ADC 2010: die Gewinner, Jahrbuch

Acht goldene, 56 silberne und 123 bron­zene Nägel sind die Bilanz des dies­jäh­rigen ADC-Festivals (PDF, 81 S.) in Frankfurt am Main. Hinzu kommen 242 lobende Erwähnungen (»Auszeichung«), was eine Gesamtzahl von 429 Preise ergibt. Das ist ein Preis weniger als 2009, trotz der neuen Kategorien »Generic Craft«, mit der die hand­werk­liche Seite der Werbung betont werden sollte. »Im Vorfeld war vermutet worden, dass sich die Nägel aus diesem Grunde häufen würden – dagegen stemmt sich jedoch die Jury, die von Jurypräsident Norbert Herold die Anweisung erhielt, streng zu bewerten.« resü­miert W&V. Einen Grand Prix gab es übri­gens in diesem Jahr nicht.

Für uns Grafik- und Typografie-Freunde sind die folgenden Gewinner erwäh­nens­wert. Der Ausstellungskatalog Alphabet Innsbruck von Andreas Uebele (erschienen beim Vertag Hermann Schmidt Mainz), der Anekdoten über Orte und Bauwerke typo­gra­fisch insze­niert, erhielt eine Auszeichnung in der Kategorie »Literatur-Kataloge«. Bei den ausge­zeich­neten Büchern gab es zwei Silberne Nägel, einen für das IKEA-Buch »BILLY – 30 Jahre alt, 30 Jahre jung« (erschienen bei Zweitausendeins) und für »Generative Gestaltung: Entwerfen – Programmieren – Visualisieren« (erschienen beim Verlag Hermann Schmidt Mainz). Die Macher des Buches – Julia Laub und Hartmut Bohnacker – werden am 1. Tag der TYPO Berlin (kommenden Donnerstag, 15:00) dieses span­nende Thema vorstellen. Im Bereich Corporate Design gingen Silberne Nägel an DDB Berlin (»Kranke Kasse«), Moodley Brand Identity (»Verdarium – Raum für Gärten«) und Factor Design (Staatsschauspiel Dresden); Bronze teilten sich Mutabor und MetaDesign (Audi).

Wer sich nun fragt ›Was muss man leisten, um einen Goldenen Nagel zu gewinnen?‹, werfe einen Blick auf das neben stehende Foto. In der Kategorie »Design – Grafische Einzelarbeiten« ging ein Goldener Nagel an Jung von Matt. Um die Stärke des zu bewer­benden Raumsprays AmbiPur zu demons­trieren, visua­li­sierten die Hamburger die Wirkung des Raumsprays zusätz­lich mit einer Papierinstallation. Diese entfaltet sich, sobald man die (Toiletten-)Tür hinter sich schließt – ganz wie der Duft selbst. In Kooperation mit einer Künstlerin entwi­ckelten die Werber ein Layout und wählten Materialien aus. So entstand das Supersize-Pop-Up aus atem­be­rau­benden, hand­ge­machten Lampions und Papierblumen.

In der glei­chen Kategorie erhielt übri­gens die hier im Fontblog bereits vorge­stellte Animation »Black Ribbon« (Kreation: BBDO Düsseldorf) einen Bronzenene Nagel; eine Auszeichnung gab es für das Packaging der Klaus Voormann Collector’s Box »A Sideman’s Journey« (Kreation: Eat, Sleep + Design); der 5. Beatle Klaus Voormann war Keynote-Sprecher der TYPO 2007 Music.

Im Bereich Editorial Design ist hervor­zu­heben: Auszeichnung für die Titelseite des Slanted-Magazins »Geometrics. Porn.«, entworfen von Magma. In der Kategorie Magazin Jahrgang erntete Slanted für die Hefte #7, #8 und #9 sogar einen Bronzenen Nagel – ohne weitere Konkurrenz. Auch der Slanted-Blog wurde ausge­zeichnet, war aller­dings chan­cenlos gegen Kai Diekmanns 100-Tage-Experiment (font­blog berich­tete: Seit heute bloggt BILD-Chef Kai Diekmann zurück): Bronze-Nagel.

Vier  Nägel, mehr als jede andere Tageszeitung, holte sich die Berliner Morgenpost, plus zwei Auszeichnungen. Zwei Nägel in Silber und Bronze gab es in der Kategorie »Editorial – Titel Zeitung« für BIZ-Ausgaben zum Mauerfalljubiläum (siehe Abbildung) und zum Tod von Michael Jackson. Beide Ausgaben wurden auch in der Kategorie »Editorial – Einzelausgabe Zeitung« mit Nägeln prämiert. Außerdem erhielten die Morgenpost-Titelseite »Revolution für die Freiheit« vom 9. November 2009 sowie die Grafik zu 20 Jahren Mauerfall Auszeichnungen.

Schließlich alle Preisträger der Kategorie »Typografie«: Agentur Zwölf (Silber für William Fitzsimmons »The Sparrow And The Crow Tour«), Jung von Matt (Bronze für die MTV-Kampagne »OMG!«), Strichpunkt (Auszeichnung für Ruhrtriennale Serie »Stückplakate«), Serviceplan (Auszeichnung für Lead Academy »ProContra«) und Herburg Weiland (Auszeichnung für David Foster Wallace »Unendlicher Spaß«).

Nach dem Wettbewerb ist… vor dem ADC Jahrbuch! Im August erscheint die Kreativbibel 2010 mit allen Gewinnern und ausge­zeich­neten Arbeiten des dies­jäh­rigen ADC Wettbewerbs – bei Avedition. Gestaltet wird das ADC Jahrbuch in diesem Jahr von Magma Design, Karlsruhe.


6 Kommentare

  1. Johannes Brückner

    Kai Diekmann gewinnt den „Bonze-Nagel“.
    ; )

  2. Sebaldus

    „Vor Ihnen liegt das letzte ADC Buch. Zumindest das letzte dieser Art. (…) “
    Zitat aus dem ADC Jahrbuch 2009 mit der Ankündigung der Auflösung des Vertrages mit Hermann Schmidt Mainz.

    Nur sieht das da oben genau so aus wie alle Bücher zuvor (die hervor­ra­gend gestaltet waren), was soll da jetzt also der große Sprung gewesen sein?

  3. Jürgen Siebert

    @Johannes: Ich wusste, dass an dem Wort irgendwas nicht stimmte … habe es aber aufgrund einer Freudschen Hemmung nicht erkannt :) Ist inzwi­schen korrigiert.

    @Sebaldus: »…das letzte dieser Art …« scheint die Schmidtsche Umschreibung für »… das letzte aus unsrem Hause …« zu sein :)

  4. Pascal

    ich persön­lich fand den adc dieses jahr recht schwach vom niveau, die große begeis­ternde kampagne hat gefehlt. in typo­grafie gab es nur ganz wenige einrei­chungen, auch die jahres­be­richte waren dünn gesäht, sowie das edito­rial design längst nich komplett vertreten war. da haben viele schöne sachen des letzten jahres gefehlt aber auch so merkt man schon, dass die leute entweder weniger zeit haben für ideen, oder aber einfach kaum große etats mehr im markt sind.

  5. Daniela

    Erstaunlich und immerhin, auch die kleinen Berliner Designschmieden werden mit silbernen Nägeln und goldenen Cubes belohnt. # Zwölf

  6. HD Schellnack.

    Ich hoffe, dass durch die neue Leitung beim ADC – Jochen Rädeker von Strichpunkt – der Focus weg von der klas­si­schen Werbung mehr zum Design kommt. Wir haben dieses Jahr über­legt, einzu­rei­chen – aber wie immer die Deadlines vor Arbeit verpasst -, weil wir Jochens Berufung zum ADC-Vorstandssprecher nach den Querelen der letzten Jahren toll fanden. Nach Jahren beim ADC NY hab ich 2010 erst­mals mit dem Gedanken gespielt, dem deut­schen ADC beizu­treten, der mir bisher immer als eher «Jvm/Scholz/Springer (RIP)»-Terrain vorkam. Aber so wie Scholz und Co sich in Richtung Red Dot und Konsorten bewegen, müssen wir Designer viel­leicht jetzt die Werbe-Shows aufrollen :-D

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