Fontblog Artikel im Januar 2009

Der Farbphilosoph Friedrich-Ernst von Garnier

Es gibt einen deut­schen Industriedesigner, dessen Werk mich seit rund 30 Jahren verfolgt. Wikipedia bezeichnet ihn als »Künstler und Farbphilosophen«.

Als ich Mitte der 1970er Jahre in Frankfurt am Main mein Studium begann, begeg­nete ich erst­mals seiner Arbeit. Zum Beispiel an der A66 bei Sulzbach, in der Nähe des Main-Taunus-Zentrums, ein Plattenbau entlang der Autobahn, der mit Regenbogenfarben aufge­hübscht ist. Die abge­stufte Farbigkeit hat  Friedrich-Ernst von Garnier entwi­ckelt. In der benach­barten Farbwerke Hoechst AG gestal­tete er mehr als 70 Gebäude und Anlagen auf diese Art, alle im für die 70er Jahre typi­schen abge­stuften Streifenlook … wer erin­nert sich nicht an das Maskottchen der Olympischen Spiele in München 1972, den Dackel Waldi.

Später bei der PAGE in Hamburg, so um 1988, hatte ich von Garnier mal persön­lich am Telefon. Es ging um eine Titelgeschichte über Farbsysteme. Wir wurden uns nicht einig über den Tenor der Story und verloren uns wieder aus den Augen. Ich erin­nere mich aber noch gut an den Hinweis Garniers am Ende des Telefonats, dass er Deutscher sei und sich sein Name deshalb nicht fran­zö­sisch ausspreche (Garnijeh), sondern schlicht ›Garnier‹ wie ›Scharnier‹.

Der regel­mä­ßigen Erinnerung dienten die von ihm einge­färbten Betonbauten, denen ich bei meinen Autofahrten durch die Republik immer wieder mal begeg­nete. Er nennt seine Methode »Organische Farbigkeit« und behauptet, dass seine »Lehre von der Notwendigkeit mehr­tö­niger Farbigkeiten« den Menschen Wohlbefinden und Gesundheit bringe. Mehr dazu auf der Webseite des Studio von Garnier.

Heute nun macht Swissmiss über Twitter auf eine histo­ri­sche TV-Anekdote aufmerksam, die sie als »one of the funniest things I have seen so far in 09« bezeichnet. Und sie hat recht. Es handelt sich um den Ausschnitt aus einer ZDF-Sportstudio-Sendung, vermut­lich um 1973. Moderator war Hans Joachim Friedrichs. Als Gäste begrüßt er Günter Netzer und eben Friedrich-Ernst von Garnier, der die Trikots einiger Bundesligamannschaften farb­or­ga­nisch über­ar­beitet hat. Sie werden vorge­führt … ach, seht es Euch einfach mal an.

Bemerkenswert der Schlusssatz von Günter Netzer: »Ich bin im Grunde genommen auch der Meinung, dass mehr Farbe in die Stadien rein soll. Das ist ein Service auch an die Zuschauer.« Von Garnier nickt zustimmend.


15. Leipziger Typotage »Typografie und Verpackung«

Zum 15. Mal lädt die Gesellschaft zur Förderung der Druckkunst e. V. zu den Leipziger Typotagen. Am 16. Mai 2009 dreht sich im Museum für Druckkunst alles ums Thema »Typografie und Verpackung – Was macht die Schrift auf der Schachtel?«

Produktmanager bekannter Unternehmen, renom­mierte Designer, Markenexperten und Wissenschaftler beant­worten Fragen wie ›Welche Bedeutung hat die Typografie auf Verpackungen?‹, ›Trägt gute Gestaltung zum Erfolg bei?‹ oder ›Kann umge­kehrt eine schlechte Typografie den Misserfolg eines Produktes am Markt verschulden?«

Referenten: Armin Angerer (Peter Schmidt Group, Hamburg), Klemens Ehrlitzer (Verband der Hersteller selbst­kle­bender Etiketten, Höchberg), Prof. Dr. Ulrike Herzau-Gerhardt (HTWK Leipzig), Olav Jünke (Ondesign, Hamburg), Rainer Schneider (Markenteam, Dresden) und  Julius Wiedemann (Taschen Vewlag, Köln).

Den Auftakt zu den Leipziger Typotagen 2009 macht schon am 15. Mai 2009, um 18 Uhr, das Museum für Druckkunst Leipzig mit einer Ausstellungseröffnung zu Karikaturen von Honoré Daumier.


Abwesenheitsnotiz

Der Fontblogger verschwindet für 2 Tage geschäft­lich nach Venedig. Nachrichten im Telegramm-Stil auf Twitter: http://​twitter​.com/​F​o​n​t​b​log (oder oben rechts in die Navigation klicken). (Foto: Wikipedia)


Fünf neue Bücher bei FontShop …

… die ich eben bei uns im Lager entdeckt habe und guten Gewissens empfehlen kann.

Logo Design Now, Taschen, 29,99 €
Über 2000 Logos aus 30 Ländern, Fallstudien zu Weltmarken und Portraits wegwei­sender Designbüros.

Farbkalender 2009, Niggli, 22,00 €
Jeden Tag eine neue Farbe, jeden Tag eine Emotion.

Store Front – The Disappearing Face of New York, Gingko, 59,90 €
Einzigartig foto­gra­fierte Ladenfronten einer ausster­benden Geschäftswelt.

Eine Geschichte der Werbung, Taschen, 29,99 €
Ein chro­no­lo­gi­scher Blick auf Meilensteine der Werbegeschichte.

1000 Garment Graphics, Gingko, 35,00 €
Aus der Reihe »1000 Elements/Ideas«, eine Sammlung grafi­scher Entwürfe aus der Welt der Mode.


Ehren-Designpreis 2009 für Richard Sapper

Wie schon im letzten Jahr kann ich der Einladung zur Verleihung des Deutschen Designpreises etwas entnehmen, worüber sich die Webseite des Deutschen Designpreises noch ausschweigt: den Ehrenpreisträger. Richard Sapper ist es 2009. Er wird am 13. Februar in Frankfurt am Main als »Gestalter-Persönlichkeit« geehrt. Die Laudatio hält Prof. Dr. Florian Hufnagel, Direktor Die Neue Sammlung, München.

Der in Italien lebende Deutsche Richard Sapper (* 1932 in München) ist einer der bedeu­tendsten Produktdesigner der Gegenwart. Seine wahr­schein­lich bekann­teste Schöpfung ist die Niedervolt-Halogenleuchte »Tizio«, die er 1972 für das italie­ni­sche Lichtdesign-Unternehmen Artemide entwarf, und die noch heute produ­ziert wird. Sie gilt – wie viele seiner Entwürfe – als Designikone.

Der Rat für Formgebung vergibt den Designpreis im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie jähr­lich an Unternehmen und Designer, »deren Leistungen sich durch ein hohes Maß an Gestaltungsqualität, Gebrauchswert, ökolo­gi­scher Qualität und Innovation auszeichnen.«


Etwas persönliches: Hilfe für Helene

Meine liebe PAGE-Kollegin Antje bittet mich, einen persön­li­chen Hilferuf über Fontblog zu verbreiten, der auch mir nahe geht und nicht mit einer Bettelkettenmail zu verwech­seln ist. Sie schreibt: »Die Nichte meiner Freundin aus Winterhude ist zehn Wochen alt und hat Leukämie. Wenn man selbst Kinder hat nimmt einen so etwas ja echt mit. Wir haben schon einiges an Aktionen auf die Beine gestellt, zum Beispiel die Website www​.hilfe​-fuer​-helene​.de und drei Knochenmarkspendeaktionen im Februar. Ich werde bei den Terminen in Hamburg und Berlin dabei sein. Wir brau­chen einfach noch unheim­lich viele Leute, um viel­leicht doch noch einen Knochenmarkspender zu finden? Und weil nun mal unglaub­lich viele enga­gierte Menschen das Fontblog lesen, verspre­chen ich mir noch mal ganz viel Resonanz.«

Das mache ich sehr gerne, Antje. Also: Lasst Euer Blut testen. Wie und wo steht auf www​.hilfe​-fuer​-helene​.de. Ich gehe hin: am Samstag, 21. Februar, zwischen 10 und 18 Uhr ins Arndt Gymnasium Berlin-Dahlem. Wer selbst nicht kann, möge eine gute Freundin oder einen guten Freund anspre­chen. Macht das bitte persön­lich, keine Massenmail (= Ablassbrief), das ist wirkungs­voller. Auch Spenden helfen.


TU-Darmstadt-Fonts kostenlos downloaden

Damit dieser Nachtrag zur (erfolg­rei­chen) Eröffnung des Eingangsgebäudes der TU Darmstadt (genannt »Karo 5«) nicht unter­geht, widme ich ihm einen eigenen Beitrag. Zwei der auf dem zentralen Display einge­setzten FontSruct-Schriften – entworfen von Daniel Schöps bei Fuenfwerken – liegen zum kosten­losen Download bereit:

TU DotMatrix Condensed: font​s​truct​.font​shop​.com/​f​o​n​t​s​t​r​u​c​t​i​o​n​s​/​s​h​o​w​/​1​3​5​920
TU DotMatrix Bold Condensed: font​s​truct​.font​shop​.com/​f​o​n​t​s​t​r​u​c​t​i​o​n​s​/​s​h​o​w​/​1​3​6​295


Handfestes, krisensicheres Font-Bureau-Angebot

Nur bei FontShop, ein wahres Retro-Angebot, seit gestern und bis zum 28. Februar 2008: Font-Bureau-Einzelschnitte ab 20 € (statt 36 €), gelie­fert auf CD.

<ironie>Aufgrund der scharfen Regulierung der US-Font-Industrie (FoFIN) sowie der staat­li­chen Unterstützung durch die Bundesregierung ist FontShop erst­mals in der Lage, die Schriften einer US-Foundry güns­tiger anbieten zu können als der Hersteller selbst. </ironie>. <nicht veroef­fent­li­chen> Weil erst die neue FontShop-Webseite <top secret> ab M<gelöscht></gelöscht>z</top secret> in der Lage sein wird, Mengenrabatte eines Herstellers im Download zu berechnen, haben wir uns für die zu-Fuß-Methode, also CD-Lieferung entschieden. </nicht veroeffentlichen>.

<tapfer sein>Und so geht’s: jede Menge Font-Bureau-Einzelschnitte in den Warenkorb legen, den Warenkorb drucken oder als PDF sichern, an FontShop faxen oder mailen. CD kommt am nächsten Tag.</tapfer sein>

<jetzt wieder ernst>
Die Preisstaffel
für diese Font-Bureau-Aktion
1 Einzelschnitt = 36 €
2 – 10 Einzelschnitte = 30 €/Schnitt
11 – 25 Einzelschnitte = 25 €/Schnitt
> 25 Einzelschnitte = 20 €/Schnitt

Zu den Font-Bureau-Schriften im FontShop …
</jetzt wieder ernst>