6 Jahre Fontblog: Rückblick 2006 … [und Ende]

Gerade lese ich beim Schockwellenreiter: »Haloscan schließt. Am 11. Februar 2010 schließt Haloscan seine Pforten. Damit werden alle Kommentare im Schockwellenreiter vom Februar 2005 bis April 2009 verschwunden sein.« Auch das Fontblog nutzte den kosten­losen JavaScript-Kommentarservice Haloscan, aller­dings nur bis 2006. Ich muss mich also beeilen, mit meinem Rückblick, wenn wir noch ein paar Kommentare von damals lesen wollen.

Wer das Jahr 2006 syste­ma­tisch durch­forsten möchte, gehe auf diese Verteilerseite und klicke in der Navigation links auf den jewei­ligen Monat, zum Beispiel Januar 2006, und lese dann von unten nach oben.

2006:

4. Januar 2006: Intel tritt mit einer neuen Hausschrift auf, einer modi­fi­zierten Neo Sans (interner Name: »Neo Sans Intel«). Das Vorbild wurde 2004 von Sebastian Lester entworfen. Der Mix aus Dax und DIN macht Schule, viele Marken und Unternehmen folgen in den darauf folgenden Monaten.

6. Januar 2006. FontShop hat seine Räume nach Schriften benannt. Der Konferenzraum heißt »Scala«, der Massageraum »Balance«, das Rauchkabuff »Nebulae« und die Denkzelle »Beowolf«. Letztere diente im Januar 2006 Ausstellungsraum für den Jahresrückblick der FontShop-Marketingabteilung. Nie zuvor war sie produktiver.

Der aufmerk­same Fontblog-Leser microboy erkennt auf einem Foto eine Drucksache, die er noch nie zuvor gesehen hatte (hier sein Kommentar) … kein Wunder, das fonts Extra »Script« war noch druck­frisch. Es wurde damals auch als erste FontShop-Drucksache zum Download ange­boten. Die Links im Beitrag funk­tio­nieren nicht mehr, aber das Magazin liegt heute natür­lich auf Issuu:

fonts Extra »Script«: Am 13. Januar erschien erst­mals eine FontShop-Drucksache auf Papier und digital

12. Februar 2006. FontShop bringt einen Free-Fonts auf den Markt, der für Wirbel sorgt. Er heißt Trivia und sieht der Schrift der Fußballweltmeisterschaft 2006 verdammt ähnlich. Heute darf ich beichten: Diese Ähnlichkeit war durchaus beab­sich­tigt. Mit der kosten­losen Schrift Trivia (Design: Henning Krause) wollte FontShops seine Corporate-Font-Kompetenz demons­trieren – also eine Exklusivschrift nach einem fiktiven Briefing zu erstellen –, und den Fußballfreunde im Land eine WM-Schrift für private Zwecke schenken. Nicht zuletzt war Trivia eine Antwort auf den Lizenzwahn der Fifa, die den Medien vorschreiben wollte, Fussball statt Fußball zu schreiben und die Verwendung des offi­zi­ellen WM-Logos sogar für redak­tio­nelle Zwecke untersagte.

6. März 2006. Mitte Januar 2006 baten wir die Fontblog-Leser um Namensvorschläge für unsere beiden TYPO-Kätzchen, die gerade auf www​.typo​berlin​.de einge­zogen waren. Es kamen wunder­bare Vorschläge, wie zum Beispiel Erik & Rike (Oliver Adam), Holly & Golightly (HD), Adrian & Gerrit (Gerrit), Tyra & Tycho (Chris) oder Jekyl & Hyde (Luke). Am besten gefiel uns dann der Vorschlag von robert­mi­chael: Copy & Paste.

24. April 2006. Von März bis Ende April entlarve ich 127 Fußball-WM-Trittbrettfahrere, also Unternehmen und Marken, die inof­fi­ziell mit der Weltmeisterschaft werben. Dann gebe ich auf. Es sind noch 50 Tage bis zur Fußball WM, und täglich schießen neue Fußball-Produkte wie Pilze aus dem Boden. Ich hätte die Leser-Empfehlung zu Beginn meiner Serie Ernst nehmen sollen: »… schreib’ lieber über die Firmen, die jeden Bezug zur WM vermeiden.«

5. Mai 2006. Erstmals gibt es für eine TYPO-Konferenz eigens kompo­nierte und produ­zierte Musik. Sie wird für Jingles, Zwischentitel, die spätere DVD, den Abschlussfilm, als Pausenmusik, einen Video-Podcast und zum tägli­chen Mitsingen (TYPO-Hymne) einge­setzt. Die 4 Demos à 40 Sekunden hören sich auch heute noch gut an:

Feel it (Demo)
Madeleine (Demo)
C’est magni­fique (Demo)
Splimmonade (Demo)

25. Juni 2006. Die beste 100-Beste-Plakate-Ausstellung aller Zeiten ist auf dem Gelände des Berliner Spreebogens aufge­baut. Damals schrieb ich: »Ich habe selten eine Ausstellung erlebt, wo Form und Inhalt so harmo­nisch einher­gingen. Jahrelang durfte man die 100 besten Plakate in einem umge­bauten Bibliotheks-Foyer am Schlossplatz bewun­dern: muffig und düster. Erst in diesem Jahr zogen sie in den öffent­li­chen Raum. Und dann auch noch in den span­nendsten, den Berlin gerade zu bieten hat. Einen Steinwurf vom neuen Hauptbahnhof entfernt liegt der Spreebogenpark, in dessen Rasenflächen sich zwei rostige Stahlwände hinein­schneiden wie gigan­ti­sche Gemüsemesser.«

30. Juni 2006. Ganz Deutschland ist im Fußballfieber … das Sommermärchen läuft auf Hochtouren. Auf die FontShop-Marketing-Leiterin Kathrin Kluge ist infi­ziert. Sie hatte sich 8 Wochen vor der WM mit ihrem Freund Thomas um Karten für das Viertelfinale beworben. Nun war der Tag gekommen: Deutschland – Argentinien.

Drei Stunden vor dem Anpfiff präpa­riert sich Kathrin für das viel­ver­spre­chende Spiel, mit Farbe, Shirt, Tröte und Fähnchen. 30 Kolleginnen und Kollegen müssen leider zu Hause bleiben und fernsehgucken ….

9. Juli 2006. Fontblog wird zum ersten Mal poli­tisch. Die Berliner Gestalterin, TYPO-Sprecherin und FontShop-Beirat-Mitglied Juli Gudehus stol­pert über die Spielregeln des Designpreis der Bundesrepublik Deutschland 2007. Mit einem offenen Brief an Wirtschaftsminister Michael Glos (auch veröf­fent­licht in PAGE 8/2006) versucht sie dem Preis für den Preis auf die Spuren zu kommen. Es hagelt 50 Kommentare, HD Schellnack und Juli streiten sich vehe­ment. Noch sind die Kommentare hier zu lesen, nächste Woche schaltet Haloscan sie ab … das Internet vergisst doch!

[und Ende] Dieser Beitrag war einer der letzten, den ich mit meiner alten Blog-Software RapidWeaver geschrieben hatte – das ist die mit der Haloscan-Kommentar-Funktion. Sie hatte den Vorteil, dass ich mir in der Navigation alte Beiträge nach Monaten sortiert anzeigen lassen konnte. WordPress, das ich seit Juli 2006 einsetze, kann das irgendwie nicht … jeden­falls nicht ohne Plug-ins oder Umprogrammierung des Themes. Leider habe ich dafür nun gar keine Zeit, so dass ich bedau­er­li­cher­weise einge­stehen muss: Mein Rückblick endet hier. Freut euch auf den Februar 2011, da wird Fontblog 7 Jahre alt und dann setze ich meine Rückschau fort.


5 Kommentare

  1. Christian

    Vielen Dank für einige Anekdoten aus dem Archiv und viel Erfolg mit dem Backup-Gefussel. Wird schon.

  2. Johannes Reimann

    Vielleicht kann ich weiter­helfen: Die Monatsarchive sind auch im Frontend, d.h. in der Adresszeile des Browsers direkt abrufbar, und zwar einfach nach dem Schema https://​www​.font​blog​.de/​J​a​h​r​e​s​z​a​h​l​/​M​o​n​a​t​s​z​ahl. (Naja, wenn es ein guter Monat war, ist das Durchblättern trotzdem etwas mühsam).

    P.S.: Ich wundere mich dennoch, denn den Monatsfilter gabs doch schon mindes­tens ab WordPress 2.7, wie ich meine (oder hab ich den Sachverhalt falsch verstanden?) Wäre schade, wenn die Rückblicke wirk­lich an der Technik scheiterten.

  3. Jürgen Siebert

    Danke, Johannes … das ist ja mal eine Hilfe. Das macht mir die Recherche einfach. Am kommenden Freitag werde ich wieder rückblicken … :)

  4. Indra

    ((Jürgen, ich glaube, Du musst »shoes« und »boots« mal als keywords auf die Kommentar-black­list setzen))

  5. BAR M Grafikdesign

    Wie schnell die Zeit vergeht! So schnell kann man sich Schriften über­sehen – oder täuschen wir uns und die NeoSans erschien schon damals so charakterlos?

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