Anti-Anti-Design
von Florian Pfeffer
Gestern, kurz nach Veröffentlichung des Kommentars »Anti-Design« von Erik Spiekermann, schrieb mir Florian Pfeffer, Direktor der Stiftung :output in Amsterdam und Herausgeber/Gestalter des internationalen Jahrbuches :output für Designprojekte aus Hochschulen: »Im Interesse zweier Generationen, die im Jahr 1964 (ich) bzw. im Jahr 2000 (meine Kinder) noch nicht geboren waren, möchte ich eine Replik auf den von Erik veröffentlichten Artikel und das Manifest »First things first« schreiben.« Gesagt, getan, veröffentlicht …
Lieber Erik. Auch ich bin (unter anderem) »Design-Professor« – und zwar genau auf der Nachfolgestelle jener Person, auf die du in deinem Artikel anspielst – die nächste Generation eben. Ich bin außerdem Designer, Unternehmer und Kurator, ich spreche also nicht aus dem Elfenbeinturm. Und ich bin mit Dir eins, dass politische Plakate hier und heute gestalterische Bigotterie sind und dass es nicht besonders mutig ist, einen Artikel in einem Surfer-Magazin in Zapf Dingbats zu setzen.
Das alles vorangestellt, finde ich den in deinem Artikel beschriebenen Standpunkt aber ausgesprochen desillusionierend und visionslos. Er entlässt uns nicht aus dem Gefängnis, den beide Manifeste um uns Designer herum aufgebaut haben. Schlimmer noch, der Artikel macht das Gefängnis noch hoffnungsloser und die Mauern noch dicker: Nach fast 40 Jahren kommen wir zu dem Schluss, dass wir auch keine Lösungen haben. Aber immerhin funktionieren die Espressomaschine und die Zentralheizung noch … where do we go from here?
Deine Ehrlichkeit muss man dir hoch anrechnen.
Für das Manifest bedeutet dieser Umstand aber, dass es gescheitert ist.
Es musste zweimal geschrieben werden und beim dritten Aufwärmen wird es schal.
Ich finde das nicht besonders überraschend.
So nobel das Ziel des Manifestes, so eindimensional seine Botschaft.
Das Manifest hat einen Geburtsfehler, der das Design auf Jahre hinaus in seiner Entwicklung blockiert hat: Es unterscheidet zwischen »denen« (Hersteller von Hundekuchen, Kreditkarten, Haargel etc.) und »uns«, die mit Geld dazu gezwungen werden, für diese Dinge Werbung zu machen, das »kranke System stützen« und sich dafür schämen. Ich glaube, uns ist die historische Dimension dieses Geburtsfehlers gar nicht bewusst. Wo wäre Design heute ohne diesen Unterschied?
Dieser Unterschied ist unser Gefängnis: Wir müssen uns entscheiden, ob wir zu »denen« oder zu »uns« gehören. Es gibt keine Alternative. »Die« machen die Fehler, »wir« verkaufen sie … oder werden »Künstler-Designer«. Pest oder Cholera. Hat schon mal jemand auf slanted.de nachgezählt, wie viele von Designern gemachte (und in homöopathischen Auflagen selbst finanzierte) Magazine über »Orte«, »froh sein« oder »Kunst, Design und Fotografie« jeden Monat rauskommen? Das scheint die einzige real existierende Alternative zwischen denen und uns zu sein. Deprimierend.
Ich will nicht die billige Polemik aufmachen, dass wir alle Haargel, Kreditkarten und (so hoffe ich doch zumindest) Putzmittel verwenden bzw. Konsumkritik üben, während wir auf Designermöbeln sitzen. Das ist nicht das Problem.
Das Problem ist: Wir wollen als Designer mit der Planung und Herstellung sowie mit der Gestaltung der Umstände, unter denen diese Dinge das Licht der Welt erblicken, nichts zu tun haben. Das sollen die machen: Die Wirtschaft und die Politik. Wir machen das Drumherum, ob nun dafür (Werbung/Corporate Design), dagegen (politische Plakate) oder weder/noch (Kultur). Damit sind wir nur mitschuldig, unschuldig oder weder/noch-schuldig.
Das ist zu wenig!
Designer müssen endlich aus diesem Gefängnis ausbrechen!
Weg mit den Grenzen von DIN A4, HKS und 72 dpi!
Ich fordere Designer auf, sich schuldig zu machen, und zwar richtig!
Damit würden wir tatsächlich Verantwortung übernehmen und könnten haftbar gemacht werden.
Man müsste uns ernst nehmen, weil wir ernsthaften Schaden anrichten könnten.
Ganz nebenbei würde auch die Bezahlung besser werden (wie an dieser Stelle so oft gewünscht wird).
Warum sind die meisten Wirtschaftsführer Ingenieure?
Warum sind die meisten Politiker Lehrer oder Juristen?
Weil sie nicht das Gefühl haben, ihren Beruf zu verraten, wenn sie an die entscheidenden Stellen in unserer Gesellschaft aufsteigen. Wir hingegen glauben, dass wir aufhören würden, Designer zu sein, wenn wir »die Seiten wechseln«. Dann wären wir einer von denen, schmutzige Finger, der Feind … vorbei das schöne Leben aus Farben und Formen.
Bertold Brecht hat geschrieben: Was ist der Überfall einer Bank gegen die Gründung einer Bank?
Heute wissen wir: Wir können das Gründen von Banken nicht allein den Bankern überlassen. Das wird nichts.
Ich will beileibe nicht behaupten, dass Designer die besseren Menschen, Politiker oder Banker wären.
Genauso wenig sind Frauen die bessern Kanzlerinnen oder führen weniger Kriege.
Aber: Wir vertrauen unsere Welt immer mehr Experten an, die die komplexen Probleme für uns lösen sollen.
Das bringt unsere Demokratie in Gefahr. Es ist heute beispielsweise nicht mehr möglich, den korrupten Vorstand einer Hamburger Bank zu entlassen, weil das den Einsturz der Bank bedeuten würde. Wir sind in der Geiselhaft der Technokraten!
Designer hingegen sind Generalisten.
Sie arbeiten sich in eine Vielzahl von Themen ein.
Sie beschäftigen sich mit den Motivationen und Interessen von anderen Menschen.
Sie machen Dinge benutzbar und nützlich.
Sie machen Zukunftsvorstellungen und Strategien verständlich.
Sie entwerfen und stellen Lösungen für Probleme auf den Tisch – greifbar, konkret und überprüfbar.
Sie vertrauen nicht immer dem »das haben wir schon immer so gemacht«“, sondern suchen neue Wege.
Das alles soll nur dazu gut sein, Magazine, Webseiten, Erscheinungsbilder und Plakate zu machen?
Für mich ist beispielsweise Muhammed Yunus, der Erfinder des Mikro-Kredits, ein Designer im besten Sinne. So viel zu den verteufelten Kreditkarten. Jetzt brauchen wir nur noch die besseren Hundekuchen. Wir sollten ganz oben ins Regal greifen. Das können wir auch.
Die Grenzen in unseren eigenen Köpfen sind bekanntermassen am schwierigsten zu überwinden. Das Land dahinter ist aber aufregend. Und dort liegt sehr viel Zukunft für das Design.
45 Kommentare
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Johannes Erler
Ich weiß gar nicht so genau, ob Erik den Artikel in seinem Sinne eingestellt hat, oder um einfach nur auf ihn hinzuweisen. Ich sehe Erik auch gar nicht in der von Florian beschriebenen wir/die-Mentalität. Im Gegenteil. Aber das nur am Rande.
Ansonsten gebe ich Dir, Florian, vollkommen recht. Und ärgere mich seit Ewigkeiten über diese »Design ist Kunst oder Verrat«-Mentalität, wie sie vor allem auch an vielen Hochschulen propagiert wird (in Karlsruhe natürlich nicht ;-)
Man kann in diesem Zusammenhang nur immer wieder auf das Bauhaus und auf Ulm verweisen. Wenn wir heute nicht mehr wissen, wohin die Reise geht, dann ist es vielleicht nützlicher mal nachzuschauen, was schon da war, anstatt immer wieder neue Manifeste rauszuhauen. Und wahrscheinlich ist die Zeit der großspurigen und eitlen Manifeste ohnehin längst vorbei. Weil sie in ihrer werblichen sloganhaftigkeit von den vielen differenzierten und sich stetig weiterentwickelnden Realitäten in nullkommanichts überholt werden.
Womit wir wieder beim Design wären. Denn gutes Design ist zunächst mal ein gutes Konzept, ein flexibler Mechanismus. Und erst dann (vielleicht) eine Form. So gesehen doch wieder Sullivan. Der es im Übrigen nie so strikt meinte und gemacht hat, wie heute die meisten glauben.
martin
leider ist auch der rhythmus dieses texts von die und wir bestimmt. die sind die bösen technokraten und wir sind die netten designer, die die welt zu einem besseren ort machen würden, wenn man uns nur lässt:
„Designer hingegen sind Generalisten.
Sie arbeiten sich in eine Vielzahl von Themen ein.
Sie beschäftigen sich mit den Motivationen und Interessen von anderen Menschen.
Sie machen Dinge benutzbar und nützlich.
Sie machen Zukunftsvorstellungen und Strategien verständlich.
Sie entwerfen und stellen Lösungen für Probleme auf den Tisch – greifbar, konkret und überprüfbar.
Sie vertrauen nicht immer dem »das haben wir schon immer so gemacht«”, sondern suchen neue Wege.“
was ist los mit den designern?
verfolgungswahn?
ich kenne zahlreiche designer, denen es zuwider ist sich mit den bedürfnissen von menschen zu beschäftigen. das behindert nämlich die kreativität. da stößt man an wände und muss seine eigenen vorstellungen zurückstellen. da kann man nicht einfach nur künstler sein.
diese tralalala-designer-traum-welt, in der designer die welt zu einem besseren ort machen, existiert höchstens normativ als soll-zustand aber nicht in der realität und wird es auch nie. das scheitert schon sehr schnell an den übergroßen egos, die sich in diesem umfeld bewegen.
Martin Jordan
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang wie in den letzten Jahren nicht Design- sondern Business- und Ingenieurschulen das generalistische Problemlösen der Designer übernommen haben und ›Design Thinking‹ in ihre Lehrpläne aufnahmen.
Sei es in St. Gallen, Stanford oder am Hasso Plattner Institut der Universität Potsdam: Ingenieure, Mediziner, Juristen, Medienwissenschaftler, Informatiker und BWLer nutzen dort die Methoden des nutzerzentrierten Gestaltens um ernsthafte Probleme in der Welt zu lösen — während die Designstudenten davon nichts mitbekommen (oder mitbekommen wollen) und lieber in ihrer Kunsthochschule Phantasiemöbel oder unlesbare Plakate gestalten. Oder warum trifft man dort so wenige Designstudenten an – auch wenn diese Wege ihnen offenstehen?
Gehört vielleicht ein interdisziplinärer Innovationszusatzstudiengang in jede gute Hochschule der Zukunft? Einer, der Designer — wie auch David Berman auf der Typo forderte — endlich zu Gestaltern einer besseren Welt und nicht nur einer besseren Milchverpackung macht …
martin
undwie sollen die/wir/ebenjene designer das machen mit der welt retten, wenn nicht durch ne schöne milchverpackung oder politische plakate/aktionen??
Janni
Wie martin bin auch ich der Meinung, dass wir Designer uns vielleicht etwas mehr auf unseren eigentlichen Job konzentrieren sollten als der großen Weltenrettung nachzuhängen und davon zu träumen, das ganz große Rad zu drehen.
Wenn wir alle – und wir sind ja nicht gerade wenige – uns tagtäglich gewissenhaft, engagiert und gekonnt in unserem Beruf einbringen, haben wir schon sehr viel bewirkt für diese Gesellschaft. Das ist vielleicht nicht sonderlich glamourös, wir sollten es aber auch nicht ständig kleinreden.
Auch eine bessere Milchverpackung macht die Welt ein Stück besser – wenns auch nur ein kleines Stück ist.
Martin Jordan
@martin:
Wie? Mit den Werkzeugen und Fähigkeiten, die Dir zur Verfügung stehen … oder fragst Du nach Fallstudien? Bitte schön:
➜ Die jungen Designerinnen von ‘We Are Snoook’ schufen innerhalb eines Jahres mit ‘myPolice’ eine Feedback-Plattform zur Bewertung der Polizeiarbeit in Großbritannien, die sowohl auf viel Interesse seitens der Bürger als auch Skepsis der Polizisten stieß, jedoch schon bald auch in anderen Ländern zur Evaluierung und Verbesserung der Arbeit der Polizei und der Kommunikation beitragen könnte.
➜ ‘IDEO’ kreierte ‘OpenIDEO’ — eine moderierte Plattform, wo Design Thinking von allen Bürgern genutzt werden kann um z.B. zusammen mit Jamie Oliver Tools zu entwickeln, mit denen man Kindern gesünderer Ernährung nahe bringt.
➜ ‘STBY’ half Menschen in Südengland die Notwendigkeit der Installation eines Wasserzählers zu kommunizieren (in England gibt es keine Wasserzähler, Wasser wird nicht nach Menge, sondern pauschal für ein Haus abgerechnet).
➜ ‘Standford’-Studenten gingen der Frage nach wie die Todesrate unter Frühgeburten in Schwellenländern gesenkt werden kann und entwickelten als Alternative zu 100.000-Dollar-Inkubatoren, die fernab in Krankenhäusern stehen, einen 25-Dollar-Minischlafsack, der schlicht mit heißem Wasser gefüllt wird und viele junge Leben retten kann.
➜ Studenten an der ‘HPI School of Design Thinking’ entwickelte analoge und digitale Hilfsmittel damit sich behinderte Menschen autark im Stadtraum von Berlin bewegen können und nicht mehr von Betreuern abhängig sind.
@Janni: Zweifelsohne sollte jeder tun was er am besten kann und am liebsten macht — auch gern Milchverpackungen gestalten.
Daniel
Vielen Dank für Deine Antwort, Florian. Ich finde Du liegst genau richtig. Eriks Artikel hat schon etwas leicht Fatalistisches …
Mir würde als Beispiel für eine konstruktive Beteiligung von Designern das Thema Stuttgart 21 einfallen: klar ist es lustig und sinnvoll, originelle Protest-Plakate zu basteln. Viel spannender fände ich hingegen eine möglichst vergleichbare grafische Darstellung der Vor- und Nachteile des Projekts: Streckenführung, Architektur, Fahrzeiten, Kosten etc. Dies wäre Informationsgestaltung im besten Sinn. Vielleicht ergänzend zu den Schlichtungs-Gesprächen.
Ein gutes Vorbild wäre hier Edward Tufte, der ausser als Buch-Autor als Berater für die Politik arbeitet, um mit übersichtlichen Visualisierungen möglichst gute Grundlagen für komplexe Entscheidungen zu treffen.
buzztjones
Designer ist ein Job – wie jeder andere auch.
Seb
Ha, würde ich so nicht unterschreiben ehrlich gesagt. In Karlsruhe gibt es was das angeht durchaus eine gewisse Grundhaltung.
Hendrik Hoppe
Anstatt sich einen gehörigen Teil der eigenen Zeit mit Selfpromotion zu beschäftigen, indem man in der Designszene bespricht, was die Szene selbst ändern sollte – oder wie auch immer – wäre es doch nicht schlecht die Kritiker Lügen zu strafen, indem man diese Zeit anders investiert!
Wie wär’s damit seine Fähigkeiten für Pro Bono einzusetzen und damit sinnvolle Dinge anzuhüpschen, wenn es denn schon nicht in der eigenen Macht liegt strukturell am Produkt Zigarette etwas zu ändern!
Christoph
Anstatt sich einen gehörigen Teil der eigenen Zeit mit Bloglesen zu beschäftigen …
Jürgen Siebert
Wir wollen doch an dieser Stelle nicht die Notwendigkeit in Frage stellen, ab und zu über seinen eigenen Job nachzudenken und die gewonnenen Erkenntnisse mit anderen zu teilen …
thomas junold
hendrik: so einfach ist es nicht. glaubst du wirklich jede NPO schreit laut hurra, wenn du sagst, ich arbeit umsonst für euch? versuchs mal. abgesehen davon, sollte sich sowas die waage halten, du möchtest ja auch was essen oder einen wein trinken können. »pro bono« und ein gutes gewissen macht nicht satt. (ps.: was bitte möchtest du an dem produkt zigarette ÄNDERN)
ich glaube tatsächlich, dass wildes plakate gestalten keine lösung ist. schlicht und ergreifend die falsche zielgruppe. designer für designer und am ende reden wir doch wieder über die zurichtung der schrift, statt über inhalte oder anliegen.
ich denke eher, dass erik in der tat so ehrlich ist und lieber MIT firmen zusammen versucht etwas zu ändern, statt vor deren toren wild gestaltete plakate zu schwenken.
es ist meiner meinung nach durchaus möglich für viele firmen zu arbeiten und dennoch ein gesicht zu haben und dieses sogar zu wahren.
im übrigen taugen recht wenige designer wirklich zu handfesten künstlern mit einer ernst zu nehmenden botschaft, die die gesellschaft oder einzelpersonen an den eiern packt. der rest ist dann wieder kunsthandwerk!
Immer noch die gleiche Vroni
@ Hendrik
Dinge „anhüpschen“, gut gesagt:-)
das ist doch genau das grundlegende Verständnisproblem, das
1. blöderweise von Auftraggebern meist gewollt ist
2. und blöderweise als Riss auch noch quer durch alle Designer geht.
Wir gelten in unserer Gesamtheit als Anhübsch-Sklaven.
Mindestens die Hälfte der Designer (von mir gefühlt aber mehr) WILL aber auch nicht mehr. Das sind dann die „Verräter in den eigenen Reihen“. :-)
Meine Einzel-Macht als Anhübsch-Verweigerer ist gering.
Was jeder Einzelne beitragen kann:
solche Auftraggeber nicht nehmen.
Denn es gibt andere Auftraggeber, die sehr wohl ursächlich mit dem Gestalter arbeiten wollen. Es sind leider die Wenigeren. Auf Deutsch: Reich wird kein Anhübschverweigerungs-Gestalter.
Was Design-Verbände beitragen können:
Einen Des.-Ing.-Studiengang hervorbringen. Bin sehr dafür.
Denn ein als sich ursächlich empfindender Designer muss Technik-und Verfahrens-Expertise und betriebswirtschaftliche bis Marketing-Expertise haben. Er wird sonst nicht ernst genommen. Industrie- oder Produktdesigner sind da schon eher auf dem Weg als Typografen und Illustratoren. Industriedesigner werden nach meinem Dafürhalten bereits jetzt schon ernster genommen.
Beispiel aus einem andern Bereich:
Wer seinen Doktor machen will als Naturwissenschaftler, kann das z.B. entweder als Dr. rer. nat oder als Dr.-Ing.
Letzterer wird m. E. mehr respektiert.
Mei, wir sind hier in Ingenieurland. :-)
Magnus Hengge
Es ist wirklich wichtig, den Dualismus zwischen den Lagern zu überwinden. Das gilt übrigens nicht nur bei Designern und ihren Auftraggebern, sondern ganz generell. Es macht nie Sinn, in gut und böse einzuteilen, um sich auf eine der Seiten zu stellen und mit dem Finger auf die andere Seite zu zeigen. Meiner Erfahrung nach, verstehen das die meisten Kommunikationsdesigner und so kann ich auch sehen, dass immer mehr Designer nicht nur den Weg über die Autorenschaft, sondern auch den Weg der interdisziplinären Kooperation gehen. Es besteht doch gar keine Not gerade in dieser Zeit mal wieder auf unserer Zunft herumzuhacken. Ich sehe eine positive Entwicklung.
erik spiekermann
Florian:
du hast ja durchaus recht.
Eine polemische Kolumne jedoch, wie ich sie für Blueprint jeden Monat schreibe, ist keine Handlungsanweisung. Wenn ich die Stunden und Tage wieder hätte, die ich in Gremien wie Berufsverbänden (wo und wie lange ich überall Präsident, Vorstand oder sonstwas war, weiss ich schon nicht mehr, aber alles ehrenamtlich), Designinstitutionen, Wettbewerbsjurys, staatlichen Anhörungen, als Gutachter und unbezahlter Referent für Hochschultagungen und andere Aktivitäten verbracht habe, wäre ich wohl einige Jahre jünger. Das habe ich für unseren Berufsstand getan, weil ich es leid war, immer nur als nachrangiger Verhübscher verheizt zu werden. Wenn ich die Situation der Gestalter heute mit der vor 40 Jahren vergleiche, als ich anfing, dann ist sie erheblich besser. Damals gab es überhaupt keine Büros in Deutschland, die mehr als sechs Leute hatten und angestellte Grafiker gab es fast nur in Werbeagenturen. Das kann deine Generation nicht wissen, weil ihr das vorgefunden habt, was jetzt Standard ist. Aber von alleine ist nichts gekommen, daran waren viele Kollegen beteiligt, die sich nie als Revolutionäre oder Weltverbesserer aufgespielt haben.
Meckern hat mir nie gereicht, und wenn man etwas verändert durch geduldige Arbeit auch an der designpolitischen Basis, hat man keine Zeit, damit auch noch groß in der geschlossenen Designeröffentlichkeit anzugeben. Ich nehme aber an, dass ich den Bundespreis vor allem dafür bekommen habe und nicht für irgendeine Schrift oder ein Plakat.
Designer
Ein schönes Plädoyer von Florian.
Wir Designer sollten endlich mal in die Offensive gehen.
Die Anforderungen um bei einer Um- oder Neugestaltung unserer Umwelt mitzuwirken sind uns doch auf den Leib geschneidert:
– Kritische Reflexion und Analyse der Umwelt
– Kulturelles und Geschichtliches Verständnis
– Systematisches Denken, Planen und Entwerfen
– Kreatives Suche nach Lösungen
– Organisation von Komplexität
– Interdisziplinäre Arbeitsweise
– Kommunikation von Inhalten, Informationen und Notwendigkeiten
– Organisation und Gestaltung von Formen, Strukturen und Prozessen
– Medien- und Bildkompetenz
Und um Wolfgang Welsch zu zitieren:
„Die ökologische Herausforderung macht eine Umstrukturierung all unserer Lebensbedingungen erforderlich, die von den globalen Problemen der Ökonomie und Politik bis zu den persönlichen Lebensverhältnissen reicht. Einem erweiterten Design kommt für diese Umgestaltung eminente Bedeutung zu. Daher besteht Konvergenz zwischen den postmodern-kulturellen Anforderungen und der ökologischen Herausforderung. Die globalen ökologischen Herausforderungen können nur durch ein neues Design im erweiterten Sinn gelöst werden. Das postmoderne Abrücken von Vorstellungen der Herrschaft, der Zentralität und die postmoderne Aufmerksamkeit auf Außenfolgen des Handelns kongruieren mit solchen Forderungen der Ökologie. Auch der Übergang vom Objekt-Design zum Rahmen-Design entspricht den Forderungen der Ökologie. Die Aufgabe der Designer verlagert sich damit zunehmend von der Objektgestaltung (worauf sich die Moderne konzentriert hat) zur Rahmengestaltung. In diesem Sinn könnte das 21. Jahrhundert ein Jahrhundert des Designs werden“.
Immer noch die gleiche Vroni
@ Designer
„Die Aufgabe der Designer verlagert sich damit zunehmend von der Objektgestaltung (worauf sich die Moderne konzentriert hat) zur Rahmengestaltung.“
Ich denke, Rahmengestaltung der in Niedergang empfundenen Welt kann nie allein Aufgabe des ‚ganz tollen neuen Designers‘ sein. Das wäre dann Aufgabe aller, die sich in Gestaltungsprozessen befinden.
Geht also nur in Zusammenarbeit mit „denen“ (irony). Integral. Und da müssen manche großen hochmütigen Designer-Egos umdenken, dass sie aufgrund ihrer sensationellen Fähigkeiten die Einzigen wären, die die Welt retten könnten. Wenn sie denn gerettet werden muss.
(Da scheiden sich zur Zeit die Geister, ob diese Grundannahme des Niedergangs denn wirklich so stimmt.)
:-)
manuel
hmmm… ich finde die ganze diskussion sehr spannend. aber was is, wenn anti-design zum neuen trend wird? Alle nur noch „hau drauf“ – „ich bin anders“ – „frohe heile welt“-gestaltung machen?
wer gestaltet dann die täglichen wegwerfartikel und die nächste CI für die neue „Bank meines vertrauens“?!?
manuel
mal am rande des chaos
mein beitrag wurde um 23.02uhr geschrieben und nicht wie hier zu sehen um 00.02uhr
vor lauter diskutieren vergessen die Uhr umzustellen? :D
Nana
@ Vroni
geht ja nicht darum die Welt zu retten, sondern sie (jeder nach seinen Möglichkeiten) lebenswerter zu machen. Designer sind schließlich hauptsächlich dazu da, Prozesse, Dinge und Objekte (des Alltags) im Sinne des Menschen zu verbessern. Das dies den üblichen Gestalterhorizont (DIN A4, HKS und 72 dpi) übersteigen kann, dafür gibt es genügend Beispiele.
Wer denkt, die Welt in der wir leben ist gerecht und schon in Ordnung so, ist entweder blind oder naiv.
Immer noch die gleiche Vroni
Nana,
nein, die Welt ist nicht in Ordnung so.
Aber auch nicht kurz vor der Katastrophe, die nur von einer bestimmten Menschenkaste aufgehalten werden kann.
Und doch, es gibt auch noch andere Menschen, die keine Designer sind und dennoch Prozesse gestalten, es wollen und es können: Leute, die gute Produkte, Dienstleistungen oder Kulturelles aufbauen und in die Wege bringen.
Warum müssen manche Gestalter immer in Deutungs-Extremen baden: Entweder als Büttel oder gar Sklave des Kommerzes oder als omnipotenter Heilsbringer (und alle anderen sind doof?) . Ist doch Blödsinn.
BigWhoop
Designer retten nicht die Welt. Sie werden weiterhin Milchverpackungen gestalten und damit rein gar nichts an irgendeiner verkopften Sache verraten. Tragt lieber mal Omis Einkaufstüten in die Wohnung oder engagiert euch in einem gemeinnützigen Verein. Damit wird die Welt für andere und im eigenen Spiegel besser. Bis dahin seht zu einen gescheiten Versalausgleich hinzubekommen.
Frank
Ohjeohje.
Soviel Luxusproblemjammern auf einmal.Es ist doch ganz einfach:
Design = Angewandte Gestaltung, Dienstleistung, Job.
Kunst = Ist was anderes.
Fertig.Aus.Punkt.
Wieso glauben ausgerechnet Designer immer, irgendeinen „höheren“ Auftrag zu haben als z.b. der gemeine Fabrikarbeiter ? Weil man sich ja immerhin mit so was wie „Kunst“ beschäftigt ? Weil man eigentlich gerne Künstler wäre ? Weil man als Designer ja schon irgendwie mehr dazu berufen (und natürlich irgendwie auch mehr qualifiziert) ist ,die Welt zu retten als der von mir schon zitierte Fabrikarbeiter ? Ham wa‘ gelacht.
Design is a Job.
Checkt’s endlich und hört auf zu jammern.
Sagt einer, der selber (Corporate) Design macht.
tim
Designer (in der schlimm verallgemeinerten Form) haben leider größte Probleme mit Inhalten und Positionen. Gestalten kann man vieles, der Horizont von A4, HKS und dpi ist allerdings enorm komfortabel, immernoch „cooler“ als Betriebswirtschaft (was ja auch keiner hier dauerhaft und ausschließlich machen wollte) und gejammert wird gerne, dann jammern nämlich alle mit. Kaum einer meiner gestaltenden Bekannten –so erscheint es mit oft– hat einen Horizont abseits der Form, Inhalte geben im besten Fall das Mittel zum Zweck, um dann eine schöne Hülle darum zu setzen. Unsere gesamte Sichtweise auf den Begriff „Kreativität“ ist nicht viel mehr als Stricken, Sticken und Seidenmalerei. Das ist allerdings höchstens Kreativhandwerk und (das ist nicht mein Gedanke, aber ich nehme ihn gerne auf) eher konservativ als kreativ. Was machen „Kreative“ um nach der Ausbildung Geld zu verdienen? Im mutigsten Fall ein eigenes Büro eröffnen und dann auch wieder das selbe wie die unzähligen und zu vielen anderen auch. Würde das irgendwer sehenden Auges als kreativ-innovativen Ansatz beschreiben, den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten?
Stephan
Design ist eine Herausforderung des Intellekts. Also keine Tat sondern Geistes- oder Erkenntnisvermögen. Nun darf man sich freuen über so viel strategisches Denkvermögen und Weitsicht zu verfügen, könnte dabei aber den Fehler begehen den alleinigen Anspruch auf Erkenntnis zu haben, sich gar als Denkelite zu sehen, die als einzige Probleme sieht und Lösungen ersinnen kann. Design ist eine Dienstleistung, es ist, das Öffnen des Fensters so zu gestalten, dass sich der Anwender letzten Endes nicht die Finger dabei verbiegt. Designer sind per se keine Weltverbesserer. Der von Erik Spiekermann angesprochene Wunsch, unsere Fähigkeiten besser für drängende Fragen als nur für die Umsatzsteigerung bei einem Lightbier einzusetzen, setzt voraus, dass Designer generell dazu in der Lage wären. Die Antwort darauf kann nicht generell für Designer gelten, sondern muss von jedem selbst gefunden werden. 42 wäre eine Möglichkeit.
Die Verbesserung des Lebens anderer ist ohne diktatorische Mittel ein demokratischer Prozess. Damit wird es politisch. Politik findet aber in der Öffentlichkeit statt und nicht am Mac. Also müsste ich als Designer mal mein gemütliches Apple-Biotop verlassen, müsste Leute für eine Idee begeistern, mich in Gremien engarieren, evtl. Gelder auftreiben, um dann einem Kindergarten sinnvolles Klettergerät oder ein paar Grünpflanzen in der Stadt zu spendieren. Aber dazu müsste ich als Designer mal mein gemütliches Apple-Biotop verlassen, müsste Leute für eine Idee …
Ach das hatte ich schon. Da ist wohl oft der Wunsch Vater des Gedanken.
Liegt die Ursache des Dilemmas also darin, das ein Designer intelligent genug ist Probleme zu erkennen, zu analysieren und Lösungen zu erdenken, oft aber dann doch ein mutloser, jammernder Mensch, der sich nicht in der Lage sieht seine Ideale praktisch in die Tat umzusetzen und seinen Frust darüber im Corporate Design anderer kompensiert? Is nur so ’ne Frage.
Nana
@ tim
dem kann ich nur zustimmen.
David
Henry Ford
Alexander Leu
Wenn ein Designer das Bedürfnis hat, über die üblichen Vorstellungen unseres Berufes hinauszudenken und dementsprechend handelt (wie oder was auch immer), dann sollte man diesen Menschen ermutigen und fördern statt nur zu sagen „Das sei nicht unsere Aufgabe, Wir können eh nichts ändern. Kannste eh lassen. Gibt eh nichts!
So ein Schwachsinn.
Der Beruf des Designers ist eine „Definition“. Menschen sind aber nicht in Schubladen zu stecken. Es wäre blödsinnig zu behaupten, dass wir unser Handeln von einer Definition einschränken lassen. Das ist eine ganz typische Denkweise, die Innovation verhindert. Der Mensch definiert sich nicht durch seinen Beruf sondern durch das, was er im Laufe des Lebens auf dem Weg mitbekommen hat.
Natürlich kann ein Designer seinen Beruf auch nur durch Magazine, Webseiten, Erscheinungsbilder, Plakate, DIN A4, HKS und 72 dpi definieren. Ist ja völlig in Ordnung. Gibt ja Leute die wollen nichts anderes oder bzw. wollen genau das machen.
Aber ich finde es nicht richtig, wenn Leute diese Überzeugung als etwas gesetztes vertreten und diesen Status Quo verteidigen, indem sie sagen, dass alles andere nicht unsere Berufung sei. Es kann doch nicht sein, dass wir Menschen vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hat, nur weil das nicht ins Berufsbild passt. Merkt ihr noch was?!
Es geht hier überhaupt nicht darum, dass wir unseren Beruf durch etwas „sinnigeres“ konterkarieren wollen. Das mag zwar unterschwellig mitschwingen. Aber ist das jetzt was schlimmes? Im Gegenteil! Man kann es als Motor ansehen. Dann soll er es versuchen. Aber abgesehen davon, glaube ich nicht, dass jemand, der entsprechend handelt und diese Verantwortung in unserer Gesellschaft aus einer ehrlichen Motivation übernimmt, darum ging, dass er für sich was konterkarieren möchte.
Ich glaube es liegt auch daran, dass wir einfach keine Vorstellungen davon haben, wie sowas gehen soll oder uns sind zu wenige Praxisfälle bekannt, in der ein Kommunikationsdesigner diesen Weg ging. Und wenn, dann sehen wir ihn nicht mehr als Designer sondern als was anderes. Weil das nicht in unser Modell passt. Weil wir ihn nicht einordnen können. Nicht in unsere Vorstellungen fügt. Also ist er auch kein Designer mehr sondern Künstler, Initiator, Erfinder oder im besten falle etwas undefinierbares (dann ist es was neues). Siehe Absatz 2.
Alexander Leu
Nachtrag: In den Hochschulen merkt man aktuell eine Tendenz, dass sich etwas verändert. Damit meine ich nicht, die neuen Medien. Denn dieser Hype der Veränderung war schon vor paar Jahren und wird langsam selbstverständlich. Sondern dass vermehrt Projekte und Diplomarbeiten entstehen, deren Motivation über das klassische Grafikdesign, Printdesign und Installationen hinausgehen. Man darf gespannt sein, wie man unseren Beruf in 20 Jahren definiert und wie man an Hochschulen ausbildet…
Darum sage ich: Macht es einfach! Und lasst euch von niemanden irgendwas einreden. Vor allem nicht, wie unser Beruf auszusehen hat.
Immer noch die gleiche Vroni
@ Alexander Leu
„Es kann doch nicht sein, dass wir Menschen vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hat, nur weil das nicht ins Berufsbild passt. Merkt ihr noch was?!“
Nein, das kann tatsächlich nicht sein.
Das Vorschreiben, was zu tun oder was zu lassen wäre, geht jedoch bereits los, wenn energisch postuliert wird, DIE DESIGNER („müssen aus ihrem Gefängnis ausbrechen“, „sollten ganz oben ins Regal greifen“, etc.).
Der pauschale Plural.
Merken Sie noch was?
Nichts ist dagegen zu sagen, wenn sich Gruppen, Wortführer berufen fühlen, ihren Beruf breiter zu verstehen. Willkommen.
Doch was DEN DESIGNER gleich zum besseren umfassenderen Menschen machen soll, nur weil er diesen Beruf in irgendeiner Form ausübt, das ist nicht verstehbar.
Ähnliche Diskussion: FRAUEN, Qualifikation „Frau“. Diese sind auch nicht per se die besseren Menschen, die ein Land, ein Unternehmen besser führen könnten, nur weil sie Frauen sind („emotional intelligenter“, „umsichtiger“, etc.) und deswegen endlich höher ins Regal langen sollten.
Bevor große Töne gespuckt werden, es mal mit einfachen, unspektuläreren Schritten versuchen. Ich sah oft, wie vor dem Auftraggeber vorschnell und narzisstisch beleidigt eingeknickt wurde, statt ihn ins Boot zu holen oder um die Idee zu kämpfen. (Mein Ex-Chef war ein guter Kämpfer alter Schule. Nach ihm wurde von der GL nur nach taktiert und getrickst, aber nicht mehr mit offenem Visier gekämpft…). Damit gute Ideen nicht zum Teufel gehen. Grafiker grade habe ich da sehr oft als harmoniesüchtige Weicheier empfunden, die an der „Front“ zu schnell aufgeben.
Seb
@Stephan 26.
Kann ich nur so unterschreiben! das trifft es genau
Matthias
Man hat bei Sterneköchen gelernt, jahrelang die schönsten Kochbücher gesammelt, sich originelle Rezepte ausgedacht, gut eingekauft und das Mise-en-place vorbereitet. Dann kommt die erste Bestellung: Bulette mit Pommes und ne Cola light. Vielleicht liegt es an dieser Diskrepanz, dass sich manche Kreative in Restwirtschaft, Politik und Gesellschaft mit so wenig Selbstvertrauen bewegen. Oder in den Zynismus verfallen, zwar alles längst durchschaut zu haben, aber doch nichts ändern zu können (oder zu wollen). Kann ich bestens nachvollziehen, aber gesund ist das auf Dauer nicht. Florians Anstoß ist ja nun aber nicht, Milchtüten zu gestalten, die die Welt retten (hat sich nicht Sagmeister mal für so etwas feiern lassen?), sondern vielmehr die eigenen grundlegenden Fähigkeiten selbstverständlich und selbstbewusst auch in anderen Bereichen anzuwenden. So, wie das andere Berufsgruppen (BWLer, Juristen, Lehrer) schon immer getan haben. Also: Steht zu dem, was ihr könnt. Wenn ihr wollt.
Flint
@ Frank
… thumbs up. so sieht’s mal aus. :)
Janni
Jedenfalls braucht sich niemand zu beschweren, dass unsere Kunden oft nicht bereit sind, unsere Arbeit angemessen zu entlohnen, wenn wir ständig selbst davon reden, dass wir doch eigentlich viel lieber was „wirklich Wichtiges“ machen würden.
Amus
Wie wahr, wie wahr.
Leider fühlen sich viele Designer von Gefängnissen umgeben, die gar nicht existieren. Solange Hochschulprofessoren unwidersprochen, von 72dpi schreiben dürfen, solange frage ich mich, was an Hochschulen eigentlich unterrichtet wird.
Bitte aufwachen!
Florian Pfeffer
Ich finde die Diskussion, die sich hier entsponnen hat, ziemlich interessant. Dennoch gibt es hier möglicherweise ein paar Missverständnisse, was meinen Text betrifft:
Ich habe nie behauptet, dass Designer die besseren Menschen oder gar omnipotente Heilsbringer wären. Wer meinen Text genau liest, kann feststellen, dass ich genau das Gegenteil sage.
Ich habe auch nicht gesagt, dass Design die Welt retten wird. Dieses Bild entspringt dem Genre des Superman-Heftes/Hollywood-Films und ist daher zwar unterhaltend – aber in der Realität nicht besonders hilfreich. „Entwurf“ als eine Art und Weise Lösungen zu finden, hat aber großes Potential bei der Umsetzung des Projektes, die Welt smarter, einfacher, gerechter, transparenter und „zugänglicher“ zu machen. An diesem (niemals endenden) Projekt arbeiten viele Berufe – warum nicht auch Designer? Und wenn Designer … warum nur mit traditionellen Medien und Werkzeugen und nicht auch (!) mit ganz neuen Methoden? Ja, vielleicht sogar als Unternehmer mit einem ganz neuen Geschäftsmodell? Oder in einem Landtag? Oder als CEO eines Groß-Konzerns? Oder als Initiator einer NGO?
Ich habe schliesslich nie dafür plädiert, keine Gestaltung im klassischen Sinne (A4, HKS, 72dpi – ich weiss, ich darf nicht mehr „72 dpi“ sagen … sorry) mehr zu machen – das wäre ja lächerlich. Ich habe gesagt, dass wir uns von dem klassischen Designbegriff nicht einsperren lassen sollten (= keine neue Wege gehen, weil das dann ja kein Design mehr wäre). Und ich habe ausserdem gesagt, dass wir unsere Talente, die wir (hoffentlich) haben, auch auf andere Dinge anwenden können – nicht wertvollere/bessere Dinge, sondern andere/mehr/weitere Dinge.
Zuletzt: Ganz oben ins Regal zu greifen, ist nicht arrogant oder vermessen. Es ist notwendig … weil, unten im Regal liegt schon jovoto.
Immer noch die gleiche Vroni
Schade, dass vorbeigeredet wurde.
Es geht in Zukunft breiter ums Lösungen Finden.
Nicht ums Bildchen- und Buchstaben Malen.
Ersteres mach ich schon lange so.
(Aber ich weiß ja nicht, wie andere arbeiten.)
Amus
Ehrlich gesagt, erlebe ich in der Praxis, warum das so ist.
Die meisten Designer jammern zwar über ihr Dasein, wollen aber in Wirklichkeit nur klassische Gestaltungsaufgaben übernehmen. Wenn es erforderlich wird, mehr zu verstehen, wenn man hinter die Kulissen des Geschäfts eines Kunden schauen muss, dann erlebe ich eigentlich ganz selten, dass Designer aufblühen. In vielen akademischen Berufen ist es selbstverständlich, dass man sich auch mit anderen Wissengebieten auseinandersetzen muss. Maschinenbauingenieure mit Betriebswirtschaft, Informatiker mit Medizin, Physiker mit Jura usw. usf.
Ich habe noch nie erlebt, dass ein Designer auf die Idee käme, ein MBA-Studium zu machen oder sich parallel zu seinem Designstudium mit BWL auseinanderzusetzen.
Schlimmer noch, viele Designer weigern sich sogar, technische Zusammenhänge im eigenen Beruf zu verstehen. Da höre ich immer nur „Ich bin doch kein Programmierer“, „kein Reinzeichner“, „kein Drucker“ etc.
Und deshalb ist der Ruf von Designern auch so schlecht. Man braucht sie nur für bestimmte Aufgaben, aber der viel beschworene Blick über den Tellerrand ist in Wirklichkeit gar nicht da.
Immer noch die gleiche Vroni
Amus,
interessant.
Ich kenne auch die Gegenseite:
Auftraggeber, die bass erstaunt sind und es auch nicht wollen, wenn ein Designer sich mit Technik, BWL und Marketing auseinandersetzt.
Das Schubladendenken exisitiert auf beiden Seiten.
R::bert
@ Amus
Was Du ansprichst ist eher eine Frage der Diskrepanz zwischen Spezialisierung oder alles können wollen oder sollen, aber (meistens) nichts richtig.
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Wem aber das »Aufhellen« unserer Gesellschaft wirklich am Herzen liegt, der findet einen Weg, gerade als Kreativer. Dann handelt es sich ja um eine Haltung des Wollens anstatt des Müssens. Also eine reine Motivationsgeschichte.
Ralf
schluss mit der diskussion. zurück an die arbeit.
Inga J. Weihe
Innerlich beruhigt bin ich, dass es einen Diskurs innerhalb des Designs gibt. Ein Designer der Zukunft muss Prozesse mitgestalten und sich in den Innovationsprozess einbringen, denn wer noch glaubt, die Zukunft liegt im Dekorieren, wird nicht an der Zukunft partizipieren. Designer sollten querdenken können, und sind somit die, die Änderungen herbeiführen und begleiten. Auch dieses Querdenken-Können muss eine Ausbildung fördern, und darf dabei auch auf Kunst zurückgreifen, um die Gehirnhälften mal in Schwung zu bringen und Blicke links und rechts des Weges zuzulassen. Den Autisten vor der Maschine, die sich im Schlaf durch Programme bewegen können, und glauben, dass die Maschine unsere (Welt-)Probleme löst, sei gesagt, geht mal an die frische Luft und sorgt lieber dafür, dass sie frisch bleibt. Danke hier an Martin Jordan (Grüße!), der interessante Projekte zur Veränderung aufgezählt hat.
Wir sollten als Designer klar machen, dass wir mehr können; denn der Beruf ist doch nach außen sehr einseitig konnotiert. Nail Design stand irgendwie nicht in meinem Vorlesungsverzeichnis.
Alexandriner
Ein sehr schön designter Satz, wenn ich sie mir beide betrachte.
Alexandriner
Wow, der Korrekturzeitraum ist wieder da – sehr gut!