Album-Cover-Art ist nicht mehr heilig

Der jüngste Coup der briti­schen Band Radiohead hat Geschichte geschrieben und ging durch alle Medien. Daher nur ein Schnelldurchlauf: In 10 Jahren 6 Alben bei EMI veröf­fent­licht • Vertrag ausge­laufen, nicht verlän­gert • neues Album aufge­nommen, am 1. Oktober 2007 fertig • Meldung auf der eigenen Website: Album kommt in 10 Tagen, erst mal nur hier, per Download oder als De-Luxe-Box per Post; jetzt bestellen! • die Überraschung: Kunden legen Download-Preis selbst fest, einschließ­lich kostenlos.
Ich habe In Rainbows vorbe­stellt und 4 briti­sche Pfund bezahlt, womit ich im Durchschnitt lag, wenn man aktu­ellen Statistiken glauben darf. Die Musik kam per Download-Link pünkt­lich am 10. Oktober. Kleiner Wermutstropfen: Die 10 Songs wurden ohne jegli­ches Art-work gelie­fert. Zum Glück hatte ich mir während des Bezahlvorgangs auf der In-Rainbows-Seite ein paar Sceenshots gemacht. Der letzte, die Bezahlbestätigung, wurde mein indi­vi­du­elles Album-Cover … für diese Musikbusiness-Premiere (siehe Abbildung): mit Name, Adresse, Kaufpreis.

Auch andere Käufer zeigten sich enttäuscht über den wegra­tio­na­li­sierten Grafikzauber. Bei Hicksdesign griff man zur Selbsthilfe und löste eine Welle des Mitgestaltens aus. Bis heute wurden über 100 Vorschläge per Kommentar eingereicht.


12 Kommentare

  1. Thorsten Schmidt

    Jeder von uns mag Musik mit Cover, Artwork, booklet, …

    Hätte Radiohead ange­kün­digt einen neuen Weg in der Albumcover-Gestaltung zu gehen und eben deine Screenshots als Kunst/Grafik-Happening fest­ge­legt, so wäre dies bestimmt ganz anders durch die Medien gegangen. Grafik ist immer ein Spiegel der Zeit. Irgendwann musste sowas kommen durch die Digitalisierung der Musik.
    Ich finde das auch nicht gut. Aber wenn ich den Screenshot so anschaue, muss ich sagen: der spricht für sich und ist recht interessant.

  2. Andrzej

    Grafik ist ja Dienstleistung und war in diesem Fall einfach nicht mehr nötig, da es keine Oberfläche mehr gibt, auf der Kommunikation nötig wäre…

    die Web-Seite mal ausgenommen.

    Insofern stimmt die Überschrift nicht wirk­lich, denn ohne ein Cover brauchts auch keine Art…

  3. Heinrich

    aber die haben doch die box vari­ante, wer artwork haben möchte kann er das doch bestellen, oder versteh ich was falsch?

  4. Jürgen

    Sicher ist die Box mit viel Grafik gesegnet. Das ist aber noch lange kein Grund, den MP3-Dateien kein .jpg-Artwork mit auf den Weg zu geben.

  5. Heinrich

    ok, das hätten sie machen können aber sie haben es ausdrück­lich geschrieben.

    »IT DOES NOT INCLUDE THE EXTRA MATERIAL CONTAINED IN THE DISCBOX.«

  6. Gerald Trembler

    Meine Idee fuer das Cover: irgendwas mit den bunten licht­re­flexen auf der Oberflaeche einer CD. (-> Ironie!)

  7. Obtre

    Endlich verstehen sie, dass niemand Geld für Musik zahlt.

  8. Sebastian Nagel

    Laut laut​.de soll das Album ja im Jänner auch „ganz normal“ raus­kommen. Radiohead sind auf der Suche nach einem Verleger, und werden wohl auch einen finden.

    Ich habe mir das Album für 0 Pfund gekauft, und werde dann im Jänner die physi­sche Manifestation davon für prognos­ti­zierte 17-20 Euro nachkaufen.
    Warum? Weil ich bisher alle Alben von Radiohead als CD habe. Weil ich es so mag.

  9. Dominik Lenk

    Selbst mann einem Preis von 0 Pfund fest­legt, musste mann seine Kreditkartendetails einfügen. Daran ist es bei mir gescheitert…

    Ansonsten finde ich die Initiative von Hickdesign eigent­lich ganz gut. Und wenn ich es richtig verstehe, kommt die CoverArt noch… (Später)

    Genau wie Sebastian, bin auch jemand der lieber etwas physi­sches in der Hand hat. Digitale Musik ist irgendwie öde.

  10. Jens

    Habe mir das Album auch geladen und werde mir allein schon aus dem Grund heraus auch noch die Boxversion kaufen, um diese coole Vertriebsform zu unter­stützen. Schade nur, das sie da bei der Qualität mit nur 160kbps etwas gespart haben…

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