren.

  23. Alexander

    Ich vermute, Achim wird mittel­fristig Recht behalten. Trotz mancher Mäkeleien ging es nicht wirk­lich um die Gestaltung, sondern um die rela­tive Größe von „Bündnis 90“ und „Die Grünen“. Und das ist eben keine ästhe­ti­sche, sondern eine poli­ti­sche Frage.

  24. Paul

    Wenn Laien ein Logo inter­pre­tieren kommt meis­tens nur verkrampfte »Ka…« raus. Ein Logo hat natür­lich Symbolwert, aber dann den blauen Streifen als Wasser oder Himmel zu inter­pre­tieren (wie Frau Roth es gemacht hat) ist einfach ein Krampf.
    Man über­lädt das Logo mit Symbolik, bis es das 200 Seiten starke Parteiprogramm repräsentiert.

    Ich selber hab auch schon erleben dürfen, wie ein Kunde einen (Webdesign-)Entwurf verrissen hat durch hane­bü­chene Interpretationen. Ich durfte ihr dann erklären, dass es einfach nur gut aussehen soll und das die Verwendung einer Farbabstufungen nicht für Unentschlossenheit sondern für eine gewisse Semantik steht.

    Warum ist bei so einer Vorstellung wie dem Grünenlogo nicht einer der Designer selbst vor Ort und erklärt das Teil »fach­män­nisch«?

  25. thomas

    weil ein gutes logo so einfach sein sollten, dass man es in den sand zeichnen kann und jeder versteht es paul. dazu bedarf es keines desi­gners vor ort.

  26. Benjamin Hickethier

    ich finde an der ganzen geschichte vor allem bemer­kens­wert, was hier viel­fach kriti­siert wurde: dass bei bü90/grünen tatsäch­lich die basis die souve­rä­nität hat, ein logo und symbol für die partei abzulehnen.
    so etwas sollte man sich einmal für die cdu vorstellen!
    dabei geht es natür­lich nicht darum, dass die basis an dem gestal­tungs­pro­zess in allen entschei­dungen betei­ligt wird (was ja völlig unprak­ti­kabel und wenig effektiv wäre). aber dass die mitglieder sich zumin­dest dagegen wehren können, ein ›im kleinen intimen kreis zwischen part­nern‹ final entschie­denes logo über­nehmen zu müssen (was wohl noch dazu etwas zu früh als ›entschieden‹ von der partei­spitze der öffent­lich­keit präsen­tiert wurde), ist doch ein gutes zeichen für eine diskus­si­ons­be­reite, demo­kra­ti­sche parteiorganisation.
    anzu­merken ist auch, dass auf diesem parteitag u.a. über einen antrag abge­stimmt wurde, der per wiki poten­tiell basis­de­mo­kra­tisch ausge­ar­beitet wurde. selbst wenn es diesmal noch nicht so ganz geklappt hat, scheint mir der ansatz relativ fortschrittlich.

  27. joachim

    Da ich selbst von ›oben‹ (Uni-Rektorat) mit einem in meinen Augen dubiosen CD gestraft bin (für Interessierte: Leitfaden CD der Universität Bonn) kann ich dem Kommentar von HD Schellnack nur Recht geben: So ganz ohne Einbeziehung der Leute, die sich damit iden­ti­fi­zieren sollen, kann und sollte es nicht gehen, auch wenn irgend­wann eine defi­ni­tive sach­liche Entscheidung getroffen werden muss.

  28. HD Schellnack

    Ich komme auch mehr und mehr zu der Ansicht, daß ein entschei­dender Unterschied zwischen Werbeagentur und (gutem) Designbüro die Beratung ist. Agenturen, vor allem ab einer bestimmten Größe, müssen rein ökono­misch exakt das tun, was der Kunde verlangt. Sie beraten nicht, sie setzen um. Wir selbst kommen auch oft genug in diese Situation, die mal okay ist (wenn der Kunde gute Ideen hat und man sich auf die Visualisierung konzen­trieren kann) und mal eben nicht. Aber in aller Regel sind wir kleinen Designbüros etwas streit­lus­tiger und hängen mehr an unseren Ideen als Agenturen, in denen Kreation und Beratung arbeits­tei­lige Prozesse sind und die Angst um Budgets wirk­lich gnadenlos geworden ist. Schaut euch die durch­schnitt­liche deut­sche Werbung an. Da paßt dieser Logoentwurf nahtlos rein, ebenso wie übri­gens die Kommunikation aller Parteien. Erschreckend ist eben, dass sich Politik inzwi­schen mit den glei­chen Mitteln und über die glei­chen Kanäle und Macher verkkauft wie Waschmittel. Vielleicht, wiel auch hier inzwi­schen nur substi­tu­ier­bare Gpter am Markt sind?

  29. Till Westermayer

    Wow, span­nende Debatte. Zum neuen Parteimotto „radikal realis­tisch“ würde als nächster Schritt jetzt tatsäch­lich was ganz neues passen — viel­leicht sogar ein echter Wettbewerb zwischen verschie­denen Agenturen — und nachher eine Abstimmung auf einem Parteitag auzs drei oder vier verschie­denen Entwürfen. Und das ganze ziem­lich offen und trans­pa­rent geführt, könnte auch medial ganz gut ausge­weidet werden … ich bin gespannt, ob’s in diese Richtung laufen wird, oder ob nicht doch eher Achim recht behält (wäre auch meine Parteimitgliedsprognose), dass versucht wird, so wenig wie möglich zu ändern und ein, zwei Kritikpunkte aufzugreifen.

    (BTW: Man. Trackback)

  30. HD Schellnack

    Genau. Aus Wettbewerben kommt ja IMMER das Beste Design. Klappt jedesmal. :-D.

    Das heißt jetzt echt «Radikal realis­tisch»? Superduper. Die Realo-Ecke wirds freuen :-D. «Jetzt mit 30% mehr Radikalrealismus». Ich frag mich, wie solche Werbeplattheiten und Teilhabe am Zumüllsystem der Werbeindustrie über­haut zur Partei passen sollen. Die Idee der Müllvermeidung sollte auch im intel­lek­tu­ellen Bereich greifen und Werbung ist defi­nitiv psycho­so­ziale Luftverpestung. 

    Ich warte auf «Grün ist Geil». Oder «20% auf alles, außer Tiernahrung.» Politik sollte auf Claims, Logos und so weiter irgendwie verzichten, oder sie doch zumin­dest geschmack­voll einsetzen. Es würde am besten zur Partei passen, nach­haltig, simpel und ehrlich aufzu­treten. Das Phänomen Manufaktum zeigt, daß man damit auf Dauer ganz schöne Erfolge verbu­chen kann.

  31. lvgwinner

    Politischer Konsens und inhalt­liche Interessen sind wich­tiger, als die verwen­deten Schriften und Farben. Oder?

    Mir fehlt hier noch der Versuch einer Antwort auf diese Frage. 

    Meine Meinung: Die Designqualität eines Logos wird nur dann in der Diskussion um poli­ti­schen Konsens und inhalt­liche Interessen berück­sich­tigt werden, wenn die Gestaltung eine fokus­sierte Idee zum Ausdruck bringt und exzel­lent umge­setzt ist. 

    Das war bei den Grünen nicht der Fall und passiert über­haupt recht selten. Einziges Beispiel was mir dazu in den Sinn kommt ist das Redesign von Tui – ein Logo für das es nur Befürworter und Gegner gibt. Kaum jemandem ist es gleich­gültig – erin­nern bzw. zeichnen kann es fast jeder. Zudem macht es eine klare Aussage. Und ich weiß aus sicherer Quelle das die Designqualität hier eine große Rolle in der Entscheidung für und für den Erfolg des Logos beigetragen hat.

  32. robertmichael

    das problem war ja nicht das logo selbst, sondern es wurde mit den eigent­li­chen problemen der grünen in verbin­dung gebracht. das gras­grün war den grünen zu „blaß“ und wurde mit dem „unter­gang der grünen verbunden“. die „rück­be­sin­nung alter werte“ stand im vorder­grund, da kam das neue logo wie gerufen. wie hd schon sagte die grünen waren eigent­lich wie die fdp, nur in grün. das logo war zur falschen zeit am falschen ort. die hirschen können da wenig dafür. „abstim­mung per hand­zei­chen“ das ist wohl das letzte wie man ein logo bewerten sollte. „mags du das grün? bitte ankreuzen: □ ja □ nein □ viel­leicht“ so entscheidet man doch nicht über ein logo. das problem liegt in der partei selbst. unstim­mig­keiten, der ehema­lige dicke führer ist weg usw. … was den hirschen nun bleibt ist eine rech­nung zu schreiben, die sache zu vergessen und sich noch­mals 2 jahre hinzu­setzten um einen neuen entwurf auszu­brüten. ggf. sollte man dann bei der präsen­ta­tion des logos, die momen­tane poli­ti­sche lage der grünen beachten und alles wird gut.

  33. Manuel

    da muss ich lvgwinner recht geben.
    Da gilt mal wieder der alte Satz „Form follows function“

    Das Design spielt erst dann eine Rolle wenn es die Funktion und Aussage (des Logos) entspre­chend zum Ausdruck bringt.

  34. Tobias

    Hallo,

    Robertmichal schrieb:
    > “abstim­mung per hand­zei­chen�? das ist wohl das letzte
    > wie man ein logo bewerten sollte.

    ein Logo muss in einer Partei, muss bei den Leuten, die es verwenden sollen, auf breite Zustimmung stoßen. Für das Design ist es besser, wenn ein kleiner Kreis es ausar­beitet – aber am Ende muss es auf eine Mehrheit stoßen. Du darfst nicht vergessen: In einer Partei kann jeder Landesverband, jeder Kreisverband, jede Fraktion selbst über ihr Logo entscheiden. Der größten Landesverband, NRW, hat zum Beispiel ein Logo, in dem „Bündnis 90“ durch „NRW“ ersetzt sowie grün und blau vertauscht sind (siehe http://​www​.gruene​-nrw​.de). Das heißt: Wenn das Logo nicht eine Mehrheit über­zeugen kann, dann nützt es nichts, das Logo offi­ziell einzu­führen – wenn in Realität dann doch viele davon abwei­chen. Immerhin sind es die Kreisverbände, die in Wahlkämpfen entscheiden, welche Plakate sie aufhängen und welches Material sie verteilen.

    Das vorge­stellte Logo konnte keine Mehrheit hinter sich versam­meln. Es trotzdem durch­zu­drü­cken hätte zu einem kunter­bunten Mischmasch geführt – einige wären beim alten Logo geblieben, andere wären umge­stiegen, andere hätten weiter an Eigenkreationen gebas­telt. Mit einer solchen Ergebnis wären auch die Logo-Designer nicht zufrieden gewesen.

  35. Dirk S.

    Mir tun in erster Linie die betei­ligten Leute leid, die warschein­lich über einen langen Zeitraum viel Zeit und Herzblut inves­tiert haben, warschein­lich viele Nächte gear­beitet und disku­tiert haben, und dann – Nix. Bei einem Pitch ist man ja darauf einge­stellt, daß man für die Mülltonne arbeitet, aber hier war es ja wohl eine „normales“ Projekt. Das hat warschein­lich schon fast jeder Gestalter erlebt, aber ich ärgere mich immer sehr über die verschwen­dete „Lebenszeit und -energie“.

  36. Stefan Z.

    Am Besten fand ich, als in den Medien behauptet wurde, dass Claudia Roth nur mit um die 60% gewählt wurde, weil den Delegierten die Art und Weise der Logo-Einführung nicht gefallen hat. Also sorry, wer glaubt den sowas? Die Gründe dürften wohl eher mit einer poli­ti­schen Unzufriedenheit zu tun haben, als mit so einer „Lapalie“…

  37. Jürgen Siebert

    Wenn irgend­wann mal in den Medien steht, dass eine Politikerin 30 % der Stimmen verloren hat, weil sie Syntax und DIN nicht ausein­an­der­halten konnte, dann haben wir es geschafft, Leute.

  38. HD Schellnack

    Stefan, ein Logo ist keine Lapalie. Natürlich geht es nicht um Schriftwahl, aber um das Gefühl, das in einem Logo kumu­liert. Wenn du einen Song hörst, kannst du als Laie viel­leichgt auch nicht sagen, daß es gerade diese oder jene Harmoniefolge oder jenes Delay, dieser Basssound, jene Mikrophopnposition an der Snare ist, die dich berührt… dafür gibt es Profis in der Produktion… aber ob der Song als solcher gut ist, kannst du beur­teilen. Das hat nicht einmal etwas mit Geschmack zu tun. Ich kann als Laie unab­hängig von meinem persön­li­chen Geschmack sagen, ob eine Uhr als ganzes gelungen gemacht ist oder nicht, auch wenn ich sie grun­zen­häß­lich finde. 

    Dieses Logo ist hand­werk­lich subop­timal gemacht, und es tut ja alles, aber bestimmt nicht das (sofern noch vorhan­dene) Potential dieser Partei auf den Punkt bringen, ganz im Gegenteil. Ebenso wie der alberne Claim ist dieses Logo ein Schritt nach unten, selbst wenn es forma­l­äs­the­tisch sicher besser ist als das alte Gesumms. 

    Aber das es nicht stimmig ist, spürt auch ein Lokalpolitiker aus Herne oder eine MdL-Politikerin. Gute Logos funk­tio­nieren aus den glei­chen Gründen aus denen schlechte eben nicht funktionieren. 

    Das das Logo an sich schlecht ist, weil die Hirschen aus einer entsetz­li­chen Startposition heraus fahren mußten, ist dabei sicher anzunehmen. 

    Aber unterm Strich ist es fast lehr­buch­haft, wie das WM-Logo seiner­zeit bei Jürgen, für Dinge, die man in einem Logo eben NICHT machen sollte.

  39. florian

    ich kann „HD Schellnack“ nur zustimmen. ich möchte nicht wissen wie der bäcker sein brot backt, wichtig ist: es schmeckt und ich vertraue ihm, das alle zutaten die besten sind. (auch wenn dies leider nur selten der fall ist)

  40. thomas

    nach »jetzt werden wir albern« beginnen wir nun das spiel »wir drehen uns im kreis« oder? warten wir doch einfach ab, wie es weiter geht. das man jetzt an der »basis« zumin­dest aufmerksam geworden ist, das da was geschehen ist, was ausser­halb des »basis-dunst­kreises« lag ist ja nun klar. das orts­ver­bände mit dem logo spielen, wie sie corel (sorry klein­geld) haben ist nur ein zeichen der mangelnden strin­genten umset­zung, denn aus keinem anderen grund hat man ein manual, DAMIT man es befolgt, und das betrifft auf hermann-josef aus herne. ein manual ist keine demo­kra­ti­sche sache, das ist gut gemachte diktatur!

    lvgwinner:
    »Meine Meinung: Die Designqualität eines Logos wird nur dann in der Diskussion um poli­ti­schen Konsens und inhalt­liche Interessen berück­sich­tigt werden, wenn die Gestaltung eine fokus­sierte Idee zum Ausdruck bringt und exzel­lent umge­setzt ist.«

    design ist meiner meinung nach NACH der idee. und wenn es exzel­lent ist, gibt es keinen diskus­si­ons­be­darf, dann ist es über­zeu­gend. die idee um poli­ti­schen konsens sollte vorher statt­finden, also VOR dem design. das ganze darf dann als gut formu­liertes brie­fing mir ausrei­chenden entfal­tungs­mög­lich­keiten beim desi­gner ankommen, ein guter desi­gner darf gerne bera­tend zur seite stehen, denn jeder hat nunmal seine spezialgebiete.

  41. thomas

    »Werbung ist defi­nitiv psycho­so­ziale Luftverpestung.« danke HD. gilt am rande für so einiges, kann man aber als design­schaf­fender nicht oft genug sagen, finde ich.

  42. HD Schellnack

    >design ist meiner meinung nach NACH der idee.
    Ist «Idee» nicht the very defi­niton of Design? Wo kommt denn dann die Idee her? Vom Kunden? Design erzeugt Idee, im Idealfall im Zusammenspiel mit dem Kunden, im gemein­samen Entdecken, im Dialog. Oft entdeckt der Kunde im Prozess etwas neues an und über sich. Das leistet kein Briefing, im gegen­teil, es redu­ziert die Komplexität der Klientensituation auf eine Handvoll Worte, schafft hier­ar­chi­sche Befehls- statt gleich­wer­tiger Dialogstruktur.

  43. HD Schellnack

    Weil ich gerade drüber stol­pere und es zu diesem letzten Eintrag passte:
    «I am not a deco­rator, a packager… I am the author, the storyteller, the creator of meaning.»
    Tibor Kalman.

  44. Manuel

    im Nachhinein betrachtet finde ich den ganzen Wirbel der um dieses Logo veran­staltet wurde gar nicht so schlecht.

    Er hat deut­lich gemacht, dass Design (und dessen Aussage) in der Welt der Massenmedien nicht nur passiv konsu­miert wird, sondern eine durchaus wich­tige Rolle spielt und noch kontro­verse öffent­liche Diskussionen hervor­rufen kann.

Kommentarfunktion ist deaktiviert.

<em>kursiv</em>   <strong>fett</strong>   <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a>   <img src="http://bildadresse.jpg">